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Baumschnitt: Mit diesen Tipps gelingt er richtig

Ohne Baumschnitt geht es nicht. Wer viele Bäume im Garten stehen hat, muss sie regelmäßig auf Schäden prüfen. IMTEST nennt alle Fakten.

Frau schneidet mit einem Werkzeug an einem Baum.
© Bosch

Werkzeuge, die jeder Hobbygärtner braucht // IMTEST

Die richtigen Werkzeuge sind unerlässlich dafür, dass ein schöner Garten entstehen kann. IMTEST stellt Helfer für draußen vor.

Ein regelmäßiger Baumschnitt sorgt dafür, dass Bäume gesund und stabil bleiben. Sie bilden dann neue Triebe aus, die flexibler und stärker sind als die alten. Dadurch können Bäume unter anderem heftigen Stürmen besser trotzen. Obstbäume tragen nach einem korrekten Beschnitt mehr Früchte. Bisweilen ist der Baumschnitt sogar gesetzlich vorgeschrieben, etwa wenn ein morscher Ast über den Gehweg ragt und damit Passantinnen und Passanten gefährdet. Worauf beim Baumschnitt zu achten ist, verrät IMTEST.

Baumschnitt ist unter Umständen Pflicht

Wer alte oder durch Stürme beschädigte Bäume in seinem Garten stehen hat, darf das nicht ignorieren. Grundstücksbesitzerinnen und -besitzer haben laut Gesetz eine sogenannte Verkehrssicherungspflicht für Bäume und Sträucher. Das heißt, sie müssen vorhersehbare Gefahren oder Unfälle verhindern, die von den Pflanzen ausgehen können. Zu dieser Pflicht gehören unter anderem die Überprüfung der Standsicherheit von Bäumen und das Entfernen von abgestorbenem Holz. Insbesondere die Bewertung der Standsicherheit ist für Laien jedoch eher schwierig. Droht diese alte Eiche irgendwann umzukippen und dem Nachbarn aufs Hausdach zu fallen oder nicht? Wer hier Zweifel hat, sollte einen Baumgutachter beauftragen.

Aber auch wenn für die Menschen in der Umgebung durch morsche Äste und wackelige Stämme keine Gefahr ausgeht, fördert ein regelmäßiger Baumschnitt die Gesundheit der Bäume. Sie wachsen besser, werden kräftiger und sind besser gegen Krankheiten, Pilzbefall und extremes Wetter geschützt. Auch die Gartenbesitzerinnen und -besitzer haben etwas davon, denn ein gesunder Baum bedankt sich mit vielen Früchten und Blüten. Wichtig ist neben dem richtigen Werkzeug und der richtigen Schneidetechnik auch der richtige Zeitpunkt zum Beschneiden der Äste. Der ist keineswegs bei allen Baumarten gleich.



Der richtige Zeitpunkt für den Baumschnitt

Hier scheiden sich die Geister: Während in der Vergangenheit – mit wenigen Ausnahmen für bestimmte Baumarten – grundsätzlich immer nur der Winter oder das Frühjahr für den Baumschnitt empfohlen wurden, gibt es unter Experten mittlerweile auch viele Befürworter von Zuschnitten zu anderen Jahreszeiten. Dennoch: Für die allermeisten Gehölze, Laubbäume, Zierbäume und viele Obstbäume, ist der späte Winter immer noch die beste Jahreszeit für den jährlichen Baumschnitt. Auch hier gibt es ein Gesetz: Der § 39 des Bundesnaturschutzgesetz verbietet den radikalen Rückschnitt von Hecken und Gehölzen in der Zeit zwischen 1. März und 30. September. Form- und Pflegeschnitte sind in dieser Zeit aber erlaubt, sofern keine Vögel im Gehölz brüten oder andere Tiere darin leben, ebenso wie nicht aufzuschiebende Verkehrssicherungsmaßnahmen.

Eine Frau schneidet mit einer Astschere einen Ast an einem Baum ab.
Einige Baumarten sollten im Sommer beschnitten werden, für die meisten ist jedoch der Winter die beste Zeit zum Zuschneiden. © Gardena

Der Sommerschnitt

Stark austreibende, aber fruchtarme Sorten wie Weiden können auch im Sommer geschnitten werden. Äste und Zweige, die kreuz und quer wachsen, nach innen ragen oder sichtbar krank sind, fallen der Astschere zum Opfer. Das Zuschneiden im Sommer bewirkt, dass die Bäume und Sträucher besser „durchatmen“ können und mehr Licht bekommen.

