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Fahrradschlösser im Test: Das Beste ist nicht das Teuerste

Wer mit dem Rad unterwegs ist, braucht eine gute Diebstahlsicherung. IMTEST hat fünf Kettenschlösser getestet.

Ein Fahrrad mit vielen Schlössern
© Getty Images

Die besten Fahrradschlösser // IMTEST

Wer mit dem Bike unterwegs ist, braucht eine gute Diebstahlsicherung. IMTEST hat an fünf Kettenschlössern untersucht, was sie aushalten.

Der Fahrradschloss-Test zeigt, mit welchem Diebstahlschutz Radeigentümer am sichersten fahren. Denn das ist dringend nötig: Rund 260.000 Fahrräder wurden 2022 laut Kriminalstatistik in Deutschland gestohlen. Fast jeder, der in einer deutschen Großstadt oder Metropolregion lebt, hatte entweder selbst schon einmal einen Fahrraddiebstahl zu beklagen oder kennt jemanden, dem das Rad geklaut wurde.

Fahrradschloss-Test mit diesen Kettenschlössern

Aber wie überall im Leben gilt auch in Sachen Fahrrad-Diebstahlschutz: Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Das bedeutet natürlich nicht, dass Fahrradschlösser völlig überflüssig sind. Im Gegenteil, wie auch der Fahrradschloss-Test zeigt: Je größer der Aufwand für einen Dieb, desto kleiner ist die Gefahr. Schwere, großgliedrige Kettenschlösser vermitteln da zumindest schon weitem den Eindruck, dass man sich als Dieb daran die Zähne ausbeißt.

Daher hat IMTEST fünf solcher Kettenschlösser genau auf Stabilität, Praktikabilität und Sicherheit geprüft. Ein Fahrradschloss im Test will mit einer Zahlenkombination für Sicherheit sorgen, die anderen mit Schlüsseln. Dabei geht die Preisspanne weit: von rund 25 bis 140 Euro.

Fahrradschloss knacken: Mit diesen Tricks versuchen es die Diebe

Bevor es zum Fahrradschloss-Test geht, hier ein Überblick der Methoden von Dieben. In der Regel versuchen Fahrraddiebe, ein Schloss auf eines dieser drei Weisen zu knacken:

Dabei wird versucht, mit einem oder mehreren spitzen, dünnen Gegenständen das Schloss wie mit einem Dieterich ganz normal, nur ohne Schlüssel zu öffnen. Beim Zahlenschloss gibt es je nach Schlosstyp unterschiedliche Möglichkeiten, den Code zu knacken. Nachteil aller Methoden: Man muss es können und es braucht Zeit.

Manche Schlösser lassen sich etwa mit Wagenhebern, Rohren oder manchmal sogar dem Fahrrad selbst aufhebeln oder -biegen. Nachteil dieser Methode: Es kann mitunter sehr auffällig sein und funktioniert je nach Material auch nicht immer.

Bolzenschneider, Sägen oder gar Akku-Flex-Geräte sind bei Fahrraddieben beliebte Werkzeuge. Je nach Kettengliedstärke oder Material können aber auch diese Geräte scheitern. Einzig die Akku-Flex findet immer einen Weg durch die Kette. Wie gut, schnell und aufwendig, hat IMTEST probiert.

Allerdings ist auch allen Methoden gemein, dass sie in der Regel recht auffällig und teils sehr laut sind.



Rabiate Methoden im Fahrradschloss-Test

Um exemplarisch zu prüfen, wie widerstandsfähig die Kettenglieder der Fahrradschlösser im Test sind, hat IMTEST zur brutalsten Methode gegriffen, die aber garantiert zum Erfolg führt: Alle Ketten wurden mit einer Akku-Flex einfach durchgesägt. Die Unterschiede waren teils deutlich: Während es beim orangenen Fahrradschloss von Tex-Lock nur 13 Sekunden dauerte, bis die Kette durch war, leisteten die Glieder der Hiplok-Kette fast 50 Sekunden erbitterten Widerstand.

Orangenes aufgeschnittenes fahrradschloss im Test
Flexibel und bequem ist das Schloss von Tex-Lock – auch dank der vollständigen Textilpolsterung. Allerdings brauchte die Flex nur 13 Sekunden, um die Kette zu zerschneiden. © IMTEST

Im Schnitt dauert es etwa eine halbe Minute, bis ein Kettenschloss durchgeflext ist. Dabei darf aber nicht unterschlagen werden: In der tatsächlichen Praxis ist das zwar eine sehr kurze Zeitspanne, allerdings wird diese Art des Schlossknackens auch begleitet von einem Höllenlärm und Funkenflug. Unauffällig geht anders und dürfte in einer belebten Gegend mit Sicherheit für Aufsehen sorgen.

