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Sony LinkBuds im Test: Die Kopfhörer mit dem Loch

Mit dem Loch mitten im Kopfhörer sehen die LinkBuds von Sony schon ungewöhnlich aus. Ob sie auch so klingen, zeigt der Test.

Sony LinkBuds geöffnet.
© IMTEST

Sony LinkBuds - Kopfhörer mit Loch // IMTEST

Mit dem Loch mitten im Kopfhörer sehen die LinkBuds von Sony schon ungewöhnlich aus. Ob sie auch so klingen, zeigt der Test.

Im Büro vor dem Bildschirm, an der Bushaltestelle am Handy, im Fitnessstudio die Kopfhörer im Ohr: Wir sind einer dauerhaften Medienbeschallung ausgesetzt. Morgens, mittags, abends – rund um die Uhr. Die neuen Sony LinkBuds wollen Nutzerinnen und Nutzer wieder mehr mit ihrer Umwelt verbinden und trotzdem hochwertigen Musikgenuss garantieren. Wie das funktionieren soll? Mit einem Loch mitten im Kopfhörer, das Umgebungsgeräusche komplett hindurchlässt. Die LinkBuds sehen nicht nur anders aus als gängige In-Ears, sondern machen auch einiges anders. Ob die spannenden Ansätze Hörer und Umwelt wieder näher bringen oder gar weiter entzweien, klärt der Test.

Sonys neue LinkBuds sind winzig

Sony LinkBuds in der Hand.
Nur etwas größer als ein Fingernagel und mit Loch in der Mitte: Die Sony LinkBuds sehen anders aus, als herkömmliche In-Ears. © IMTEST

Weniger ist bekanntlich mehr – und scheinbar auch das Motto der Sony LinkBuds. Die True-Wireless In-Ears sind winzig und federleicht. Ebenso das kompakte Ladecase aus recyceltem Kunststoff: Nie war eine Ladeschale im Test kleiner, als die der LinkBuds. Die sitzen im Inneren der Box einerseits magnetisch, andererseits werden sie zusätzlich durch kleine Kunststoffclips festgehalten und müssen noch einmal angedrückt werden, um fest zu halten.

Das ist zunächst so gewöhnungsbedürftig, wie der Halt der Hörer im Ohr. Die LinkBuds klammern sich mithilfe kleiner Silikonflügel an der Ohrmuschel fest. Der offene Ring, in dem die 12-Millimeter-Membrantreiber stecken, ruht dabei vor dem Gehörgang und nicht direkt darin. Je nach Form der Ohren müssen Nutzer etwas nachjustieren. Besonders in großen Ohren sitzen die In-Ears nicht ganz so sicher und purzeln schnell einmal heraus.

Sony LinkBuds im Ohr.
Fallen kaum auf: Die LinkBuds ruhen dezent im Ohr. © IMTEST

Bis auf ihre Größe unterscheidet sich die Ladebox aber nicht weiter von anderen In-Ear-Standards. Ein USB-C-Anschluss für die Stromzufuhr findet sich auf der Rückseite, daneben ist ein kleiner Knopf für die Bluetooth-Verbindung. Kabelloses Laden unterstützen die LinkBuds dabei leider nicht. Liefern andere Kopfhörer-Cases mittlerweile genug Strom für 30 zusätzliche Stunden Spielzeit und mehr, reicht der Saft der kleinen LinkBuds-Schatulle für nur etwa 17,5 Stunden. Die In-Ears selbst halten je nach Lautstärke knappe sechs Stunden durch.

Endlich mal was Anderes: Die Bedienung

Ähnlich wie bei modernen Smartphones ist der Markt der True-Wireless In-Ears seit einiger Zeit relativ innovationsarm. Hersteller verbessern in der Regel die Klangqualität, erhöhen die Akkulaufzeit oder denken sich ein ganzes Sammelsorium an Sonderfunktionen für zugehörige Apps aus, die aber niemand wirklich braucht. Die Sony LinkBuds schaffen es jetzt, frischen Wind mitzubringen: Zwar funktioniert Ihre Steuerung wie gewohnt über Tipp-Gesten, allerdings nicht über berührungsempfindliche Oberflächen. Stattdessen nehmen die Hörer die Erschütterung eines Tippsers wahr. Das funktioniert auch, wenn sich Nutzerinnen und Nutzer auf ihren Wangenknochen tippen. So lassen sich erstaunlich präzise Eingaben bewerkstelligen, ohne dabei mit den Fingern den Hörer im Ohr suchen zu müssen.

Steuerung der Sony LinkBuds.
Durch (etwas kräftiges) Tippen auf den Wagenknochen lassen sich die LinkBuds steuern. © IMTEST

Die Eingabebefehle lassen sich über Sonys aufgeräumte Headphones-App individuell anpassen. Dort finden sich auch Einstellungsmöglichkeiten für die Sprachassistenten Google Assistant oder Amazon Alexa. Ein integrierter Equalizer erlaubt das Anpassen der Klangausgabe an die eigenen Vorlieben. Die LinkBuds unterstützen dabei Sonys 360 Reality Audio. Eine Vermessung der Ohrmuscheln für die bestmögliche Klanganpassung erfolgt ebenfalls in der App. Das Wechseln zwischen verschiedenen Endgeräten gelingt dabei schnell und mühelos, Fast Pair sei dank.

