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Nissan Leaf: Der Elektro-Pionier im Test

Das erste in Großserie gebaute Elektroauto ist der Nissan Leaf. Seit 2012 gibt es den E-Kleinwagen. IMTEST klärt, ob er noch ganz vorn mitfährt.

© Hersteller

Der Nissan Leaf im Test // IMTEST

Das erste in Großserie gebaute Elektroauto kommt von Nissan: Den Leaf gibt es seit 2012. IMTEST klärt, ob er noch ganz vorn mitfährt.

Nissan Leaf – das erste und meistverkaufte E-Auto

Nissan ist der Elektroauto-Pionier. Noch bevor Tesla das Model S verkauft oder VW einen elektrischen Golf überhaupt ankündigt, liefern die Japaner bereits ein Großserien-Elektroauto aus: 2012 startet der Nissan Leaf in Deutschland. Mit einer ordentlichen Ökobilanz und stetigen Nachbesserungen an der Reichweite wird er zeitweise zum meistverkauften Elektroauto weltweit. Darüber hinaus spielen ihm seine kompakten Maße in die Karten: 4,49 × 1,54 × 1,79 Meter misst das getestete Modell und wiegt 1.731 Kilogramm im Leerzustand inklusive Fahrer. Doch wie leistungsstark und modern ist der Nissan heute noch? Der Test zeigt es.

Produktdetails

  • Karosserie: 5 Türen/E-Kleinwagen
  • Antrieb/Tempo: Front/ 157 km/h
  • max. Leistung in kW (PS): 160 (217)
  • Preis: ab 38.350 Euro

Nissan Leaf ist funktional, nicht futuristisch

Die zweite Generation ist seit 2018 auf dem Markt, tritt jedoch gegen ein wachsendes Feld von Wettbewerbern an. Das ist vor allem deswegen eine Herausforderung für Nissan, weil der neue Leaf Elektro nur eine umfangreiche Verbesserung seines Vorgängers ist. Die Basis stammt noch vom Debüt-Fahrzeug, und allein das schafft konstruktionsbedingte Nachteile. Darum macht der Nissan Leaf auch keinen hochmodernen Eindruck.

Fahrer und Beifahrer sitzen hoch und aufrecht im Fahrzeug, und für die Steuerung der Klimaanlage gibt es echte Knöpfe – die Neunziger lassen grüßen. Mit Blick auf viele Touch-gesteuerte Konkurrenten ist das zwar eine echte Abwechslung, aber robuste Schalter und der großflächige Einsatz von hartem Kunststoff wirken eben vor allem funktional, nicht wertig oder gar futuristisch.

* indirekte CO2-Emission: statistische Berechnung in g/km

Infotainment und App mit Schwächen

Das Infotainment wirkt ebenfalls nicht mehr ganz zeitgemäß. Manches muss man auf dem 8-Zoll-Touchscreen länger suchen. So finden sich etwa die Konnektivitätsfunktionen unter dem Menüpunkt „Info“. Hier stellt man auch die Verbindung zur Nissan-Connect-App her, mit der sich das Fahrzeug überwachen und der Ladevorgang steuern lässt. Auch Routen lassen sich darüber planen und an das Auto senden. Fahrerprofile lassen sich beim Leaf aber nicht einrichten. Alles in allem funktioniert die Bedienung des System in den meisten Fällen nur wenig intuitiv.

Echtes Manko: Weder der Nissan Leaf selbst noch die Connect App berücksichtigen Ladestopps. Die muss man selbst abschätzen und kann sie dann im Auto über ein ausgelagertes Menü manuell hinzufügen. Infos darüber, ob die Station frei ist, fehlen jedoch. In der App wird es nicht leichter. Hier muss man sogar die Adresse der Ladesäule kennen. In der nicht mehr unterstützten Nissan Connect EV App erfolgte die Routenplanung noch inklusive Ladestoppvorschlägen.

360°-Innenansicht

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Der Nissan Leaf – ein Auto, zwei Meinungen

Nissan Leaf: Meinung_Nina

„Für mich gibt es mittlerweile effizientere und angenehmere Elektroautos mit mehr Platz. Aber ich muss auch zugeben, Nissan macht mit dem Leaf immer noch vieles richtig und kann preislich ebenfalls überzeugen.”

