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5 Fahrrad-Navis im Test: Besser als die Komoot-App?

Sicher und entspannt ans Ziel: Wer lotst am besten?

Blick auf schwarzen sportlichen Fahrradlenker von oben und angebrachtem kleinen Fahrrad-Navi
© Hammerhead, IMTEST

Die besten Fahrrad-Navis // IMTEST

Komfortabel, sicher und entspannt ans Ziel: Vier Bike-Computer und eine Smartphone-App treten im IMTEST-Vergleich gegeneinander an. Wer lotst am besten?

Fahrradfahren ist in: Immer mehr verlassen sich dabei auf digitale Routenplaner wie Smartphone-Apps. Oder sind Fahrrad-Navis wie im Test doch besser? Vorteil der Apps: Einfach das Smartphone an den Lenker schnallen und sich von einer Routen-App wie Komoot leiten lassen. Ein extra Gerät ist nicht nötig. Darum ist IMTEST der Frage nachgegangen, ob spezialisierte Fahrrad-Navis überhaupt noch eine Daseinsberechtigung haben. Und falls ja, welche Geräte diese Aufgabe am besten erledigen.

Lohnen Fahrrad-Navis? Test gegen Smartphone-App

Wer sich nur ab und zu aufs Fahrrad schwingt, braucht kein spezielles Fahrrad-Navi. In diesem Fall reicht die Anschaffung einer Handyhalterung fürs Smartphone. Wer dagegen viel und oft fährt, wird früher oder später die Nachtteile dieser Lösung im Vergleich zu Fahrrad-Navis kennenlernen.

Je nach Handy macht der Akku bereits nach wenigen Stunden schlapp. Dann fallen Navigation und Kommunikation gleichermaßen aus. Gute Fahrrad-Navis halten dagegen bis zu 10 Stunden und länger durch.

Smartphones sind nicht für den Outdoor-Einsatz gemacht. Sie können zu heiß oder zu kalt werden und dann ihren Dienst quittieren. Bei Regen ist die Bedienung schwierig. Und bei starker Sonneneinstrahlung sind die Bildschirme schlecht ablesbar.

Bei langen Radtouren sind holprige Strecken oder sogar Stürze nicht auszuschließen. Bei Smartphones drohen dann kaputte Bildschirme, die teure Reparaturen nach sich ziehen. Fahrrad-Navis sind dagegen deutlich robuster.

Die Verbindung mit externen Sensoren zur Messung von Daten wie Herzfrequenz, Trittfrequenz, Wattleistung und Geschwindigkeit ist je nach Smartphone und genutzter App schwierig. Bei guten Fahrrad-Navis ist das Koppeln dagegen meist kein Problem.

Gute Fahrrad-Navis bieten mittels GPS und teilweise sogar zusätzlicher GLONASS-Unterstützung eine exaktere Positionsbestimmung. Je nach Smartphone kann auch ein besonders ungenauer GPS-Chip verbaut sein, wodurch es zu Abweichungen auf der Route kommt.

Kurzum: Für längere Strecken und häufigen Einsatz haben Fahrrad-Navis deutliche Vorteile. Das zeigt auch der Vergleichstest, bei dem IMTEST ein iPhone 12 Pro samt Komoot-App gegen vier aktuelle Fahrrad-Navis antreten ließ. Aber auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Geräten von Garmin und Hammerhead als teuerste Modelle über das Gerät von Sigma bis zum günstigen Ciclo fielen außergewöhnlich deutlich aus.

Vier unterschiedlich große Fahrrad-Navis aufgereiht auf Kiesboden
© IMTEST

Die besten Navigationsgeräte fürs Fahrrad

Testsieger: Garmin Edge 830

Obwohl (oder vielleicht gerade deshalb) der Garmin Edge 830 schon beinahe drei Jahre auf dem Markt ist, zählt das Modell immer noch zu den besten. Vor allem die Vielseitigkeit ist sein großer Pluspunkt: Er ist auf der einen Seite ein äußerst gutes Fahrrad-Navi, das mit übersichtlicher Routendarstellung glänzt, als auch ein bemerkenswert vielseitiger Fahrradcomputer der etwa Daten zum Trainingseffekt- und -Belastung erhebt. Sogar ein Erholungsratgeber ist an Bord, der normaler Weise teuren Garmin-Sportuhren vorbehalten ist.