Case der Sony LinkBuds.
Winziges Case, umfangreiches Programm: Die Headphones-App erlaubt das Anpassen des Klanges. © IMTEST

Der Klang: Verwirrend innovativ

Hat man die LinkBuds einmal in den Ohren, hört man vor allem… alles. Das kleine Loch in der Mitte der Hörer lässt Umgebungsgeräusche ungehindert durchdringen. Das ist Teil von Sonys versprechen, uns mediengeplagte Menschen wieder näher an unsere Umwelt zu bringen. Und tatsächlich: Kollegen im Büro werden nicht auditiv ausgeblendet, der Straßenverkehr ist beim Joggen jederzeit gut hörbar und auch ein Läuten an der Haustür überhört man nicht mehr. Das macht die LinkBuds zum Beispiel auf dem Fahrrad zum In-Ear der Wahl, zumal sie auch bei Gegenwind nicht in den Ohren rauschen.



Doch wehe dem, der gedenkt die LinkBuds im Fitness-Studio zu tragen. Die Beschallung der Studiomusik vermischt sich mit den Klängen der LinkBuds, selbst auf höchster Lautstärke. Hier sind sie nicht zu gebrauchen. Auch im Flugzeug dringt der Turbinenlärm direkt ans Ohr und verdirbt den Musikgenuss. Und beim Telefonieren will man den spielenden Nachwuchs ja gerade nicht hören. Generell scheint es viel mehr Einsatzszenarien zu geben, bei denen man mit dem Gebrauch von Kopfhörern ganz bewusst die Geräusche der Umgebung ausblenden will. Nicht umsonst ist aktive Geräuschunterdrückung (active noise cancelling, kurz ANC) eine so beliebte Funktion von In-Ears. Unnötig zu erwähnen, dass die LinkBuds natürlich kein ANC beherrschen.

Das Hindurchlassen von Umgebungsgeräuschen hat außerdem zur Folge, dass die Sony LinkBuds wenig vollmundig klingen. Zwar geben sie für ihre Größe Musik und Stimmen sehr klar und sauber wieder – es fehlt aber an druckvollen Tiefen. Musik tönt aus den Hörern meist etwas hohl, wie aus einem älteren Radio. Nicht umsonst dichten die Silikonaufsätze klassischer In-Ears den Gehörgang nach Möglichkeit vollends ab. Nur so entfalten sie ihren ganzen Klang. Andere Premium-Hörer, wie etwa Sonys WF-1000XM4, erzeugen spürbar intensivere Klangwelten.

Telefonieren mit den LinkBuds

Der Einsatzbereich der LinkBuds scheint also ein anderer zu sein, als der von klassischen In-Ears. Im Büro erweisen sich die kleinen Stöpsel zum Beispiel als praktische Begleiter, die man für ein Gespräch zwischendurch nicht pausieren oder herausnehmen muss. Auch Mikrofonqualität überzeugt: Mithilfe künstlicher Intelligenz sollen die In-Ears die Stimme des Trägers identifizieren und so Störgeräusche besser ausblenden. Ob das wirklich so funktioniert, ließ sich im Test nicht verifizieren – aber alle Gesprächspartner lobten die gute Verständlichkeit der Buds.

Sony LinkBuds geöffnet in der Hand.
Kleine Plastik-Clips halten die LinkBuds fest in ihrer Ladebox. © IMTEST

Wen die Musik beim Sprechen trotzdem stört, der freut sich über Sonys Speak-to-Chat-Funktion. Dabei pausieren die Kopfhörer automatisch die Wiedergabe, wenn Nutzer zu sprechen beginnen. Das ist zu beginn etwas gewöhnungsbedürftig, dann aber schnell sehr komfortabel. Aber Vorsicht: Mitsingen klappt dann nicht mehr. Die Funktion lässt sich über die App aber jederzeit deaktivieren.

FAZIT

Ob Sony die neuen LinkBuds wirklich zu Ende gedacht hat? Das Konzept wirkt zunächst einleuchtend, ist in der Praxis dann aber oft unpraktisch. Wer sich für die LinkBuds entscheidet, sollte sich also vorher genau überlegen, ob er oder sie beim Musikhören wirklich so viel von der Umgebung wahrnehmen und 180 Euro dafür ausgeben möchte. Als Arbeitsgerät können die kleinen Hörer aber doch überzeugen – allerdings mehr mit ihren Zusatzfunktionen, als mit ihrem Klang.

  • PRO
    • Umfangreiche App-Anbindung, praktisch auf der Arbeit, sehr kompaktes Design, spannende Steuerung
  • KONTRA
    • Klang wirkt zu seicht, kurze Akkulaufzeit, nicht für jedes Ohr geeignet

IMTEST Ergebnis:

gut 2,3