Die weiteren Vorteile eines Sommerschnitts: Starkes Wachstum wird dadurch eingedämmt, die Gehölze tragen im Jahr darauf mehr Blüten und Früchte. Ziergehölze wachsen in der nächsten Saison buschiger und blühen üppiger. Schnittwunden verheilen im Sommer, sobald der Safttrieb vorbei ist, schneller. Viele Bäume kommen dann nach dem Schneiden ohne Wundverschluss aus.

Vorteilhaft für Gartenneulinge: Kranke Äste und totes Holz sind im Sommer leichter am fehlenden Laub zu erkennen. Veränderungen an Baum und Strauch fallen nach dem Zuschnitt leichter ins Auge. Vorhandene Pilzkrankheiten gehen in der Regel zurück, weil die Gehölze durch den Sommerschnitt mehr Licht abbekommen und die Blätter schneller abtrocknen.

Ein Sommerschnitt darf nur bei bedecktem Himmel vorgenommen werden. Andernfalls bekommen die Blätter, die vorher durch das Laubwerk beschattet waren und nun durch die Schnittmaßnahmen freigelegt wurden, einen Sonnenbrand und sterben ab. Grundsätzlich sollte der Sommerschnitt weniger radikal ausfallen als der Winterschnitt. Er dient hauptsächlich als Korrektur-, Form- und Pflegeschnitt. Ab August bis in den Herbst, wenn sich die Blätter verfärben, sollte nicht mehr geschnitten werden. Zu dieser Zeit verlagern die Bäume wichtige Nährstoffe von den Blättern in die Wurzeln. Schneidet man zu viel Laub ab, schwächt das den Baum.



Das richtige Werkzeug

Für dünnere Äste und Zweige reicht eine Gartenschere. Sie sollte scharf sein und stets sauber gehalten werden.

Für dickere Zweige und Äste ist eine Astschere, auch Baumschere genannt, die richtige Wahl. Sie kann bis zu acht Zentimeter dicke Äste abschneiden. Einige Ausführungen lassen sich mit Teleskopstangen auf eine Länge von bis zu zwei Metern ausfahren. Grundsätzlich wird zwischen Bypass- und Amboss-Modellen unterschieden. Bei Bypass-Scheren gleiten die beiden Klingen aneinander vorbei, was einen schön glatten Schnitt ergibt. Bei Amboss-Scheren trifft die Klinge stattdessen auf eine glatte Metalloberfläche, was weniger Kraftaufwand bei der Bedienung erfordert.

Was die Astschere nicht schafft, muss die Handsäge erledigen. Tipp: Bügelsägen verhaken sich in dichtem Astwerk gerne mal, deshalb sind flache Handsägen mit dem Griff vor dem Sägeblatt die bessere Wahl. Für alle, die nicht gern auf eine Leiter steigen, sind Hochentaster eine Alternative. Dabei handelt es sich  um kleine Kettensägen mit einem Teleskopstiel. Hochentaster erreichen Äste in bis zu drei Meter Höhe und können mit einer Teleskopstange oder einer Verlängerung auf die benötigte Höhe eingestellt werden. Die Geräte sind mit einem Tragegurt ausgestattet, der die Bedienung erleichtert. Es gibt sie mit kabelgebundem Elektroantrieb, Akku-Elektroantrieb und mit Benzinmotoren.

Wenn es ums Abschneiden von besonders dicken Ästen geht, die nur noch eine richtige Kettensäge bewältigt, sollten Hobbygärtner*innen entweder einen Profi damit beauftragen oder sich mit der Thematik intensiv beschäftigen, bevor sie mit einem solchen Gerät auf die Leiter klettern. Die Verletzungsgefahr beim Umgang mit der Motorsäge ist groß und die Verletzungen können lebensgefährlich sein. Hier ist größte Vorsicht statt falsch verstandenem Heldentum angebracht.

