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Wärmepumpe einbauen: Expertin rechnet vor – nach dieser Zeit lohnt es sich

Der Einbau einer Wärmepumpe ist eine zukunftssichere Entscheidung – doch vor dem Start sollten zentrale Fragen geklärt sein. Welche Voraussetzungen muss dein Haus erfüllen? Welche Förderungen gibt es? Und lohnt sich die Investition wirklich? In unserem Ratgeber beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um den Wärmepumpen-Einbau.

Wärmepumpe draußen an der Hauswand
© Getty Images

Wer heute baut oder saniert, kommt am Thema Wärmepumpe kaum vorbei. Die Geräte gelten als Schlüsseltechnologie für klimafreundliches Heizen – und als Alternative zu Öl- oder Gasheizungen. Sie nutzen Umweltwärme aus Luft, Erde oder Wasser und wandeln sie mithilfe von Strom in Heizenergie um. Das spart CO₂ und langfristig oft auch Kosten. Doch die Entscheidung für eine Wärmepumpe ist komplex: Sie erfordert Planung, passende Gebäudetechnik – und in vielen Fällen eine staatliche Förderung.

IMTEST klärt die 10 wichtigsten Fragen zum Thema Wärmepumpe und hat fünf Expertinnen und Experten zurate gezogen. Sie rechnen vor, ab wann sich der Einbau lohnt und sich das Gerät amortisiert.

1. Wie funktioniert eine Wärmepumpe eigentlich?

Das Prinzip einer Wärmepumpe ist an sich recht einfach und dennoch genial, da zum größten Teil Wärme aus der Umwelt zum Heizen verwendet wird. Der Einsatz von Strom ist nur zu einem geringen Teil notwendig, was die Wärmepumpe zu einem sehr effizienten, sparsamen und umweltfreundlichen Heizungssystem macht. Der Heizprozess kann dabei in 3 Schritte aufgeteilt werden:

Wärmegewinnung:

Im ersten Schritt wird Wärme aus der Umwelt gewonnen. Dafür lässt sich Wärme aus dem Erdreich, aus Grund- oder Oberflächenwasser-Reservoiren sowie aus der normalen Außenluft verwenden. Bei ersteren beiden Funktionsweisen werden Rohre mit Wasser oder Sole – also einem Wasser-Frostschutzmittel-Gemisch – unter oder neben dem Haus verlegt. Bei letzterer Funktionsweise wird Luft aus der Umgebung in die Wärmepumpe gesaugt. Die genaue Erklärung der drei Systeme findet sich unter Frage 2.

Wärmeübertragung:

Im zweiten Schritt muss die Wärme zum Heizen nutzbar gemacht werden. Das passiert in der eigentlichen Wärmepumpe, die an sich nur ein mit Kältemittel gefülltes System mit vier wesentlichen Bestandteilen darstellt. Zunächst gibt es den Verdampfer, wo die aus der Umgebung gewonnene Wärme ans flüssige Kältemittel übertragen wird. Da dieses einen sehr niedrigen Siedepunkt besitzt, verdampft es bereits bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen. Erd- und Grundwasser-Wärmepumpen arbeiten zum Beispiel mit Temperaturen um 10 °C. Luftwärmepumpen können sogar bis zu einer Temperatur von –20 °C „Wärme“ aus der Außenluft gewinnen, da auch hier das Kältemittel noch verdampft.
Dieser Dampf wird in der Wärmepumpe anschließend in den sogenannten Verdichter geleitet, in dem er komprimiert wird. Dadurch steigt nicht nur der Druck, sondern auch die Temperatur im Dampf an. Der nun heiße Dampf kann daraufhin seine Wärme in einem Kondensator wieder abgeben – in der Regel sind das die mit Wasser gefüllten Heizungsrohre – und verflüssigt sich dadurch wieder. Im letzten Abschnitt wird das Kältemittel in einem Drosselorgan wieder entspannt, damit der Prozess von vorn beginnen kann. Zur besseren Vorstellung findet sich eine schematische Darstellung des Prozesses auf der Nebenseite.



Wärmeverteilung:

Im dritten Schritt erfolgt schließlich die Verteilung der Wärme im Haus. Die Wasserrohre führen die im Kondensator aufgenommene Wärme aus der Wärmepumpe hinaus und verteilen sie im Haus. Ebenso wie bei anderen Heizungssystemen auch führen die Wasserrohre also zu Heizkörpern oder Flächenheizungen wie etwa Fußbodenheizungen. Letztere werden vielfach für den Betrieb einer Wärmepumpe empfohlen, da diese im Vergleich zu herkömmlichen, fossilen Heizungen mit niedrigeren Vorlauf-Temperaturen von maximal 50–70 °C arbeiten. Für ein herkömmliches Heizungssystem mit Rohrheizkörpern kann das, je nach Größe der Heizkörper, zu wenig sein.

Wer das vor dem Einbau einer Wärmepumpe im eigenen Haushalt einmal ausprobieren möchte, kann die Temperatur der Heizung auf circa 55 °C herunterdrehen. Wird es im Winter dennoch warm genug im Haus, sollte der Einbau einer Wärmepumpe kein Problem für die Heizleistung sein. Bleibt es aber (zu) kalt, sollte eine individuelle Beratung in Anspruch genommen werden, um zu klären, welche Sanierungsmaßnahmen vor dem Einbau einer Wärmepumpe nötig sind. Hier lohnt es sich eventuell, auch andere nachhaltige Heizmethoden in Betracht zu ziehen (siehe Frage 9).

