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Der große Kreuzfahrt-Ratgeber 2022: Alle Schiffe, Routen und Angebote

Die Begeisterung für Kreuzfahrten ist trotz Corona ungebrochen, Reedereien und Schiffe sind bereit für die neue Saison.

Blick von oben auf Schiffsspitze und Bucht
© IMTEST

Der IMTEST Kreuzfahrt-Ratgeber // IMTEST

Kreuzfahrt-Reedereien gibt es viele, Kreuzfahrtschiffe noch viel mehr. Aber welcher Luxusdampfer ist für mich geeignet? Und welche Routen werden gefahren? IMTEST liefert den Überblick.

Die Welt entdecken, viele verschiedene Städte und Länder kennenlernen und dafür nur ein einziges Mal den Koffer auspacken? Eine Kreuzfahrt macht es möglich. Auch wenn Menschen über diese Art des Reisens durchaus geteilter Meinung sind. Eine oftmals wiederholte Kritik ist, dass es doch gar nicht möglich sein kann, in einen Ort richtig einzutauchen, wenn man nur einige Stunden Landaufenthalt hat. Kreuzfahrt-Befürworter erwidern hingegen, dass der Landgang letztlich nur ein erster Eindruck sei. Eine Art Einladung, irgendwann nochmal wiederzukommen. Und dann womöglich ohne Schiff.

Die Kreuzfahrt im Wandel

Kreuzfahrten haben in den vergangenen 20 Jahren in Deutschland einen Boom erlebt, der seinesgleichen sucht. Lange Zeit haben in Deutschland vor allem diejenigen eine Kreuzfahrt gemacht, die selbst nicht mehr gut reisen konnten – also vor allem die Älteren. Das hat sich mittlerweile geändert: Es gibt inzwischen passende Schiffe für fast jede Zielgruppe, etwa Familien mit Kleinkindern, sportlich Aktive, Menschen im Rollstuhl oder Rentner – und das mittlerweile zu Preisen, die nichts Elitäres mehr haben. Im kurzfristigen Sonderangebot kann man schon eine Woche lang für etwa 400 Euro auf Kreuzfahrt gehen – mit Vollpension und einem großen Unterhaltungsangebot.

„PRAKTISCH: DIE KOFFER NUR EIN-MAL AUSPACKEN UND VIELE ORTE ENTDECKEN.“

Porträt lächelnder Mann an Fotoseite; im Hintergrund Kreuzfahrtschiff
Matthias MorrIMTEST-Experte
Orangene geschwungene Wasserrutsche vor blauem Himmel
Optimal für Familien: Die Wasserrutsche der Norwegian Getaway der US-Reederei NCL. © IMTEST

Kreuzfahrt in Zeiten von Corona

Da sich die Welt immer noch mitten in einer Pandemie befindet, mag manch einen die Vorstellung irritieren, ausgerechnet jetzt Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff zu machen. Denn als das Covid-19-Virus sich zu Beginn der Pandemie unerwartet und unkontrolliert auf den Schiffen ausbreitete, gab es nennenswerte Probleme an Bord. Auf einigen Schiffen, die teilweise sogar komplett unter Quarantäne gestellt wurden, traten größere Ausbrüche auf. In der Folge standen alle Kreuzfahrtschiffe weltweit erst einmal still. Aber als im Juli 2020 mit der Mein Schiff 2 in Hamburg das erste größere Schiff weltweit wieder Fahrt aufnahm, hatte sich viel an Bord verändert.

Detail Bug mit rotem Mund drauf; im Hintergrund Wasser mit Schiff
© IMTEST

So sind Kreuzfahrten fast nur noch für vollständig gegen Covid-19 Geimpfte möglich. Das gilt für Gäste und Crew gleichermaßen. Auch müssen sich alle Reisenden vor Beginn einer Kreuzfahrt testen lassen – je nach Anbieter sogar bis zu zweimal. Trotz dieser beiden Maßnahmen gelten an Bord weit verbreitet die AHA-Regelungen (Abstände halten, Hände desinfizieren und Atemmasken in den Innenräumen tragen). Außerdem werden jetzt auf den Schiffen selten nur noch mehr als drei Viertel der Betten belegt. Dennoch hat es seit dem Neustart auch positive Tests an Bord gegeben: Die Betroffenen wurden dann auf einer Kabine isoliert und im nächsten Hafen in ein Hotel gebracht.



