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Tekken 8 im Test: Haut einen nicht um

Die Prügelspiel-Legende ist zurück – IMTEST steigt in den Ring.

Artwork zum Videospiel Tekken 8, das zwei kämpfende Männer zeigt.
© Bandai Namco

Tekken 8: Das Heat-System

Das Grundprinzip – zwei Figuren stehen sich gegenüber und kloppen so lange aufeinander ein, bis eine umfällt – hat Tekken mit zig anderen Kampfspielen gemein. Für Teil 8 haben sich die Entwickler aber das sogenannte Heat-System einfallen lassen. Dafür gibt es ein zweite Energie-Leiste unter der Lebensleiste. Die ist zum Start jeder Runde gefüllt und kann einmal aktiviert werden. Wer das macht, der profitiert zehn Sekunden lang von einem erweiterten Move-Angebot, stärkeren Attacken und dem Vorteil, dass auch Attacken, die geblockt werden, etwas Energie abziehen.



Das Heat-System ist schnell verstanden, hat aber ein paar Eigenheiten: Wer den Heat-Status nämlich nicht einfach per R1-Taste „billig“ aktiviert (per „Heat Burst“), sondern aus einer Move-Kette heraus startet (per „Heat Engager“), der bekommt ganze 15 Sekunden Heat-Vorteile und spurtet sofort zum Feind hin, um einen taktischen Vorteil mitzunehmen. Kurz vor Ablauf der Heat-Leiste sollte man dann noch die Gelegenheit nutzen, um einen besonders harten Schluss-Angriff zu lancieren, den „Heat Smash“.

Abseits der Heat-Mechanik hat Tekken 8 ein paar Besonderheiten verbaut: Manche Treffer ziehen einem zwar Energie ab, hinterlassen aber einen transparenten Teilbereich beim Lebensbalken. Diese verlorene Energie kann man sich dann durch schnelle Konterattacken zurückholen. Besonders kraftvoll (und schön anzusehen) sind zudem die Rage-Art-Angriffe. Wer nur noch eine Fitzelchen Lebensenergie übrig hat, der kann einen immens starken Supermove auspacken – das geht aber nur, wenn die eigene Leiste bereits bedrohlich rot leuchtet. Damit soll Spielern die Möglichkeit gegeben werden, kurz vor dem K. o. das Ruder herumzureißen.

Ein Bild aus dem Videospiel Tekken 8, es zeigt einen Mann der durch die Arena rennt.
Löst man den Heat-Status aus, dann schimmert der Charakter hellblau, Attacken sind dann zehn Sekunden lang stärker. © IMTEST / Bandai Namco

Tekken 8 für Einsteiger

Standardmäßig ist eine Steuerungsvariante aktiviert – Tekken 8 nennt das den „Arcade Style“, bei dem man schon ein bisschen was können muss, um coole Moves auf den Bildschirm zu zaubern. Man kann jedoch jederzeit zum „Special Style“ wechseln, der einem unter die Arme greift. Dann reichen schon flotte Tastendrücke – ohne die korrekte Kombination mit Richtungstasten oder dem perfekten Timing der Eingaben –, damit die Figuren ansehnliche Moves aneinanderreihen.

Ein sehr ähnliches System hatte bereits Street Fighter 6 verbaut. Und tatsächlich klappt das auch in Tekken 8 gut: Wer das Spiel nur ab und zu einlegt und keinen Wert auf einen Trainingseffekt legt, der fährt damit gut. Wer aber die volle Tiefe des Kampfsystem ausloten und Zugriff auf alle Manöver haben will, der muss zur klassischen Steuerungsvariante greifen.

Ab in die virtuelle Spielhalle

Tekken hat neben einem Versus-Modus (gegen den Computer oder einen Spieler mit dem zweiten Controller) auch einen Sparrings-Modus im Angebot, so richtig Schritt für Schritt ins Spiel eingeführt wird man hier aber nicht. Dafür gibt es den Modus „Arcade Quest“, der fungiert als eine Art überlanges Tutorial. Und er hat IMTEST nicht wirklich gefallen: Das liegt zum einen an der unpassenden grafischen Präsentation, hier steuert man einen kindlich wirkenden Avatar durch virtuelle Spielhallen. So eine Aufmachung mag zu einem Social-Game à la Animal Crossing passen, im Tekken-Universum fühlt sich das aber eigenartig an.