Schematische Erklärung, wie eine Wärmepumpe mit unterschiedlichen Wärmequellen funktioniert.
© IMTEST

Der Clou einer Wärmepumpe ist allerdings, dass nur Kondensator und Umwälzpumpe Strom benötigen. So lässt sich mit vergleichsweise wenig Energie-Einsatz viel Heizleistung erreichen. Mit einem Teil Strom kann eine Wärmepumpe je nach Effizienz 2,5 bis 6 Teile Wärmeenergie erzeugen. So können auch schon beim derzeitigen Strommix Emissionen gegenüber der Nutzung von fossilen Brennstoffen eingespart werden.



2. Welche Systeme gibt es?

Es gibt im Wesentlichen drei verschiedene Systeme. Sie sind nach Art der Wärmequelle als Luft-Wasser-, Wasser-Wasser- und Sole-Wasser-Wärmepumpe benannt. Funktionsweisen und Installation sehen wie folgt aus:

Luft-Wasser-Wärmepumpe:

Das kürzer auch als Luft-Wärmepumpe bezeichnete System nutzt die Wärme der Außenluft zum Heizen. Wie unter Frage 1 beschrieben, werden dafür ein Kältemittel und Strom für den Kompressor des Kühlmittelkreislaufs benötigt. Die Wärmeenergie wird dann an das Wasser der Heizung weitergegeben. Der Name setzt sich also sowohl aus der Wärmequelle „Luft“ als auch aus dem Wärme aufnehmenden Medium „Wasser“ zusammen.

Die Luft-Wärmepumpe nutzt zur Wärmegewinnung die Außenluft. Daher ist dieses System am einfachsten zu installieren und bei den Anschaffungskosten am günstigsten. Ein Gerät kostet – je nach Leistung – bis circa 25.000 Euro. Bei der Installation muss wegen etwaigen Lärms aber auf den Abstand zu Nachbarn geachtet werden. 

  • PRO
    • Keine gesonderte Genehmigung notwendig, vergleichsweise günstig.
  • KONTRA
    • Ineffizienteste Wärmepumpen-Art, Schallschutz muss beachtet werden.

Wasser-Wasser-Wärmepumpe:

Die Wasser-Wasser-Wärmepumpe bezieht die Wärme aus einem Grund- oder Oberflächenwasser-Reservoir. Die Wärmeübertragung und die Wärmeverteilung funktionieren dann prinzipiell wieder genauso.

Für das auch Grundwasser-Wärmepumpe genannte System ist eine Erdbohrung notwendig. Das treibt sowohl den Installations-Aufwand als auch die Kosten in die Höhe. Zusätzlich zum Gerätepreis sind daher ungefähr 5.000 bis 10.000 Euro für die Erderschließung einzuplanen. Außerdem ist eine Genehmigung notwendig.

  • PRO
    • Im Vergleich das effizienteste Wärmepumpen-System.
  • KONTRA
    • Erdbohrung für zwei Brunnen notwendig, genehmigungspflichtig.

Sole-Wasser-Wärmepumpe:

Die Sole-Wasser-Wärmepumpe bezieht die Wärme aus dem Erdreich. Der Begriff „Sole“ steht dabei für das Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel, das die Erdwärme aufnimmt.

Verlegung von Rohren für einen Erdkollektor einer Wärmepumpe.
Für eine Erd-Wärmepumpe müssen entweder Rohre in Form eines Erdkollektors verlegt werden (Bild) oder eine Bohrung für eine Erdsonde vorgenommen werden. © Getty Images/iStockphoto

Die Erdwärme-Pumpe benötigt entweder eine Erdbohrung für eine Sonde oder eine große Fläche für einen Erdkollektor. Zum Gerätepreis kommen also auch hier weitere Kosten hinzu. Für eine Erdbohrung sind in der Regel 50 bis 100 Euro pro Meter fällig. Für einen Erdkollektor etwa 25 Euro pro Quadratmeter.

  • PRO
    • Meist deutlich effizienter als Luft-Wasser-Wärmepumpe.
  • KONTRA
    • Erdbohrung oder große Fläche notwendig, vergleichsweise teuer.

Luft-Luft-Wärmepumpe:

Diese Art der Wärmepumpe funktioniert nicht nur anders als die anderen drei Systeme, sie wird auch seltener eingesetzt. Wie der Name bereits sagt, wird hier Wärme von Luft zu Luft übertragen. Anders als bei den anderen Wärmepumpen-Systemen ist das herkömmliche Heizungssystem aus Wasserrohren und Heizkörpern bei der Luft-Luft-Wärmepumpe also überflüssig. Stattdessen wird die Wärmepumpe in ein Lüftungssystem integriert. Abgestandene, aber warme Luft wird aus dem Gebäude hinausgeleitet, während frische, aber kalte Außenluft hineingeht. In einem sogenannten Wärmetauscher wird dabei die Frischluft mit der Wärme der Abluft aufgeheizt. Reicht das nicht, wird zusätzlich unter Einsatz von Strom nachgeheizt.

Bei einem Neubau kann dieses System Kosten einsparen, da zum Beispiel auf den Einbau von Heizkörpern oder einer Fußbodenheizung verzichtet werden kann. In der Regel eignet sich diese Form der Wärmepumpe als alleinige Heizung aber nur für versiegelte Passivhäuser. Bei Bestandsgebäuden müsste meist kostenintensiv nachgerüstet werden, sodass der finanzielle Nutzen ausbleibt.

  • PRO
    • Günstig in der Installation, stets gefilterte und gereinigte Luft durch Lüftungssystem mit integrierter Heizung.
  • KONTRA
    • Nur in Passivhäusern wirklich effizient einzusetzen oder als Ergänzung zu anderen Heizsystemen in Bestandsgebäuden.

