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Alan Wake 2 im Test: Am PC ein Technik-Feuerwerk

Spielbarer Horror-Thriller – kreativ, klug, spannend.

Artwork des Videospiels Alan Wake 2.
© Remedy Entertainment

Alan Wake 2 – der Spiel-Film

Es gibt mittlerweile einige PC- und Videospiele, die es sich verdient haben, mit den besten Film- und Serienproduktionen aus Hollywood verglichen zu werden. Meist ist damit dann die kinoreife Inszenierung gemeint, also detaillierte Charaktermodelle, die lebensecht miteinander sprechen und sich Sekunden später in einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd wiederfinden – ganz wie man es von Mission Impossible & Co. gewöhnt ist. Alan Wake 2 geht aber noch einen Schritt weiter, denn hier fasziniert auch die spannende, vielschichtige und klug verwobene Geschichte vom Anfang bis zum Ende. Wie in einer guten modernen (Thriller-) Serie gibt es leise Töne ebenso wie rau ins Bild stürmende Horror-Fratzen. Und dann noch dieser Soundtrack! Alan Wake 2 schließt seine Kapitel mit einem thematisch passenden Rauswerfer-Song ab und traut sich auch, Musik für das Story-Telling einzusetzen. Mindestens eine Mission wird jedem, der das Spiel zockt, nie mehr aus dem Kopf und in die Spielegeschichte eingehen.



Fast alles in Alan Wake 2 wirkt erwachsen, gereift und oft eben auch klug bis hintersinnig. Es gibt nicht nur Anspielungen auf den Vorgänger oder das Spiel Control, sondern auch schlaue Verbindungen zur nordischen Mythologie oder zur Rockmusik. Zudem tragen die handelnden Figuren und auch die Schauplätze das ihrige dazu bei, diesen übernatürlichen Horror-Thriller zu erden. Neben Gruselhaus und düsterer U-Bahn besuchen Saga und Alan z. B. auch ein Altersheim, ein Fernseh-Studio oder eine heruntergekommene Wohnwagen-Siedlung.

Story-Kenntnisse aus Teil 1 sind erfreulicherweise nicht notwendig. Zwar verzichten die Entwickler leider auf ein „Bisher in Alan Wake…“-Filmchen, die neue Geschichte ist aber auch für all jene verständlich, die bisher nichts von Alan Wake gehört haben. Und im Ernst: Sie ist manchmal auch zu überdreht oder kryptisch für jene, die Teil 1 gespielt haben.

Ein Screenshot aus dem Videospiel Alan Wake 2. Man sieht eine Zwischensequenz.
Überhaupt nicht unpassend: Was früher in Spielen oft schräg wirkt, passt hier sehr gut – echte Schauspieler in den Zwischensequenzen. © Remedy / IMTEST

Grafik? Champions League!

Die offiziellen Trailer und auch die Bilder hier im Test vermitteln einen guten Eindruck: In grafischer Hinsicht ist Alan Wake 2 ein echtes Brett geworden. Die Figuren könnten noch einen Tick feiner animiert werden, sehen aber in puncto Modellqualität und Mimik durch die Bank gut bis sehr gut aus. Dazu gesellen sich sehenswerte Effekte – von gleißendem Licht bis zu wabernden Unschärfe-Zonen –, und herausragend texturierte und mit Details vollgestopfte Areale. Egal ob die U-Bahn-Schächte von New York, die Kleinstadt am See oder der von einem Stromausfall in Dunkelheit getauchte Keller eines Seniorenheims – die virtuellen Umgebungen sind technisch großartig, laden zum Erkunden ein und bilden eine äußerst glaubhafte Kulisse für den Horror-Thriller. Wegen der vielen finsteren Abschnitte empfiehlt es sich übrigens, Alan Wake 2 in einem eher dunklen Raum zu spielen…

Neben dem mal schmissigen, mal melancholischen Soundtrack verdienen auch die Soundeffekte Lob, gerade die Waffen klingen so druckvoll und brutal wie in Sonys The Last of Us Part 2. Überhaupt ist der PS5-Hit im Hinblick auf die Action ein guter Maßstab für Alan Wake 2: Die Gefechte gegen die Schattenwesen sind zwar nicht ganz so dynamisch und gut wie in The Last of Us Part 2, trotzdem kommen sie der Referenz gefährlich nahe. Die jederzeit einblendbare Karte in Alan Wake 2 leistet gute Dienste, praktisch ist auch die „Kurzwahl“ für wichtige Gegenstände und Waffen: Im Inventar kann man von der Schrotflinte über die Leuchtfackel bis hin zum Schmerzmittel alle Items auf die Richtungstasten legen, so dass sie im Kampf schnell greifbar sind.

