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WM 2022: Bundesdatenschutz warnt vor Apps

Der Bundesdatenschutz warnt eindringlich vor Katars WM-Apps.

Eine weiße Randmarkierung begrenzt ein grünes Fußballfeld
Wer die WM in Katar besuchen will, muss sich von dem Emirat überwachen lassen. © Pixabay / ThorstenF

Wer zur WM nach Katar reisen will, braucht zwei Apps, die das Emirat verpflichtend vorschreibt. Der Bundesdatenschutz hat Hayya und Ehteraz unter die Lupe genommen und warnt jetzt eindringlich. Die Apps sollten nur im dringendsten Fall heruntergeladen werden, möglichst auf ein Zweit-Handy, auf dem sich keinerlei andere Daten befinden, weder Bilder noch Telefonnummern. Werden die Apps zur WM nicht mehr benötigt, empfiehlt der Bundesdatenschutz dringend, das gesamte Betriebssystem des Handys und sämtliche Inhalte vollständig zu löschen. Nicht genug damit, dass eine der Apps Telefonate trackt und die andere verhindert, dass das Handy in den Schlafmodus wechselt. Zusätzlich befürchtet der Bundesdatenschutz, dass beide Apps mehr Daten als angegeben an zentrale katarische Server übermitteln. Keine der Apps zur WM hält sich nach seinen Einschätzungen an ihre eigenen Datenschutz-Bestimmungen.

Screenshots der App Ehteraz, welche für die WM in Katar eingesetzt wird.
Katars Corona-App Ehteraz trackt die Nutzer rund um die Uhr, warnt der Bundesdatenschutz. © Ehteraz / Google Play Store

WM-Besuch ohne deutschen Datenschutz

Wer die WM in Katar besuchen will, muss ohne das Fernmeldegeheimnis auskommen. Telefonate können abgehört werden, Nachrichten möglicherweise gelesen. Die WM-App Hayya trackt den eigenen Standort rund um die Uhr und übermittelt dann alle Daten an katarische Server. Auch die Netzwerk-Verbindungen werden dabei offengelegt. Katar wirbt für die WM-App mit folgendem Vergleich: Sie sei eine Art Haustür-Schlüssel. Das stimmt in gewisser Weise, denn ohne die App kommen Besucher auch mit Ticket nicht zu den Spielen. Viele Experten sind jedoch alarmiert. Der norwegische Nachrichtensender NRK beispielsweise stellt folgenden Vergleich auf: Wer die WM-App nutzt, gibt in etwa so viel von sich preis, als würde er seinen Haustür-Schlüssel herausgeben.



Corona-App verpflichtend – und alarmierend

Schon vor dem Bundesdatenschutz hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International vor der katarischen Corona-App gewarnt. Ehteraz erfasst nicht nur Bluetooth-Kontakte, sondern auch GPS-Daten der Nutzer. Außerdem bestünden gravierende Sicherheitslücken, die Außenstehenden Zugriff auf große Mengen privater Daten verschaffen könnten. Nach Amnestys Veröffentlichung wurde angeblich nachgebessert, doch der Bundesdatenschutz ist nicht überzeugt. Er ruft auch bei dieser App eindringlich dazu auf, sie keinesfalls leichtfertig herunterzuladen.

Für die Einreise nach Katar ist Ehteraz allerdings verpflichtend und ohne Hayya kommt kein Besucher auf das WM-Gelände. Das erzkonservative Wüsten-Emirat richtet sich beim Thema Datenschutz ebenso wenig nach europäischen Standards wie etwa beim Thema Menschenrechte. Überwachung oder Ausbeutung, beides ist hier kein Problem. Entsprechend kontrovers ist daher die Debatte rund um diese WM.

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