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Elektrogrills im Test: Klappt richtiges Grillen mit Strom?

Moderne Elektrogrills versprechen viel Hitze und gute Ergebnisse. Damit wollen sie mehr als nur Notlösung sein. IMTEST weiß, ob das gelingt.

Auf dem Weber Lumin Elektrogrill werden fleisch und Gemüse gegrillt.
© Weber

Hätte man vor etwa Jahresfrist jemanden einen Elektrogriller genannt, wäre das wohl ähnlich abfällig gemeint und verstanden worden wie zum Beispiel „Warmduscher“. Doch seit einiger Zeit machen sich eine ganze Reihe Hersteller Gedanken darüber, wie sich das Grillen mit Strom auf ein neues Level heben lässt. Und während in der Vergangenheit E-Grills oft leistungsschwache und sehr einfach anmutende Geräte waren oder ein Nischendasein fristeten, nimmt das Thema inzwischen richtig Fahrt auf.

Hähchenfilet und Würste auf dem Rost eines Elektrogrills
Schöne Röstaromen, wie hier bei Enders, klappen mit modernen E-Grills ohne Probleme

Elektrogrills: Der Bedarf ist da

Die Gründe für Elektrogrills sind vielfältig. So gibt es genug Menschen, die in Mehrfamilienhäusern nur einen Balkon zur Verfügung haben und deren Hausordnung das Grillen mit Gas und erst recht mit Kohle verbietet. Dennoch will man auch die am Grillboom der letzten Jahre teilhaben lassen, denn vor allem der Markt für Gasgrills ist inzwischen einigermaßen gesättigt. Zum anderen sorgen immer heißere Sommer dafür, dass in manchen Regionen das Grillen über offener Flamme zumindest während der trockenen Monate verboten wird. Auch hier kann dann der E-Grill eine Lösung sein, zumal Geräte wie der Weber Lumin Compact oder der Ninja Woodfire eventuell sogar noch Platz im Wohnwagen oder Camper fänden.

Das Bedienfeld des Landmann-Grills mit zwei Thermometern
Landmann bietet eine exakte Temperaturregelung und den Anschluss für zwei Thermometer

Mythos Geruchsarmut

Neben dem Risiko von Funkenflug oder Fettbrand bei offenen Flammen ist auch die Rauch- und Geruchsentwicklung ein Grund, warum Kohle und Gas bei Mehrfamilienhäusern nicht gern gesehen sind. Ob hier allerdings Elektrogrills im Vorteil sind, darf bezweifelt werden. Wer schon einmal ein Steak in eine heiße Gusseisenpfanne auf dem Herd gelegt hat, weiß, dass das durchaus Potenzial zur Aktivierung der Rauchmelder hat. Das ist bei den hier getesteten Grills, die durchweg mindestens 250° C am Rost schaffen, nicht anders. Und wer dann noch auf die Idee kommt, vor Marinade triefendes Fleisch etwa beim Enders oder Severin auf die jeweils rund 500° C heiße Hochleistungszone zu legen, der riskiert respektable Qualmwolken und eventuell das gute Verhältnis zu den Nachbarn.

Der Ninja Woodfire kann zudem noch mit Räucherchips für entsprechendes Raucharoma sorgen. Und Webers Lumin bietet ebenfalls die Option, mit Smoking-Chips zu arbeiten. Aber auch hier bleibt festzuhalten, dass der Holzrauch nicht final im Gerät verbleibt. Damit ist klar, dass, anders als etwa ein Kontaktgrill, keiner der Elektrogrills für den Betrieb in Innenräumen gedacht ist.

