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Die größten Irrtümer rund um die Rückgabe bei Online-Shops

Das sollten Sie beim Online-Shopping beachten. Davor, dabei und danach.

Person sitzt am Laptop neben Geschenken
© Microsoft / Unsplash

Ein Geschenk zu Weihnachten bekommen, was Sie nicht gebrauchen können? Mit etwas Glück können sie es noch zurückgeben. Aber auch sonst sollten Sie bei Online-Shops auf die Rückgabe-Bedingungen achten. Alles, was Sie wissen müssen, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Retouren-freundliches BGB

Online-Shops müssen kein teures Ladengeschäft und Verkäufer unterhalten – aus diesem Grund haben sie oft so niedrige Preise. Dass Käufer Waren retournieren, ist bereits eingepreist. Das sieht auch der Staat so. Wenn Sie im Internet einkaufen, handelt es sich um ein sogenanntes Fernabsatzgeschäft. Dadurch können Sie die Ware nicht vorab begutachten und unter die Lupe nehmen. Aus diesem Grund schützt Sie das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) vor unangenehmen Überraschungen. Konkret: Sollte Ihnen ein Artikel nicht gefallen, können Sie sich auf das BGB berufen und ihn innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt zurückgeben. Dabei muss die retournierte Ware nicht einmal einen Funktionsmangel aufweisen. Anschließend bekommen Sie den Kaufpreis erstattet. Wichtig aber: Sie müssen eindeutig erklären, dass Sie widerrufen wollen. Etwa indem Sie einen Zettel (liegt den meisten Bestellungen bei) ausfüllen. Es reicht nicht aus, die Ware kommentarlos innerhalb von 14 Tagen zurückzuschicken.



Viele Shops setzen aber noch einen drauf und bieten ein erweitertes Rückgaberecht an. Beim Bekleidungs- und Schuhhändler Zalando haben Sie beispielsweise 100 Tage Zeit Artikel zurückzusenden, bei Amazon 30 Tage. Auf was Sie noch am besten schon VOR dem Kauf achten sollten, erfahren Sie im großen Umtausch-Ratgeber.

Irrtum 1: Sie haben immer 14 Tage Rückgaberecht

Wenn Sie im Internet Waren einkaufen, haben Sie wie beschrieben ein gesetzlich festgeschriebenes, vierzehntägiges Widerrufsrecht, beginnend mit dem Empfang der Ware. In der Regel ist das der Moment, in dem Sie das Paket vom Postboten in Empfang nehmen, an der Paketstation oder in der Postfiliale abholen. Der Händler kann aber auch ein besonderes Rückgaberecht anbieten. In diesem Fall sind die Fristen dann in der Regel länger.

Amzon Retoure Weihnachten
Die Amazon-Rückgabebedingen sind nicht für Weihnachtsgeschenke praktisch, sondern auch für im Rahmen des Black Friday gekaufte Produkte. © IMTEST

Shops mit längeren Rückgabefristen werben damit gerne auf ihrer Startseite. Ansonsten finden Sie diese Angaben in den AGB. Der Unterschied zwischen Rückgabe- und Widerspruchsrecht: Beim Rückgaberecht muss die Ware innerhalb der Frist zurückgesandt werden. Beim Widerrufsrecht genügt zunächst die schriftliche Ankündigung in Form einer E-Mail oder eines Briefes.

Übrigens: Auch wenn viele Händler so tun, als ob man das müsste: Wenn Sie das Widerrufs- oder Rückgaberecht in Anspruch nehmen, müssen Sie keinen Grund für die Rückgabe nennen. Entsprechende Felder können Sie offenlassen. Wenn Sie es trotzdem angeben, müssen Sie allerdings auch keinen Schaden befürchten. Dem Händler hilft’s unter Umständen, wenn viele Kunden das gleiche Problem melden.

Retouren: Nachweis immer aufbewahren

In der Regel geht die Ware auf dem Postweg zurück. Als Beleg erhalten Sie vom Paketdienst eine Bescheinigung mit der Sendungsnummer. Bewahren Sie die so lange auf, bis der Händler den Wareneingang schriftlich bestätigt oder das Geld wieder auf Ihrem Konto ist. So können Sie belegen, dass Sie das Paket fristgerecht abgeschickt haben. Gut zu wissen: Das Transportrisiko trägt der Online-Shop. Geht die Sendung auf dem Postweg verloren oder wird beschädigt, ist das nicht Ihr Problem.

Einlieferungsbeleg DHL
Bewahren Sie die Paket-Quittung mindestens so lange auf, bis das Geld auf Ihrem Konto ist. © IMTEST

Irrtum 2: Um Weihnachtsgeschenke zu retournieren, ist es nach dem Fest zu spät

Nicht unbedingt. Wahrscheinlich ist zumindest, dass die die vierzehntägige Rückgabefrist nach den Feiertagen abgelaufen ist. Aber: Wenn das Geschenk bei einem Händler gekauft wurde, der 30 Tage oder länger anbietet, stehen die Chancen schon besser. Einige Shops wie Amazon, MediaMarkt / Saturn und Apple bieten Kunden oft speziell verlängerte Fristen für Weihnachtseinkäufe. Bei Amazon.de zwischen dem 1. November bis zum 31. Dezember 2022 gekaufte Produkte, dürfen Sie beispielsweise bis zum 31. Januar 2023 retournieren.  

