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Google Pixel Fold im Test: Eine gelungene Falt-Premiere?

Warum der Formfaktor überrascht, klärt der Test.

Das Google Pixel Fold steht auf einem Tisch.
© IMTEST

Mit seiner Galaxy-Fold-Serie holte Samsung 2019 faltbare Telefone aus der Versenkung. Mittlerweile hat sich diese Bauweise zu einem richtigen Trend entwickelt. Denn nach dem südkoreanischen Hersteller haben auch Branchen-Größen wie Huawei und Honor eigene Falt-Smartphones auf den Markt gebracht – und die Anzahl der Mitbewerber steigt. Die Antwort aus den USA erfolgte Anfang Mai 2023 durch Google. Der Suchmaschinen-Riese stellte auf seiner Entwicklerkonferenz Google I/O 2023 sein erstes faltbares Pixel-Smartphone vor. Mit einem Verkaufspreis von 1.899 Euro (UVP) markiert das Google Pixel Fold die neue Speerspitze. Dafür gibt es unter anderem eine Dreifach-Kamera samt Teleobjektiv und ein Bildschirm-Trio. Aber sind hier auch alle guten Dinge drei? IMTEST hat das Falt-Smartphone vor Verkaufsstart ausgiebig getestet und den Falter im Alltag benutzt. Eindrücke, Test-Ergebnisse, Bilder und das Fazit der Reihe nach.



Design: Google bleibt sich treu

Schon Googles Pixel-Smartphones – jüngst das Pixel 7a – zeichnen sich unter anderem durch ihr schlichtes, aber schickes Äußeres aus. Damit bricht Google auch beim Pixel Fold nicht, sondern führt diese Geschichte fort. Wie bei den gewöhnlichen Geschwistermodellen steckt die Technik in einem Mantel aus Aluminium und Glas. Farblich haben Interessenten die Wahl zwischen einem dunklen Carbon- (getestete Variante) und einem hellen Porcelain-Look. Trotz der Scharniere und insgesamt drei Displays – eines auf der Außen- und zwei auf der Innenseite – ist das Falt-Smartphone robust. Das zeigt die vorhandene IPX8-Zertifizierung, die signalisiert, dass das Handy gut gegen Staub und Wasser geschützt ist. So kann man mit dem Handy beispielsweise auch Unterwasser fotografieren, jedoch nur bis zu 30 Minuten am Stück. Beim Bildschirmglas hat sich Google für Gorilla Glass Victus entschieden, das bereits bei Samsungs Galaxy Z Fold4 zum Einsatz kommt.

Das Google Pixel Fold steht auf einem Tisch.
Die Scharniere des Google Pixel Fold machen einen robusten Eindruck. © IMTEST

Bei Falt-Smartphones sind besonders zwei Punkte interessant: Zum einen, wie dick das Handy im eingeklappten Zustand ist. Denn niemand möchte ein klobiges Telefon, das nur mit Mühe in die Hosentasche passt. Umso besser, dass der Formfaktor des Google Pixel Fold vergleichsweise kompakt ist. Eingeklappt ist das Pixel Fold rund 1,2 Zentimeter dick und somit minimal dünner als das 1,5 Zentimeter dicke Samsung Galaxy Z Fold4. Zum anderen spielt der optische Knick im Falt-Display eine große Rolle. Wenn dieser zu sichtbar ist, stört er beispielsweise beim Streamen von Filmen und Serien. Leider ist der Knick auch beim Google Pixel Fold noch deutlich erkennbar. Das macht Samsung bei seinem Pendant besser.

Display: Fast überall Bildschirme

Wie bereits im Vorfeld mehrfach erwähnt, verfügt das Google Pixel Fold insgesamt über drei Displays. Der äußere Bildschirm, der im eingeklappten Zustand genutzt wird, misst 5,8 Zoll in der Diagonale und ist somit schön kompakt. So lässt sich das Smartphone ohne Probleme mit einer Hand bedienen. Die Auflösung liegt hier bei 2.092 x 1.080 Pixel, was Full HD+ entspricht. Modern ist zudem die Bildwiederholrate von 120 Hertz. Durch Menüs wischen, fühlt sich so besonders flüssig an. Sowohl beim inneren als auch beim äußeren Display kommt die OLED-Technologie zum Einsatz. Heißt: Selbstleuchtende Pixel sorgen hier für die Bilderzeugung, was Vorteile in der Farbtreue und dem Kontrastverhältnis mit sich bringt. Das zweigeteilte Display misst zusammen 7,6 Zoll in der Diagonale. Dementsprechend steht reichlich Platz für Anwendungen zur Verfügung. Die Farbtreue bewegt sich beim großen Bildschirm auf einem sehr hohen Niveau. Selbst intensive und knallige Farben des erweiterten Farbraums sehen noch sehr natürlich aus. Weniger berauschend sieht es bei der Helligkeit aus: Lediglich 600 Candela pro Quadratmeter wurden im Test gemessen. Bei gleißendem Sonnenschein können Inhalte auf dem Display schon mal untergehen.

