Bald ist wieder Frühlingsanfang und viele freuen sich nach dem winterlichen Schmuddelwetter wieder auf sonnige Tage. Doch nicht alle blicken der Zeit entgegen, in der Blumen blühen, Knospen sprießen und Bäume ausschlagen. Denn wer Heuschnupfen oder eine Allergie gegen Pollen hat, leidet, statt das Wetter genießen zu können. Einige Experten raten in diesem Fall zu einem Luftreiniger, um zumindest in Innenräumen die Luft sauber zu halten. Doch ist das wirklich nötig und hilfreich?
IMTEST hat zehn Luftreiniger-Modelle in den Test geschickt und auf Herz, Nieren und vor allem Lunge getestet. Zudem holte IMTEST den Expertenrat von Dr. Stefan Schumacher ein. Er ist als promovierter Physiker für Luftreinhaltung und Filtration am Institut für Energie- und Umwelttechnik e. V. in Duisburg tätig.
Inhaltsverzeichnis
Wie hilfreich sind Luftreiniger?
“Ich brauche keinen Luftreiniger. Ich habe doch Fenster.”, denken sich bestimmt viele. Sobald es im Zimmer zu stickig wird oder die Luft sich “verbraucht” anfühlt, wird ordentlich durchgelüftet. Doch reicht das eigentlich? Laut Umweltbundesamt ist das zwar tatsächlich unerlässlich, reicht aber noch nicht aus. Denn gerade in der Außenluft gibt es Luftverschmutzungen, die die Gesundheit langfristig beeinträchtigen. Und dazu zählen die von Allergikern verhassten Pollen, aber auch Abgase und Feinstaub. Diese lassen wir mit dem Lüften dann erst recht in den Raum und unsere Atemwege hinein. Nicht umsonst ist der Risikofaktor Luftverschmutzung derzeit auf Rang 4 der weltweit häufigsten Krankheits- und Todesursache.
Und ein erhöhtes Risiko gilt laut WHO für jeden Verschmutzungsgrad – auch für solche unterhalb der aktuellen Grenzwerte. Als Zusatz zum Lüften sind Luftreiniger also definitiv zu empfehlen.

Andersherum gilt das aber genauso: ein Luftreiniger alleine reicht nicht aus, um die Luft frisch zu halten. Denn die Geräte können zwar Schadstoffe aus der Luft filtern, aber keinen Sauerstoff produzieren – weiß auch der Experte Dr. Schumacher:
„LUFTREINIGER ERSETZEN NICHT, ABER ERGÄNZEN DAS LÜFTEN, INDEM SIE SCHADSTOFFE ENTFERNEN.“

Und der IMTEST-Labortest bestätigt die Wirkung. Denn fast alle Luftreiniger im Test schneiden im Bereich Leistung und Reinigung mit „sehr gut“ beziehungsweise „gut“ ab. Die Modelle reichen von den Top-Marken wie Dyson, Philips und Rowenta über Blueair zu Medion und Xiaomi. Eine detaillierte Ergebnisauflistung zeigt die folgende Tabelle.
Wie arbeiten Luftreiniger?
Grundsätzlich ist die Funktionsweise eines Luftreinigers simpel. Das Gerät saugt die Raumluft an, filtert sie und pustet sie anschließend wieder in den Raum zurück. Dabei gibt es unterschiedliche Arten von Filtern, die in einem Gerät kombiniert vorkommen können:

So arbeiten die Luftreiniger im Test
Die zehn Lutfreiniger im Test setzen für die Luftfilterung auf unterschiedliche Bauweisen. Die meisten Modelle sind turmförmig aufgebaut, saugen die Luft seitlich ein, leiten sie durch die Filterelemente und pusten sie anschließend am oberen Ende Richtung Zimmerdecke wieder heraus. Der Luftreiniger von Blueair führt die Luft in umgekehrter Richtung durch den Filter. Da er mit zusätzlicher Ablagefläche designt ist, wird hier die Luft am oberen Ende eingesaugt und seitlich wieder ausgeblasen.
Ähnlich funktioniert die Luftfilterung auch beim Gerät von Ikea. Bei Dyson wird die Luft ebenfalls parallel zum Boden ausgegeben. Da zusätzlich eine Dreh-Bewegung hinzugeschaltet werden kann, ist der Dyson Purifier Cool Autoreact auch als Ventilator einsetzbar. Die Modelle von Sharp und Sichler verfügen zudem über eine hinzuschaltbare Möglichkeit, die Luftfeuchtigkeit im Raum zu regulieren.

