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Stative im Test: Diese Dreibeiner sind stabil

Lange Belichtungszeiten für Nachtaufnahmen gehen nur mit passendem Stativ.

2 freigestellte Stative aus dem Testfeld vor einem Fotografen bei SOnnenaufgang
© Jamie Fenn/Unsplash, Rollei, Manfrotto

Fünf Stative stellen sich dem Test und müssen beweisen, wie sicher sie Kameras halten. Im Vergleich zeigt sich, welche Marken und Modelle besonders punkten können. Schließlich ist das Dreibein der wohl treuste Begleiter eines Fotografen. Mit seinen Gummifüßen steht es sicher auf seinen ausziehbaren Teleskop-Beinen, mit spitzen Spikes krallt es sich felsenfest in glatte Oberflächen.

Carbonfasern, Aluminiumgewinde, abwinkelbare Mittelsäulen – moderne Stative sind Präzisionsgeräte mit allerhand Sonderausstattung, um den hohen Ansprüchen professioneller Fotografen gerecht zu werden. Die Königsdisziplin ist dabei ohne Frage der unbeugsame wackelfreie Stand.

Plötzliche Windböen und Mikro-Erschütterungen im Untergrund sorgen sonst im Zweifelsfall für verwaschene Aufnahmen. Das gilt besonders dann, wenn lange Belichtungszeiten angewendet werden und der Bildsensor der Kamera Verschiebungen im Mikrometerbereich gnadenlos mit in den Schnappschuss hineinbrennt. Für die Nachtfotografie bedarf es also eines besonders stabilen Statives – FOTOTEST hat daher fünf Modelle auf ihre Standhaftigkeit getestet.

Stative im Test liefern beste Verarbeitungsqualität

Erfreulicherweise bestechen alle Stative im Test durch eine sehr hohe Verarbeitungsqualität. Die Werkstoffe der Wahl sind in der getesteten Preisklasse von rund 350 bis 480 Euro Carbonfasern für die Stativbeine und gefrästes Aluminium für die Stativschultern. Die Kohlenstofffasern, die auch in der Raumfahrt oder im motorisierten Rennsport zum Einsatz kommen, gelten als äußerst stabiles und dabei leichtes Verbundmaterial. Solide Aluminiumblöcke erlauben dagegen das Bohren präziser Gewinde mit akribischer Genauigkeit. Fast alle Kandidaten sichern sich so eine sehr gute Note bei ihrer Wertigkeit. Nur das Manfrotto Befree GT XPRO liegt hier geringfügig hinter den Konkurrenten.

Doch auch seine Scharniere und Gewindeschrauben sitzen, wie bei allen getesteten Stativen, bombenfest und schnappen gezielt und sicher in ihre vorgesehenen Plätze. Besonders das Benro Mammoth und das Carvao 832MC wirken durch ihre robusten Gelenke und deren haarfeine Passungen nahezu unverwüstlich.

Testergebnisse im Detail

Beine einstellen bei den Kamerastativen

Spürbare, wenn auch geringe Unterschiede gibt es bei den Beinverschlusssystemen der Stative im Test: Zwar setzen alle Hersteller auf einhändig bedienbare Drehverschlüsse zum einfachen und stufenlosen Fixieren der Carbonbeine. Beim Kaiser Tiltall TC-284 gleiten die Gewinde beim Schrauben aber so befriedigend und akkurat in ihre Feststellposition, dass alle anderen Teilnehmer einen eher schleifenden und leicht kratzigen Eindruck hinterlassen.

Der Festigkeit der Dreibeine tut dies aber keinen Abbruch, das gesamte Testfeld bleibt auch unter starken Gewichtsbelastungen und über die maximale Zuladung hinaus standhaft.

Stativ-Funktionen im Detail

Profi-Stative stecken voller Extras und Zusatzfunktionen. Dabei sind Bauteile aus Carbon nur die Spitze des Eisbergs: Vom Teleskop-Bein bis zur modularen Bauweise ist nahezu alles möglich. Das Beispiel des Cullmann Carvao 832MC soll verdeutlichen, was alles in einem hochwertigen Dreibein stecken kann.

