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Ökogärten: Umweltschutz vor der eigenen Haustür

Ökogärten liegen im Trend: Blumenwiesen statt Rasen. Tipps zur Gestaltung und Pflege eines naturnahen Gartens.

Eine Blume vor verschwommenem Hintergrund.
© Lily N / Unsplash

Immer mehr Gartenfreundinnen und Gartenfreunde setzen auf Ökogärten. Sie verabschieden sich von kurz geschorenem Rasen, akkurat zugeschnittenen Hecken, keimfreien Beeten und abgezirkelten Blumeninseln. Stattdessen pflanzen sie einheimische Kräuter, ökologisch gezüchtetes Gemüse, kunterbunte Wildblumen und legen Feucht- oder Trockenbiotope an. Ein Komposthaufen, der Verzicht auf Pestizide und das Gießwasser aus der Regentonne verstehen sich im Ökogarten von selbst. Was Ökogärten außerdem ausmacht, verrät IMTEST.

Blumenwiese statt Rasen

Schluss mit dem ständigen Rasenmähen! In einem naturnahen Ökogarten darf das Gras wachsen, damit nach einigen Wochen eine bunte Blumenwiese anstelle des monotonen Grüns das Auge erfreut. Wichtig: Wer eine Blumenwiese anlegen möchte, braucht das richtige Saatgut. Perfekt sind Mischungen aus heimischen Wiesenblumen. Die Saatgut-Mischung sollte auf die Boden-, Licht- und klimatischen Verhältnisse des Gartens abgestimmt sein. Hier hilft der Fachhandel weiter.

Bluemenwiese mit blühenden Blumen
Eine Blumenwiese ist pflegeleicht und zaubert ein buntes Farbenmeer in den Garten. © Leslie Bowman // unsplash

Eine Blumenwiese benötigt wenig Wasser und muss lediglich zwei Mal im Jahr gemäht werden. Am besten im Juni und September oder im Juli und Oktober. Blumenwiesen gedeihen besonders gut auf nährstoffarmen Böden und brauchen keinen Dünger. Sie bestehen aus rund 50 Pflanzenarten und überraschen die Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer jedes Jahr mit neuen Blüten- und Farbkombinationen.



Obst- und Gemüse-Mischkulturen

Wer gern Obst und Gemüse im Garten anbaut, kombiniert im Ökogarten einzelne Sorten, die sich gegenseitig fördern. In diesen sogenannten Mischkulturen wird zum Beispiel Mangold zwischen Buschbohnen gepflanzt oder Borretsch zusammen mit Erdbeeren.

Detaillierte Infos zu möglichen Kombinationen gibt es im Fachhandel oder in Form von Apps zum Pflanzen und Pflegen, beispielsweise “Der Gemüse-Gärtner” oder “Fryd“. Neben einheimischen Obst- und Gemüsesorten dürfen auch verschiedene einheimische Kräuter wie Petersilie oder Bärwurz in einem Ökogarten nicht fehlen. Der Begriff “einheimisch” kann dabei ruhig auch mal über das hinaus gehen, was vor Ort als üblich gilt. So wachsen zum Beispiel in sonnigen Lagen auch außerhalb von typischen Weinanbaugebieten schmackhafte Bio-Trauben.



Hecken als Lebensräume

Sogenannte Wildstrauchhecken ersetzen im naturnahen Garten die immergrünen, auf Kante geschnittenen Buchsbaum- oder Thuja-Hecken. Hagebutte, Schlehe, Kornelkirsche oder Holunder eignen sich beispielsweise dafür. Diese Sträucher bieten das ganze Jahr über einen schönen Anblick. Im Frühjahr erfreuen sie mit ihren farbenfrohen Blüten, im Sommer tragen sie Früchte und im Herbst leuchten ihre bunten Blätter. Am schönsten ist eine Kombination aus verschiedenen Sträuchern.

erschiedene Wildsträucher ersetzen im Ökogarten die konventionelle Hecke
Im Ökogarten ersetzen verschiedene Wildsträucher ersetzen die konventionelle Hecke. © Adrienne Andersen / Pexels

Wildstrauchhecken sind ein wichtiger Lebensraum für Insekten, Vögel und kleine Säugetiere. Zudem sind sie besonders pflegeleicht, da sie nur alle paar Jahre einen Rückschnitt benötigen. Wichtig beim Anpflanzen: Genügend Abstand zum Gehweg oder zur Straße einhalten, als Faustregel gelten hier zwei Meter. Denn im Lauf der Jahre werden die Strauchhecken immer größer.

