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Cyberpunk 2077 Phantom Liberty im Test: Am Ende perfekt

Dogtown öffnet seine Pforten.

Artword des Videospiels Cyberpunk 2077: Phantom Liberty.
© CD Projekt Red

Night City hat seine Geschichte noch nicht ganz zu Ende erzählt: Die kostenpflichtige Erweiterung Phantom Liberty erweitert die Story, das gleichzeitig erscheinende, kostenlose Update 2.0 führt neue Spielmechaniken ein, verbessert bestehende, merzt letzte Bugs aus und dreht nochmals an der Grafikschraube. Der Test.

Produktdetails

  • PC, PS5, Xbox Series
  • 29,99 Euro
  • 20 – 30 Stunden
  • Ab 18 Jahren
  • 90 GB
  • Action-Rollenspiel

Die Klapperschlange

Ganz egal, ob Sie das Mammutprojekt Cyberpunk 2077 bereits hinter sich gebracht haben und sich nun wieder vor der letzten Mission befinden oder noch mittendrin sind: Nach Installation der Erweiterung Phantom Liberty klingelt V‘s Telefon: Eine Netrunnerin, die sich mit dem klangvollen Namen Songbird vorstellt, braucht die Hilfe des Cyber-Agenten. Der kommt sich schon bald vor wie Snake Plissken in “Die Klapperschlange”, denn es geht um die Präsidentin der Neuen Vereinigten Staaten von Amerika. Ihr Shuttle wurde über dem berüchtigten und durch riesige Mauern abgegrenzten Stadtteil Dogtown abgeschossen – sie braucht dringend tatkräftige Unterstützung.

Ein Screenshot aus dem Spiel Cyberpunk 2077.
Der Eingang nach Dogtown liegt hinter einem verfallenen Stadion. Der Eingang wird schwer bewacht. © CDPR

Natürlich zögert V keine Sekunde und düst mit seinem Gefährt zum vereinbarten Treffpunkt vor den Toren der heruntergekommenen Enklave. Ein verfallenes Stadion bildet den von Milizen schwer bewachten Eingang und zeichnet sich düster gegen die untergehende Sonne ab. Glücklicherweise hat V die Hilfe des holographischen Abbildes seiner Auftraggeberin, denn Songbird kennt einen Schleichweg, mit dessen Hilfe V unbemerkt an den Wachen vorbei auf den Marktplatz vordringen kann: Willkommen in Dogtown!

Ein Screenshot aus dem Spiel Cyberpunk 2077.
In Dogtown brodelt das, was vom Leben der drogenabhängigen Cyber-Junkies noch übrig geblieben ist. © CDPR

Nur 48 Stunden

Die Zeit spielt gegen V, denn die Absturzstelle des präsidialen Shuttles liegt inmitten eines Gebietes, in dem die Macht der Polizei nur auf dem Papier eine Rolle spielt. Stattdessen hat das heimliche und brutale Oberhaupt des Stadtteils, Kurt Hansen, hier das Sagen. Ihm ist das Malheur ebenfalls nicht entgangen und er setzt alles daran, die Präsidentin in seine schmierigen Finger zu kriegen. Der Wettlauf gipfelt in einer wilden Schießerei, nur mit letzter Kraft schleppt sich V zum Wrack und kann die Luke hinter sich schließen – um in der nächsten Sekunde wieder in den Lauf einer Waffe zu blicken. Denn Präsidentin Rosalind Myers ist deutlich wehrhafter als der weinerliche POTUS-Mime Donald Pleasence aus der Vorlage.

Ein Screenshot aus dem Spiel Cyberpunk 2077.
Die Befreiung der Präsidentin aus dem Wrack ist keine einfache Aufgabe für V. © CDPR

Myers ist sich der Situation bewusst und drängt V, sie zu einem versteckten Unterschlupf zu begleiten. Songbird soll bei der Wegfindung helfen, aber wo ist sie? Wie vom Erdboden verschluckt! Nun muss V nicht nur für die Sicherheit von Präsidentin Myers sorgen, sondern auch herausfinden, ob Songbird noch lebt, und wenn ja, wie ihr geholfen werden kann. Als sei das noch nicht genug, meldet sich der vorlaute Johnny Silverhand, abermals in Gestalt von Keanu Reeves. Da waren sie wieder, die drei Probleme von V. Der geneigte Spieler reibt sich natürlich die Hände, denn es kann kaum genügend Aufgaben geben, welche die verschiedenen Herangehensweisen, die bereits im Hauptspiel Cyberpunk 2077 eine maßgebliche Rolle spielten, in den Vordergrund des Geschehens stellen.

Ein Screenshot aus dem Spiel Cyberpunk 2077.
Keanu Reeves alias Johnny Silverhand nimmt auch in Phantom Liberty die Rolle des selbstüberschätzigen Plappermauls ein. © CDPR

Der Weg zum Unterschlupf ist lang und beschwerlich. Drohnen, Kampfroboter und menschliche Gegner stehen dem Erfolg im Weg. Es liegt nun allein an V und seinen zahlreichen Cyber-Fähigkeiten oder dem Einsatz des umfangreichen Waffenarsenals, den ersten Teil seiner Mission abzuschließen. Dann gehen Gegner schonmal unvermittelt in Flammen auf, Roboter wechseln die Gesinnung und Schüsse aus der smarten Pistole verfehlen ihr Ziel auch nur in den seltensten Fällen.

