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Stop Loss: Der Bremsassistent für Ihre Aktien

Geht es 2022 an den Börsen bergab? Wenn Sie das glauben, gibt es ein einfaches Mittel, Ihre Wertpapiere abzusichern.

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Allein der US-Leitindex S&P 500 legte 2021 um 27 Prozent zu – nicht einmal dramatische Inflationsraten trübten die gute Laune. Analysten zweifeln allerdings zunehmend daran, ob sich der Bullenmarkt halten kann. Vor allem steigende Leitzinsen könnten die Partystimmung an den Börsen vermiesen, denn die Tage der Nullzinspolitik scheinen gezählt. Die US-Notenbank Fed könnte die Leitzinsen bereits im März anheben. Dazu besteht die Sorge, dass die geldpolitischen Straffungen noch schneller vorangetrieben werden, als erwartet. Mehr als vier Zinserhöhungen im Jahr 2022 scheinen möglich. Entscheidend ist die Frage, wie groß die Zinsschritte ausfallen. Steigt die Inflation weiter, könnten sich die Notenbanken gezwungen sehen, die Leitzinsen stärker anzuheben, was Gift für die Aktienmärkte wäre. Und wenn die Kurse in den Keller rauschen, so die weit verbreitete Annahme, ist das sauer ersparte Geld weg. Die gute Nachricht: Mit einer Stop Loss-Order gibt es ein gutes Werkzeug, entsprechende Verluste zu vermeiden.  

Airbag für den Kursrutsch

Das Zauberwort lautet Stop Loss-Order. Dabei handelt es sich um einen Verkaufsauftrag, denn die Bank nur dann ausführt, wenn der Kurs eine bestimmte Schwelle unterschreitet. Damit haben Sie also die Möglichkeit, weiterlaufende Verluste zu vermeiden. Angenommen, Sie haben eine Aktie zum Kurs von 100 Euro gekauft und diese ist seitdem um 30 Prozent gestiegen. Setzen Sie nun eine Verlustbegrenzung bei 110 Euro, nehmen Sie definitiv 10 Prozent Gewinn mit. Den Stop Loss-Auftrag führt Ihre Bank vollautomatisch aus, was einen Vorteil darstellt. Denn viele Menschen neigen dazu, an schlechten Geschäften krampfhaft festzuhalten. Legen Sie in aller Ruhe einen Stop Loss-Kurs fest, können Sie die Verluste vorab auf ein bestimmtes Maß begrenzen.



Stop Loss: Keine zusätzlichen Gebühren

Gut zu wissen: So ein Kursfallschirm kostet keinen Cent. Für den Auftrag selbst müssen Sie nichts bezahlen. Erst wenn die Bank die Stop Loss-Order ausführt, berechnet sie Ihnen die üblichen Order-Gebühren. Übrigens: Auch Fonds und ETFs lassen sich mit Stop Loss-Aufträgen absichern, wenn diese an der Börse gehandelt werden.

Stop Loss-Auftrag
Eine Stop Loss-Order ist schnell ausgeführt: Es gilt lediglich, die Kursmarke und die Gültigkeit zu setzen.

Stop Loss: Die Nachteile

Sie kennen das alte Sprichwort: Kein Vorteil ohne Nachteil. Das betrifft leider auch Stop Loss-Aufträge.

  • Keine Kursgarantie: Erreicht der Kurs Ihres Wertpapieres die magische Stop Loss-Marke, wird der Auftrag von Ihrer Bank „Bestens“ ausgeführt. Bedeutet: Die Bank bietet das Wertpapier nicht zu einem bestimmten Kurs zum Verkauf an, sondern zu dem Kurs, den Käufer bereit sind zu zahlen. Deshalb ist es möglich, dass der Verkaufskurs im schlechtesten Fall deutlich unter dem Stop-Kurs liegt (aber auch darüber). Aus diesem Grund ist eine Stopp-Loss-Order nur bei liquiden Wertpapieren sinnvoll, die viel gehandelt werden.
  • Falscher Zeitpunkt: Aktienkurse schwanken, es geht mal nach oben und mal nach unten. Wenn Sie einen Stop Loss-Kurs setzen, und der Kurswert fällt nur zwischenzeitlich unter die Marke, um dann anschließend wieder kräftig zuzulegen, haben Sie ein Problem. Denn in diesem Fall haben Sie womöglich zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt verkauft.
  • Knifflig: Es gibt keine Zauberformel, an welchen Punkt man idealer Weise eine Verlust-Marke setzt.

Stop Loss: Wo setzen?

Setzen Sie die Stop Loss-Order zu hoch an, besteht das Risiko die Gefahr, dass Sie zu früh verkaufen und anschließend die Aktie weiter steigt. Setzen Sie ihn dagegen zu tief an, müssen Sie mit höheren Verlusten rechnen. Diverse Experten nennen als Faustregel für Standardwerte zehn Prozent unter dem derzeitigen Kurs, bei spekulativeren Anlagen besser 20 Prozent. Andere raten, die Marke beim Kaufkurs zu setzen, um so Verluste zu vermeiden. Mit einem Wort: Eine allgemeingültige Formel gibt es nicht. Sie müssen entscheiden, ob und wo Sie Stop Loss-Kurse setzen. Was Sie machen, sollte auch mit Ihrem Risikoprofil und Ihrem Anlagehorizont korrelieren. Wenn Sie ohnehin vorhaben, Ihr Depot langfristig über Jahre oder besser noch Jahrzehnte laufen zu lassen, könnte es auch sinnvoll sein, gar keine Stopp-Loss-Marken zu setzen.

Fazit

Stop Loss-Aufträge sind ein praktisches Werkzeug, um Ihre Gewinne abzusichern. Sie wirken wie eine Versicherung für Ihre Aktien, Fonds und ETFs. Ganz ohne Risiko ist dieses Werkzeug aber nicht.