Aber auch als Navigationsgerät macht der Edge 830 einen guten Job. Der Bildschirm ist gut ablesbar und die Routendarstellung übersichtlich. Kleine Richtungspfeile markieren den Streckenverlauf an Kreuzungen blendet das Gerät (leider etwas klein) entsprechende Abbiegehinweise ein. Karten lassen sich entweder direkt auf dem Gerät von Komoot importieren oder im eigenen Portal erstellen. Auf dem Navi lassen sich auch direkt Routen planen, wahlweise etwa per Adresseingabe, zu interessanten Orten in der Umgebung (POIs) und nach Beliebtheit. Dabei lassen sich spezielle Routen für Mountainbiker und Rennradfahrer erstellen.

Eine der vielen Besonderheiten stellt zudem ClimbPro dar, das bei geplanten Routen Anstiege inklusive Informationen zur Länge und Steigung ansprechend visualisiert. Ein echter Schwachpunkt ist allerdings das sogenannte Rerouting, das zum Einsatz kommt, wenn der Fahrer von der geplanten Strecke abweicht. Der Edge 830 versucht in diesem Fall meist zum Umkehren zu bewegen, selbst wenn einfache Umfahrungen möglich wären. Ebenfalls nervig sind die ständigen Piepsignale, die zum Beispiel vor Abbiegungen oder Annäherung an einen POI ertönen. Im Prinzip piept der Egde 830 die ganze Zeit.

Trotzdem: Egal ob am Lenker eines Renn-, Gravel oder Mountainbikes, der Edge 830 bietet nahezu alles, was man sich von einem modernen Fahrrad-Navi wünschen kann, vor allem leistungsorientierte Sportler kommen auf Ihre Kosten. Freizeitradler könnten angesichts des gewaltigen Funktionsumfangs bei der Bedienung allerdings überfordert sein. Tipp: Für 100 Euro weniger gibt es den Edge 530, der den gleichen Funktionsumfang bietet, dafür lediglich keinen Touch-Bildschirm an Bord hat.  

Schwarzes eckiges Fahrrad-Navi zeigt Route an Lenker von oben
Der Garmin Edge 830 gewährt vor allem bei direkter Sonneneinstrahlung beste Ablesbarkeit. © IMTEST
Screenshot von NaviBildschirm zeigt Karte und Routendetails
Der Garmin Edge 830 ist eindeutig die Nummer Eins bei den Fitnessfunktionen. © Garmin, IMTEST

Der Herausforderer: Karoo 2

Wenn es um die reine Routendarstellung geht, hat der Hammerhead Karoo 2 bei den Fahrrad-Navis die Nase vorn. Bildschirm und Routendarstellung sind die besten im Testfeld. Das Display hat nicht nur eine optimale Größe und ist kratzfest, sondern bietet auch mit Abstand die höchste Auflösung. Überdies verfügt es über eine spezielle Oberfläche, die Blendeffekte reduziert. Bei Sonnenschein gilt es allerdings die Helligkeit zu erhöhen, was auf Kosten der Akkulaufzeit geht. Die fällt im direkten Vergleich zum Garmin Edge 830 (17 Stunden) zwar deutlich kürzer aus, mit rund 11 Stunden sollte sie für die meisten Touren aber ausreichen.

Erstaunlich: Der Karoo 2 kommt komplett ohne App aus. Das liegt daran, dass es sich bei dem Gerät sozusagen um ein auf den Outdoor-Einsatz spezialisiertes Smartphone auf Android 8-Basis handelt. Es lässt sich sogar eine SIM-Karte einsetzen. Routen von Komoot oder Strava lassen sich in Sekundenschnelle über ein Webportal importieren: Adresse der Strecke kopieren, ins Portal einfügen und schon ist sie auf dem Karoo 2. Neben der vorbildlichen Routendarstellung samt Abbiegehinweisen verfügt das Navi über eine ClimbPro-artige Funktion, die sogar ohne geplante Routen funktioniert. Außerdem funktioniert das Rerouting erstklassig.

Der Karoo 2 weist allerdings auch einige systemische Nachteile auf: So gibt es keine deutsche Übersetzung. Wer kein Englisch beherrscht, kann mit dem Gerät also nichts anfangen. Zudem ist das Erstellen von Strecken am Gerät selbst schlecht, zumindest ohne Internet-Verbindung. In diesem Fall gilt es einen Punkt auf der Karte anzutippen. Das Karoo 2 losts den Biker dann aber vorrangig über große Straßen.