Der Weber Lumin mit halb offenem Deckel und qualmenden Räucherchips in der Schale
Manche E-Grills wie der Weber Lumin können auch smoken. Das ist also nichts für den Innenbereich

Elektrogrills: Ernst zu nehmende Geräte

Auch rein optisch gehören die Grills eher nach draußen. Vor allem die E-Grills von Enders, Char-Broil und Landmann stehen hier der klassischen Gasgrill-Station in nichts nach. Aufklappbarer Deckel, Unterschrank und Seitentische machen deutlich, dass es sich hier um „ausgewachsene“ Grillgeräte handelt. Entsprechend braucht aber auch der Aufbau etwas Zeit. Vor allem beim Enders gibt es etwas mehr zu schrauben, aber dafür wirkt der Grill im Anschluss auch sehr solide, sogar wertiger als der deutlich teurere Char-Broil und auch als der Landmann, der allerdings designtechnisch viel hermacht. Die anderen Grills präsentieren sich durchweg als gut verarbeitete Tischgrills, die ohne viel Montageaufwand einsatzbereit sind. Ausnahme ist hier Profi Plus Urban Master von WMF, der es mit seinem Gestell aus vier Stahlrohrbeinen etwas an Stabilität vermissen lässt, wobei das Gerät selbst durchaus ordentlich verarbeitet ist.

Der WMF ist neben dem Severin auch das einzige Gerät, dass auf das Konzept der Wasserschale unter den Heizelementen setzt, wie man es von den Elektrogrills schon lange kennt. Alle anderen Modelle verwenden eine Fettwanne oder zumindest ein Auffangschälchen wie der Woodfire. Vom Handling her ist das angenehmer als eventuell noch schwappendes Wasser, in dem Fett und andere Rückstände schwimmen. Immerhin lassen sich alle Grills im Verhältnis zu ihrer Größe gut verstauen, weil sie entweder keine oder anklappbare Seitenteile haben. Beim Char-Broil wären allerdings etwas bessere Rollen wünschenswert. Die verbauten sind schon auf einer leicht unebenen Terrasse etwas hakelig. Dabei ist auch der Smart-E trotz Unterschrank und Seitenablagen keineswegs riesig. Die Menge und Länge der von der Stromversorgung her überhaupt möglichen Heizelemente limitiert die Baugröße auf das maximale Maß eines Zweibrenner-Gasgrills – dazu später mehr.

Die zwei Heizelemente der Turbo-Zone beim Enders unterhalb des Rostes
Mit der Turbo-Zone bei Enders oder der Boost-Zone bei Severein ist Exra-Hitze möglich. Bis 500°C schaffen die Geräte etwa

Mit Elektrogrills grillen ist anders

Es deutet sich also schon an, dass die modernen E-Grills nichts mit einem günstigen Gerät gemein haben, bei dem man eine halbe Stunde warten muss, bis eine Bratwurst zumindest etwas Farbe bekommt. Zwar ist das Funktionsprinzip sehr ähnlich, weil auch die hier getesteten Grills mit Heizstäben arbeiten, die bogenförmig unter dem Rost entlanglaufen. Aber sie haben insgesamt viel mehr Leistung und sind bei der Turbo- (Enders) oder Boost-Zone (Severin) dann sogar gedoppelt. Hier lassen sich ohne Probleme auch Steaks mit einer ordentlichen Röstkruste veredeln. Allerdings nur, wenn man sich auf die Geräte einlässt. Denn auch wenn die E-Grills bei der maximalen Temperatur durchaus punkten können, so ist das Heizverhalten dennoch ganz anders, als man es vielleicht von Kohle oder eben Gas kennt. Die Heizstäbe erzeugen eine reine Strahlungshitze. Allerdings keineswegs so großflächig, wie das bei den Hochtemperatur-Keramikbrennern in Gasgrills der Fall ist. Entsprechend dauert es, bis ein E-Grill richtig aufgeheizt ist. So benötigt zum Beispiel der Char-­Broil Smart-E eine gute halbe Stunde, bei kalter Witterung auch länger, um auf seine maximale Temperatur von 380° C zu kommen. Ein guter Gasgrill schafft das bei voller Leistung in etwa 15 bis 20 Minuten.

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