Schnuller sind bei vielen Babys und Kleinkindern heißgeliebte Begleiter – doch was bedeutet das für die Zahngesundheit und Kieferentwicklung? Studien zeigen, dass bei Kindern, die regelmäßig einen Schnuller benutzen, bestimmte Zahn- und/oder Kieferfehlstellungen wie offener Biss oder Kreuzbiss häufiger auftreten. Allerdings hängt das Risiko unter anderem auch von Faktoren wie Schnullerform, Nutzungsdauer und dem individuellen Saugverhalten ab. Auch der Zeitpunkt der Abgewöhnung spielt eine entscheidende Rolle.
Gleichzeitig zeigen Untersuchungen, dass Schnuller auch Vorteile haben können – etwa bei der Vorbeugung des plötzlichen Kindstods (SIDS). IMTEST hat hierzu Univ.-Prof. Dr. med. dent. Ariane Hohoff interviewt. Sie ist Direktorin der Poliklinik für Kieferorthopädie am Universitätsklinikum Münster und verrät, worauf Eltern unbedingt achten sollten.
IMTEST: Verursacht die Nutzung eines Schnullers Zahnfehlstellungen?

Ob der Schnullereinsatz zu schädlichen Auswirkungen führt, hängt ab vom Kind (Wie saugt es am Schnuller?), vom Schnuller (Wie ist er geformt und beschaffen?) und von den Eltern (Wie oft und wie lange geben Sie den Schnuller?)1.Univ.-Prof. Dr. med. dent. Ariane Hohoff, Direktorin der Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum Münster
IMTEST: Wie lange sollten Kinder maximal einen Schnuller nutzen?

Spätestens ab dem 2. Lebensjahr (dieses beginnt nach dem ersten Geburtstag!) sollte mit der Abgewöhnung begonnen werden1, da dann auch kein Risiko mehr für den plötzlichen Kindstod (Sudden Infant Death Syndrome (SIDS)) besteht (dieses tritt im Alter unter einem Jahr auf4, und das Risiko ist in den ersten 6 Lebensmonaten am höchsten5), andere Risiken, wie die Entstehung einer Mittelohrentzündung6 jedoch fortbestehen, bzw. steigen (die Entwicklung von Zahn- bzw. Kieferfehlstellungen7).
Der Einfluss eines Schnullers auf den plötzlichen Kindstod wird international unterschiedlich betrachtet: Während die österreichischen Pädiater der Verwendung des Schnullers zur SIDS Protektion eine untergeordnete Rolle zuschreiben1, empfehlen die deutschen Kinderärzte nicht gestillten Kindern einen Schnuller anzubieten, da Schnullerkinder besser geschützt sind5, 8, die
amerikanischen Pädiater für nicht gestillte Kinder die sofortige Gabe eines Schnullers, für gestillte Kinder, nachdem sich das Stillen gut etabliert (das ist in der Regel nach den ersten 2-3 Lebenswochen der Fall5) und das Kind begonnen hat, Gewicht zuzunehmen9.
Große Übersichtsarbeiten10 und die neueste deutsche Leitlinie5 bestätigen die Gabe eines Schnullers zur SIDS-Protektion auch bei gestillten Kindern. Für Frühgeborene wird die sofortige Verwendung eines Schnullers empfohlen, da dies den Übergang von der Sonden- zur Flaschenernährung und die Länge des Krankenhausaufenthaltes verkürzen kann11.Univ.-Prof. Dr. med. dent. Ariane Hohoff, Direktorin der Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum Münster
IMTEST: Gibt es eine Schnullerform, die besonders zu empfehlen ist?

Die Übergangstelle, die zwischen den zunächst noch zahnlosen Kieferknochen und später zwischen den (Milch-)schneidezähnen liegt, sollte vertikal möglichst flach sein, um die Schneidezähne nicht daran zu hindern, aufeinander zuzuwachsen1, und in Richtung von „Ohr zu Ohr“ möglichst breit sein, um die Auflagefläche zu vergrößern (Druck = Kraft/Fläche, je breiter also die Fläche ist, desto geringer ist der Druck auf die Zähne/Kiefer).
Demgemäß sind Schnuller mit rundem Querschnitt (sogenannte Kirschform) weniger geeignet. Das Lutschteil sollte eine möglichst flache, querovale Form haben und möglichst flexibel sein, um die Zunge (= Gaumen- und Kieferformerin), möglichst nicht an ihrer Bewegung zu hindern1. Schnuller aus Latex sind weicher als Schnuller aus Silikon.
Der Schnuller sollte möglichst leicht sein, um die Muskulatur nicht zu überfordern um ein einseitiges, die Muskulatur / den Knochen/ das Gebiss belastendes Abgleiten zu vermeiden1.Univ.-Prof. Dr. med. dent. Ariane Hohoff, Direktorin der Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum Münster
Schnullertest: Können die Markensauger im Labor überzeugen?
Für viele Babys und Kleinkinder ist der Schnuller ein unverzichtbarer Begleiter in vielen Situationen. Er verbringt so einige Stunden im Mund, weswegen sich nicht wenige Eltern fragen, ob das gesund ist. Unabhängig von möglichen Zahnfehlstellungen befürchten sie mitunter Chemikalien im Saugteil und im Schild. Ob sich Eltern diesbezüglich wirklich Sorgen machen müssen, verrät der Test, dem IMTEST jüngst veröffentlicht hat.
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