Bäume: Nicht nur Nistplätze

Neben Nadelbäumen gehören unbedingt auch Laubbäume in einen naturnahen Ökogarten. Sie dienen Insekten, Vögeln und kleinen Säugetieren – wie zum Beispiel Eichhörnchen – als Wohnung. Speziell alte Bäume bieten viele Nistmöglichkeiten. Selbst abgestorbene Bäume sollte man nicht beseitigen, denn sie erfüllen weiterhin ihren ökologischen Zweck, unter anderem als natürliche Rankhilfen für Kletterrosen, Waldreben oder weitere Kletterpflanzen. Wer einen kleinen Garten besitzt, kann auf passende kleine Bäume wie Spalierobst zurückgreifen. Die Obstbäume werden an einem Gerüst, dem Spalier, ausgerichtet und befestigt.

Bepflanzte Trockenmauer im Garten.
Eine Mauer oder Begrenzung aus Natursteinen ist ein Blickfang in jedem Ökogarten. © Dehner

Trockenbiotope: Mauern für den Ökogarten

Trockenmauern, Steinhaufen, Totholzstapel und im Idealfall ein schöner Gartenteich komplettieren das Ökosystem eines naturnahen Gartens. Sie dienen nicht nur als Blickfang, sondern schaffen Lebensräume für viele verschiedene Pflanzen und Tiere.

Für einen Totholzstapel eignen sich entweder ein dekoratives Element wie ein alter Baumstamm oder einige knorrige Äste. Aber auch abgeschnittene Zweige und Laub können dafür gestapelt werden. Das Holz wird im Lauf der Zeit brüchig, dann halten zunehmend Pilze, Flechten und Insekten Einzug. Wichtig: Der Totholzstapel sollte an einem windgeschützten Platz errichtet werden, damit er nicht beim ersten Sturm davonfliegt.



Gemauert ohne Mörtel

Ihren Namen verdankt die Trockenmauer der Tatsache, dass zwischen ihren einzelnen Steinen kein Mörtel verarbeitet wird, sondern die Steine ohne Zwischenschicht aufeinander liegen.

Zum Bau sind alle Natursteine geeignet. Für die Bepflanzung hinter der Mauer bieten sich beispielsweise Nelken und Pfingstnelken, Fetthennen- und Hauswurzarten, Seifenkraut oder Storchschnabel an. Viele Ökogärtner*innen bauen eine Kräuterspirale aus Natursteinen und schaffen damit ein besonders attraktives Element in jedem Naturgarten.

Eidechse vor bepflanzter Trockenmauer.
Eine Trockenmauer bietet vielen verschiedenen Kleintieren wie Eidechsen oder Kröten Unterschlupf und schmückt nebenbei den Garten auf besondere Weise. © Dehner

Wer keine Mauer errichten möchte, kann stattdessen auch einen Steinhaufen auftürmen. Auch er dient dem ökologischen Gleichgewicht im naturnahen Garten. Hier wächst rund um die Steine vor allem die Brennnessel gut, die Schmetterlinge anlockt und als Versteck für Spinnen, Kröten und Laufkäfer dient. Oft wachsen hier auch Glockenblumen oder Margeriten, deren Samen der Wind herangetragen hat.



Gartenteich: Lebensraum See

Beim Gartenteich gilt das Motto: Je größer, desto besser. Wichtig ist, dass der Teich unterschiedliche Tiefen umfasst. Tiefwasserbereiche von 80 bis 100 Zentimetern, Flachwasserbereiche von 20 bis 30 Zentimetern und flache Ufer sorgen für eine gesunde Artenzusammensetzung. In den Flachwasserbereichen tummeln sich Insekten wie Libellen, Amphibien wie Frösche, Kröten und Molche klettern hier ans Ufer und gehen auf die Jagd. Zugleich dient der Teich Vögeln und anderen Tieren als Wasserquelle. Im Tiefwasser überwintern Insektenlarven und Amphibien.

Gartenteich mit Goldfisch
Ein Feuchtbiotop in Gestalt eines Gartenteichs bietet zahlreichen Kleintieren einen perfekten Lebensraum. © Energepiccom / Pexels

Dem Motto eines Ökogartens entsprechend sollten zum Abdichten des Teichs statt einer Plastikplane besser Lehm und Ton verwendet werden, auch wenn das mit deutlich mehr Arbeitsaufwand verbunden ist.

Komposthaufen: Die Erde von morgen

Ein Komposthaufen gehört in jeden Ökogarten. Auf ihn kommen das abgemähte Gras, klein gehäckselter Baum- und Strauchschnitt, gejätete Unkräuter und – möglichst nur leicht angefaultes – Obst und Gemüse. Nicht auf den Kompost dürfen Fleisch, vergorenes Obst und gekochte Speisereste.

Um die Zerkleinerung der Gartenabfälle kümmern sich Regenwürmer, Tausendfüßer, Pilze und Bakterien. Nach dem Verrotten entsteht daraus Humus, der als nährstoffreicher Dünger im Garten verwendet werden kann.