Nicht zuletzt ist die Schutzabdeckung für den USB-Anschluss eine Katastrophe. Hammerhead legt wohlweislich gleich zwei Kappen der Packung bei, beide gingen aber umgehend bei Testfahrten verloren. Zwar soll der Anschluss wetterfest sein, wenn aber Schmutz eindringt, ist das sicherlich nicht förderlich. Unterm Strich bietet der Karoo 2 zwar die beste Routen-Navigation und die beste Ausstattung, in Sachen Routenplanung am Gerät und Fitnessfunktionen ist Garmin aber noch mindestens einen Schritt voraus.  

Eckiges dunkles Fahrrad-Navi zeigt Route an Lenker befestigt
Der Karoo 2 gefällt durch seinen scharfen, hellen Bildschirm und die übersichtliche Routendarstellung.
Screenshot Fenster mit Datenimport
Komoot-Routen sind beim Karoo 2 schnell importietr: Einfach die URL auf eine Webseite kopieren.
Karoo Fahrrad-Navi auf Tisch
Lästig: die bei dem Karoo 2 beigelegten USB-Abdeckungen gingen umgehend verloren.

Die günstige Alternative: Sigma Rox 11.1 Evo

Online-Händler bieten den Rox 11.1 Evo (ohne Zubehör) von Sigma bereits ab 110 Euro an. Handelt es sich um ein gutes Angebot oder lohnt es sich, für ein gutes Fahrrad-Navi ein wenig tiefer in die Tasche zu greifen? Positiv: Wer sich für weitere Daten interessiert, kann den Rox 11.1 Evo via BLE (Bluetooth Low Energy) und ANT+ mit diversen Sensoren und anderen Geräten koppeln, etwa Smart-Trainern, Pulssensoren oder Power-Metern. Sigma verspricht zudem eine Laufzeit von bis zu 18 Stunden. Die Angabe ist realistisch. Darüber hinaus erfolgt die Standorterfassung erfolgt über drei Satellitensystem (GPS, GLONASS, Galileo). Das Signal ist schnell gefunden und das Tracking akkurat.

In dieser Preisklasse gibt es aber kein Kartenmaterial. Bedeutet: Die Richtungsanweisungen erfolgen bei gespeicherten Routen lediglich über eine gestrichelte Linie, die es nachzufahren gilt. Das funktioniert bei Straßen ordentlich, wenn auch nicht perfekt. Wenn etwa zwei Straßen direkt hintereinander liegen und es abzubiegen gilt, sind Fehler vorprogrammiert. Ähnlich sieht es bei Weggabelungen aus. Spätestens beim Mountainbiken, wenn es ums Finden von versteckten Wegen geht, stößt das System an seine Grenzen. Das Gleiche gilt für die Turn-by-Turn-Navigation, die zum Einsatz kommt, wenn die Navigation über die Komoot-App auf einem gekoppelten Smartphone gestartet wird. Alles in allem ist der Rox 11.1 Evo aufgrund der vielen Möglichkeiten, der starken Akkulauzeit von 18 Stunden und der hervorragenden App sein Geld wert. Allerdings ist die Navigation ohne Kartenmaterial nicht sehr genau.

Helles eckiges Fahrrad-Navi an Lenker
Der Rox Evo 11.1 zeigt nur die Route selbst, aber keine anderen Straßen an. © Rox


Das Relikt: Ciclo Navic 400

Eigentlich ist das Ciclo Navic kein schlechtes Fahrad-Navi. Es bietet viele Funktionen, einen großen Bildschirm und gutes Kartenmaterial. Allerdings sind Software und Hardware so antiquiert, dass man sich unweigerlich an die Jahrtausendwende erinnert fühlt. Das geht schon beim Importieren von Routen los. Das lässt sich allein per Anschluss an den PC und durch die Übertragung von GPX-Dateien per USB-Kabel bewerkstelligen. Eine App oder ähnliches gibt es nicht. Dazu kommt, dass die Hardware so schwach ist, dass das Gerät auf Eingaben oft erst nach wenigen Sekunden reagiert. Das macht die Handhabung zum Geduldsspiel. Da sich das Navic auch in Sachen Konnektivität, Funktionalität und Fitnessfunktionen alles andere als mit Ruhm beklettert, bleibt nur der letzte Platz im Test. Selbst das Smartphone schlägt sich besser.

Hand hält großes schwarzes Fahrrad-Navi das einen BlueScreen zeigt
Das Ciclo Navic 400  basiert auf Windows CE, was auch einmal zu unerfreulichen Abstürzen führt. © IMTEST

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