Voraussetzungen

Für die verschiedenen Wärmepumpen gibt es unterschiedliche Voraussetzungen:

  • fürs Wasser-Sole-Prinzip: Für die Grundwasser-Wärmepumpe sind zwei Brunnen nötig, die ein Grundwasser- oder Oberflächenwasser-Reservoir anzapfen. Der sogenannte Förderbrunnen wird zur Gewinnung der Wärme und der sogenannte Schluckbrunnen zur Rückführung des Wassers genutzt. Bei der Erd-Wärmepumpe gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Entweder wird ein Loch in die Erde gebohrt – abhängig vom Boden und der geografischen Lage meist zwischen 50 und 300 Meter tief – und eine Sonde für die Aufnahme der Erdwärme genutzt. Ist das nicht möglich oder nicht erlaubt, kann auch ein Rohrsystem in nur circa 1,5 Metern Tiefe verlegt werden. Das muss dann aber eine entsprechende Ausdehnung haben, um ausreichend Heizleistung erzeugen zu können. Eine Faustregel ist hierbei ein Verhältnis von mindestens 2:1 oder sogar 3:1 zwischen Erdkollektor- und zu beheizender Wohnfläche.
  • fürs Luft-Wasser-Prinzip: Entsprechend dem Aufwand sind in Deutschland derzeit Luft-Wasser-Wärmepumpen am beliebtesten, erklärt Jessica Appelmann, Referentin für Energie und Klimaschutz bei der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH). „Bei der Planung einer Luft-Wasser-Wärmepumpe gilt es hauptsächlich, einen geeigneten Aufstellungsort zu finden. Demnach sind Grundwasser- oder Erd-Wärmepumpen mögliche Lösungen, wenn dafür nicht genug Platz vorhanden ist. Allerdings ist hier der Planungsaufwand deutlich höher, da etwa die Beschaffenheit des Grundwassers beziehungsweise des Bodens geprüft werden muss und verschiedene Anzeige- und Genehmigungspflichten gelten.“ Der höhere Aufwand kann sich aber lohnen, führt die Expertin fort, denn: „Während die Anschaffungskosten von Grundwasser- und Erd-Wärmepumpen höher sind als die von Luft-Wasser-Wärmepumpen, sind die monatlichen Energiekostenabrechnungen bei ersteren niedriger.“ Trotzdem sei die Wärmepumpe, egal in welcher Ausführung, derzeit die klimafreundlichste Art zu heizen.

„Elektrische Wärmepumpen sind derzeit die klimafreundlichste Heizform.“

Portrait-Foto von Jessica Appelmann von der Deutschen Umwelthilfe.
Jessica AppelmannReferentin Energie und Klimaschutz bei der Deutschen Umwelthilfe e. V.

Hybride Lösungen

Alternativ zu den drei Wärmepumpen-Systemen gibt es hybride Heizungslösungen. Eine Wärmepumpe lässt sich mit einer bestehenden, fossilen Heizung kombinieren. Die sogenannten Trink- oder Brauchwasser-Wärmepumpen werden ausschließlich für die Warmwasserbereitung und nicht fürs Heizen verwendet. Andere hybride Systeme bieten auch den Wechsel von Wärmepumpe und Brennwertheizung an. Dann sorgt die meiste Zeit des Jahres die Wärmepumpe für Wärme und warmes Wasser, an sehr kalten Tagen wird aber die fossile Heizung zugeschaltet. Das kann als Übergang bei älteren Häusern klappen, bei denen für die alleinige Nutzung einer Wärmepumpe aufwendige Sanierungsarbeiten nötig wären.



3. Muss ich jetzt tauschen?

Die Antwort ist ein ganz klares Nein. Auch nach Inkrafttreten des GEG 2024 müssen bestehende Heizungen nicht sofort ersetzt werden. Reparaturen sind weiterhin erlaubt. Ein Austausch ist nur dann gesetzlich verpflichtend, wenn eine kommunale Wärmeplanung vorliegt und die Heizung irreparabel ist. Auch dann gelten Übergangsfristen von bis zu 13 Jahren, z. B. bei finanzieller Überforderung oder bei Ü80-Jährigen.

Katja Weinhold, Pressesprecherin des Bundesverbands Wärmepumpe e. V. (BWP), erläutert im Interview mit IMTEST: „Reparaturen an den alten Heizungen sind möglich, solange es Sinn macht. Generell sollte der Abschied von der Verbrennung von Öl und Gas aber schnellstmöglich passieren, denn es geht primär darum, den Klimawandel zu stoppen. Dabei kann der einzelne Hausbesitzer helfen, indem er seine alte Öl- oder Gasheizung in den Ruhestand schickt.“

Eine Heizungsreparatur.
Die Reparatur ist für Öl- und Gasheizungen auch mit der Novelle des GEG weiterhin erlaubt. © Getty Images/iStockphoto

Regeln für Neubauten

Die Pflicht gilt erst einmal nur für Neubauten. Dort dürfen seit dem 1. Januar 2024 keine rein fossilen Heizungen mehr eingebaut werden. Stattdessen müssen neue Heizungs-Systeme zu mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen. Darunter fallen laut BMWK nicht nur die elektrischen Wärmepumpen, sondern auch der Anschluss an ein Wärmenetz, Stromdirektheizungen, Hybridheizungen mit einer Kombination aus erneuerbaren Energien und Öl oder Gas sowie Solarthermie.