Natürlich ist es letztlich kein Problem für einen alten Hasen aus Night City auch in Dogtown dafür zu sorgen, dass alles so läuft, wie sich der Spieler das vorstellt – wären da nicht die unflätigen und respektlosen Kommentare des unausweichlichen Cyber-Sidekicks Silverhand. Endlich in den versifften Räumen eines verfallenen Hochhauses angekommen, bleibt keine Zeit zum Verschnaufen und V trifft die Erkenntnis nach einem Gespräch mit der Präsidentin wie ein Blitz: Seine Mission fängt gerade erst an.

Ein Screenshot aus dem Spiel Cyberpunk 2077.
Idris Elba spielt in Phantom Liberty die Rolle des Agenten Solomon Reed. Nur zusammen mit ihm, kann V in Dogtown für Ordnung sorgen. © CDPR

Dogtown sehen… und sterben

Jetzt öffnet sich die Story und es steht dem Spieler erneut frei, seine eigenen Ziele zu verfolgen oder sich weiter der rund 30-stündigen Hauptgeschichte von Phantom Liberty zu widmen. Natürlich ist es ratsam, sich erstmal ausgiebig in Dogtown umzusehen und den Ripperdocs einen Besuch abzustatten. Hier warten beispielsweise brandneue und bisher unbekannte Cyber-Implantate, es gibt zahlreiche neue Mini-Missionen, auch wieder als Gigs benannt und der eigene Fuhrpark kann ebenfalls um ein paar Karossen im Ghetto-Schick erweitert werden. Phantom Liberty bietet neben einem langen und äußerst umfangreichen Story-Kapitel, also zusätzlich mehr von allem, was die Spieler des Hauptspiels bei ihren Abenteuern in Night City, erlebt haben.

Ein Screenshot aus dem Spiel Cyberpunk 2077.
Die Optik der äußerst großen und hochdetaillierten Spielumgebung kann auch auf PS5 und Xbox Series mehr als überzeugen. © CDPR

Das war aber noch längst nicht alles, denn die Entwickler von CD Projekt Red wollen Cyberpunk 2077 scheinbar ein Denkmal setzen: Mit dem Update auf die Version 2.0 werden große Teile der Benutzer-Oberfläche umgekrempelt, Systeme leicht abgeändert und auch optisch feuert der Titel nun aus allen Rohren. Die unrühmlichen Versionen für PS4 und Xbox One sind Geschichte, durch die Konzentration der Entwickler auf das Wesentliche, in diesem Fall PS5 und Xbox Series und PC, läuft das Action-Rollenspiel endlich zu der Form auf, die es ermöglicht, sich tief in das Gedächtnis der Spieler zu brennen.



Was Cyberpunk 2077 im Jahr 2023 auffährt, was optische Brillanz, die Bewegungen der Spielfiguren, Vielfalt im Gameplay und Inszenierung angeht, ist wirklich kaum zu fassen. Der neue RT Overdrive Modus, der nur auf extrem leistungsstarken PCs zum Einsatz kommen kann, ist mit Abstand das Hübscheste, was es im Bereich aktueller Spieletitel zu sehen gibt. Auch auf PS5 und Xbox Series macht das Spiel im nochmals verbesserten Look ebenfalls eine traumhafte Figur und zählt sicherlich zu den grafisch beeindruckendsten Konsolenspielen aller Zeiten.

Ein Überblick der Systemanforderungen für das Spiel Cyberpunk 2077.
Um in den Genuss des Ray-Tracing-Overdrive-Modus‘ mit nie gesehenen Licht- und Reflektionseffekten zu kommen, ist ein äußerst schneller PC notwendig. © CDPR

Fazit

Absolute Spitzen-Optik, eine spannende und wendungsreiche Geschichte mit Idris Elba alias Solomon Reed als vielschichtigem Hauptcharakter. Dazu zahlreiche Verbesserungen im Bereich der Upgrades und neue Spielelemente, wie die Fahrzeugkämpfe, machen Cyberpunk 2077 in Verbindung mit der Erweiterung Phantom Liberty zu einem absoluten Ausnahmetitel. So wird der eigentliche Abgesang auf ein Spiel, das bereits vor knapp drei Jahren erschien am Ende nicht nur zu einer krachenden Überraschung, sondern zeugt auch vom unermüdlichen Willen der Entwickler, die Sache wieder gerade zu biegen.

In der jetzt gebotenen Form ist Cyberpunk zweifellos die Krönung der Sci-Fi-Action-Rollenspiele auf den aktuellen Konsolen und dem PC. Die Erweiterung erinnert dann auch an die besten Zeiten von CD Projekt Red, denen es auch bei The Witcher 3 gelang, dem Spiel mit dem zweiten DLC Blood & Wine ein Denkmal zu setzen. Man darf also mehr als gespannt sein, was den Entwicklern für die neuen Spiele einfällt, die nicht mehr auf der hauseigenen Red Engine, sondern auf der Unreal Engine 5 laufen werden. Die Zeichen stehen mehr als gut.

  • PRO
    • Sehr detailreiche Optik von Umgebung und Figuren, spannende Story, viele zusätzliche Verbesserungen und Möglichkeiten.
  • KONTRA
    • Fahrphysik.

IMTEST Ergebnis:

sehr gut 1,2