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5 populäre Irrtümer rund um ETFs

Immer mehr Deutsche legen Ihr Geld in Indexfonds an. Doch trotz des Booms kursieren immer noch viele Gerüchte und Unwahrheiten. IMTEST klärt auf.

Goldene Symbolfiguren auf Finanzzeitung
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Sparbuch, Tagesgeld, festverzinsliche Wertpapiere: Alle diese Anlageformen entwerten aufrgrund ihrer niedrigen Verzinsung Ihr Geld. Durch die Inflation wird es von Jahr zu Jahr weniger, anstatt sich wie gewünscht zu vermehren. Selbst die Verbraucherzentrale rät inzwischen von Sparbuch & Co. ab. Aus diesem Grund empfehlen Finanzexperten zumindest einen Teil des Ersparten langfristig in Aktien anzulegen – idealer Weise in Form von Investmentfonds oder börsennotierten Indexfonds (Exchange Traded Funds). Denn um das Verlustrisiko zu begrenzen, ist es sinnvoll, nicht alles auf eine Karte zu setzen. Fonds und ETFs sind dafür gut geeignet, denn sie beinhalten hunderte Aktien in nur einem Wertpapier. 

Indexfonds immer beliebter 

ETFs laufen aufgrund ihrer geringeren Kosten den klassischen Investmentfonds allerdings immer mehr den Rang ab, in den vergangenen fünf Jahren hat sich das verwaltete Vermögen der börsengehandelten Indexfonds mehr als verdoppelt. Allein in Europa verwalten ETF-Gesellschaften inzwischen rund 890 Milliarden US-Dollar – vor zehn Jahren war es gerade einmal ein Viertel. Und auch die Auswahl nimmt stetig zu, Anleger haben inzwischen die Wahl aus mehr als 6.500 verschiedenen Produkten. Doch trotz dieser rasanten Entwicklung kursieren immer noch viele Irrtümer rund um ETFs. Hier die fünf populärsten.

1. ETFs in Euro statt US Dollar sind sicherer

Für uns Europäer sind ETFs sicherer, die in Euro notieren. Klingt einleuchtend, schließlich entfällt dadurch das Risiko von Währungsturbulenzen, beispielsweise einer Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar. Falsch. Das Währungsrisiko hat nichts mit der Währung zu tun, in der ein ETF gehandelt wird. Schließlich wird Ihr Geld direkt nach dem Kauf sowieso in die Währung der Aktien umgemünzt, die im ETF enthalten sind. Bedeutet: Ob und welches Währungsrisiko besteht, hängt davon ab, in welche Regionen der Fonds investiert. Möchten Sie Währungsrisiken ausschließen, dürften Sie ausschließlich im Euroraum investieren, beispielsweise in einen ETF auf Basis des EuroStoxx 50. Das müssen Sie aber nicht. Erfahrungsgemäß spielen über längere Zeiträume Wechselkursänderungen keine signifikante Rolle.

2. ETFs mit niedrigen Kosten sind besser 

Auch wenn ETFs eine günstigere Kostenstruktur als aktiv gemanagte Fonds aufweisen: In Sachen Gebühren gibt es große Unterschiede, die Anbieter liefern sich im Kampf um Kunden regelrechte Rabattschlachten. Üblich sind zwischen 0,1 und 0,5 Prozent pro Jahr. Aber sind „billigere“ ETFs mit einer geringeren Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio) automatisch „besser“? Nicht unbedingt. Denn: In den laufenden Kosten sind diverse Posten nicht eingepreist, zum Beispiel die für das Kaufen und Verkaufen von Wertpapieren. Ein weiterer Grund: Vergleiche haben gezeigt, dass sich vergleichsweise teure ETFs zum Teil besser im Wert entwickelt haben als günstige. Schließlich stehen den Anbietern verschiedene Möglichkeit zu Verfügung, besser als die Konkurrenz zu wirtschaften – beispielsweise über Steuererstattungen oder die Art der Indexnachbildung.

3. ETFs sind immer eine gute Basisanlage

Das ist nicht richtig. Zwar beinhalten ETFs immer eine große Anzahl von verschiedenen Wertpapieren und streuen auf diese Weise das Risiko, aber: ETFs können auch extrem riskant sein. Und zwar dann, wenn sie sich auf eine bestimmte Region (z.B. Asien) oder eine bestimmte Branche (z.B. Internet) konzentrieren. Eine gute Basisanlage beinhaltet dagegen Titel aus verschiedenen Regionen und Branchen.

4. MSCI World-ETFs streuen besonders breit

Viele ETFs basieren auf dem MSCI World. Für Anleger sicher keine schlechte Wahl, so hat der Index in den letzten 40 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 6,7 Prozent erzielt. Der Name suggeriert allerdings, dass es sich um einen besonders breit gefassten Index handelt, der Aktien aus aller Welt enthält. Beim genaueren Hinsehen zeigt sich aber: Der Aktienindex bildet lediglich Titel aus 23 Industrieländern ab. Dabei sind US-Aktien mit einem Anteil von über 60 Prozent überproportional stark vertreten. Viel Gewicht haben auch Japan (ca. 8 Prozent), Großbritannien (ca. 6 Prozent) sowie Frankreich (4 Prozent). Wenn Sie aber wirklich alle Regionen der Welt in einem ETF haben wollen, sind andere Indizes besser geeignet. Wie der MSCI All Countries World Index (ACWI), der Aktien aus 23 Industrie- und 24 Schwellenländern abbildet.

5. ETFs zahlen niemals eine Dividende

Das ist nicht richtig. Dabei spielt es keine Rolle, welchen Index ein ETF abbildet. Dividenden gibt es immer, sofern die die im Index gelisteten Unternehmen Gewinne ausschütten. Einige ETFs haben sich sogar auf Dividendentitel spezialisiert. Aber nicht alle ETFs schütten die Dividenden in Form einer Sonderüberweisung an Sie aus. Viele „thesaurieren“, also reinvestieren sie die Dividende wieder ins Fondsvermögen. In diesem Fall profitieren Sie durch Kursgewinne.

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