Landgang möglich

Wurden bei den ersten Reisen, zum Schutz der Passagiere, noch keine Häfen angelaufen (sogenannte „blaue Reisen“), kamen und kommen mit der Zeit auch wieder Ausflüge dazu. Zunächst ließen sich diese nur über die Reederei buchen. Aber mittlerweile ist fast überall auch schon wieder der Landgang auf eigene Faust möglich. Allerdings kann sich das durch Auflagen der Länder, die angelaufen werden, immer wieder mal ändern. Denn auch die Kreuzfahrtbranche ist von der dynamischen Lage in der Welt nicht ausgenommen.

Es gilt daher: Da durch Corona Reisedauer- und Routenverlauf von aktuellen Entwicklungen abhängig sind, sollten sich Passagiere vor der Kreuzfahrt über die geltenden Corona-Maßnahmen an Bord ihres Schiffes auf den Seiten der jeweiligen Reederei informieren.

Ausblick auf Fjord
Traumhaft schön: Der Nationalpark Torres del Paine in Chile. Ein Muss auf einer Kreuzfahrt in den chilenischen Fjorden – wie mit der Hanseatic Nature von Hapag-Lloyd Cruises. © IMTEST

Eine Reiseart mit vielen Vorurteilen

Kaum eine Urlaubsform ist so mit Vorurteilen behaftet wie die Kreuzfahrt. Viele davon lassen sich leicht widerlegen.

Da mag jemand das Bild vom Kreuzfahrer im Smoking und seiner Frau im feinen Abendkleid vor Augen haben. Das ist aber heute nur noch die Ausnahme. Wer beispielsweise mit AIDA oder Mein Schiff unterwegs ist, der wird erleben, wie leger eine Kreuzfahrt sein kann. Als einzige Regel gilt, dass Herren zum Abendessen eine lange Hose tragen müssen. Anzug und Kleid für die Dame können hingegen zu Hause im Schrank bleiben.

Wer größere Kreuzfahrtschiffe sieht, die Platz für um die 6.000 Gäste und bis 1.500 Mann Besatzung bieten, der kann sich nicht vorstellen, wie gut sich die Menschen an Bord verteilen. Aber besonders die riesigen Schiffe haben so viele verschiedene öffentliche Bereiche für unterschiedliche Interessen, dass es in der Regel nicht zu Massenansammlungen kommt. Einzig das Betreten und Verlassen des Schiffes führt am ehesten mal zu Schlangen.

Nun haben die meisten Kreuzfahrten ja das Ziel, viele Häfen anzulaufen. Von daher sieht der Tagesablauf so aus, dass das Schiff in der Regel nachts fährt und man tagsüber im Hafen liegt. Dort kann man in aller Regel auch das Schiff verlassen. Es gibt allerdings auch Überführungsfahrten, wenn das Schiff von einem Fahrtgebiet in ein anderes wechselt. Da kann es dann auch mal mehrere Seetage am Stück geben. Erfahrene Kreuzfahrer schätzen das als sehr erholsam, für Neulinge sind diese Reisen nicht unbedingt optimal.

Auf manchen Schiffen lässt sich auf Wunsch rund um die Uhr futtern. Wer in einer Woche nicht zunehmen möchte, der muss zumindest willensstark sein. Es gibt kein Kreuzfahrtschiff, wo nicht Vollpension im Reisepreis enthalten ist. Am Ende hilft ein gefüllter Magen an Bord aber auch dabei, nicht seekrank zu werden. Die meisten Kreuzfahrtschiffe verfügen zwar heute über sogenannte Stabilisatoren, die der Wellenbewegung des Meeres entgegenwirken sollen. Es kann aber immer wieder – wenn auch eher selten – zu Situationen kommen, in denen auch die Stabilisatoren machtlos sind.

Kreuzfahrt und Umwelt

Kein Vorurteil ist hingegen: Die Kreuzfahrtindustrie ist nicht sonderlich umweltfreundlich – noch nicht. Immerhin fahren schon einige Schiffe mit verflüssigtem Erdgas (LNG, „Liquified natural gas“) deutlich emissionsärmer über die Weltmeere: Im Vergleich zum bislang üblichen Treibstoff Schweröl entstehen beim LNG nämlich deutlich weniger Stickoxide, Feinstaub oder Kohlenstoffdioxid, doch auch LNG ist kein grüner Treibstoff. Denn bei der Verflüssigung von Erdgas ist momentan noch ein hoher Energieaufwand unvermeidbar. Umweltverbände, aber auch die Reedereien sehen LNG daher eher als Brückentechnologie auf dem Weg zu verflüssigten Bio- oder synthetischen Kraftstoffen, die dann für eine vergleichsweise bessere Umweltbilanz der ganzen Branche sorgen sollen.

