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Garmin Epix Pro im Test: Die Königin der Smartwatches?

Was das Epix-Update zur Pro-Version kann, klärt der Test.

Smartwatch von Garmin an einem Handgelenk.
© Garmin

Die Epix (Gen 2) erwies sich im Test nach der Veröffentlichung im letzten Jahr als die beste Outdoor-Smartwatch. Nun erweitert Garmin sein Portfolio um eine Pro-Version. Was das Update mehr kann, klärt der Test. Beim IMTEST-Testmodell handelt es sich die 47-mm-Pro-Edition mit einer UVP von 949,99 Euro. Die Garmin Epix gibt es jetzt in insgesamt zwölf Versionen, die sich in Sachen Größe, Funktionen, Akkulaufzeit und Glas unterscheiden. Gut zu wissen: Nur die Pro-Versionen haben die neue Taschenlampe am Bord. Und die Sapphire-Editionen verfügen über speziell gehärtes Uhrenglass, das besser vor Kratzern schützen soll – es kostet aber 100 Euro Aufpreis.

Epix 2 Pro und Epix 2 im Vergleich
Auf den ersten Blick gleichen sich Epix Pro (links) und die Epix aus dem letzten Jahr wie ein Ei dem anderen. © IMTEST

Bei den Themen GPS-Genauigkeit, Bildschirm, Akku und Gehäuse hat sich im Vergleich zum Vorgänger nichts getan. Die größte Veränderung im wahrsten Sinne des Wortes: Die Sportuhr gibt es jetzt nicht nur in einer 47-mm-Variante, sondern auch mit 51 mm Durchmesser. Außerdem gibt es eine kleinere Version mit 42 mm Durchmesser. Damit ist die Epix in den gleichen Größen wie die Fenix 7 und die Fenix 7 Pro erhältlich. Die Epix Pro stiehlt der Fenix einen weiteren Exklusivitätspunkt, denn jedes Epix Pro-Modell verfügt über die integrierte Taschenlampe, die zuerst in der Fenix 7X zu finden war. In Kombination mit der Rückkehr des schicken AMOLED-Displays, einem neuen Herzfrequenzsensor und einer Handvoll neuer Softwarefunktionen avanciert die Epix Pro damit zur komplettesten und funktionellsten Garmin-Smartwatch.

Epix Pro: Jetzt mit Taschenlampe

Zur Taschenlampe: Sie ist nahtlos in die Oberseite des Epix Pro-Gehäuses integriert und funktioniert genauso wie bei der Fenix 7X – und jetzt auch bei allen Modellen der Fenix 7 Pro-Serie. Das bedeutet, dass ein doppeltes Antippen der “Licht”-Taste ausreicht, um sie zu aktivieren. Die Taschenlampe spendet nicht nur erstaunlich viel Licht, sondern kann auch in die Trainingsaufzeichnung integriert werden. Folgende Modi stehen zur Verfügung

  • A) Weißes und rotes Allzweck-Taschenlicht
  • B) Notfall-Stroboskop-Modus
  • C) Laufspezifische Stroboskop-Modi, die an die Trittfrequenz gekoppelt sind
Epix 2 Pro Taschenlampe
Wer genauer hinsieht, bemerkt jedoch die (praktische) in der Oberseite der Smartwatch verbaute Taschenlampe. © IMTEST

Die Taschenlampe klingt ein wenig nach Inspektor Gadget, entpuppt sich aber im Alltag als das nützlichste Hardware-Upgrade der Epix Pro. Sie eignet sich zum Beispiel nachts auf dem Weg zur Toilette oder auf Reisen in Hotelzimmern. Auch im Freien während der Dunkelheit leistet sie gute Dienste. Die Taschenlampe ist alles in allem sicher kein Grund für ein Upgrade, aber sie ist die Definition eines „Nice-to-have”-Features.

