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Telegram: Drogen und Raubkopien frei Haus?

Telegram gilt als sichere WhatsApp-Alternative. Allerdings tummeln sich dort Drogenhändler, Raubkopierer und andere Kriminelle.

Handy mit Telegram
© Christian Wiediger / Unsplash

WhatsApp ist mit Abstand die Nummer Eins in Deutschlands. Rund 50 Millionen Menschen nutzen täglich den Messenger. Durch die Facebook-Übernahme ist WhatsApp allerdings unter Druck geraten, viele stören sich an mangelndem Datenschutz und Sicherheitslücken – und suchen nach Ausweichmöglichkeiten. Zu den beliebtesten Alternativen zählt der Messenger Telegram. Allein in Deutschland zählt der Dienst knapp 8 Millionen Nutzer. Doch nicht nur sicherheitsbewusste Anwender fühlen sich hier wohl, auch Kriminelle schätzen die vermeintliche Anonymität. Denn der Dienst wirbt gerne mit seiner „starken Verschlüsselung”. Die sei notwendig, um politische Aktivisten oder Journalisten bestens zu schützen. Bei Drogendealern, Raubkopierern und Rechtsextremisten ist Telegram aber mindestens genauso populär, offenbar bietet der Messenger solchen Gruppen ein ideales Umfeld:

  • Anonym: Im Gegensatz zu WhatsApp haben Telegram-Nutzer die Möglichkeit, ihre Handynummer zu verbergen und stattdessen eine “Benutzer-ID” einzusetzen.
  • Sichere Struktur: Gruppenchats sind zwar ungesichert, Privatnachrichten dafür aber optional Ende-zu-Ende verschlüsselt. Wie bei James Bond zerstören sich Nachrichten auf Wunsch nach einer gewissen Zeit zudem von selbst.
  • Schwierige Nachverfolgung: Telegram arbeitet im Gegensatz zu WhatsApp nicht mit Strafverfolgungsbehörden zusammen. Es ist nicht einmal genau bekannt, wo sich die Server des Unternehmens befinden.
  • Dateigrößen: Bei WhatsApp dürfen Dateien maximal 100 Megabyte groß sein, bei Telegram dagegen 1,5 Gigabyte. Genug für raubkopierte Filme und Serien.


Telegram: Drogen per App

Das größte Problem bei Telegram sind aber eindeutig Drogen. Das Angebot rund um Marihuana, Ecstasy und andere Betäubungsmittel ist gigantisch. Geliefert wird per Drogentaxi oder Fahrradkurier. Dealer und Konsumenten organisieren sich dazu in großen geschlossenen Gruppen, sogenannten Channels. Tausende Nutzer sind dabei – und fühlen sich anscheinend unbeobachtet. Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht sprach durch die zunehmende Nutzung von Smartphones als Deal-Plattform schon von einer „Uberisierung“ des Kokainhandels.

Channel bei Telegram

Waffen, Drogen, Arzneimittel, Impfpässe… bei Telegram gibt es fast alles.

Paradies für Kriminelle

Entsprechende Gruppen zu finden, ist nicht schwer. Das funktioniert etwa über einschlägige Internetseiten, die sich über Google aufspüren lassen. Innerhalb der jeweiligen Gruppen gibt es dann zusätzliche Empfehlungen für dubiose Kanäle, das Angebot an Drogen, Raubkopien und geknackten Kontodaten scheint gewaltig zu sein. Dabei handelt es sich nicht um ein neues Phänomen, einige auf Drogenverkauf spezialisierte Gruppen existieren seit Jahren. Telegram selbst stört das fragwürdige Treiben einiger Nutzer aber nicht. So schreibt das Unternehmen auf seiner Internetseite: „Alle Telegram- und Gruppen-Chats sind die Privatsache der jeweiligen Nutzer und wir nehmen keine Anfragen dazu an, diese zu bearbeiten.“

Polizei schlägt zurück

Dealer und Konsumenten sollten sich bei Telegram aber nicht allzu sicher fühlen. Die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität versichert, über das illegale Treiben auf Telegram Bescheid zu wissen. Entsprechend kam es im letzten Jahr zu mehreren Zugriffen der Polizei gegen Mitglieder von vermeintlich kriminellen Telegram-Gruppen. Und beim Bundeskriminalamt (BKA) hat eine Taskforce zu Telegram vor kurzem die Arbeit aufgenommen. Sie soll Tatverdächtige ausfindig machen und strafrechtlich verfolgen, falls diese Bedrohungen, Beleidigungen oder Mordaufrufe über die Plattform verbreiten.