Ein anderer Ansatz für mehr grüne Kreuzfahrttechnik sind Landstromanlagen, die das Schiff im Hafen mit Strom versorgen, damit die Kreuzliner ihre Dieselmotoren während der Liegezeiten ausschalten können. Schiffe, die diese Technologie unterstützen, und auch der Ausbau der Landstromversorgungen werden von den Reedereien genau wie von den Häfen vorangetrieben. Somit ist klar: Kreuzfahrten sind noch weit entfernt von einer umweltfreundlichen Reiseart. Aber die gute Nachricht ist: Alle sind sich des Problems bewusst und investieren stark in Forschung und neue Techniken.

Spa Innenraum mit Glasdach
Kein Problem bei schlechtem Wetter: Der Pool der Europa 2 (Hapag-Lloyd Cruises) lässt sich überdachen. © IMTEST

Top-3-Ziele für die erste Kreuzfahrt

Eine Kreuzfahrt soll es sein? Nur wohin soll es gehen? Hier sind drei Reise-Inspirationen für jede Zeit des Jahres.

Die norwegische Fjordlandschaft ist wie gemacht für eine Kreuzfahrt. Zunehmend ist Norwegen auch im Winter für die Schiffe ein Ziel (mit den Polarlichtern von September bis März). Die Hauptsaison im hohen Norden ist der Sommer. Allerdings ist Norwegen berüchtigt dafür, dass man selbst im Juli mehrere Jahreszeiten an einem Tag erleben kann.

Ideal für eine Kreuzfahrt im Sommer. Aber auch sonst ist das Wetter am Mittelmeer fast immer besser als in Deutschland. Besonders im Winter gibt es für die Reisen attraktive Angebote. Starthäfen im Norden von Italien sind von Deutschland aus sogar per Auto erreichbar. Angefahren werden meist populäre Metropolen wie Barcelona, Marseille oder Rom beziehungsweise Civitavecchia.

Wer bei den Kanaren nur an Hotels am weißen Strand von Fuerteventura denkt, der tut der Inselgruppe unrecht. Tolle Landschaften, beispielsweise auf Teneriffa, haben die Kanaren mittlerweile zu einem beliebten Winter-Kreuzfahrtziel gemacht. Fünf Stunden Flugzeit, viele Direktflüge von deutschen Flughäfen und Wetter wie im Frühsommer.

Blick von Schiff entlang Schiffseite und auf Wasser mit Bergen im Hintergrund
Norwegen
Hafen mit alter bunter Stadt und Burg im Hintergrund
Hafenstadt am Mittelmeer
Blick von grünem Berg auf Hafenstadt
Kanaren

Warum Kreuzfahrer wiederkommen

Wer noch nie eine Kreuzfahrt gemacht hat und sich mit einem Kreuzfahrer unterhält, der wird häufig hören, dass es viele Urlauber nach dem ersten Versuch immer wieder aufs Schiff zieht. Denn an Bord ist alles darauf ausgelegt, dass die Erwartungen des Gastes übererfüllt werden. Nach jeder Reise findet eine Befragung etwa zum Essensangebot oder dem Unterhaltungsprogramm statt. Dadurch sollen sich die Schwachpunkte künftig abstellen lassen. Beispielsweise durch einen verbesserten Service.

Weißer Teller mit Rind und Hummer Stücken drauf
Surf & Turf: Der Kreuzfahrtklassiker (Rind & Hummer) schmeckt nicht nur auf der Seabourn Ovation. © IMTEST

Denn verglichen mit vielen Urlaubshotels an Land, hat eine Reederei den Vorteil, vergleichsweise viel Personal auf einer Kreuzfahrt einsetzen zu können. Häufig stammt das Bordpersonal aus Niedriglohnländern wie den Philippinen. Sie arbeiten zwar für relativ wenig Geld, sind aus Sicht ihres Heimatlandes aber Großverdiener.