Epix Pro: Besserer Herzfrequenzsensor

Die Epix 2 Pro verfügt über einen neuen Herzfrequenzsensor, der dank einer größeren Anzahl von LED (sechs statt zwei) eine höhere Genauigkeit ermöglichen soll. Gerüchten zufolge könnte der neue Sensor auch EKG-kompatibel sein, womit Garmin möglicherweise bald zur Konkurrenz aufschließen könnte. Offiziell ist dazu aber noch nichts bekannt. Die Testmessungen zeigen, dass es sich unabhängig davon um den besten optischen Herzfrequenzsensor von Garmin handelt. Durch die vielen LED kann der Sensor offenbar Erschütterungen und Bewegungen besser ausgleichen. Dies macht sich z.B. beim Radfahren bemerkbar, wo er fast hundertprozentig die gleichen Ergebnisse liefert wie ein Herzfrequenz-Brustgurt (hier Wahoo Tickr X). Aber auch bei anderen Sportarten sind die Messungen fast immer sehr gut. Mit einer Epix Pro am Handgelenk gibt es also nur noch selten Situationen, in denen ein Brustgurt genauere Ergebnisse liefert. Aber: Wie immer bei optischen Herzfrequenzsensoren können Umwelt- und Geländebedingungen, die Haut und andere Faktoren die Genauigkeit beeinflussen.

Herzsensor Epix 2 Pro
Der Herzfrequenzsensor der Epix Pro (links) arbeitet mit sechs LED, der der Epix mit zwei. © IMTEST

Epix Pro: Neue Softwarefunktionen

Die Epix Pro ist außerdem das erste Gerät – neben der 7 Pro-Serie – mit Garmins Ausdauerwert und Hill Score, zwei neuen Metriken, die dabei helfen sollen, die eigene Trainingsleistung zu bewerten.

  • Ausdauerwert: Hier geht es darum, das gesamte Trainingspensum zu betrachten. Allerdings eher in Bezug auf die Dauer als auf die Intensität. Außerdem ist der Ausdauerwert im Gegensatz zu den anderen Trainingsbelastungsmetriken von Garmin (wie VO2Max) sportartunabhängig. Das bedeutet, dass die meisten anderen Messwerte von Garmin stark auf das Laufen und Radfahren ausgerichtet sind. Der Ausdauerwert kann dadurch beispielsweise auch zum Verfolgen von Fortschritten beim Inlineskaten oder Schwimmen verwendet werden.
  • Hill Score: Die Funktion ist vor allem für Trailrunner interessant. Der Hill Score vergleicht die Daten des VO2 Max, der akuten Belastung und der chronischen Belastung mit der Laufleistung bei steilen Anstiegen und längeren Ausdauerstrecken. Dadurch soll er anzeigen, wie gut (oder schlecht) der Träger der Epix Pro an Steigungen zurechtkommt.


Endlich Profile für Fußball und Basketball

Darüber hinaus hat Garmin die Epix Pro und die Fenix 7 Pro mit 30 neuen Sportprofilen ausgestattet. Darunter befinden sich nun auch Mannschaftssportarten wie Fußball, Basketball und Volleyball. Im Gegensatz zu Laufen und Radfahren, die über spezielle Metriken verfügen, sind die meisten jedoch einfach gehalten und liefern keine sportartspezifischen Daten. Laut Garmin ist es das Ziel, die Nutzungsdaten für diese Sportprofile zu untersuchen und dann herauszufinden, welche davon sinnvoll mit zusätzlichen Daten angereichert werden können. Übrigens: Gut möglich, dass Garmin die neuen Profile und Metriken per Software-Update auch für die Vorgänger bringt.

Navigation: Jetzt mit Wetterkarten

Die Serien Epix Pro und Fenix 7 Pro verfügen genau wie die Vorgänger über vollständig integrierte Karten- und Routing-/Navigationsfunktionen. Das bedeutet, dass sie im Gegensatz zu fast allen ihren Konkurrenten in der Lage sind, selbstständig mit den in ihren Karten enthaltenen Daten zu lotsen, ohne eine vorinstallierte Route zu verwenden. Die Epix Pro- und Fenix 7 Pro-Geräte verfügen dabei sogar über schattierte Reliefkarten (andere Fenix 7/Epix-Modelle erhalten diese Funktion per Update). Da das Kartenmaterial nach viel Speicherplatz verlangt, verfügen alle Epix Pro-Smartwatches über 32 GB Speicherplatz. Dieser kommt nicht nur zum Speichern von Karten, sondern auch für Musik  (MP3s oder Playlists von Spotify oder Amazon Music) und die Trainingsaufzeichnungen zum Einsatz.