Zalando 100 Tage Rückgaberecht
Gerade bei Weihnachtsgeschenken sind lange Rücksendemöglichkeiten – wie hier bei Zalando – ein großer Vorteil © IMTEST

Irrtum 3: Es spielt für den Umtausch keine Rolle „wie“ Sie bezahlen

Nur wenige denken beim Online-Shopping bereits an Retournieren. Erstaunlicherweise spielt dabei aber die Zahlungsart eine Rolle. Denn davon hängt maßgeblich ab, wie schnell das Geld wieder zurück auf Ihr Konto gelangt. Beim Kauf per Kreditkarte kann es beispielsweise abhängig vom Händler bis zu sechs Wochen dauern, bis Sie Ihr Geld wiederhaben. Flotter geht es dagegen in der Regel bei PayPal, Überweisungen und Lastschriften.  

Online Shopping
Bezahlen Sie per Kreditkarte, warten Sie bei einer Retoure meist länger auf Ihr Geld . © rupixen.com on Unsplash

Irrtum 4: Sie dürfen Waren gründlich ausprobieren

Behandeln Sie Waren, die Sie nicht behalten möchten, so vorsichtig wie möglich. Denn Gebrauchsspuren machen Rückerstattungen zum Problem. Bewahren Sie aus diesem Grund alle Verpackungsteile sorgfältig auf und lassen Sie bei Kleidung etwa alle Etiketten dran. Faustregel: Sie dürfen die Waren so behandeln und ausprobieren, wie es auch im Ladengeschäft möglich wäre. Gerade bei technischen Geräten kennt der Händler im Zweifelsfall Mittel und Wege herauszufinden, wie lange sie bereits in Betrieb waren.

Pullover mit Schild
Das Anprobieren von Kleidung ist erlaubt, auf der Straße tragen allerdings nicht. © Mnz on Unsplash

Irrtum 5: Bei teuren Produkten übernimmt der Shop das Rücksendeporto

Falls der Warenwert 40 Euro übersteigt, übernimmt der Shop die Rücksendekosten – diese verbraucherfreundliche Regelung gilt leider nicht mehr. Schon seit der Einführung der EU-Verbraucherrichtlinie im Juni 2014 steht es Händlern frei, ob sie die Portokosten selbst zahlen oder dem Kunden aufdrücken. Die gute Nachricht: Die meisten großen Online-Shops tragen weiterhin die Kosten für die Rücksendung.



Irrtum 6: Sie dürfen alles umtauschen

  • Das Widerrufsrecht gilt nicht für alle Waren, einige Produkte und Dienstleistungen sind vom Widerrufsrecht ausgenommen:
  • Verderbliche Waren wie Lebensmittel und verschreibungspflichtige Medikamente
  • Individuell für den Kunden angefertigte Produkte, wie beispielsweise ein Maßanzug oder Schuhe sowie Technik mit persönlicher Gravur
  • Software, CDs und DVDs nach der „Entsiegelung“, etwa wenn die Folienverpackung entfernt wurde
  • Flugtickets und Eintrittskarten
  • Hygieneartikel: Klar – getragene Unterwäsche oder benutzte Rasierer muss kein Händler zurücknehmen. Das kann aber auch beim Kauf von In-Ear-Ohrhörern und -Headsets gelten, denn die werden bei der Anprobe ins Ohr eingeführt und kommen dort in Kontakt mit Absonderungen der Ohrschmalzdrüsen. Das bedeutet: Öffnet der Käufer die Verpackung, gilt dies als Ingebrauchnahme des Produkts.
Bose Ear Buds
Sogenannte In-Ohr-Kopfhörer sind nach dem Öffnen der Verpackung oft von der Rückgabe ausgeschlossen. © Bose

Die Kehrseite der Retouren

Eine große Marktstudie mit 411 Händlern mit einem Umsatz von 60 Milliarden Euro durch die Universität Bamberg kam zu dem Ergebnis, dass hierzulande etwa ein Viertel aller bei Online-Händlern getätigten Einkäufe wieder zurückgehen. In absoluten Zahlen sind das 530 Millionen Retourensendungen, in denen der Kauf von 1,3 Milliarden einzelner Produkte rückabgewickelt wird. Das ist in Europa einsame Spitze. Die Gründe liegen laut den Forschern auf der Hand:

  • Viele Deutsche bestellen Waren per Rechnung (28,8 Prozent), was zu höheren Retourenquoten führt (Rechnungsanteil in der restlichen EU: 9,9 Prozent).
  • Deutsche Onlinehändler gewähren sehr liberale Rücksenderegeln. Die Rückgabefrist beträgt in der Stichprobe im Schnitt 51,7 Tage (Frist in der restlichen EU: 28,1 Tage).
  • In Deutschland ist die Rücksendung in der Regel kostenlos, wie 88,7 Prozent der befragten Onlinehändler bestätigten (Kostenlose Rücksendungen in der restlichen EU: 52,4 Prozent).

Die Forscher wiesen aber ebenfalls darauf hin, dass die Kosten und die Menge der entsorgten Retouren in bisherigen Studien überschätzt wurden. So würden nur 1,3 Prozent der zurückgeschickten Artikel im Müll landen, 93,2 Prozent wurden sogar als neuwertig erneut verkauft. Unterschätzt werde aber die Umweltwirkung der zahlreichen Retouren. Die befragten Unternehmen bezifferten den Fußabdruck mit circa 1.500 Gramm CO₂-Äquivalente pro zurückgeschickten Artikel. In diesem Szenario wären durch Retouren im Jahr 2021 in Deutschland geschätzt 795.000 Tonnen CO₂-Äquivalente entstanden. Diese Menge entspräche 5,3 Milliarden Kilometern, die man mit einem PKW zurücklegt.

Fazit

Die Rückgabe von Produkten im Internet ist einfach. Zu oft sollten Sie Ihr Recht aber nicht in Anspruch nehmen – vor allem der Umwelt zuliebe.