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Nothing Ear (2) im Test: Schicker In-Ear-Kopfhörer, viel dahinter

Warum die Nothing Ear (2) mehr als nur ein Hingucker sind, klärt der Test.

Die Nothing Ear (2) liegen mit Ladecase auf einem Tisch.
© IMTEST

“Keine verwirrenden Fachausdrücke. Keine unsinnigen Produktnamen.” Unter anderem das hat sich das 2020 gegründete Unternehmen Nothing mit Sitz in London auf die Fahne geschrieben. Dass es sich dabei keineswegs um leere Floskeln handelt, zeigen die bisherigen Veröffentlichungen: Auf die In-Ear-Kophörer mit dem simplen Namen Nothing Ear (1) folgten 2022 erst das Nothing Phone (1) und im Anschluss die Nothing Ear (Stick), Stöpsel, mit einem abgewandelten Design. Eine traditionelle Weiterführung stellen aber erst die Nothing Ear (2) dar, die seit Ende März 2023 erhältlich sind. Kostenpunkt: 149 Euro. Dafür gibt es laut Hersteller unter anderem eine verbesserte Akkulaufzeit, eine Trageerkennung und eine High-Res-Zertifizierung für hochauflösende Klänge. Doch wie schlagen sich die In-Ears im Alltag, beim Sport und im Testlabor? Um all diese und weitere Fragen zu beantworten, hat sich IMTEST die Nothing Ear (2) in die Ohren gesteckt. Die Antworten der Reihe nach.



Eckdaten im Überblick

Das sind alle technischen Daten des Nothing Ear (2) im Überblick:

  • Robustes Ladecase in transparenter Optik, bei 46,3 Gramm
  • Treiber: 11,6 Millimeter
  • Wasser- und Staubschutz: IPX54-Zertifizierung (Ohrhörer) Ladecase (IPX55)
  • Laden: USB-C oder kabelloses Laden
  • Verkaufspreis (UVP): 149 Euro

Das Design: Volle Transparenz

Wie bei den Vorgängern setzt Nothing auf eine transparente Optik – sowohl bei den Ohrhörern als auch bei der Ladecase. Das sieht richtig schick aus und lässt die Nothing Ear (2) aus der schieren Masse aus In-Ear-Kopfhörern emporsteigen. Die Unterschiede zur ersten Generation sind fein: Mit einem jeweiligen Gewicht von 4,5 Gramm (g) wiegen die Ohrhörer minimal weniger als die 4,7 g schweren Vorgänger. Genauso sieht es beim Ladecase aus, das statt 57,9 g jetzt 51,9 g wiegt. An der Seite gibt es wie bei anderen In-Ear-Modellen eine Taste zur Bluetooth-Kopplung – ansonsten ist das Viereck tastenfrei.

Die Nothing Ear (2) stehen auf einer Holzbrücke.
Statt einer Röhre wie bei den Nothing Ear (Sticks) stecken die Kopfhörer beim Ear (2) in einem transparenten Viereck. © IMTEST

Doch die schicke Optik soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Nothing Ear (2) auch zu einem gewissen Grad robust sind. So haben die Ohrhörer eine IPX54-Zertifizierung erhalten, was bedeutet, dass sie gut vor Wasserspritzern geschützt sind. Heißt: Bei Regen muss man sich keine Sorgen um die In-Ears machen. Die Ladecase ist hingegen sogar nach dem Standard IPX55 zertifiziert und somit auch gegen Staub geschützt. Den Falltest aus einem Meter Höhe haben die In-Ears gut überstanden – wenngleich bei einem von drei Runden ein Ohrhörer aus dem sich aufklappenden Case gefallen ist.

Die Ohrhörer des Nothing Ear (2) liegen vor dem Ladecase.
Ein Glashaus für zwei: Das Ladecase bietet reichlich Platz für die Ohrhörer. © IMTEST

Besonders positiv fiel im Test aber der komfortable Sitz der Nothing Ear (2). Selbst nach mehreren Stunden in den Ohren fingen die In-Ears nicht an zu drücken – egal ob auf dem Laufband beim Sport, bei der Arbeit oder bei einem Spaziergang.

Ein Ohrhörer des Nothing Ear (2) sitzt im Ohr des prüfenden Redakteurs.
Mit ihrem Formfaktor sitzen die Ohrhörer des Nothing Ear (2) sehr bequem, auch über Stunden hinweg. © IMTEST

Klang im Test: Druckvolle Bässe

Wie bei den Nothing Ear (1) sorgen 11,6 Millimeter große Treiber für die Klangerzeugung. Wie eingangs bereits erwähnt, stellt die größte Neuerung die Unterstützung von High-Res-Inhalten (mit dem Standard LHDC 5.0) dar. Allerdings wird der Codec bisher nur im Zusammenspiel mit dem Nothing Phone (1) unterstützt. Ob nochmal ein Update für weitere Smartphones folgt, ist bisher noch unbekannt. So oder so: Im Klangtest konnten die Nothing Ear (2) durch die Bank weg überzeugen. Die Bässe sind an den richtigen Stellen druckvoll und satt und fügen sich gut ins allgemein stimmige Klangbild ein. Das haben die In-Ears besonders im Test mit dem Elektro-Song “You” von Neelix bewiesen. Auf der anderen Seite stehen feine Höhen, was die Prüfer im Test mit dem Klassikstück “Time to say Goodbye” vom italienischen Sänger Andrea Bocelli überprüft haben. Zusammen ergibt das einen ausgewogenen Klang, der auch bei hoher Lautstärke nicht dröhnig wird.

Nothing-X-App: Personalisierter Sound

Um das persönliche Hörvergnügen noch weiter zu steigern, können Nutzerinnen und Nutzer in der zugehörigen Smartphone-App Nothing X (erhältlich für iOS und Android) einen Hörtest starten, um die eigenen Ohren zu testen. Nach wenigen Schritten beginnt der Test und im Anschluss wird das Ergebnis der Soundpersonalisierung präsentiert. Mit einem Equalizer kann man dann noch Anpassungen vornehmen und beispielsweise “Mehr Bass”, “Stimmen” oder “Mehr Höhen” auswählen. Wie sich das Klangprofil verändert, lässt sich dann in der App nachvollziehen. Darüber hinaus wird in der App der Ladestand des Ladecase und der In-Ears angezeigt. Außerdem lassen sich die Bedienelemente verändern – um zum Beispiel schnell einen Anruf anzunehmen oder einen Song zu überspringen.

Apropos Bedienung: Anders als bei Touch-gesteuerten Kopfhörern funktioniert die Steuerung der Nothing Ear (2) über Drücken der Ohrhörer. So pausiert man durch einmaliges Drücken etwa den Song oder nimmt durch zwei kurze Wiederholungen einen Anruf entgegen. Das klappte im Test erstaunlich gut – wenngleich man sich an den Druckmechanismus erst mal gewöhnen musste.

Wenn die App gestartet wird, sucht das Smartphone automatisch die In-Ears.
Auf Knopfdruck sucht das Smartphone nach den Nothing Ear (2).
Der Ladestatus der Ohrhörer wird in der App angezeigt.
Der Ladestatus lässt sich auch in der App überprüfen.
Die Druckbefehle lassen sich individuell in der App ändern.
Die Druckbefehle lassen sich individuell in der App ändern.
Die Nothing-X-App zeigt nach dem Hörtext die individuellen Einstellungen an.
Wenn die Analyse abgeschlossen ist, werden die Ergebnisse grafisch dargestellt.

Volle Transparenz oder aktives Noise-Cancelling

Außerdem lässt sich in der App die Geräuschregelung anhand von zwei Modi festlegen: dem Transparenz- und dem Geräuschunterdrückung-Modus. Letzterer filtert unerwünschte Hintergrundgeräusche mittels Mikrofonerkennung heraus und schottet die Ohren so beispielsweise von Störfaktoren wie Stadtlärm und Zuggeräuschen ab. Im Test klappte das ziemlich gut, sodass ein Spaziergang durch die Hamurger Innenstadt gleich noch angenehmer war. Dem entgegen steht der Transparenz-Modus, der die Kopfhörer bewusst in einen durchlässigen Status schaltet. So kann man sich beispielsweise mit der Kassiererin in einem Supermarkt unterhalten, ohne die In-Ears herausnehmen zu müssen. Stimmen wirkten zwar immer noch etwas dumpf, aber im Alltag ist die Funktion absolut brauchbar.

Ansonsten ist der Funktionsumfang der Nothing Ear (2) erfreulich modern. So gibt es beispielsweise Bluetooth-Multipoint. So lassen sich zwei Geräte kabellos koppeln, ohne dass man hin und herspringen muss. Praktisch, um beispielsweise einen Anruf auf dem Smartphone entgegenzunehmen und im Anschluss direkt mit dem Laptop in einen Teams-Call zu wechseln.



Akku-Laufzeit: Ein etwas kurzer Spaß

Während die Nothing Ear (2) sowohl mit ihrem Klang als auch mit dem hohen Tragekomfort überzeugen konnten, schwächelten die Stöpsel im Akku-Test. Bei permanenter Musikwiedergabe und gleichbleibender Lautstärke hielten die Kopfhörer ohne Noise-Cancelling rund sechseinhalb Stunden durch. Wenn die aktive Geräuschunterdrückung bis zum Anschlag aktiviert war, kamen die Stöpsel hingegen nur noch auf rund fünfeinhalb Stunden. Akzeptable Werte, bei denen es jedoch noch Luft nach oben gibt – besonders bei aktiviertem Noise-Cancelling. Stark wird die Leistung jedoch in Kombination mit dem Ladecase. Die transparente Box liefert Energie für bis zu 30 Stunden mehr Laufzeit. Dabei reichen bereits zehn Minuten in der Hülle aus, damit die In-Ears mehrere Stunden durchhalten. Alternativ lässt sich das Ladecase auch kabellos laden.

Fazit

“Style over substance!”: Diesen altgedienten Slogan, um ästhetische Aspekte über inhaltliche Stärken zu stellen, kann man den Nothing Ear (2) nicht zur Last legen. Denn die Lautsprecher sehen mit ihrem transparenten Design nicht nur richtig schick aus, sondern können auch mit inneren Werten punkten. Die Klangbild ist ausgewogen, Bässe tönen druckvoll und die Höhen klingen weitestgehend sauber. Der einzig wirkliche Knackpunkt ist die etwas kurze Laufzeit – sowohl mit aktiver Geräuschunterdrückung als auch ohne. Die Steuerung per Druckeingabe ist außerdem etwas gewöhnungsbedürftig. Das Gebotene rechtfertigt den Preis von 149 Euro (UVP) jedoch in vollem Umfang. Wer noch etwas feinere Klänge möchte, kann einen Blick auf die JBL Tour Pro 2 werfen – für die man jedoch bereits 280 Euro hinblättern muss.

  • PRO
    • Ausgewogenes Klangbild, druckvolle Bässe, gute Smartphone-App mit vielen Einstellungsmöglichkeiten, schickes Design und robustes Ladecase, Bluetooth-Multipoint.
  • KONTRA
    • Etwas kurze Laufzeit mit und ohne Noise-Cancelling, gewöhnungsbedürftige Steuerung.

IMTEST Ergebnis:

gut 1,9