Ein Screenshot aus dem Videospiel Alan Wake 2. Man sieht ein amerikanisches Diner.
Sensationelles Setting: Das Diner der amerikanischen Kleinstadt wirkt nicht zuletzt wegen der Lichtstimmung sehr filmisch. Hier sieht und hört man sich gerne um. © Remedy / IMTEST

Alan Wake 2 auf Konsole & PC

Auf PS5 und Xbox Series X gibt es zwei Grafikmodi: Im Modus „Qualität“ gibt es 4k-Auflösung mit 30 Bildern pro Sekunde – die sind schon herrlich stabil und behindern die Action zu keinem Zeitpunkt. Wer mehr Wert auf eine hohe Bildrate legt, wählt die Variante „Performance“ – dann schrumpft die Auflösung auf 1440p, dafür gibt es 60 fps. PC-Spieler mit schwächerer Hardware können ab einer GeForce RTX 2060 bzw. Radeon RX 6600 mit 6 GB VRam mitmischen, wer Alan Wake 2 auf Ultra-Einstellungen und mit der besten Raytracing-Qualität genießen will, braucht laut Entwickler eine GeForce RTX 4080 mit 16 GB VRam. Nvidia hat sich für den Release von Alan Wake 2 besonders in Zeug gelegt und sorgt mit DLSS 3.5 und „Full Ray Tracing“ für grafischen Zuckerguss. Zudem ist Alan Wake 2 in GeForce Now enthalten.

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Bei der Vertonung lassen die englischen Sprecher kaum Wünsche offen, IMTEST hat sich aber natürlich auch die deutschen Stimmen angehört. Gerade die von Anderson und Wake fallen sehr überzeugend aus, generell leistet sich die deutsche Synchro nur wenige Patzer. Allerdings kam es in der Testversion immer mal wieder dazu, dass sich ein paar englische Sätze in die deutsche Vertonung einschlichen. Die Entwickler wissen aber um dieses Problem, so dass es mit der heutigen Veröffentlichung der Vergangenheit angehören sollte.



Erst einen Monat nach Release wird ein sogenannter New Game+ Modus nachgereicht, der das abermalige Spielen mit allen bereits aufgerüsteten Waffen sowie Upgrades erlaubt und optional einen vierten, noch höheren Schwierigkeitsgrad anbietet. Und wer dann immer noch nicht genug von Alan Wake 2 hat, der kann sich im Jahr 2024 auf die Erweiterungen Night Springs und Lake House freuen. In der zehn Euro teureren Digital Deluxe Edition sind die bereits enthalten, wer darauf verzichten kann, bekommt Alan Wake 2 schon für erstaunlich überschaubare 60 Euro. Dafür gibt es Spiel aber nur in digitaler Form, ein Verkauf mit Packung und Disc ist aktuell nicht geplant.

Ein Screenshot aus dem Videospiel Alan Wake 2. Man sieht zwei alte Rocker, die betrunken sind.
Seltsame Halunken: Saga trifft bei ihren Ermittlungen auf diese beiden Rocker. Deren Rollen in der Geschichte sind sehr überraschend. © Remedy / IMTEST

Fazit

Alan Wake 2 ist mehr als ein außergewöhnlich starkes Horror-Spiel mit Premium-Grafik, großem Umfang und atmosphärischen Schauplätzen. Es lässt die Grenzen zwischen Videospiel und Film bzw. Serie verschwimmen: Die vielschichtige, erwachsene Story vermählt Panik und Horror mit Cop-Drama oder Krimi, der opulente Soundtrack setzt dem Ganzen die Krone auf. Oft fühlt man sich an Akte X, Shining oder auch den deutschen Serienhit Der Pass erinnert.

Dazu begeistern die vielen Details: Alan Wake 2 spielt gekonnt mit Licht und Schatten, aber auch mit Namen und Örtlichkeiten. Es gibt kluge kleine Zahlenrätsel, akribische Nachlade-Animationen, lustige Werbe-Videos lokaler Marken und mit Saga sowie Wake zwei sehr unterschiedliche Protagonisten, die sich bei der Action aber beide ähnlich spielen. So erlebt man zwei aufregende Perspektiven mit speziellen Fähigkeiten, gleichzeitig aber niemals einen Bruch bei der sehr guten Spielbarkeit.

  • PRO
    • Erwachsenes Horror-Setting, extrem gute Grafik, tolle Effekte, spannende Figuren, großer Umfang, kluge kleine Rätsel.
  • KONTRA
    • Geschichte mitunter zu verworren, ein paar Try-and-Error-Passagen.

IMTEST Ergebnis:

sehr gut 1,4