Grafik zeigt Stativ und Text, der Funktionen erklärt
Dieses Schaubild zeigt die verschiedenen Funktionen von Stativen. © IMTEST

Kamerastative im Test mit unterschiedlichen Extras

Um den Ansprüchen fähiger Fotografen Genüge zu leisten, müssen Stative eine breite Palette an zusätzlichen Funktionen mitbringen. So bieten bis auf das Manfrotto Befree GT XPRO alle Kamerastative im Test einen gepolsterten Handgriff an mindestens einem ihrer Beine. Das Carvao 832MC und das Kaiser Tiltall TC-284 erlauben derweil durch das Abschrauben eines Beines die Nutzung des Stativs als einbeinigen Monopod. So erübrigt sich die Anschaffung eines separaten Einbeins, das in dynamischen oder engen Arbeitssituationen von Vorteil ist, zum Beispiel um gleichmäßige Schwenks in Videoaufnahmen zu erzeugen.

Für eine erhöhte Stabilität im Freien sorgen mitgelieferte Stachelfüße aus Metall. Diese müssen Anwenderinnen und Anwender bei den Produkten von Cullmann und Benro separat anschrauben, bei Rollei verbergen sie sich unter den gummierten und etwas schwer abziehbaren Fußkappen. Das Kamerastativ von Kaiser erlaubt ein einfaches Herausdrehen der integrierten Spikes, während das Manfrotto-Stativ leider gar keine besitzt. Dafür erlaubt das Befree GT XPRO als einziges der getesteten Modelle das Abwinkeln der Mittelsäule um 90 Grad.



Wasserwaage, Haken und weitere Stativ-Features

Weitere Gewinde zur Zubehörbefestigung finden sich im Test an den Stativen von Manfrotto, Rollei und Benro, wobei letzteres gleich drei davon besitzt. Schade: Nur das Rollei Lion Rock Traveler L hat eine integrierte Wasserwaage samt Libelle. Zwar finden sich derlei Richtinstrumente oft auch in entsprechenden Stativköpfen, von denen übrigens nur bei Cullmann, Manfrotto und Rollei jeweils einer im Lieferumfang enthalten ist. In manchen Situationen kann es aber erforderlich sein, auch das Stativ selbst möglichst eben zu positionieren, um den sichersten Stand zu erreichen.

Stativ Detail Wasserwaage
Gegen Schieflage helfen Libellen und Wasserwaagen, die nicht jedes Stativ zu bieten hat. © FOTOTEST

Stichwort „sicherer Stand“: Je schwerer ein Kamerastativ ist, umso solider steht es auch. Das sorgt für einen Konflikt, denn gerade unterwegs mit viel Equipment zählt jedes Gramm Gewicht, das sich irgendwie einsparen lässt. Die Stative im Test verfügen aus diesem Grund über Lasthaken, mit denen Fotografen zusätzlichen Ballast (etwa einen gut gefüllten Fotorucksack) am Dreibein befestigen.

Wichtig: Bei dieser Technik sollte der Rucksack mit einem Teil seines Gewichts am Boden aufliegen, um nicht zu pendeln.

Zusammengeklappte Stative nebeneinander auf grauem Boden
Ein schmales Packmaß ist von Vorteil, wenn das Stativ in seiner Tasche mit auf Reisen gehen soll. © FOTOTEST

Kamerastativ mit Beine in 90 Grad

Anders als bei Tandembein-Stativen sind die Beine der klassischen Tripods aus dem Test nicht durch Riemen miteinander verbunden. Auf diese Weise lässt sich jedes Bein in einem eigenen Spreizwinkel positionieren und so auch auf unkonventionelle Weise einsetzen. Sind auf Fototour große Hindernisse im Weg, klappen findige Tüftler ein Bein einfach ab.

Stativ mit weit gespreizten Beinen auf Gehweg
Gelungener Spagat: Einige Stative erlauben bei- nahe ebenerdige Aufnahmen. © FOTOTEST

Dank eines hohen Spreizwinkels von 90 Grad finden die Stativbeine von Manfrotto auch mal auf einer Mauer Halt. Außerdem lässt sich so bei maximalem Winkel nahezu ebenerdig fotografieren. Die anderen Stative im Test erreichen nur annähernd die 90 Grad, den höchsten Abstand zum Boden besitzt das Benro Mammoth.

Übrigens: Bei starkem Wind erlaubt einen hohe Beinspreize das flachere Aufstellen eines Statives, was wiederum den Halt weiter verbessert.