An Bord fast alles selbst gemacht

Durch das viele Personal ist es möglich, beim Essen vieles selbst zu machen. Backwaren werden beispielsweise frisch von einem Bäcker hergestellt und nicht etwa nur aufgetaut und aufgebacken. Für die Reederei hat es den Nebeneffekt, dass Mehl, Hefe und die günstige Arbeitskraft billiger sind als Fertigprodukte. Ziel der Unternehmen ist es, ein für den Preis sehr attraktives Gesamtpaket anzubieten. So sollen die Gäste motiviert sein, darüber hinaus noch zusätzlich Geld für Getränke an der Bar (diese sind in der Regel auf den Schiffen nicht inklusive), Landausflüge, Massagen im Spa und Einkäufe in den Läden an Bord auszugeben.

Blick von Kreuzfahrtschiff auf die Länge des Schiffes vor blauem Himmel
Oft besonders spektakulär: Amerikanische Kreuzfahrtschiffe wie die Symphony of the Seas. © IMTEST

Eine wesentliche Frage bei der Auswahl des Anbieters für eine Kreuzfahrt ist die Bordsprache auf einem Schiff. Wer gut Englisch spricht, mag das internationale Flair einer amerikanischen Reederei schätzen. Wer auf sein Schnitzel hingegen im Urlaub nicht verzichten mag, der ist mit einem deutschen Anbieter besser beraten. Wobei auch die Bordsprache Deutsch meist nicht bedeutet, dass wirklich jeder aus der Crew der Sprache mächtig ist. Das Personal an den Bars oder in den Restaurants spricht auch bei AIDA und Mein Schiff selten mehr als ein paar Brocken Deutsch. Hier hilft Englisch in der Regel weiter.

„SOFERN CORONA ES ZULÄSST, WIRD DIE KREUZFAHRT AB DEM SOMMER 2022 WIEDER RICHTIG DURCHSTARTEN.“

Porträt sitzender, lächelnder Mann mit Brille von schräg oben von vorne
Steffen GauxGlobista-Kreuzfahrtexperte

Bier auf US-Schiffen teuer

Die Unterschiede zwischen deutschen und internationalen Anbietern sind ein komplexes Thema. Auf den meisten amerikanischen Schiffen sind die Nebenkosten deutlich höher als auf deutschen Schiffen. Ausgerechnet der Preis für das Lieblingsgetränk des Deutschen, das Bier, ist gern mal locker doppelt so hoch, als es der Deutsche erwarten würde. Wer bei der ersten Kreuzfahrt nichts riskieren möchte, der setzt dann auf einen deutschen Anbieter. Besonders amerikanische Anbieter sind eher für den fortgeschrittenen Kreuzfahrer spannend oder für alle, die eben keine Deutschen im Urlaub treffen möchten. Globista-Kreuzfahrtexperte Steffen Gaux nennt aber noch weitere Gründe für Fahrten auf einem deutschen Schiff:

„Im Trend werden 2022 aller Voraussicht nach Touren ab Hamburg, Bremerhaven, Kiel und Warnemünde sein, die auch ohne Fluganreise angetreten werden können. Zudem werden es deutsche Kreuzfahrt-Marken wie AIDA oder TUI Cruises im Vergleich zu den internationalen Reedereien etwas leichter haben, das Vertrauen der deutschen Gäste zurückzugewinnen. Erstfahrer sollten vor allem darauf achten, sich mit den Corona-Bedingungen an Bord intensiv zu beschäftigen. Ein Corona-Regelwerk wird wohl auch in der Saison 2022/23 noch weitestgehend gelten. Wenn man hier alle Voraussetzungen kennt und erfüllt, steht einem entspannten Urlaub auf hoher See aber nichts im Weg.“

Hand hält orangenen Drink über Menschenmenge
Mix-Getränke wie Cocktails kosten fast immer extra. Wie etwa auch auf der Costa Favolosa (Foto). © IMTEST

Ein großes Kreuzfahrt-Angebot lockt

Auch wenn die Kreuzfahrtindustrie mit dem Ruf kämpft, nicht sehr umweltfreundlich zu sein, können Reisen auf hoher See unvergesslich bleiben. Wer es selbst einmal ausprobieren möchte, findet in den folgenden Artikeln sicher ein Kreuzfahrtschiff, das zu ihm passt. IMTEST stellt dort die fünf beliebtesten Reedereien der deutschen Kreuzfahrer vor: