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Dyson Zone im Test: Pionierleistung oder Irrsinn?

Wie sich der aktuell skurrilste Kopfhörer trägt, verrät IMTEST.

IMTEST-Redakteur Pascal Bartholomäus trägt den Dyson Zone.
© IMTEST

Ein Over-Ear-Kopfhörer mit andockbarem Luftfilter: Was zunächst wie ein schlechter Aprilscherz klang, ist der volle Ernst des britischen Herstellers Dyson. “Sauberer Klang, saubere Luft. Überall und jederzeit”: So lautet das Motto, mit dem das hauptsächlich für Staubsauger bekannte Unternehmen den Kopfhörer bewirbt. Besonders in Städten soll die Mischung aus aktiver Geräuschunterdrückung (ANC) und mobiler Luftreinigung einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben und sowohl bei Lärm als auch bei Luftverschmutzung helfen. Das hat jedoch seinen Preis: Schon die günstigste Variante mit silbernem Filtermodul wird in Deutschland sage und schreibe 899 Euro kosten – für Chrom-Optik sind hingegen sogar 999 Euro fällig.

Schon alleine beim Konzept kommen Dutzende Fragen auf. Wie passt diese ganze Technologie in einen Kopfhörer? Wie steht es um die Akku-Leistung und vor allem, wie fühlt sich das Ganze auf dem Kopf an? Auf der Suche nach Antworten hat sich IMTEST den Dyson Zone im Rahmen eines Events in Hamburg aufgesetzt, den Luftreiniger angedockt und Musik angemacht: Ein Ersteindruck samt Bildern und Einschätzung.



Dyson mit dem Blick in die Zukunft

Doch noch bevor es konkret um den Kopfhörer geht, lohnt ein kleiner Exkurs zu Dysons Vision. Denn der Hersteller will ein Produkt geschaffen haben, dass in Zeiten zunehmender Urbanisierung, also dem Wachstum städtischer Gebiete, ein idealer Begleiter im Alltag ist. Dabei stützt sich Dyson auf aktuelle Studien: Laut Angaben der Vereinten Nationen wohnen bereits 55 Prozent aller Menschen auf der Welt in oder im Ballungsgebiet einer Stadt. Bis zum Jahr 2050 soll diese Anzahl sogar auf fast 70 Prozent ansteigen. Demnach würde dann jede siebte aus zehn Personen in solch einem Bereich leben: eine Zukunft, auf die sich Dyson mit dem Zone-Kopfhörer vorbereitet. Bereits im Januar 2023 feierte der Kopfhörer Marktstart in China, Deutschland soll Mitte Juli 2023 bedient werden. Ein nachvollziehbarer Weg: Denn in Metropolen wie Shanghai oder Shenzhen hat die Luftverschmutzung bereits ein hohes Level erreicht – was sich negativ auf die Gesundheit vieler Bürger auswirkt.

Der Dyson Zone auf einem Modellkopf.
Soll die tragende Person vor Stadtlärm und hoher Luftverschmutzung schützen: der Dyson Zone, hier zu sehen auf einem Modellkopf. © IMTEST

Design: Durch und durch ein Dyson

Auf den ersten Blick wirkt das Design des Dyson Zone befremdlich und etwas bizarr. Es erinnert mit seinen großen Ohrhörern und dem Luftreiniger in Chrom-Optik eher an eine Requisite aus einem Science-Fiction-Film à la “Blade Runner” oder an Figuren aus dem Videospiel “Cyberpunk 2077” – kurzum: sehr futuristisch.

Dabei überzeugt vor allem die Verarbeitung: Sowohl Bügel als auch die zwei Ohrmuscheln machen einen hochwertigen Eindruck – wenngleich der per Magneten anklippbare Luftfilter sehr fragil wirkt. Und auch der Tragekomfort überzeugt, nach wenigen Minuten fängt hier nichts an zu drücken. Eine Einschätzung nach mehreren Stunden kann zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht gegeben werden.

