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Grell TWS/1 im Test: Erstling mit Schönheitsfehlern

Die Grell TWS/1 machen als erstes Produkt der Marke schon vieles richtig. An manchen stellen fehlt es aber spürbar an Erfahrung.

Grell TWS/1
© IMTEST

Produktdetails
  • Preis: 199,99 Euro
  • Akkulaufzeit: 5,5 Stunden mit ANC
  • Mit aktiver Geräuschunterdrückung
  • Weitere Infos: www.grellaudio.com

So grell sind sie gar nicht, die Grell TWS/1. Der Kopfhörer-Erstling aus deutschem Hause gibt sich eher schlicht und edel, mit grau glänzendem Aluminium und dunklen Akzenten. Axel Grell, Vater der TWS/1, will mit seinen Ohrhörern und über 30 Jahren Entwicklungs-Erfahrung den Markt der True-Wireless In-Ears aufmischen. Das gelingt nur bedingt: Die Grell TWS/1 sind nämlich gute Kopfhörer, ihnen fehlt aber an mancher Stelle der Feinschliff.

Die Grell TWS/1 sind auf andere Weise hübsch

Grell TWS/1
Viel Aluminium: Die Grell TWS/1 setzen auf hochwertige Materialien. © IMTEST

True-Wireless In-Ears sind mittlerweile in den unterschiedlichsten Formen zu haben. Die Grell TWS/1 stechen aber durch ihre eigenwillige Optik besonders hervor. In einer ovalen Ladebox mit Aluminium-Gehäuse ruhen zwei Ohrstöpsel, die ein wenig an kleine Bratpfannen erinnern. Der besonders kurze Antennensteg ragt aus einer recht großen kreisrunden berührungsempfindlichen Steuerfläche heraus.

Um Platz zu sparen, sind die Kopfhörer verschachtelt und seitenverkehrt in der Ladeschale angeordnet, sodass der linke Ohrhörer auf der rechten Seite der Box entnommen werden muss. Daran gewöhnt man sich aber schnell, genau wie an die etwas empfindliche Berührungssteuerung, die erfreulicher Weise auch mit Wischgesten die Lautstärke anpassen kann. Weniger schnell gewöhnt man sich an das Gewicht: Die Ladebox ist ein wenig sperrig und liegt schwer in der Jackentasche.



Premium-Preis, Standard-Funktionen

Grell TWS/1
Da brat mir doch einer… Die Form der Grell TWS/1 erinnert unweigerlich an kleine Küchenutensilien. © IMTEST

Mit rund 200 Euro sind die Grell TWS/1 nicht unbedingt günstig. Umso erstaunlicher ist es, dass sie beim herausnehmen aus den Ohren nicht automatisch pausieren. Mit knapp fünfeinhalb Stunden mit aktivierter Geräuschunterdrückung ist auch die Akkulaufzeit für den Preis aller höchstens noch akzeptabel. Auch der Schutz vor Spritzwasser ist nach IPX4-Standard eher gewöhnliche Kost, andere Ohrhörer legen die Latte hier höher.

Eine eigens entwickelte App gibt es ebenfalls nicht für die In-Ears, sie nutzen die offene SoundID-App für ihren Equalizer. Die wiederum nervt mit einer Registrierung und einer merkwürdig undurchsichtigen Update-Funktion für die Firmware der Stöpsel. Dafür erlaubt sie das anlegen eines ganz persönlichen Sound-Profils für die Kopfhörer. Die Verbindung der Grell TWS/1 gelingt aber auch ohne App und dabei stets problemlos und zuverlässig.

Grell TWS/1
Über die SoundID-App lassen sich persönliche Klangprofile ermitteln. © IMTEST

Ein kleines Detail störte im Test besonders: Befördert man die In-Ears zurück in ihre Ladeschale, rasten sie nicht wie von anderen Produkten gewöhnt zielsicher magnetisch ein, sondern müssen händisch in die korrekte Position gedrückt werden bis sie irgendwann korrekt positioniert sind. Viele andere Kopfhörer fühlen sich hier bedeutend besser an. Mit den beiliegenden großen Memory-Foam-Ohrpolstern verschlimmert sich das Phänomen noch weiter.

Grell TWS/1
Versetzt: Die In-Ears ruhen seitenverkehrt in der Ladebox. © IMTEST
Grell TWS/1
Groß: Die Grell TWS/1 zählen zu den ausladenderen Ohrhörern. © IMTEST

Grell TWS/1: Fein justierter Klang

Wo die Erfahrung in der Produktentwicklung an mancher Stelle noch zu fehlen scheint, ist sie beim Audio-Engineering eindeutig vorhanden. Die TWS/1 zeichnet ein sehr feiner und zielgerichteter Sound aus. Der Klang ist differenziert, Tiefen und Bässe klingen voluminös und kräftig. Besonders akustische Musikstücke und Live-Mitschnitte entfalten mit den Grell-Hörern einen besonders blumigen Klang. Insgesamt geben sich die die In-Ears wenig aufgeregt und besonders präzise, lassen so aber auch etwas Begeisterung vermissen.


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Die aktive Geräuschunterdrückung (Aktive Noise Cancelling, kurz ANC) verrichtet einen guten Dienst, lässt Umgebungslärm bis zu einem gewissen Grad aber noch hindurch. Für Bahnfahrten oder Rauschen im Flugzeug sind die Ohrstöpsel aber gut geeignet.

FAZIT

Sein Erstling ist Axel Grell durchaus geglückt. Die TWS/1 spielen Musik schön sauber, machen auch bei Podcasts spaß und sind mit ihrem eigenwilligen Design sicher ein Hingucker. Wirklich große Wellen schlägt man in der Welt der True-Wireless In-Ears aber nicht. Dafür fehlt es an Aha-Funktionen und letztendlich auch am nötigen Premium-Gefühl, wie etwa beim Einrasten der Kopfhörer. 200 Euro sind für das Gesamtpaket eigentlich etwas zu teuer.

  • PRO
    • Sehr sauberer klang, vielseitige Bedienungsmöglichkeiten, hochwertige Materialien.
  • KONTRA
    • Ladebox etwas klobig, Kopfhörer rasten nicht richtig ein, kurze Akkulaufzeit.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,0