Regeln für Bestandsgebäude

In bereits bestehenden Häusern dürfen Brennwertheizungen hingegen weiterhin verwendet werden. Auch wenn sie kaputtgehen sollten, ist zunächst eine Reparatur zulässig. Erst wenn die alte Öl- oder Gasheizung nicht mehr zu reparieren ist, gilt auch für den Einbau einer neuen Heizung in ein Bestandsgebäude die Regelung, zu mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien zu verwenden. Dabei sind nicht nur Kombinations-Geräte, sondern auch der rechnerische Nachweis von dem Zusammenspiel mehrerer Heizgeräte zulässig. Hier sind zudem noch weitere Heizlösungen erlaubt – etwa die Biomasse-Heizung, auch Pellet-Heizung genannt.

Eine Pelletheizung in einem renovierten Keller.
Pelletheizungen (auch Biomasse-Heizungen) sollen vom neuen Gebäude-Energie-Gesetz nur für Bestandsgebäude erlaubt werden. Das soll der übermäßigen Nutzung des begrenzten Rohstoffs vorbeugen. © Getty Images/iStockphoto

Wen jetzt allerdings beim Gedanken an den endgültigen Ausfall der eigenen Heizung – der sogenannten Heizungshavarie – sofort finanzielle Sorgen plagen, kann durchatmen. Das BMWK verspricht großzügige Übergangsfristen zur Umrüstung von bestehenden Heizungen. Generell soll eine Frist von drei Jahren gelten, verschiedene Ausnahmeregelungen können sie allerdings auch auf bis zu 13 Jahre verlängern. Wie oben erwähnt: Für über 80-jährige Haus- oder Wohnungseigentümer gelten zudem Sonderregelungen, die sie teilweise von der Umrüstungspflicht befreien.

Ein fixes Ende für eine Gas- oder Ölheizung besteht hingegen immer nach 30 Jahren Nutzungsdauer. Das war auch im bisherigen Gebäude-Energie-Gesetz bereits festgelegt und soll verhindern, dass veraltete Heiztechnologie flächendeckend in Deutschland im Einsatz ist. Der neue Entwurf zur Änderung des Gesetzes sieht zudem vor, den 31. Dezember 2044 als endgültiges Ausstiegsdatum für das Heizen mit fossilen Energieträgern festzusetzen. Ab dem 1. Januar 2045 darf dann ausschließlich mit erneuerbaren Energien geheizt werden. Bis dahin müssen also alle, auch Bestandsgebäude, umgerüstet werden.

Die Meinungen der Expertinnen

Jessica Appelmann von der DUH empfiehlt daher, „die Zeit zu nutzen, um eine Energieberatung wahrzunehmen und sich einen individuellen Sanierungsfahrplan erstellen zu lassen. Auf dieser Basis können dann – wenn nötig – erste Sanierungsmaßnahmen wie etwa eine Geschossdeckendämmung oder ein Fenstertausch, vorgenommen und ein geeignetes Wärmepumpenmodell ausgewählt werden. So sind die Eigentümer und Eigentümerinnen und das Haus gut auf den Heizungswechsel vorbereitet. Gute Planung ist bei Wärmepumpen das A und O, um auf einen effizienten und somit kostengünstigen Betrieb setzen zu können. Wenn Ihr Haus nun „Wärmepumpen-ready“ ist oder ohnehin ein Heizungstausch ansteht, lohnt es sich bereits, auf eine Wärmepumpe zu setzen, denn fossiles Heizen wird mit steigenden CO2-Preisen in den nächsten Jahren deutlich teurer werden.“


„Die überstürzte Entscheidung für eine neue Gasheizung kann langfristig teuer werden.“

Portrait-Foto von Katja Weinhold vom Bundesverband Wärempumpe e.V.
Katja WeinholdPressesprecherin des Bundesverbandes Wärmepumpe e. V.

Eine Befragung unter mehr als 1.500 Eigentümerinnen und Eigentümern in Deutschland zeigt zudem: Nutzer von Wärmepumpen sind mehrheitlich sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung. Laut der im Auftrag von Vaillant durchgeführten Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut Civey gaben insgesamt 87 Prozent der Befragten an, mit ihrer Wärmepumpe zufrieden oder sogar sehr zufrieden zu sein.

Eine Infografik zum Thema Wärmepumpe
Autark und erneuerbar: Die Abkehr von fossilen Brennstoffen spielt die größte Rolle bei der Entscheidung für eine Wärmepumpe. © Vaillant

Auffällig ist zudem die hohe Bereitschaft zur Weiterempfehlung: Über 81 Prozent würden ihr Heizsystem Freunden oder Verwandten empfehlen. Bei Neubauten liegt die Quote sogar bei über 83 Prozent.

Als Hauptgründe nannten die Befragten unter anderem die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen (51,6 Prozent), niedrigere Energiekosten (46,5 Prozent) sowie den geringen CO₂-Ausstoß und die Zukunftssicherheit der Technologie.

4. Wie viel kostet der Tausch?

Die Kosten für einen Heizungstausch setzen sich grundlegend aus dem Preis für das neue Gerät, zum Beispiel für eine Wärmepumpe, sowie dem Umbau und gegebenenfalls der Entsorgung der alten Anlage zusammen. Zudem können erforderliche Sanierungsmaßnahmen hinzukommen, sollten etwa die bestehenden Heizkörper für die Nutzung einer Wärmepumpe nicht ausreichen. 

Wer sich außerdem für eine Kombination mit einer Solaranlage auf dem Dach für die grüne Stromerzeugung entscheidet, muss dafür weiteres Budget einplanen. Dafür spart diese Maßnahme aber später auch Stromkosten durch Eigenproduktion ein und macht die Besitzenden autark.