Die Kopfhörer tragen die Designsprache von Dyson und erinnern mit ihrer Kombination aus metallischen und blauen Elementen farblich an vergangene Staubsaugermodelle.

Hinter den jeweiligen Ohrhörern verbergen sich zwei austauschbare Filter der Lüftungsanlage. Das Gehäuse der Ohrhörer lässt sich dabei einfach abdrehen und weckt die Faszination für wahre technische Innovation. Denn es ist zweifelsohne erstaunlich, dass die Dyson-Ingenieure es geschafft haben, so viel Technik in einen Kopfhörer zu verbauen, der nicht exorbitant klobig wirkt. Ohne Luftreinigungs-Visor bringt das Modell rund 600 Gramm (g) auf die Waage – mit rund 70 g mehr. Zum Vergleich: Die Apple AirPods Max – die Over-Ear-Kopfhörer des iPhone-Konzerns – wiegen 385 g und sind somit noch ein ganzes Stück leichter. In Relation ist der Dyson-Kopfhörer also schwer.

IMTEST-Redakteur Pascal Bartholomäus hat den Dyson Zone in der Hand.
Mit einer Hand lässt sich die äußere Hülle der Ohrmuscheln abdrehen …
Der Zugang zum Filter lässt sich leicht öffnen.
… schon erhält man Zugang zum Filter.

Klang: Satter Bass, schwache Höhen

Während Dyson beim Thema Luftreinigung bereits ein umfassendes Know-how mitbringt, ist das Thema Audio noch Neuland für den Hersteller. Schließlich ist der Dyson Zone der erste seiner Art. Deswegen besonders spannend: Wie ist das Klang-Erlebnis? Für einen ersten Test hat Dyson auf dem Event eine Spotify-Playlist mit vorher ausgewählten Songs zusammengestellt: von Rock über Metal bis Pop waren hier alle Genres vertreten, um sich eine erste Meinung einzuholen. Und siehe da: Bereits nach wenigen Songs zeichneten sich Stärken und Schwächen des Dyson Zone ab. So fielen besonders die Bässe der 40 Millimeter kleinen Lautsprechertreiber positiv auf. Sie wirkten druckvoll sowie sauber – und wummerten zu keinem Zeitpunkt.

Eine andere Empfindung kristallisierte sich bei den Höhen heraus. Bei erhöhter Lautstärke wirkten die S-Laute etwas scharf und schon leicht verzerrt. Bei leiser Wiedergabe war der Klang in diesem Punkt hingegen noch geschmeidig.

IMTEST-Redakteur Pascal Bartholomäus spielt Musik ab und hat den Dyson Zone auf dem Kopf.
Der Dyson Zone liefert druckvolle Bässe auf die Ohren. Zum Testen wurde auf dem Event ein Smartphone mit Spotify-Playlist bereitgestellt. © IMTEST

Nutzerinnen und Nutzer haben bei der aktiven Geräuschunterdrückung die Wahl zwischen drei Modi: “Isolation”, “Konversation” und “Transparenz”. Letzterer lässt alle Umgebungsgeräusche durch den Hörer an die Ohren gelangen, sodass man seine Umwelt nahezu vollumfänglich wahrnimmt. Das klappte im ersten Praxistest ziemlich gut, auch wenn der angeschlossene Luftfilter sich durch leise Geräusche bemerkbar macht. Passend dazu gibt es noch den Konversation-Modus, der automatisch gewählt wird, wenn der Träger oder die Trägerin den Luftfilter heruntergeklappt. Zugegebenermaßen fühlte sich das im Rahmen des Events noch etwas ungewohnt an – es zeigt jedoch Wirkung. Im Praxis-Check hatte man wirklich das Gefühl, dass der Filter gute Arbeit leistet und die Luft im Raum reinigt.



