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Kunststoffmüll: Hightech-Herstellung aus recyceltem Plastik

Immer mehr Technik-Hersteller setzen auf die Vermeidung von Kunststoffmüll und bei der Produkt-Fertigung auch auf das Thema Recycling.

Im Meer treibender Plastikmüll, davor stehendes Recycling-Logo
© Inchs/Pexels

Viele Millionen Tonnen an Kunststoffmüll werden gerade in Asien und in Afrika durch große Flüsse wie Jangtse, Indus oder den Nil ins Meer gespült. Was sich für die Umwelt und indirekt auch für den Menschen als ein Fiasko erweist: In Fischen und Meeresfrüchten lässt sich vermehrt sogenanntes Mikroplastik nachweisen. Das dann wiederum am Ende der Nahrungskette im Essen landet. Zudem gehen am Plastikmüll ganze Ökosysteme, wie etwa das Korallendreieck im Indopazifik, zugrunde.  

Inhaltsverzeichnis

Notebooks und Displays aus Meeresmüll

Als Gebot der Stunde gilt es daher, Plastikmüll zu vermeiden – indem etwa mehr Kapazitäten für das Recycling von Kunststoffen an Land geschaffen werden. Auch Tech-Unternehmen wie Grundig und HP investieren in Techniken zur Reduzierung von ozeangebundenen Kunststoffen. Der US-amerikanische PC-Hersteller HP hat im Rahmen eines Recyclingprogramms bereits mehr als 450 Tonnen Plastikflaschen aus Flüssen fischen lassen, bevor sie ins Meer gelangen konnten. Das daraus recycelte Plastik hat HP für die Fertigung neuer Produkte verwendet. Etwa für das Notebook Elite Dragonfly und das Display Elite E273D – die weltweit ersten Geräte ihrer Art, die aus ozeangebundenem Kunststoff hergestellt werden. Seit Anfang 2020 verarbeitet HP nach eigener Angabe in allen neuen Elite- und Pro-Desktop- und Notebookcomputern wiederaufbereitete Kunststoffe, die sonst in den Meeren gelandet wären.



Wäsche waschen mit PET-Flaschen 

Über 25 Millionen PET-Flaschen hat die Grundig Intermedia GmbH, die Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte der Marke Grundig vertreibt, für den Bau von Trommelgehäusen für Waschmaschinen und Waschtrockner recycelt. Aktuell führt Grundig fünf Produkte in seinem „Waschen & Trocknen“-Sortiment, in denen PET-Flaschen verbaut sind. In bislang rund 400.000 Geräten steckt demnach pro Trommelgehäuse nun das Plastik aus jeweils 60 PET-Flaschen. Grundig, das 2019 als „Bestes Unternehmen der HausgeräteIndustrie“ vom Dow Jones Sustainability Index („Nachhaltigkeits-Indizes“) ausgezeichnet wurde, nutzt auch auf Nylon basierende Verbundwerkstoffe mit hoher mechanischer Festigkeit und thermischer Beständigkeit zur Herstellung von Ofenteilen in Back- und Multifunktionsöfen – für deren Displayabdeckungen, Halterungen der Elektronik und seitlichen Plastikelemente.

Grundig-Waschmaschine mit Waschtrommel aus recyceltem Plastik
Grundig GWN 49440 W Das Trommelgehäuse der Plastik pro Jahr einsparen. Waschmaschine ist aus 60 PET-Flaschen gefertigt © Grundig

Kunststofffreie Smartphone-Verpackungen

Smartphone-Riese Samsung hat bei seinen Verpackungen dem Kunststoff den Kampf angesagt und verzichtet bereits seit 2019 weitestgehend bei Smartphone-Verpackungen auf Kunststoffe. Statt dessen werden nur noch nachhaltige Materialien wie Papier, Karton oder biologisches Plastik eingesetzt, das aus Zuckerverbindungen gefertigt wird. Dieses ist biologisch abbaubar und soll somit die Umwelt nicht belasten.  