Für die Reinigungsleistung ist aber weder der Weg der Luftführung noch die Befeuchtungsfunktion entscheidend. Dr. Stefan Schumacher betont: „Entscheidend ist aber nicht ausschließlich eine hohe Filtereffizienz, sondern dass der Luftreiniger auch ausreichend Luft umwälzt.“
Luftreiniger im Labortest
Das wichtigste Kriterium bei einem Luftreiniger-Test ist die Reinigungsleistung. Doch auch Aspekte wie Stromverbrauch, Lautstärke und App-Gestaltung fließen in die IMTEST-Wertung mit ein.

Wie gut reinigten die Luftreiniger im Test?
Für die Reinigungsleistung ist ausschlaggebend, wie schnell und gut ein Gerät die Zimmerluft reinigt. „Sind die Partikel einmal aus der Luft entfernt und im Filter eingebunden, haben sie keine negativen Folgen mehr“, sagt Dr. Stefan Schumacher. Da die Geschwindigkeit der Reinigung nicht nur von der Leistung des Luftreinigers, sondern auch von der zu reinigenden Luftmenge abhängt, geben Hersteller in der Regel eine maximale empfohlene Raumgröße für ihre Geräte an. Nur wenn Luftreiniger-Leistung und Luftvolumen zusammenpassen, ist eine Reinigung in angemessener Zeit möglich.
„DIE AUSWAHL DES RICHTIGEN LUFTREINIGERS HÄNGT VOR ALLEM VOM GEPLANTEN EINSATZ(ORT) AB.“

Um dies zu überprüfen, mussten die Luftreiniger im IMTEST-Labor Zigarettenrauch aus der Luft filtern. Dieser repräsentiert eine Luftverschmutzung aus Partikeln unterschiedlicher Größe und Gasen. Die Dauer der Reinigung wurde anhand eines Partikelmessgeräts ermittelt. Angelehnt an die Luftqualitätsleitlinien der WHO war es das Ziel, mit den gemessenen Feinstaubwerten die Marke von zehn Mikrogramm pro Kubikmeter Luft zu unterschreiten.

So schnell säuberten die Reiniger die Luft
Besonders schnell reinigten im Luftreiniger-Test die Modelle von Philips, Rowenta und Xiaomi. Auch der Blueair-Luftreiniger schnitt sehr gut ab, obwohl er eine geringere Filtereffizienz aufweist. Alle vier Testkandidaten benötigten für die Luftreinigung des IMTEST-Labors mit einer Grundfläche von circa 10 Quadratmetern höchstens 15 Minuten. Der Dyson brauchte etwas länger, aber meisterte die Aufgabe dennoch flott. Das Gerät, das mit Abstand am längsten brauchte, war hingegen der Sichler LFT-250.app. Ganze 70 Minuten benötigte er für die gleiche Aufgabe. Dies ist sowohl durch seine geringere Größe als auch durch eine niedrigere Filtereffizienz und weniger Luftdurchsatz pro Stunde zu erklären.


Anzeige der Luftqualität
Besonders praktisch ist, dass viele der Luftreiniger im Test bereits auf dem Bedienfeld eine Anzeige für die Luftqualität zeigen. Blueair und Sharp nutzen dafür einen einfachen Farb-Code. Andere Hersteller bieten zusätzlich detailliertere Informationen zur Art der Verschmutzung, etwa die Konzentration von Feinstaub (je nach Größe PM2,5 oder PM10 genannt) oder bestimmten Gasen (oft VOC abgekürzt). Der Dyson Purifier Cool Autoreact misst alle drei Parameter und zeigt sie auf Wunsch auf dem Display an. Philips und Rowenta zeigen auf dem Bedienfeld jeweils eine gemessene Partikelgröße und die Gaskonzentration.

Medion und Xiaomi bieten dem Nutzer zumindest eine Information über die PM2,5-Verschmutzung. So lässt sich auch zu Hause und nicht nur mit Laborgeräten eine fundierte Entscheidung über die Notwendigkeit und Stärke der Luftreinigung treffen. Ein weiteres Highlight beim Rowenta PU8080 ist zudem das herausnehmbare Display-Element. Damit lässt sich die Luftqualität auch in anderen Räumen messen und unnötiges Herumschleppen des Luftreinigers vermeiden.