Google Pixel Fold: Leistung und Ausstattung

Erst die Google-Pixel-7-Smartphones, dann das Google Pixel Tablet und jetzt das Google Pixel Fold: Googles Allzweckwaffe ist der hauseigene Tensor-G2-Chip, der im Falt-Smartphone gemeinsam mit 12 Gigabyte Arbeitsspeicher für Leistung sorgen soll. Dass Google hier ein wahres Multitalent geschaffen hat, zeigen die Ergebnisse bei den Leistungsmessprogrammen. Im Geekbench 6 sicherte sich der Chip bei den Mehrkern-Tests 3.526 Punkte – ein “sehr gutes” Ergebnis. Auf dem gleichen Level bewegt sich auch die Grafikleistung des Chips. Im 3D Mark Slingshot Extreme erreichte der Prozessor mit Leichtigkeit den Maximalwert. Im etwas anspruchsvolleren 3DMark Wildlife wurden immerhin noch 6.524 Punkte erreicht. Somit ist das Falt-Smartphone sehr gut für anspruchsvolle Anwendungen gerüstet. Muss es aber auch: Denn Google bewirbt das Handy besonders als Smartphone für Multitasking. Das aufgeklappte Display soll sich nämlich ideal dafür eignen, mehrere Dinge parallel zu erledigen. Dafür hat der Suchmaschinen-Riese laut eigenen Angaben über 50 Apps optimiert – darunter WhatsApp, Evernote und nahezu alle Google-Dienste wie Google Maps, Google Home, YouTube und Gmail. Und auch beliebte Spiele wie “Diablo: Immortal” und “Asphalt 9” Legends.

Das Google Pixel Fold steht auf einem Tisch.
Im Tabletop-Modus lässt sich das Google Pixel Fold auf andere Weise nutzen, etwa als Mini-Laptop. © IMTEST

Die Spiele liefen im Test wirklich gut – weder Ruckler noch hässliche Artefakte auf dem Bildschirm störten. Und auch bei Gmail und Google Maps kam durch die praktische Aufteilung ein Tablet-Gefühl auf. Bei YouTube ist die Benutzeroberfläche noch ausbaufähig. Im Tabletop-Modus – also im geknickten Zustand – war die Zeitleiste etwas verrutscht, sodass sie direkt auf dem Knick saß. Das Vor- und Zurückspulen gestaltete sich so etwas schwierig. Aber Google hat bereits angekündigt, die YouTube-Oberfläche mit weiteren Verbesserungen zu versorgen. Eine Erwähnung ist auch die Drag-und-Drop-Funktion wert. So ist es möglich, auf der einen Bildschirmhälfte die Galerie zu öffnen und rechts einen Messenger, beispielsweise WhatsApp. Fotos lassen sich dann einfach per Finger von der Galerie in das Nachrichtenfenster ziehen.

Aufgefaltet, hingestellt oder als Laptop-Ersatz

Der ein paar Zeilen weiter oben angesprochene Tabletop-Modus stellt dabei nur eine Möglichkeit dar, wie man das Google Pixel Fold nutzen kann. Eingeklappt ist es ein kompaktes Smartphone, das sich gut für die Nutzung unterwegs eignet. So kann man beispielsweise angenehm tippen oder die Navigation per Google-Maps nutzen. Einmal aufgeklappt bringt das große Display viele Vorteile mit sich: Auf der Hand liegt, dass sich der große Bildschirm gut fürs Streamen von Serien und Filmen eignet. Aber auch für Multitasking-Fans – wie zuvor schon angesprochen – eignet sich diese Variante. Etwas exotischer ist der Zeltstand. So lässt sich das Handy beispielsweise auf einem Klapptisch in der Bahn aufstellen.

Kamera: Ein Balken voller Linsen

Ganz Pixel-typisch gibt es auf der Nicht-Display-Rückseite des Google Pixel Fold einen Kamerabalken, in dem sich mehrere Linsen nebeneinander einreihen. Dazu zählt unter anderem die 48-Megapixel-Hauptkamera, die unter anderem in der Lage ist, hochauflösende Aufnahmen zu schießen. Des Weiteren gibt es 10,8 Megapixel starken Ultraweitwinkel für besonders große Motive und ein Teleobjektiv mit fünffach optischem Zoom. Letzteres eignet sich für Aufnahmen von kleinen Motiven, etwa einem Insekt oder einer Blume. Hinzu kommt ein ganzes Paket von Software-Features: So ist beispielsweise das magische Radiergummi mit an Bord, das ungewollte Objekte nachträglich aus Bildern entfernen kann.

