Veröffentlicht inPflege/Vorsorge

Fit im Alter: Medikamente reduzieren

Zu lange Medikamentenlisten können zu Problemen führen.

Eine Hand mit zwei Tabletten
Bein zu vielen Medikamenten verliert man leicht den Überblick – auch über die Nebenwirkungen. © Kampus Production/Pexels

Eines fällt den Fachkräften in zahlreichen Altenheimen bereits beim Einzug von neuen Bewohnern auf: Alte Menschen nehmen oft zu viele Medikamente zu sich. Damit sind nicht die Pillen gegen Herzbeschwerden, erhöhten Blut- druck oder zu hohe Cholesterinwerte gemeint, sondern angstlösende Psychopharmaka, Schmerz- und Schlafmittel. Schmerzen werden subjektiv wahrgenommen. Ein Beispiel: Arthrose in den Knien tut weh. Schmerzmittel können in so einem Fall durchaus sinnvoll sein, die Dosierung hängt jedoch von den individuellen Lebensumständen ab. Wenn ein Patient zusätzlich allein und in tiefer Trauer lebt, weil der Ehepartner vor Kurzem gestorben ist, empfindet er diese Knieschmerzen viel stärker. Ähnlich ist es bei Ängsten und Schlafstörungen. Einsamkeit verstärkt die Probleme.

Es sind viele halb-verbrauchte Medikamenten-Packungen sichtbar.
Je mehr desto besser? Sicher nicht. © Roberto Sorin / Pexels

Medikamente und Psyche hängen zusammen

Nadine Lindner arbeitet als Pflegedienstleiterin im Altenheim und beobachtet beim Einzug von neuen Bewohnern, dass etwa 70 Prozent zu viele Medikamente nehmen. “In vielen Fällen können wir uns in Absprache mit den Ärzten aus den Psychopharmaka herausschleichen.” Denn wer in einer Wohngruppe lebt, fühlt sich geborgen. Dadurch gehen Ängste zurück, Misstrauen baut sich ab. Wer in eine feste Tagesstruktur eingebunden ist und kleinere Aufgaben – wie das Tischdecken oder den Abwasch – zu erledigen hat, ist ausgeglichener. “Die Menschen lachen wieder, das Erinnerungsvermögen kehrt zurück, und sie kommen wesentlich besser im Alltag zurecht”, freut sich Nadine Lindner.



Medikamente “entrümpeln”

Das Bundesforschungsministerium hat in einer Broschüre eine Übersicht von über 83 Wirkstoffen in Arzneimitteln veröffentlicht, die für ältere Menschen ungeeignet sein können. Oft werden die Nebenwirkungen übersehen, weil sie den typischen Alterserscheinungen ähnlich sind. Dazu zählen Schwindel und Benommenheit, eine beeinträchtigte Sehkraft, Magen-Darm-Probleme, Verwirrung, Schlafstörungen, Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Inkontinenz. Deshalb wird geraten, dass Patienten einmal jährlich ihre Medikamentenliste gemeinsam mit einem Arzt kritisch durchgehen und Überflüssiges “entrümpeln”.

Das 44-seitige Heft “Medikamente im Alter: Welche Wirkstoffe sind ungeeignet?” ist kostenlos beim Bundesministerium für Bildung und Forschung zu bestellen unter 030 / 182 722 721.

Der vorliegende Text stammt aus dem Ratgeber “Der Pflegekompass” von Jochen Mertens e.K., erstmals erschienen 2021 bei der Funke Mediengruppe.

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