Generalüberholt: Aus alt macht neu

Von der Waschmaschine bis zum Smartphone – in jedem Elektrogerät stecken wertvolle Rohstoffe wie seltene Erden und Edelmetalle. Dennoch landen die meisten Elektrogeräte nach ein paar Jahren des Gebrauchs im Müll. Gebrauchte Technik die durch Reparatur recycelt und überarbeitet wird. Diesen Trend in der Branche hat in den frühen 2010er-Jahren der iPhone-Konzern Apple vorangetrieben. Vor dem Verkauf werden die gebrauchten Geräte von Fachleuten geprüft und anschließend generalüberholt. Der Kunde erhält beim Kauf von „sanierter“ Ware (refurbished) ein zwar gebrauchtes, aber völlig funktionsfähiges Produkt, für das in der Regel auch noch Garantie gewährt wird.

Es gibt aber natürlich auch jede Menge schlechter Beispiele für den Umgang mit wertvollen Ressourcen. Ein Negativ-Beispiel dafür sind etwa Smartphones, die bereits nach drei Jahren keine Updates mehr bekommen und damit meist im Elektroschrott enden – obwohl Gehäuse, Display und Akku noch im guten Zustand sind. IMTEST legt auf das Thema „Nachhaltigkeit“ übrigens schon beim Ermitteln der Testnoten einen großen Fokus. 



Nachhaltigkeit in Zahlen …*

… 70%

der befragten Verbraucher wünschen sich deutlichere Informationen von offiziellen Stellen im Hinblick darauf, wie nachhaltig bestimmte Produkte hergestellt werden.

… 55%

der befragten Studienteilnehmer sind sich in vielen Fällen nicht sicher, welches nachhaltig hergestellte Produkt für sie die beste Kaufoption darstellt.

… 69%

der Befragten äußern die Bereitschaft, für nachhaltig hergestellte Produkte einen Aufpreis zu zahlen. Im Schnitt wären 55 Prozent mit einem Preisaufschlag von bis zu zehn Prozent einverstanden.

… 85%

informieren sich über nachhaltig hergestellte Produkte, 55 Prozent davon im Internet. Ältere häufiger über Fernsehen und Radio, Jüngere über Dokumentationen und soziale Netzwerke.

… 79%

haben 2019 bereits häufiger als zuvor beim Einkaufen auf nachhaltig hergestellte Produkte geachtet, und gut die Hälfte von ihnen gibt an, dies auch im Laufe des Jahres noch stärker tun zu wollen.

*laut KPMG „Consumer Barometer – Nachhaltigkeit 01/20“


Der recycelte PC: Acer Aspire Vero

Ökologisch und innovativ: Das Aspire Vero kombiniert Nachhaltigkeit mit Nutzerfreundlichkeit, ohne Funktions- und Qualitätseinbußen.


Recycling mit Methode

Aus Altplastik produziert Produkte sind ein wichtiger Beitrag zur aktiven Plastikvermeidung. Beispiele aus dem Alltag zeigen, was bereits möglich ist. 

100 Prozent aus Altplastik

Frosch-Reiniger in recycelten Dosen
© Frosch

Frosch, ein Öko-Pionier der ersten Stunde, nutzt Plastikmüll aus dem Gelben Sack, um beispielsweise Duschgelflaschen herzustellen. Die Verpackungen bleiben so in einem geschlossenen Wertstoffkreislauf.

Plastikflaschen zu Jacken

Gestapeltes Recycling-Polyester aus Plastikfl aschen für die Fertigung von Outdoor-Bekleidung von Patagonia
© Gettyimages

Patagonia verwendet Recycling-Polyester aus Plastikflaschen für die Fertigung von Outdoor-Bekleidung. Bei der Herbstkollektion 2019 belief sich der Anteil mit Recycling-Polyester bereits auf 78 Prozent. 

Weniger ist mehr

Vodafone SIM-Karte in Halterung
© Vodafone

Vodafone Deutschland spart seit April
Plastik ein, indem der Rahmen, in dem die SIM-Karte steckt, nur noch halb so groß ist. Vodafone will so bis zu 20 Tonnen pro Jahr einsparen.