Der Kamera-Balken des Google Pixel Fold in einer Detailaufnahme.
Ragt wesentlich aus dem Gehäuse heraus: der Kamerabalken des Google Pixel Fold. © IMTEST

Dass Googles Kameras für sehr gute Qualität stehen, untermauert auch das Google Pixel Fold. Die Hauptkamera schießt sehr scharfe Bilder, die sehr wenig Bildrauschen aufweisen – auch in schwierigen Szenarien. So gelingen gute Aufnahmen auch noch im Morgengrauen oder bei Dämmerung. Und auch die Farben sehen sehr natürlich aus – auch Hauttöne von Menschen werden äußerst realitätsgetreu eingefangen. Dieses Niveau kann die Kamera beim Test mit vierfacher Vergrößerung nicht ganz halten. Denn die Auflösung ist längst nicht so hoch wie bei der Hauptkamera – feinere Details gehen verloren. Nichtsdestotrotz gelingen bei guten Lichtverhältnissen auch hier tolle Aufnahmen.

Häuserfassaden werden sehr detailliert eingefangen.
Bei fünffacher Vergrößerung kann man kleine Objekte wie Blumen gut einfangen.

Nicht eine, sondern gleich zwei Frontkameras bietet das Google Pixel Fold. Eine sitzt auf der Außenseite, die andere auf der Innenseite. Beide machen Fotos mit 9,5 Megapixel. Häufig werden die Selfie-Kameras etwas stiefmütterlich behandelt – aber nicht beim Google Pixel Fold. Auch hier sind die Bilder sehr scharf und detailreich. Personen sehen natürlich aus, genauso wie die Hauttöne. Spannender Vorteil eines Falt-Smartphones: In Kombination mit dem Außendisplay lässt sich die Rückkamera auch für Selfies einsetzen. Sieht kurios aus, ermöglicht aber den Einsatz der stärksten Kamera.

Praktisch: Einmal umgeklappt, lässt sich die Rückkamera als Selfie-Linse nutzen. © IMTEST

Akku: Ausdauernder Falter

Google setzt beim Pixel Fold auf einen zweigeteilten Akku, der in Summe eine Kapazität von 4.821 Milliamperestunden bietet. Damit fasst das Falt-Handy minimal mehr Energie als die Konkurrenz – zum Vergleich: Das Samsung Galaxy Z Fold4 kommt auf 4.400 Milliamperestunden. Aber auch die effiziente Arbeitsweise des Google Tensor G2 wirkt sich positiv auf die Akku-Leistung aus, das zeigen die Labor-Ergebnisse. Bei permanenter Videowiedergabe und gleichbleibender Helligkeit hielt das Google Pixel Fold satte 12 Stunden und vier Minuten durch – ein guter Wert. Unter gleichen Testbedingungen verfehlte Samsungs Pendant die 10-Stunden-Marke knapp.

Und auch die Ladeleistung des Google-Falters überzeugte im Test. Nach insgesamt einer Stunde und 46 Minuten war das Pixel Fold von 0 auf 100 Prozent geladen. Ermöglicht wird dies durch die Schnellladen-Funktion, wodurch das Handy mit maximal 30 Watt aufgeladen wird. Intelligentes Laden – um den Akku zu schonen – gibt es ebenfalls. Wer sein Smartphone lieber drahtlos aufladen will, kann auch dies tun. Das Google Pixel Fold unterstützt kabelloses Laden.

Fazit

Nach einer geglückten Rückkehr auf dem Tablet-Markt gelingt Google auch der Einstand in die Riege der Falt-Smartphones, neben Größen wie Samsung und Huawei. Das Google Pixel Fold wirkt trotz üppiger Display-Ausstattung und Kamerabalken nicht klobig, eingeklappt ist es sogar richtig handlich. Hinzu kommen mannigfaltige Einsatzmöglichkeiten: Vom entspannten Streamen auf dem großen Bildschirm über Multitasking im Tabletop-Modus bis hin zum Selfies machen via Rückkamera. Die dafür nötige Leistung liefert der Google-Chip und auch die restliche Ausstattung lässt nahezu keine Lücken offen. Alles andere wäre aber auch verwunderlich: Denn mit einem Verkaufspreis von 1.899 Euro in der kleinsten Variante ist das Google Pixel Fold alles andere als günstig. Für Technik-Liebhaber sicher ein gelungenes Invest, aber normale Smartphone-Nutzer müssen abwägen, ob die Falt-Vorteile den immensen Aufpreis zum Google Pixel 7 Pro rechtfertigen.

  • PRO
    • Sehr hohes Arbeitstempo, für ein Falt-Smartphone noch kompakt, sehr gute Hauptkamera mit optischer Bildstabilisierung, sehr große App-Auswahl.
  • KONTRA
    • Hoher Preis, Knick im Falt-Display deutlich erkennbar, etwas geringe Helligkeit.

IMTEST Ergebnis:

sehr gut 1,5