Ein schematisches Haus mit Wärmepumpe und Solaranlage.
Richtig sparen lässt sich vor allem, wenn man eine effiziente Wärmepumpe mit einer Solaranlage kombiniert. So wird der benötigte Strom selbst produziert und macht zudem unabhängig vom Netzbetreiber. © Getty Images/iStockphoto


Bundesförderung für effiziente Gebäude

Bisher gibt es für den Umbau noch eine finanzielle Entlastung aus der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) in einer Höhe von bis zu 40 Prozent der Investitionskosten. Diese gilt beispielsweise auch für den Umbau der Heizkörper, weiß Katja Weinhold vom BWP: „Grundsätzlich gilt: Wärmepumpen sind in der Investition im Bestand meistens etwas teurer als fossile Wärmeerzeuger, insbesondere dann, wenn zur Optimierung der Vorlauftemperatur einige Umfeldmaßnahmen wie der Austausch einzelner Heizkörper vorgenommen werden. Dies würde allerdings auch den Energieverbrauch einer modernen Gasbrennwertheizung senken und wird im Fall der Wärmepumpe als Umfeldmaßnahme […] über die BEG-Einzelmaßnahmen gefördert.“

Diese BEG-Förderstruktur soll allerdings laut Bundesregierung ebenfalls verändert werden. Demnach soll es künftig nur noch eine Grundförderung von einheitlichen 30 Prozent für den Umbau zu einer der im Gebäude-Energie-Gesetz festgelegten, klimafreundlichen Heizformen geben. Zusätzlich sollen aber drei verschiedene, sogenannte Klimaboni etabliert werden. Außerdem soll es neue, zinsgünstige Kredite für den Heizungs-Umbau geben und steuerliche Abschreibungen sollen weiterhin erlaubt bleiben.

Die Rechnung der Expertin

Katja Weinhold vom BWP rechnet im Interview mit IMTEST nach: „Die Differenz aller nötigen Investitionen inklusive Installation zwischen einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und einer Gasbrennwert-Heizung beträgt im Altbau mit einem baulichen Wärmeschutz auf Stand der Jahre 1958 bis 1968 ungefähr 20.000 Euro. Diese Mehraufwendungen reduzieren sich durch die Nutzung von Förderungen um etwa 4.000 bis 11.000 Euro. Es verbleiben also […] noch etwa 5.000 bis 13.000 Euro höhere Investitionen.
Umgekehrt spart die Wärmepumpe Energie und damit Kosten ein. Den Mehraufwendungen stehen über 18 Jahre laut aktuellen Gutachten Einsparungen von etwa 22.000 Euro gegenüber. […] Somit ist die Wärmepumpe in einer Vollkostenbetrachtung das deutlich wirtschaftlichere System und amortisiert sich in der Regel nach 15 bis 20 Jahren.“

5. Ist es egal, welches System ich nehme?

Jein. Laut Gesetz ist es beim Wechsel zur Wärmepumpe ganz egal, für welches der drei Systeme ich mich entscheide – Luft-, Erd- oder Grundwasser-Wärmepumpe. Es gibt aber natürlich noch einige andere wichtige Faktoren zu bedenken. Neben den teils deutlich abweichenden Investitionskosten (siehe Frage 2) gibt es auch Unterschiede bezüglich der Effizienz der Systeme.

Generell gilt: Je geringer die Temperaturdifferenz zwischen Wärmequelle und Heizsystem ist, desto effizienter kann die Wärmepumpe arbeiten. Erd- oder Grundwasser-Wärmepumpen werden von ihren Wärmequellen auf circa 10 °C aufgeheizt. Das ist jahreszeitenunabhängig der Fall, was sie deutlich effizienter macht als Luft-Wärmepumpen. Diese müssen im Winter die kalte Außenluft zum Heizen nutzen und funktionieren daher auch nur bis –20 °C. Wird es kälter, kann die Luft-Wärmepumpe nicht mehr heizen.

Daher empfiehlt sich auf lange Sicht der Einbau einer Grundwasser- oder Erdreich-gekoppelten Wärmepumpe. Diese sind zwar in der Anschaffung beziehungsweise in der Installation teurer und benötigen eine Genehmigung für die Bohrung. Dafür können sie aber im Winter kostengünstiger arbeiten. Zudem gibt es bei Luft-Wärmepumpen im Winter oft eine zusätzliche Geräuschbelastung, da diese den Durchsatz erhöhen müssen und dadurch lauter arbeiten.

Verlegung von Rohren für einen Erdkollektor einer Wärmepumpe.
Für eine Erd-Wärmepumpe müssen höhere Investitionskosten eingeplant werden. Auf lange Sicht kann sich das aber dennoch lohnen, da sie effizienter arbeitet als eine Luft-Wärmepumpe. © Getty Images/iStockphoto

Jessica Appelmann von der Deutschen Umwelthilfe rät im Interview: „In jedem Fall empfehlen wir eine Energieberatung, da die genaue Planung und Auslegung des Heizsystems maßgeblich dafür sind, dass die Wärmepumpe effizient und kostengünstig betrieben werden kann. Es ist wichtig zu prüfen, ob vor dem Heizungstausch energetische Sanierungsmaßnahmen vorgenommen werden müssen, und die Heizlast korrekt zu berechnen. So lässt sich auch bestimmen, welche Wärmepumpenart für das eigene Gebäude am besten geeignet ist.“

Ein Beratungsgespräch.
Eine Energieberatung lohnt sich auch schon frühzeitig, um den Einbau einer Wärmepumpe vorzubereiten. © Getty Images/iStockphoto

6. Welche Marken sind zu empfehlen?

Wärmepumpen gibt es, nicht zuletzt wegen der derzeit hohen Nachfrage, von diversesten Herstellern aus aller Welt. In Deutschland gilt derzeit Viessmann als Marktführer. Daneben sind zudem Bosch Thermotechnik, Vaillant und Stiebel Eltron weitverbreitet. Drei derzeitige Top-Modelle finden sich im Folgenden:

Arotherm Plus

Die Vaillaint Arotherm Plus auf einem Sockel vor einem Haus.
© Vaillaint

von Vaillant
Die Luft-Wärmepumpe von Vaillant ist sowohl für bestehende als auch für neugebaute Häuser geeignet. Laut Hersteller ist sie leise und besonders wirtschaftlich. Außerdem gibt es eine App für die Steuerung des außen aufzustellenden Geräts.