Komposthaufen mit Garten- und Küchenabfällen
Idealer Standort für den Komposthaufen ist eine halbschattige, windgeschützte und leicht erreichbare Stelle im Garten. © Edward Howell // Unsplash

Eine Drainageschicht aus Sand schützt vor Staunässe. Wichtig: Der Kompost darf weder zu trocken noch zu feucht werden, deshalb muss stets auf die richtige Mischung aus Abfällen geachtet werden. In einem zu trockenen Kompost ziehen sich die Bodentiere und Mikroorganismen in tiefe Lagen zurück und arbeiten nicht mehr. Ist der Kompost zu nass, entsteht Fäulnis statt gutem Humus.

Regentonnen: Das Wasserreservoir für den Garten

Eine Regentonne ist ebenso Pflicht im naturnahen Ökogarten. Auch wenn die einheimischen Pflanzen und Kräuter nur selten zusätzliches Wasser brauchen, sollte dieses auf keinen Fall aus der Wasserleitung kommen. Das Regenwasser aus der Tonne eignet sich viel besser zum Angießen neu gesetzter Pflanzen, Blumen und Kräuter. Regenwasser ist kalk- und chlorfrei – und es kostet nichts.

Holzregentonne auf Terrasse
Eine hölzerne Regentonne passt besser zu einem naturnahen Garten als eine Plastiktonne. © Termesso

Regentonnen müssen nicht zwingend aus Kunststoff sein, es gibt auch hübsche und mit einem Ökogarten besser harmonierende Ausführungen aus Holz oder Metall in den unterschiedlichsten Größen, Ausführungen und Preislagen.

Die richtige Pflege des Ökogartens

Klar, chemische Produkte sind ein absolutes Tabu in einem ökologischen Garten. Zum Düngen eignet sich der eigene Kompost ebenso wie diverse Pflanzenjauchen. Besonders beliebt ist die traditionelle Brennesseljauche, die man leicht selbst mit den Brennesseln aus dem eigenen Garten herstellen kann. Auch Hornspäne und Gesteinsmehle lassen sich als Dünger verwenden.

Dazu kommt die vorbereitende natürliche Düngung, genannt Gründüngung. Dazu bepflanzt man nicht genutzte Beete mit speziellen Düngerpflanzen wie zum Beispiel Klee, Raps, Lupinen oder Weißem Senf, die den Boden mit Nährstoffen für die folgende Nutzung anreichern.

Ausgebrachter Mulch in einem Garten
Auch Mulchen gehört im Ökogarten dazu. Unter Mulch versteht man nicht verrottete organische Materialien, zum Beispiel abgemähtes Gras. © Paul Green// Unsplash

Mulch bildet einen schützenden Mantel, hält die Feuchtigkeit im Boden und vermindert die Unkrautbildung. Zudem schützt er vor starken Witterungseinflüssen und liefert wiederum neues organisches Material, das sich ideal zum Düngen von Gemüse- und Staudenbeeten eignet.



Torf ist ein No-Go im Ökogarten

Denn, so formuliert es das Umweltbundesamt, “der Torfabbau zerstört die Lebensräume vieler Pflanzen und Tiere. Auch fürs Klima ist der Abbau schlecht: Durch die Entwässerung der Feuchtgebiete entweicht CO2, außerdem entfällt ein wertvoller Speicher für das Treibhausgas.” Das Beste zum Schluss: Die arbeitsintensivsten Tätigkeiten zur Pflege herkömmlicher Gärten können Ökogärtner*innen getrost vergessen – Rasenmähen entfällt ebenso wie das tägliche Gießen. Einheimische Pflanzen brauchen genauso wie die Blumenwiese nur in heftigen Hitzperioden zusätzliches Wasser, ansonsten reicht der natürliche Regen. Und auch das Laub darf im Herbst liegen bleiben. Es schützt den Boden vor dem Austrocknen, führt ihm Nährstoffe zu und bietet Kleintieren einen willkommenen Unterschlupf für den Winter.

Abgestochener Torf auf einem Feld.
Torf sollte grundsätzlich im Ökogarten nicht verwendet werden. Etwa bei neu gekaufter Erde. © Getty Images

Praktizierter Umweltschutz

Ein naturnaher Ökogarten sieht nicht nur gut aus und liefert bei Bedarf Obst und Gemüse frisch auf den Tisch. Er leistet auch einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz, denn er bietet vielen Tieren Lebensraum und Unterschlupf. Im Vergleich zu einem konventionellen Garten verursacht der Ökogarten tendenziell eher weniger als mehr Arbeit, weil Aufgaben wie Rasenmähen und Laub beseitigen entfallen.