So werden Äste korrekt geschnitten

Soll der Ast komplett abgeschnitten werden, muss die Verdickung am Astansatz unbedingt stehen bleiben. Denn diese Verdickung bewirkt, dass die Schnittwunde im Lauf der Zeit zuwächst, weil sich der Baumstamm jedes Jahr ein Stückchen weiter über den Ast schiebt. Zu lange Aststummel, auch Huthaken genannt, sollten allerdings entfernt werden, da sie nicht weiterwachsen und irgendwann absterben. Die Folge: Pilze oder Fäulnisbakterien können an dieser Stelle leichter ins Gehölz eindringen. Außerdem sind diese Huthaken kein schöner Anblick.

Werden die Äste lediglich gekürzt, ist der Astansatz normalerweise weit entfernt. Die Knospen für einen Neuaustrieb sollten dabei möglichst nicht abgeschnitten werden. Das gelingt, indem die Schnittfläche so angelegt wird, dass sie genau auf Höhe einer Knospenspitze endet. Wichtig dabei: Nicht zu schräg schneiden, damit die Wunde möglichst klein bleibt. Nur wenn ein zu kürzender Ast senkrecht nach oben wächst, kann eine ovale Schnittfläche die bessere Lösung sein. Dann fließt das Regenwasser besser ab und die Feuchtigkeit auf der Schnittwunde verschwindet schneller.

Frau schneidet mit Gartenschere eine Ast mit knospenden Blüten ab.
Beim Kürzen der Äste sollten die Knospen für den Neuaustrieb nicht abgeschnitten werden. © Bosch

Durch bedachte Baumschnitte Verletzungsgefahr reduzieren

Dickere und somit auch schwerere Äste werden in mehreren Schritten abgesägt. Das ist zum einen aus Sicherheitsgründen wichtig und reduziert die Verletzungsgefahr. Zum anderen reißt das letzte Stück des abgesägten Astes dann kein Stück aus der Baumrinde, wie das bei einem kompletten schweren Ast häufig geschieht.

Weil ein Baum immer das Gleichgewicht zwischen seiner Ast- und Wurzelmasse bewahren möchte, hat ein Rückschnitt stets einen vergleichbar starken Austrieb zur Folge. Wer mit der Form des Baumes zufrieden ist und ihn lediglich zurückschneiden möchte, sollte deshalb darauf achten, die Äste gleichmäßig zu kürzen.

Wirkt jedoch eine Baumkrone aufgrund abgebrochener Äste oder einseitigen Lichteinfalls schief, müssen die Äste auf derjenigen Seite, auf der der Baum wieder stärker wachsen soll, weiter abgeschnitten werden als auf der anderen Seite. In der Folge wird der Baum in aller Regel im Lauf der Zeit sein Wachstum in die gewünschte Richtung korrigieren.

Blühende Obstbäume auf einer Wiese.
Obstbäume bedanken sich für einen regelmäßigen Zuschnitt mit einer reichhaltigen Blüte, die viele Früchte verspricht. © Nastiz/ Pexels

Obstbäume lichten

Falls ein Obstbaum zu dicht wächst und die Früchte dadurch zu wenig Licht abbekommen, muss man ihn auslichten. Dazu werden gezielt einige Äste aus dem Inneren der Baumkrone herausgeschnitten. Alle zu dicht stehende, parallel wachsende, sich überkreuzende oder nach innen wachsende Äste und Zweige sollten entfernt werden. Sobald wieder mehr Licht und Wärme in die Krone gelangen, können sich Pilzkrankheiten nicht so leicht im Inneren des Baumes ausbreiten. Auch die darunter liegende Rasenfläche bekommt nach dem Baumschnitt wieder mehr Sonne ab. Für die meisten Obstarten gilt der Spätwinter als bester Zeitpunkt für das Zuschneiden, also Ende Februar, Anfang März. Nur Steinobst wie Kirschen und Zwetschgen schneidet man im Sommer.

Zeiten für den Baumschnitt beachten

Ein frostfreier, trockener Tag im Winter eignet sich am besten für den Zuschnitt der meisten Bäume. Nur wenige Baumarten wie Weiden oder Kirschbäume werden grundsätzlich besser im Sommer gestutzt. Radikale Rückschnitte verbietet der Gesetzgeber zwischen 1. März und 30. September, in dieser Zeit sind nur Pflege-und Formschnitte erlaubt. Ebenfalls gesetzlich geregelt ist die Sorgfaltspflicht von Grundstücksbesitzerinnen und -besitzer. Sie müssen dafür sorgen, dass von morschen Bäumen oder Ästen, die zu ihrem Grundstück gehören, keine Gefahr ausgeht.