Mittelsäule nicht immer einstellbar

Als Nemesis der wackelfreien Fotografie wird unter Sachkennern aber die Mittelsäule gehandelt. Sie verlagert den Schwerpunkt des Statives weit über die Schulterpartie hinaus nach oben und verstärkt so nach federnden Bewegungen. Außerdem ist sie als bewegliches Bauteil grundsätzlich anfällig für Translokationen. Für zitterfreie Fotografie mit Langzeitbelichtung sollte man die Mittelsäule also entfernen oder wenigstens auf ihre niedrigste Stufe herunterschrauben.

Zusammengeklapptes Stativ auf Holzbank neben Stab
Die Mittelsäule ist ein möglicher Verursacher von Bildwacklern und kann entfernt werden. © FOTOTEST

Das ist nicht bei allen Stativen im Test problemlos möglich: Die Mittelsäule von Manfrotto ist wegen ihrer Winkel-Funktion fest verbaut. Das Benro Mammoth kommt gar ohne Mittelsäule bei Kundinnen und Kunden an.

Tücken bei stabilen Aufnahmen mit Stativ

Die Relevanz der Stativstabilität bei Langzeitbelichtung wird deutlich, wenn man die Tücken des Testprozesses berücksichtigt. Schon das Drücken des Auslösers führt selbst bei maximal festgezogenen Stativköpfen zu so hohen Verwacklungen, dass die Fotoergebnisse sichtbar beeinträchtigt werden. Daher sollten Fotografen bei Nachtmotiven ausschließlich mit Fern- oder Selbstauslöser arbeiten.

Doch damit nicht genug: Die Auslösemechanik einer Spiegelreflexkamera erzeugt im inneren des Geräts winzige Erschütterungen, die sich auf die Qualität des Fotos auswirken. Auch hier schafft ein Selbstauslöser Abhilfe, wenn zu dunkler Abendstunde Bilder mit Langzeitbelichtung geschossen werden sollen.

Sternenhimmel in lila mit Kamera auf Stativ als schwarze Silhouette
Wer den Sternenhimmel fotografieren möchte, braucht eine lange Belichtungszeit. Das heißt, die Kamera muss besonders sicher und stabil stehen, auch auf unebenen Gelände. Spikes helfen dabei. © Getty Images

Stabilität der Kamerastative im Test

Für das Testverfahren kommt aber genau aus diesem Grund eine Canon EOS 5DS R, also eine Spiegelreflexkamera, zum Einsatz, um mit ihrer Spiegelmechanik die Stative im Test auf die Probe zu stellen. In Kombination mit einem Canon EF 70-200mm f/2.8L IS III USM-Objektiv auf maximal großer Brennweite von 200 mm ergibt sich ein Setup, das als anfällig für Verwackelungen zu bewerten ist. Die Erschütterung, die sich durch das Wegklappen des Spiegels ergibt, ist für das Testverfahren leicht wiederholbar, immer identisch und soll deshalb exemplarisch für Mikrowackler stehen, die auch ohne Spiegelreflexkamera in anderen Situationen entstehen können.

Kamera auf Stativ wird von Mann gehalten vor weißer Wand
Volle Präzision: Am Teststand zeigt sich, wie zuverlässig Stative Erschütterungen ausgleichen. © FOTOTEST

Auf einer Referenzaufnahme, die zu Beginn des Tests auf einem massiven Studiostativ geschossen wurde, waren so nur winzigste Unsauberkeiten auszumachen. Mithilfe des Analysewerkzeugs iQ-Analyzer wurde ermittelt, dass diese Referenzaufnahme 99 % der maximal möglichen Schärfe erreichte. Um Abweichungen zu vermeiden, wurde für alle Testaufnahmen außerdem derselbe Stativkopf verwendet. Aus fünf geschossenen Fotos mit immer selber Blende von 5,6 bei einer Belichtungszeit von 1/25 Sekunde und ISO 100 ließ sich anschließend für jedes Stativ die jeweils beste Aufnahme ermitteln und in eine Testnote übersetzen.

Test der Stative mit sehr guter Stabilität

Die Stabilitätsmessung zeigt: Hochwertige Stative erzielen hervorragende Resultate und gleichen Vibrationen zuverlässig aus. Alle Stative erreichen Testwerte im sehr guten Bereich.

