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E-Bike: Chipmangel in Asien bremst den Verkaufs-Boom

Der aktuelle Chipmangel hat die Fahrradindustrie fest im Griff. Lieferengpässe und wartende Kunden sind die Folge.

linke Bildhälfte: Computerchip, rechte Bildhälfte: E-Bike-Fahrer
© Pok Rie/Pexels, Wolfram Bolte/Unsplash

Der E-Bike-Boom hält auch 2022 weiter unvermindert an. Fahrradfahren macht Spaß, hält gesund und oft ist man in der Stadt mit dem Rad auch viel schneller am Ziel, als wenn man Bus und Bahn oder gar mit dem Auto fährt. Laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) besitzen bereits 8,5 Millionen Deutsche ein Pedelec. Nicht zuletzt die hohen Spritpreise machen das Rad aktuell noch attraktiver, als es eh schon ist. Kein Wunder also, dass auch 2022 viele Menschen mit dem Gedanken spielen, sich ein E-Bike zuzulegen.

Das Problem jedoch: Der Chipmangel, der bereits die Autoindustrie fest im Griff hat, kommt nun auch bei den Fahrradherstellern an. In Ländern wie Malaysia oder China, in denen viele Bauteile für Fahrräder produziert werden, standen aufgrund strikter Corona-Beschränkungen viele Werke teilweise komplett still. Produktionsrückstau, nicht einzuhaltende Auslieferungen und wartende Kunden sind die Folge. 

Grafik zum Absatz von E-Bikes von 2011 bis 2021
Von Rekord zu Rekord: Im Jahr 2021 wurden insgesamt rund zwei Millionen E-Bikes verkauft. Das besagen die aktuelle Zahlen zum deutschen Fahrradmarkt, die der ZIV im März 2022 veröffentlicht hat. © Statista, ZIV


Probleme in den Lieferketten

IMTEST hat sich selbst ein Bild von der Situation gemacht und mit drei deutschen Fahrradherstellern gesprochen. Thomas Göbel, Brand Manager bei Victoria (Hartje), erlebt die Situation folgendermaßen. „Es handelt sich seit rund zwei Jahren um eine Gemengelage, deren Problemspitzen leider eine stetige Dynamik aufweisen. Diese macht es uns in unserer Industrie zunehmend schwerer, gute Räder in den ursprünglich avisierten Zeitfenstern zu produzieren.“

Die Hoffnung war eigentlich, dass sich nach zwei Jahren Pandemie nun endlich die Lage wieder etwas entspannt. Doch seit Beginn des Krieges in der Ukraine haben sich laut ZIV die Probleme verschärft. Was unter anderem daran liegt, dass europaweit Lkw-Fahrer fehlen.



Das kann auch Volker Dohrmann, Leitung Strategie, Produkt und Marketing von Stevens Bikes bestätigen. „Für Fahrrad- beziehungsweise E-Bike-Hersteller nehmen die Verzögerungen von Komponenten und die Probleme in den Lieferketten bis dato ungeahnte und unbekannte Formen an. Auch die eigentlich vorbildlich organisierten Zulieferer für die elektronischen Bauteile, E-Bike-Motoren sowie Akkus, Displays und Bedienelemente überraschen uns dieser Tage mit weitreichenden Verzögerungsmeldungen. Engpässe bei Halbleitern, aufgeschobene Entwicklungs-Schritte und nicht lieferbare wichtige Komponenten sorgen in Summe dann für zu wenig oder zu späten Produktions-Output der E-Bike-Hersteller mit einer folgenden Knappheit im Handel,” so Dohrmann.

Weiter stellt er fest, dass “am gravierendsten dabei, mit Elektronikbauteilen arbeitenden Akkus wirken, die erst Monate später als beispielsweise Motoren oder Bremsen verfügbar sind.” Eine Prognose über die kommenden Jahre fällt ihm aber schwer, allerdings “ist bislang in der Branche markenübergreifend eher wenig Licht am Horizont.“



Tipp: Kaufentscheidung nicht rauszögern

Bei Riese & Müller sehen die Lieferengpässe nicht ganz so problematisch aus. Jörg Matheis, Leiter Kommunikation beim hessischen E-Bike-Hersteller, schildert die eigene Situation so: „Beim Großteil der Modelle können wir unsere üblichen Lieferzeiten von vier bis acht Wochen einhalten. Das liegt auch daran, dass wir bereits sehr früh damit begonnen haben, entsprechende Lagerkapazitäten aufzubauen.”

Trotz angespannter Situation in der Fahrradindustrie gibt es also doch ein bisschen Hoffnung, ein passendes E-Bike zeitnah für sich zu finden. Volker Dohrmann hat noch einen guten Tipp: „Frühzeit im Handel informieren, Probefahren und eine Wahl und Reservierung rasch treffen.“ Oder aber ein E-Bike aus dem vergangenen Jahr kaufen.



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