Weitere Informationen zur Bedienung und Handhabung von Luftreinigern gibt es auch hier, im IMTEST Pollen-Ratgeber:
Luftreiniger gegen Pollen-Allergie: Experten-Tipps, Infos
Allergie-Experte gibt nützliche Tipps.
Was bringen die Apps der Reinigungs-Geräte?
Einige der getesteten Luftreiniger im Test besitzen auch ohne App schon eine große Auswahl an Funktionen und Informationen, die sie den Nutzern vermitteln. Sharp löst das über ein umfangreiches Bedienfeld, Dyson über eine mitgelieferte Fernbedienung und ein Display am Sockel des Geräts.

Bei Philips, Rowenta, Medion und Meaco gibt es viele Funktionen und Informationen sowohl auf dem Bedienfeld als auch in der App. Blueair, Xiaomi und Sichler setzen auf ein Bedienfeld mit weniger Optionen. Die Zusatzfunktionen gibt es nur in der App. Bei Ikea hingegen sind sowohl Bedienfeld als auch App sehr knappgehalten. Außerdem muss man ein Zusatzgerät für rund 50 Euro kaufen, um smarte Funktionen nutzen zu können.

Bei allen eigenständig vernetzungsfähigen Luftreinigern bieten die Apps eine Fernsteuerung, die auch von unterwegs funktioniert. So kann die heimische Luftqualität zum Beispiel auf dem Nachhauseweg überprüft und direkt reguliert werden. Weitere Highlights finden sich in den Apps von Rowenta und Meaco, die sowohl ein Protokoll der Raumluftqualität als auch Informationen über die Außenluft angeben. Dafür sind sie mit Daten von lokalen Messstationen vernetzt. Bei Philips, Blueair und Medion gibt es zumindest eine der beiden Funktionen.


Wie hoch sind die Folgekosten?
Schon beim Kauf eines Luftreinigers sollte darauf geachtet werden, welche Kosten im Betrieb anfallen. Dazu gehören nicht nur Stromkosten, sondern auch die Preise für Ersatzfilter.
Strom
Die offensichtlichsten Folgekosten entstehen nach dem Kauf durch den Betrieb des Luftreinigers mit Strom. Bei einem derzeit durchschnittlichen Preis von 37,14 Cent pro Kilowattstunde können Stromfresser richtig ins Geld gehen. Im Test verbrauchten die leistungsstarken Modelle von Philips und Rowenta am meisten Energie. Am sparsamsten war das Gerät von Sichler. Insgesamt liegen die ermittelten Stromkosten bei täglicher Nutzung aber für alle Geräten unter 50 Euro pro Jahr.
Filter
Ein weiterer Kostenpunkt ist der Filterwechsel. Dieser gewährleistet, dass der Luftreiniger langfristig zuverlässig arbeitet. Die meisten Hersteller empfehlen, die Filter spätestens alle sechs bis zwölf Monate zu tauschen. Somit würden die Kosten für den Filterwechsel mindestens einmal im Jahr anfallen. Eine Ausnahme stellt der Sharp UA-HG40E-L dar, dessen Filter zehn Jahre halten sollen. HEPA- und Aktivkohlefilter sind hier zudem einzeln zu erwerben.

Die absoluten Kosten waren bei einer neuen Filtereinheit von Sichler mit 14,90 Euro mit Abstand am niedrigsten. Bei Sharp fielen für die Kombination von HEPA- und Aktivkohle-Filter mit 119 Euro die höchsten Kosten an. Da je nach Benutzungsart des Luftreinigers auch die Filter-Nutzungsdauer variieren kann, zeigen alle getesteten Geräte – bis auf den Sichler LFT-250.app – einen notwendigen Filterwechsel an.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Kosten der jeweiligen Filter für die Luftreiniger zum Testzeitpunkt in Euro. Dabei ließen sich vor allem die Top-Marken neue Filter gut bezahlen.

Fazit
Das eigene Zuhause ist ein Ort, an dem man sich wohlfühlen und entspannt durchatmen können sollte – auch in der Pollensaison. Damit dieses Durchatmen mit sauberer Luft passieren kann, empfehlen der Luftreinhalte-Experte Dr. Stefan Schumacher und das Umweltbundesamt, regelmäßig zu lüften. Zusätzlich sollte man das Lüften aber auch durch einen Luftreiniger ergänzen, um die eingebrachten Schadstoffe der Außenluft aus der Lunge fernzuhalten. Besonders leistungsstark zeigte sich dafür im großen Luftreiniger-Test der Philips 3000i, der zudem sehr leicht zu bedienen war. Den Preis-Leistungssieg holte sich der Medion MD10378 mit insgesamt “gutem” Testurteil.
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