App: Luftqualität in Echtzeit messen

Wie aktuelle Kopfhörer von Apple, Sony, Nothing und Co. steht auch bei den Dyson Zone eine Smartphone-App (erhältlich für iOS und Android) zur Verfügung. Genau genommen erweitert Dyson seine MyDyson-App, die bereits für Luftreiniger, Staubsauger und Co. dient, um eine Kopfhörer-Sektion. Gewohnte Audio-Kost ist der Equalizer. Dadurch lässt sich der Klang durch drei verschiedene Stile anpassen und auf das persönliche Hörempfinden abstimmen. Außerdem lässt sich der Grad der aktiven Geräuschunterdrückung festlegen – was sich beispielsweise auch auf die Akku-Laufzeit auswirkt – doch dazu später mehr. Besonders spannend ist jedoch, dass die App in Kombination mit dem Dyson Zone die Luftqualität in Echtzeit analysiert und im Form eines Diagramms präsentiert. Auch die Lärmbelastung wird auf diesem Weg ermittelt. Wie genau die Ergebnisse sind, konnte die Redaktion zum Event jedoch noch nicht überprüfen.

Die MyDyson-App läuft auf einem Smartphone.
Sowohl den Lärm als auch den Grad der Luftverschmutzung ermittelt die App durch den Dyson Zone. © Dyson

Akku: Hier ist schnell die Luft raus

Doch diese Armada an verbauter Technik hat auch einen gewaltigen Haken – was sich maßgeblich bei der Akku-Leistung zeigt. Denn sind nur die Kopfhörer im Einsatz, halten diese laut Hersteller rund 50 Stunden durch, mit aktiver Geräuschunterdrückung. Ein stolzer Wert, womit die Kopfhörer mit den Modellen etablierter Wettbewerber mithalten könnten. Doch wenn der Luftfilter zum Einsatz kommt, soll dieser Wert rapide sinken. Bei Musikwiedergabe, ANC und aktivierter, einfacher Luftreinigung soll nach vier Stunden Schluss sein – bei erhöhter Stufe sogar schon nach eineinhalb Stunden. Das ist weit von einer zeitgemäßen Laufzeit entfernt. Das könnte dazu führen, dass man sich zweimal überlegt, ob man den Luftfilter am Ende überhaupt benutzt. Wie der Kopfhörer im Labortest abschneidet, wird sich frühestens im Juli 2023 zeigen.

Eine Detailaufnahme des Dyson Zone.
An den Seiten gibt es jede Menge Tasten, etwa um die Bluetooth-Kopplung zu starten. Darunter befindet sich der USB-C-Anschluss zum Laden. © IMTEST

Dyson Zone: Eine erste Einschätzung

Zweifelsfrei sorgt der Dyson Zone für frischen Wind auf dem Kopfhörer-Markt: Denn noch nie zuvor kam ein Hersteller auf die Idee, ein Audioprodukt mit einem tragbaren Luftfilter auszustatten. Was noch absurd klingt, könnte in Metropolen mit hoher Luftverschmutzung tatsächlich Abhilfe schaffen und die Gesundheit der tragenden Person schützen. In Europa ist dieser Gedanke jedoch noch weit weg – und ein Einstiegspreis von 899 Euro wirklich happig. Hinzu kommt eine ziemlich kurze Akkulaufzeit von eineinhalb Stunden mit aktivierter Luftreinigung, was die Nutzbarkeit enorm einschränkt – besonders, wenn man sich in großen Städten bewegt. Aber es gibt auch positive Aspekte: etwa die druckvollen Bässe und die gute App-Verknüpfung. Dennoch bleiben Fragen offen: Wie bequem trägt sich der Dyson Zone nach mehreren Stunden? Wie lang hält der Akku wirklich? Und wie genau ist die Analyse der Luftqualität? In einem ausführlichen Test zum Marktstart im Juli 2023 wird es hoffentlich Antworten geben.