Compress 7400iAW

Die Compress 7400i AW-Wärmepumpe von Bosch Thermotechnik auf einer Terrasse vor einem Haus.
© Bosch Thermotechnik

von Bosch Thermotechnik
Laut Hersteller eines der leisesten Geräte auf dem Markt. Empfohlen wird diese Luft-Wärmepumpe vor allem für Einfamilienhäuser und vorwiegend für Neubauten. Zur Auswahl stehen zwei Leistungsstufen sowie ein Innen- oder Außengerät.

Vitocal 250-A

Die Vitocal 250-A von Viessmann vor einem Haus.
© Viessmann

von Viessmann
Die Luft-Wärmepumpe von Viessmann gibt es in verschiedenen Leistungsstufen von 4 bis 250 Kilowattstunden. Laut Hersteller ist sie vor allem für den Neubau geeignet und bietet sowohl die Heiz- als auch eine Kühlfunktion ab Werk an.

Für die Suche nach einem geeigneten Fachpartner ist unter anderem die Webseite des Bundesverbandes Wärmepumpe e. V. zu empfehlen. Dort gibt es eine Suchmaschine, in der entweder nach Postleitzahl oder nach gewünschter Marke gefiltert werden kann. Zu finden sind mit der Suche Fachhandwerk-Firmen für den Einbau von Wärmepumpen, Bohrfirmen für die Erschließung des Erdreichs für Erd- und Grundwasser-Wärmepumpen, Planungs- beziehungsweise Architektur-Unternehmen sowie Sachverständige. Zudem bietet die Webseite des BWP auch kostenlose Online-Rechner zum Thema Wärmepumpe an – etwa zur Berechnung von Förderungen, der Heizlast oder der zu erwartenden Schallemission.

7. Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel?

Geheizt wird natürlich vor allem im Herbst und Winter. Wer in der warmen Jahreszeit eine neue Heizung plant, profitiert von mehr Flexibilität, weniger Eile sowie Koordinationsaufwand und hat angemessen Zeit für eine fundierte Entscheidung. Noch effizienter wird der Tausch, wenn gleichzeitig notwendige Sanierungsarbeiten am Haus durchgeführt werden. „Bei einer Wärmepumpe kann eine begleitende Sanierung die jährlichen Betriebskosten um bis zu zwei Drittel senken. Für ein beispielhaftes Einfamilienhaus in Essen zeigt sich: Im unsanierten Zustand liegen die Stromkosten bei rund 3.035 Euro im Jahr – nach Dämmung und Fenstertausch sinken sie auf etwa 1.138 Euro“, sagt Claudia Häpp, Leiterin Kundenlösungen bei E.ON Deutschland.

Weiterer Vorteil bei einem Wechsel der Heizung zur warmen Jahreszeit: mehr Verfügbarkeit bei Fachbetrieben. Die Heizungsbauer haben im Frühling und Sommer weniger Notfalleinsätze und oft mehr Luft für geplante Modernisierungen. Außerdem bleibt im Sommer genug Zeit, die neue Anlage in Betrieb zu nehmen, sie einzustellen und eventuelle Kinderkrankheiten zu beheben.

Woran kann man erkennen, ob die alte Heizung reif für den Ruhestand ist?

  • Alter der Heizung: Ist die Heizung älter als 15 bis 20 Jahre, lohnt sich in der Regel eine Modernisierung. Ältere Anlagen sind weniger effizient und erfüllen heutige Energiestandards meist nicht mehr.
  • Häufige Störungen oder Reparaturen: Muss das Heizsystem immer öfter gewartet oder repariert werden, ist das ein Zeichen für Verschleiß. Die Kosten dafür summieren sich schnell und sprechen für einen Austausch.
  • Unregelmäßige oder unzureichende Wärmeversorgung: Werden einzelne Heizkörper nicht mehr richtig warm oder die Temperatur schwankt, kann das auf veraltete oder fehlerhafte Komponenten hinweisen.
  • Hoher Energieverbrauch trotz gleichem Heizverhalten: Steigen die Heizkosten spürbar, ohne dass sich das Verbrauchsverhalten geändert hat, ist das oft ein Zeichen für ineffiziente Technik oder Verluste im System.
  • Laute Betriebsgeräusche: Die Heizung klopft, pfeift oder ist ungewöhnlich laut? Das könnte auf mechanischen Verschleiß, Luft im System oder Probleme mit der Pumpe hinweisen.