Aufgeschnittenes graues Fahrradschloss im Test
Beim Flexen erwies sich die Ummantelung des Decathlon-Schlosses schon als nerviger Widerstand. Aber auch die eckigen Kettenglieder haben vergleichsweise lange standgehalten. © IMTEST

Unterm Strich lässt sich von allen Testkandidaten sagen: „Mal eben aufknacken“ funktioniert mit keinem. Die bei jedem Fahrradschloss im Test sehr feste Gewebeummantelung sorgt zudem nicht nur dafür, dass es keine Kratzer am Rad gibt, sondern sie stellt auch ein nicht zu vernachlässigendes Hindernis für (kleinere) Bolzenschneider oder diverse Hebelwerkzeuge dar.



Fahrradschlösser im Test sind schweres Gerät

Der Preis für so viel massive Sicherheit ist vor allem: Masse und Gewicht, und beides wächst mit zunehmender Sicherheit und Stabilität. Da sich Kettenschlösser – anders als etwa Bügelschlösser – nicht mit einer praktischen Halterung am Fahrradrahmen transportieren lassen, bleiben meist nur drei Möglichkeiten, die aber alle nicht perfekt sind: Kette irgendwie um eine Rahmen- oder Sattelstange wickeln, im Rucksack transportieren, oder während der Fahrt um die Hüfte schnallen.

Was das Zusatzgewicht beim Transport im Rucksack oder am Körper angeht, sind die Fahrradschlösser von Tex-Lock und Nean im Test am angenehmsten, weil am leichtesten. Allerdings waren sie auch am schnellsten aufzuflexen. Zum Tragen um die Hüfte hat Hersteller Hiplok einen einfachen und vor allem justierbaren Clip mit verbaut. Das funktioniert schnell und einfach und lässt sich auf fast jeden Körperbau anpassen. Aber Vorsicht, hier lauert auch eine Falle: Wer sein Rad mal etwas gedankenloser ankettet, läuft Gefahr, den Clip auch zum „Abschließen“ zu verwenden. Denn auch um Rad und Laterne gewickelt sieht die mit dem Clip geschlossene Kette aus wie abgeschlossen.

Schwarzes Fahrradschloss um Hüfte von Mann geschnallt
Der Trageclip von Hiplok ist äußerst praktisch – wenn man sein knapp 2,5-Kilo-Kettenschloss beim Fahren gerne um die Hüfte schnallt. © IMTEST

An-, ab- und aufschließen im Fahrradschloss-Test

Die Handhabung beim Anschließen unterscheidet sich bei den Fahrradschlössern im Test fast gar nicht. Außer beim Zahlen-Schloss von Nean und dem von Tex-Lock ist bei allen anderen der Schlüssel zum Abschließen nötig. Beim Fahrradschloss Orbit Orange lassen sich die beiden Enden einfach zusammenstecken und der Verschlussmechanismus rastet dann hörbar ein.

Mit schwarzem Fahrradschloss an Laternenpfahl angekettetes Fahrrad
Lassen sich nicht Rad und Rahmen gleichzeitig anschließen (hier: Hiplok), fällt die Wahl stets auf den Rahmen. © IMTEST

Generell gilt: Je wuchtiger die Kette, desto herausfordernder ist es, den ummantelten Kettenschlauch durch den Rahmen oder die Speichen und um die Befestigung zu schlängeln. Außer beim Hiplok und beim Decathlon-Schloss gelang es im Fahrradschloss-Test mit allen, sowohl das Vorderrad als auch den Rahmen an einem Laternenpfahl anzuschließen. Die angegebenen Längen variieren bei den Testkandidaten zwischen 85 und 100 Zentimetern, aber einige wie Abus haben auch längere Modelle im Angebot.

Mit schwarzem Fahrradschloss an Laternenpfahl angekettetes Fahrrad
Schließ-Regeln: Am besten Rahmen und Vorderrad gleichzeitig anschließen und darauf achten, dass der Verschluss mit Schlüsselloch nach unten zeigt. © IMTEST

Beim Aufschließen fordern fast alle Fahrradschlösser etwas Übung und Geduld, denn der Druckpunkt ist nicht immer eindeutig spürbar. Nur beim Abus-Modell wird das Schlüsselloch durch einen selbstschließenden Mechanismus vor Schmutz geschützt, alle anderen Schlüssellöcher sind Regen, Staub und Sand ständig ausgeliefert und sollten dementsprechend Pflege und Aufmerksamkeit bekommen, um den Mechanismus auch auf Dauer freigängig zu halten.

Fazit

Faustregel für Kettenschlösser: Je schwerer, desto sicherer, desto unhandlicher. Für den Sieger im Fahrradschloss-Test von Hiplok mit intergrierten Hüft-Clip zum Tragen gilt das ganz sicher. Erstaunlich gut schlagen sich die Budget-Modelle von Decathlon und Nean, die ein zwar geringeres, aber immer noch angemessenes Maß an Sicherheit bieten und dabei ein bisschen einfacher zu handhaben sind.

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