  1. Spitzenreiter im Test ist das Kaiser Tiltall TC-284, das ein annähernd perfektes Ergebnis von 99 % erzielt.
  2. Dicht auf den Fersen ist das Cullmann Carvao 832MC mit 98 % der maximal möglichen Schärfe.
  3. Auch das Manfretto sorgt mit 96 % für eine sehr gute Stabilität.
  4. Erstaunlich ist, dass das Benro Mammoth trotz seiner größeren Maße und Massivität bei der Stabilitätsmessung mit 95 % den vorletzten Platz belegt.
  5. Das Schlusslicht des Testfeldes bildet das Rollei Lion Rock Traveler L mit immer noch guten 94 %.
Schwarz weißes Muster
Ein günstiges Stativ für 25 Euro ist keine gute Wahl, wie die Ergebnisse der Analyse zeigen. © FOTOTEST
Schwarz weißes Muster
Hochwertige Stative spielen ihre Stärken aus und erzielen fast perfekte Messergebnisse. © FOTOTEST

Um einen überzeugenden Vergleich zu ermöglichen, hat es sich das Testlabor übrigens nicht nehmen lassen, auch ein äußerst ungeeignetes Stativ durch denselben Testlauf zu schicken wie die hoch klassigen Anwärter. Ein wackliges und dünnbeiniges Exemplar für rund 25 Euro Kaufpreis ächzte und knarzte bereits unter den 2,5 Kilogramm, die Kamera und Objektiv gemeinsam auf die Waage bringen. Und tatsächlich: Das Billig-Modell muss sich nach dem Testlauf mit einem Wert von nur 68 % der maximal erreich baren Schärfe haushoch geschlagen geben.

Fotos mit Kamerastativen kaum verschwommen

Messungen unter Laborbedingungen helfen zwar, vergleichbare Daten zu erheben. Sie simulieren aber lediglich den tatsächlichen Einsatz der Stative unter idealisierten Bedingungen. Aus diesem Grund mussten sich die Aufnahmen, die mithilfe der Tripods geschossen wurden, auch dem kritischen Auge der Tester stellen. Letztere fanden aber nur mit Mühe Unschärfen und verschwommene Details, sodass das Urteil auch dieses Mal für alle Stative im Test lautete: sehr gut!

Lediglich bei den Produkten von Rollei und Manfrotto waren winzige Abweichungen zu erkennen, weswegen sich die Bewertung der Ergebnisse hier nur im „noch “ sehr guten Bereich bewegt. Das ist aber Kritik auf sehr hohem Niveau, denn die Bildqualität der geschossenen Fotos macht durch die gesamte Testrubrik hindurch Freude und gefällt auch anspruchsvollen Betrachterinnen und Betrachtern.

Stative im Test zeigen, was sie (nicht) tragen können

Ebenso wichtig wie die Stabilität der Stative ist auch das Handling. Dabei zählt auch und insbesondere das Verhältnis von höchstmöglicher Nutzlast zum Eigengewicht des Statives. Im Test erzielte das Rollei Lion Rock Traveler L mit 20 Kilogramm Höchstlast bei noch relativ leichten 1.140 Gramm Eigengewicht den besten Wert.

Das Benro Mammoth entpuppt sich als der Packesel des Testfeldes und stemmt 25 Kilogramm bei einem Eigengewicht von 2.250 Gramm. Abgeschlagen gibt sich Manfrottos Befree GT XPRO, das nur 12 Kilogramm Zuladung verkraftet, mit einem Gewicht von 1.760 Gramm aber nur das Dritt leichteste Produkt des Vergleichstests darstellt.

Fazit

Können die stabilen Stative im Test überzeugen? Absolut! Die Modelle glänzen mit edlen Materialien und hervorragender Verarbeitung. Der Teststand belegt zudem die sehr gute Stabilität aller Kandidaten bei kleinen Erschütterungen. Den Testsieg sichert sich das Rollei Lion Rock Traveler L dank seiner umfassenden Ausstattung und seiner noch sehr guten Bildstabilität.

Den besten Deal für sein Geld bekommt man mit dem Kaiser Tiltall TC-284: der Preis-Leistungs-Sieger mit herausragender Bildstabilität von 99 % im Testszenario. Es teilt sich den zweiten Platz mit Cullmanns Carvao 832MC, das nur unwesentlich teurer ist, dafür aber mehr Gewicht trägt.

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