8. Welche Nachteile gibt es?

Wärmepumpen und ihr Einsatz haben nicht nur Vorteile. Dies sind die wesentlichen Schattenseiten:

  • Kosten und Wartezeiten: Die derzeit hohen beziehungsweise teilweise noch ansteigenden Preise sind definitiv ein Nachteil der derzeitigen Wärmepumpen-Begeisterung. Zwar hat es für die Umwelt Vorteile, wenn schon jetzt viele Geräte eingebaut werden. Doch der bestehende Fachkräftemangel sowie die noch andauernden Lieferschwierigkeiten können zu langen Lieferzeiten und höheren Kosten führen.
  • Hoher Strombedarf: Ein weiterer Sorgenpunkt ist für einige zudem, dass durch den Umstieg von fossilen Brennwertheizungen auf elektrische Wärmepumpen und die gleichzeitige Förderung der Elektromobilität gegenüber dem Verbrennungsmotor der Gesamtstrombedarf in Deutschland in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Das BMWK selbst sagt voraus, dass der Energiebedarf bis 2030 auf 680 bis 750 Terawattstunden ansteigen wird. Im Jahr 2021 lag der deutsche Gesamtstromverbrauch hingegen noch bei 560 Terawattstunden im Jahr. Das erfordert, dass das deutsche Stromnetz weiter ausgebaut wird, und auch, dass der Umstieg auf erneuerbare Energien für den Strommix vorangetrieben werden muss. Kritische Stimmen warnen sonst vor großflächigen Stromausfällen. Insbesondere das Szenario der sogenannten Dunkelflaute sei zu bedenken. Denn wenn es kalt ist und kaum Wind- und Sonnenlicht zur Verfügung stehen, wird die Zusatzbelastung durch Heizen mit Strom schwierig zu bewältigen. Back-up-Kraftwerke, die mit Kohle oder Gas arbeiten, seien nötig, um solche Phasen zu überbrücken. Doch das verursache hohe Kosten.

Was sagen die Experten?


„Die Herausforderungen der Wärmewende sind groß, können aber gemeistert werden.“

Portrait-Foto von Dr. Veit Bürger vom Öko-Institut.
Dr. Veit BürgerStellvertretender Leiter des Bereichs Energie & Klimaschutz beim Öko-Institut e. V.

Dr. Veit Bürger vom Öko-Institut gibt im Interview hingegen Entwarnung und glaubt an den Plan der Bundesregierung: „Wärmepumpen und Elektromobilität führen auf jeden Fall zu einem Anstieg des Strombedarfs in Deutschland. Dies stellt die Energiewende vor drei zentrale Herausforderungen:

  • Ausbau des Übertragungsnetzes: Erstens muss das Übertragungsnetz so ausgebaut werden, dass insbesondere der Strom aus Windkraftanlagen in Norddeutschland in den Süden transportiert werden kann.
  • Versorgungssicherheit: Zweitens muss das Zusammenspiel aus schwankender erneuerbarer Stromerzeugung (Wind und Solar), steuerbarer Stromerzeugung (langfristig aus Wasserstoff-Kraftwerken) und Stromverbrauchern so geregelt werden, dass der Strombedarf zu jeder Stunde im Jahr gedeckt werden kann.
  • Verteilernetz-Modernisierung: Und drittens muss das Verteilernetz, also das Netz, über das der Strom in den Kommunen verteilt wird, für die Zukunft fit gemacht werden. Diese Herausforderungen sind groß, zahlreiche Studien zeigen aber, dass sie gemeistert werden können.“
Strommasten mit leuchtetenden Kabeln.
Mehr Wärmepumpen in Kombination mit mehr E-Mobilität erfordern einen Ausbau des Stromnetzes. © Getty Images/iStockphoto

Die Stellungnahme des BMWK gegenüber IMTEST klingt zuversichtlich: „Die Versorgungssicherheit von Strom in Deutschland ist eine der höchsten weltweit. Das hohe Niveau beizubehalten, ist eine Priorität der Bundesregierung. Gemeinsam mit der Bundesnetzagentur arbeiten wir an dieser Aufgabe. Untersuchungen der Übertragungsnetzbetreiber und der Bundesnetzagentur zeigen, dass die Versorgungssicherheit sowohl kurz- als auch langfristig in Deutschland gewährleistet ist. Weitere Schritte dafür werden derzeit unternommen.“



9. Ist die Wärmepumpe die einzige nachhaltige Möglichkeit?

Medial ist die Wärmepumpe sehr präsent, so kann der Eindruck entstehen, dass sie alternativlos ist. Tatsächlich ist das Thema kontrovers, wie die Antworten der verschiedenen Interview-Partner zeigen:

Das sagt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz:

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) teilte IMTEST gegenüber mit: „Dass es eine solche politische Entscheidung [zur Fokussierung auf die Wärmepumpe, Anm. d. Red.] gibt, ist nicht zutreffend und wurde seitens der Bundesregierung und des BMWK auch nie so kommuniziert. Für den Umstieg auf das Heizen mit erneuerbaren Energien können verschiedene Technologien verwendet werden. Die Regelungen des neuen Gebäude-Energie-Gesetzes sind technologieoffen. Neben dem Einbau einer elektrischen Wärmepumpe sind […] etwa der Anschluss an ein Wärmenetz, die Nutzung einer Stromdirekt-, Hybrid- oder Biomasseheizung, das Heizen auf Basis von Solarthermie oder der Einbau einer Gasheizung, die nachweislich erneuerbare Gase nutzen kann, denkbar.“

Das sagt der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie:

Frederic Leers vom Bundesverband erklärte gegenüber IMTEST: „Insbesondere angesichts des heterogenen Gebäudebestands und mit Blick auf die soziale Ausgewogenheit der Wärmewende ist es notwendig, neben der Wärmepumpe alle verfügbaren Effizienztechnologien für die Wärmewende zu berücksichtigen. Hier ist ein sogenanntes Hybrid-System, das die Anwendungen der Wärmepumpe erweitert, eine empfehlenswerte Lösung. Auch Brennwerttechnik auf Basis grüner Gase sowie holzbasierte Systeme, Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK-)Anlagen und Brennstoffzellenheizungen bis zu digitalen Lösungen und Wohnungslüftungssystemen mit Wärmerückgewinnung zählen zu den Lösungen für einen defossilisierten Gebäudebestand.“

