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Inflation: Schnell raus aus Aktien?

Die Verbraucherpreise steigen immer weiter und mit ihnen die Inflation. Wie wirkt sich das auf die Aktienkurse aus?

Hände am Notebook vor Aktienchart
© Mohamed Hassan/PxHere

Trotz der vielen negativen Inflationsschlagzeilen bewegen sich DAX, Dow Jones und andere Leitindizes in der Nähe ihrer Allzeithochs. Wie passt das zusammen?  Theoretisch müsste der zunehmende Inflationsdruck die Gewinne der Unternehmen drücken und für schlechte Aussichten sorgen. Bislang scheint das aber nicht der Fall zu sein. Vielmehr herrscht bis auf einen kleinen Knick im Januar an der Börse eitel Sonnenschein. Doch hält dieser Trend an? Oder sorgt die Kombination aus steigenden Preisen, wachsenden Staatsausgaben und einer nicht enden wollenden Pandemie letztlich doch für einen Abwärtstrend bei Aktien?

Historisch betrachtet: Aktienkurse in Zeiten von Inflation

Sollte die Inflation auf dem derzeitig hohen Niveau bleiben oder sogar weiter ansteigen, könnte dies eine Risiko für den Aktienmarkt darstellen, so die gängige Meinung. Aus historischer Sicht gibt es für die These allerdings wenig Belege. In den meisten Jahren mit hoher Inflation entwickelten sich die Börsen ganz im Gegenteil hervorragend oder konnten sich zumindest gut behaupten. Zweifelsohne besteht das Risiko, dass die Renditen bei hoher Inflation unterm Strich niedriger ausfallen, aber anscheinend scheint die Börsen das Thema nicht sonderlich zu interessieren. Nüchtern betrachtet ergibt das aber durchaus Sinn: Höhere Produktionskosten lassen sich schließlich durch höhere Preise an die Kundschaft weitergeben. Obendrein gelten Aktien als Sachwerte, also Beteiligungen an Unternehmen. Somit steigt der Wert von Unternehmen automatisch in Zeiten von Inflation.

Inflation betrifft nicht alle Aktien gleich

Die Inflation trifft aber in der Regel nicht alle Aktien gleich hart. Sogenannte Value-Aktien profitieren eher von der Inflation, während Growth-Titel tendenziell schlechter abschneiden. Dazu müssen Sie wissen: Bei Growth-Aktien (Wachstum-Aktien) handelt es sich Anteile von Unternehmen, die idealer Weise ihre besten Zeiten noch vor sich haben, also viel Wachstumspotential bieten.



Dagegen stecken hinter Value-Titeln (Wert-Aktien) bewährte Unternehmen mit konstanten Renditen. Dazu zählen Konzerne, die sich mit starken Marken seit vielen Jahrzehnten auf dem internationalen Markt behaupten und in der Lage sind, höhere Preise bei ihren Kunden durchzusetzen.

Da hohe Inflationsraten zudem nicht rund um den Globus nicht unbedingt zur gleichen Zeit auftreten, sind große, global agierende Unternehmen besser gegen die Folgen gewappnet. Gewinnrückgänge in einem Teil der Welt lassen sich an anderen Standorten ausgleichen. Unternehmen, die Güter des täglichen Bedarfs produzieren, vertreiben oder verkaufen, schneiden in inflationären Zeiten ebenfalls oft gut ab. Selbst bei knapper Kasse kaufen die meisten Menschen zum Beispiel weiter Hygieneprodukte, Medikamente und Lebensmittel. Typische Beispiele für solche Unternehmen sind Amazon, Procter & Gamble, Apple, Microsoft und Johnson & Johnson.

Warum für Growth-Aktien Inflation ein größeres Problem darstellt? Da die Notenbanken die Leitzinsen in Folge anhaltender Inflation irgendwann anheben müssen, wird es für kleine Unternehmen teurer und schwieriger, an frisches Kapital zu gelangen.

Inflation: Aktien weiter empfehlenswert

Falls Sie also bereits in einen Sparplan auf Basis solider ETFs oder Fonds investieren, spricht wenig dagegen, damit weiterzumachen. Allein in den letzten zwölf Monaten hätten Sie trotz der jüngsten Korrektur damit ein zweistelliges Plus eingefahren, also mehr gewonnen, als die Inflation Sie gekostet hat. Auch langfristig stellt konstantes Sparen die beste Lösung zum Aufbau eines Vermögens.  Seit seiner Einführung 1988 ist beispielsweise der deutsche Leitindex DAX durchschnittlich um 11 Prozent pro Jahr geklettert. Die Inflationsrate lag in dieser Zeit niemals auch nur annähernd so hoch.

Fazit

Aktien sind die beste Anlageform in Zeiten hoher Inflation. Hier ist Ihr Geld auf jeden Fall besser aufgehoben als auf Spar- und Tagesgeldkonten oder in Lebensversicherungen. Hier wird Ihr Geld, solange die Zinsen niedriger als die Inflationsrate liegen, unweigerlich entwertet. Steigende Preise können insbesondere bei starken Value-Unternehmen sogar zu steigenden Unternehmensgewinnen führen, wovon wiederum der Aktienkurs profitiert.