Neu sind die Wetter-Overlays, die im Wetter-Widget zu finden sind. Es gibt vier Optionen: Niederschlag, Wind, Temperatur und Bewölkung. Man kann eine Animation abspielen, die einen Ausblick auf die nächsten Stunden erlaubt. Außerdem lässt sich die Ansicht vergrößern/verkleinern und schwenken. Die Funktion scheint nicht ganz ausgereift zu sein: a): Sie funktioniert nur, wenn das gekoppelte Smartphone in der Nähe ist und somit die Wetterdaten aktuell sind. Dann kann man auch gleich zum Smartphone greifen. b): Die Karten bauen sich sehr langsam auf, so dass der Griff zum Smartphone noch sinnvoller erscheint. c): Die Overlays gibt es nicht auf der Karte, die während einer Aktivität zur Verfügung steht. Stattdessen gilt es zum Wetter-Widget zu wechseln. Immerhin geht das mit der neuen Funktion “Recents” etwas einfacher. Dazu drückt man die Taste unten rechts länger, wodurch man über Kacheln schneller zu den 15 zuletzt aufgerufenen Funktionen gelangt.

Epix Pro: Das fehlt

Angesichts des stolzen Preises (ab 950 bis 1.250 Euro) könnte man erwarten, dass Garmin in allen Bereichen das Beste aus dem hauseigenen Regal in die Epix Pro gepackt hat. Dem ist aber nicht so. Beispiel Bildschirm: Hier hat die Forerunner 965 ganz klar die Nase vorn. Beide Modelle haben zwar ein buntes, helles AMOLED-Display. Das der 965 ist aber 1,4 Zoll groß und bietet mit 454 x 454 Pixeln eine höhere Auflösung (Epix Pro 47 mm: 1,3 Zoll, 416 x 416 Pixel). Damit nicht genug: Die Forerunner 965 hat mit Corning Gorilla Glass DX (Epix Pro: „normales“ Gorilla Glass) ein sichtbar reflexionsärmeres Glas verbaut. Kurzum: Im direkten Vergleich mit der Epix Pro sieht das Display der 965 deutlich besser aus.

Display-Vergleich: Forerunner 965 und Epix 2 Pro
Die Forerunner 965 (rechts) verfügt im Vergleich zur Epix Pro über den größeren und schärferen Bildschirm. © IMTEST

Warum Garmin nicht langsam die „Smartwatch“-Funktionen ausbaut, darf ebenfalls hinterfragt werden. Die Venu 2 Plus aus dem eigenen Hause verfügt beispielsweise über Mikrofon und Lautsprecher und ermöglicht so das Telefonieren am Handgelenk. Noch schöner wäre endlich eine LTE-Version, die Telefonieren, Chatten und Musikhören unabhängig vom Smartphone ermöglichen würde.

Fazit

Die Garmin Epix zählte bereits zu den besten Sportuhren auf dem Markt. Das Funktionspaket rund um Sport, Outdoor und Navigation ist und war im Smartwatch-Bereich einzigartig. Die Epix Pro bringt nun an einigen Stellen kleine Verbesserungen. Die Taschenlampe ist zweifellos ein nettes Gimmick und der Herzfrequenzsensor ein Fortschritt. Also ja, die Epix Pro ist die beste Garmin-Smartwatch aller Zeiten. Für Besitzer der Epix dürften die Neuerungen trotzdem zu wenig sein, um einen Umstieg zu rechtfertigen – falls nicht eine andere Größe gefragt ist.

  • PRO
    • Premium Sport-Funktionen, Taschenlampe, Akkulaufzeit.
  • KONTRA
    • Vergleichsweise hoher Preis, kein Telefonieren am Handgelenk, kein Sprachassistent.

IMTEST Ergebnis:

gut 1,8