Das sagt die Deutsche Umwelthilfe:

Jessica Appelmann von der Deutschen Umwelthilfe schränkt die Auswahl der Alternativen gegenüber IMTEST ein: „Alle uns geläufigen Studien […] schreiben der Wärmepumpe eine zentrale Rolle in der Wärmewende zu. Das liegt daran, dass durch die Effizienz der Wärmepumpe beim Heizen viel Energie eingespart werden kann […]. Insbesondere in dicht bebauten Gegenden und dort, wo bereits Wärmenetze vorhanden sind, sind diese auch eine gute Lösung, wenn auch hier zukünftig auf erneuerbare Wärmequellen gesetzt wird. Biomasse und ‑Gase sehen wir nur in absoluten Ausnahmefällen bei Bestandsgebäuden als akzeptable Lösung an, da die nachhaltig verfügbaren Mengen an Biomasse sehr stark begrenzt sind und von vielen verschiedenen Sektoren angefragt werden. Eine Übernutzung von Biomasse muss aus Gründen des Klimaschutzes, des Artenschutzes und der Luftreinhaltung unbedingt vermieden werden.
Von sogenannten „H2-ready“-Heizungen raten wir aus vielen Gründen ab: Zur Herstellung von Wasserstoff wird viel Strom benötigt, mit dem man über eine Wärmepumpe auch direkt heizen könnte und dabei rund das Dreifache an Wärme bekommen würde. Die relativ geringe Menge an grünem Wasserstoff, die derzeit hergestellt werden kann, wird für die Industrie benötigt, die nicht auf anderem Wege klimaneutral werden kann. Zudem können dem Gasnetz momentan aus technischen Gründen nur bis zu 20 Prozent Wasserstoff beigemischt werden, sodass die Emissionen kaum reduziert werden und bei einer späteren Umstellung auf 100 Prozent Wasserstoff nochmals hohe Kosten und Aufwand für eine Umrüstung des Gasnetzes und der Heizungen anfallen können.“

Eine verbreitete Forderung ist zudem, sich nicht nur auf Einzelhäuser zu fokussieren, sondern auch auf Gemeinschaften zu schauen. So könnten etwa Wärmenetze in Nachbarschaften etabliert werden, um gemeinsam Ressourcen einzusparen.

10. Kann man mit einer Wärmepumpe auch kühlen?

Ja, tatsächlich. Die vier wesentlichen Komponenten des Wärmepumpen-Kühlmittelkreislaufs finden sich in ähnlicher Weise nämlich auch im haushaltsüblichen Kühlschrank. Dort werden sie zur Kühlung genutzt, da der Prozess von Wärmegewinnung und -abgabe umgedreht stattfindet. Das Kältemittel nimmt im Innenraum des Kühlschranks Wärme auf statt wie die Wärmepumpe in der Umgebung. Die Abgabe erfolgt aber in beiden Fällen im Raum, sodass die Wärmepumpe heizt und der Innenraum des Kühlschranks herunterkühlt.

Passive Kühlung

Ähnlich kann man also auch die Wärmepumpe zum Kühlen der Räume nutzen, indem die Wärme aus den Innenräumen hinaustransportiert und in die Umwelt abgegeben wird. Dazu müssen bei der Erd- und der Grundwasser-Wärmepumpe lediglich die Kompressoren ausgeschaltet werden. Die Umwälzpumpe läuft dann weiter, wodurch die Wärme aus dem Haus in den Erdboden oder das Grundwasser abgegeben wird. Dieser Vorgang wird auch passive Kühlung genannt und ist sehr energieeffizient. Allerdings kann hierbei nur eine Kühlung um etwa drei Grad Celsius erfolgen.

Aktive Kühlung

Wer mehr Klimatisierung benötigt, muss hingegen aktiv kühlen. Das geht mit allen drei Wärmepumpen-Systemen – es muss lediglich die Möglichkeit geben, den Kältekreislauf im Inneren der Wärmepumpe umzudrehen oder die Anschlüsse an der Außenseite umzustöpseln.

Eine Person bedient eine Klimaanlage.
Eine Wärmepumpe kann nicht nur die Heizung, sondern auch die Klimaanlage ersetzen. Dafür muss aber von Anfang an richtig geplant werden. © Getty Images/iStockphoto

Besonders effizient ist die aktive Kühlung, wenn die Abwärme noch genutzt wird, zum Beispiel zum Aufheizen von Trinkwasser. Damit lassen sich dann etwa Kosten fürs Duschen oder Baden reduzieren. Um eine Wärmepumpe auch zum Kühlen nutzen zu können, muss diese zusätzliche Funktion allerdings schon vor dem Einbau abgesprochen und geplant werden. Denn: „Die hierfür notwendigen zusätzlichen Bauteile sind nicht in jeder Wärmepumpe enthalten, deshalb sollte bereits vor dem Kauf des Geräts überlegt werden, ob eine Kühlfunktion gewünscht ist“, weiß Jessica Appelmann von der DUH. Außerdem sind laut der Expertin sowohl die aktive als auch die passive Kühlung nur mit einer Flächenheizung oder einem Heizsystem möglich, das mit einem Gebläse arbeitet. „Gewöhnliche Heizkörper sind hierfür nicht geeignet.“

Dr. Lotta Kinitz ist seit Mai 2022 Teil des IMTEST-Teams. Derzeit ist sie sowohl Redakteurin als auch stellvertretende Testleiterin für Produkttests. Als...