Nina Eickhoff, IMTEST-Expertin

Nissan Leaf: Meinung_Caroline

„Der Rückspiegel hängt viel zu tief, sodass ich die Ampeln nicht richtig sehe, und einen Piepton beim Rückwärtsfahren braucht ja nun wirklich nur ein Lkw. Das Beste am Leaf ist, dass man sowohl vorne, hinten als auch im Kofferraum echt viel Platz hat.“

Caroline Neumann, Stellv. Art Directorin

Nissan Leaf mit besonderem Anschluss für Ladesäule

Beim Laden verfolgt Nissan auch eine eigene Taktik. Der Leaf lädt mit einem sogenannten CHAdeMO-Anschluss. Allerdings verfügt nur etwa die Hälfte aller Schnellladesäulen in Deutschland über den passenden Stecker für den Nissan Leaf. Immerhin liefern sie dann aber auch 50 kW Leistung. Im Schnitt fließt die Energie beim Nissan mit rund 37 kW. IMTEST ermittelte eine berechnete Ladezeit von 0 auf 80 Prozent von knapp eineinviertel Stunden – das ist schnell.

An Wechselstrom kann der Nissan Leaf aber nur einphasig laden. Damit nutzt er das Potenzial der meisten Ladesäulen und Wallboxen nicht aus: Statt mit 11 kW lädt er nur mit 3,7 kW, statt mit 22 kW nur mit 6,6 kW. Leaf fahren bedeutet also auch planen – manchmal auch Wartezeit. Eine eigene Wallbox kann hier helfen. Immerhin ist die Reichweite mit von IMTEST ermittelten Durchschnittswerten von 259 Kilometern hoch, und der Durchschnittsverbrauch von 22 kWh vergleichsweise niedrig.

Asiatischer Standard: Den CHAdeMO-Anschluss gibt es nicht an allen Ladesäulen.
Asiatischer Standard: Den CHAdeMO-Anschluss gibt es nicht an allen Ladesäulen. © IMTEST

Test zeigt: Nissan Leaf ist praktisch und sparsam

Das beste Fahrgefühl vermittelt der Nissan Leaf im Stadtverkehr. Dort federt er angenehm, und seine ansonsten etwas gefühllose und indirekte Lenkung stört nicht. Außerorts fehlt es ihm an Verbundenheit und Spontaneität – er wirkt schwerfällig. Nissan verzichtet zudem auf den Sport-Modus, trotz einer Motorleistung von 160 kW (217 PS).

Praktisch: Bei aktiviertem E-Pedal („One Pedal Driving“) verzögert er per Rekuperation bis zum kompletten Stillstand. So pumpt der Leaf viel Bremsenergie zurück in den Akku und fährt letztendlich sparsamer. Mit vorausschauender Fahrweise hat das Bremspedal im Leaf so immer öfter Pause. Wenn, wie im Testwagen, der sogenannte ProPilot an Bord ist, können außerorts auch beide Pedale Pause machen. Der Helfer ergänzt den Abstandstempomaten um eine Stop&Go-Funktion für den Stau und hält so selbstständig die Spur.

Platz da! Der Kofferraum bietet viel Platz. Hinten kann es für große Mitfahrer aber eng werden. © IMTEST

FAZIT

Der Nissan Leaf steigt bei fairen 29.990 Euro Listenpreis ein, verfügt dann jedoch nur über 40 kWh Akkukapazität. Günstigere Elektroautos in dieser Größe sind momentan nicht erhältlich. In der getesteten Variante E+ steigt der Preis auf 38.350 Euro. Insgesamt punktet der asiatische Elektro-Kleinwagen zwar durch solide Fahreigenschaften, hohe Reichweite und kurzer Ladedauer, wirkt insgesamt oft aber eher robust als modern.

  • PRO
    • Reichweite hoch, kompakte Größe, fairer Preis
  • KONTRA
    • Ausstattung und Software sind nicht die modernsten.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,4

Quelle: IMTEST, Hersteller