Zudem steckt wenig dahinter, was einem nicht wie schnöder Zeitvertreib vorkommt: Man tingelt mit seinem Avatar-Pimpf durch eng begrenzte Locations, klickt sich durch nicht vertonte, inhaltsleere Dialoge und tritt dann Runde um Runde an, um sich Ränge hochzuarbeiten. Das in Tutorial-Lektionen verpackte Know-how ist interessant, die Entscheidung es häppchenweise anzubieten und in einem so überflüssigen Modus zu verpacken, kann IMTEST aber nicht nachvollziehen.

  • Ein Bild aus dem Videospiel Tekken 8, es zeigt eine virtuelle Spielhalle mit Kindern darin.
  • Ein Bild aus dem Videospiel Tekken 8, es zeigt zwei Agenten im Kampf.
  • Ein Bild aus dem Videospiel Tekken 8, es zeigt Kids mit bunten Haaren.

Online-Raufereien und KI-Geister

Natürlich bietet Tekken 8 die Chance, sich mit Spielerinnen und Spielern aus aller Welt zu messen. Man kann sich in einer großen Lobby tummeln, eventuelle Wartezeiten damit überbrücken, anderen beim Kämpfen zuzusehen, und selbst lockere Fights oder Rangliste-Matches absolvieren. Im Testbetrieb vor Launch funktionierte das alles bereits tadellos. Das ist erfreulich, bei einem Spiel der Kragenweite von Tekken 8 aber auch erwartbar.

Zudem lässt es sich Entwickler Bandai Namco nicht nehmen, das aktuelle Zauberwort der Tech-Branche zu bemühen: die KI. Im Modus „Super-Geisterkampf“ tritt man gegen einen CPU-Widersacher an, der von den eigenen Bewegungen und Aktionen lernt. Mittels künstlicher Intelligenz soll daraus ein ernstzunehmender Widersacher werden, der sich ständig weiterentwickelt und den Spieler immer wieder überrascht. Die Macher erklären dabei ganz transparent, bei welchen Matches (online und Arcade Quest) die KI zuschaut, um daraus den Supergeist zu formen. Als Bonus kann man sich andere Geist-Kämpfer herunterladen – auch solche, die sich ihre Manöver und Kniffe von anderen Spielern angeschaut haben.

  • Ein Bild aus dem Videospiel Tekken 8, es zeigt die Kämpferin Azucena.
  • Ein Bild aus dem Videospiel Tekken 8, es zeigt den Charakter Paul.

Tekken 8: Kostümball am Strand

Unter dem Menü-Punkt „Anpassung“ verbirgt sich ein eigener kleiner Mode-Kosmos innerhalb von Tekken 8. Dort kann man das Aussehen aller Figuren im Spiel verändern, auf mehreren Slots abspeichern und dann auf Wunsch mit diesen Looks in den Ring steigen. Es gibt haufenweise neue Frisuren, seltsame Kopfbedeckungen, Kleidungsstücke, Masken und Accessoires. 1A durchgestylte Recken kann man hier eher nicht erschaffen, dafür allerlei ulkige und schräge Vögel.

Einige Items sind in diesem Modus bereits freigeschaltet, andere kann man sich mit verdienten Credits kaufen. Wichtig: In der Test-Version hat IMTEST keinerlei Monetarisierungs-Möglichkeiten mit Echtgeld entdeckt. Das ist lobenswert. Zudem verdient man in ein, zwei Stunden im Arcade-Quest-Modus bereits so viele virtuelle Kohle, dass man sich etliche frische Hemden, Sonnenbrillen oder ganze Bonus-Outfits leisten kann.



Und dann wäre da noch… Tekken Ball. Die Serie ist bekannt dafür, immer wieder schrullige Mini-Games anzubieten. Bowling war zum Beispiel schon mehrfach zu Gast. Im neuen Modus „Tekken Ball“ geht es an den Strand, dort stehen sich zwei Figuren – durch eine Art Mittellinie getrennt – gegenüber und flippen einen Ball hin und her. Der hat eine ziemliche träge Physik, etwa wie ein Wasserball auf dem Mond. Er kann aber durch Schläge und Tritte beschleunigt werden. Dann rauscht er der Figur auf der anderen Seite an die Rübe und richtet Schaden an. Tekken Ball schaut man sich für ein paar Runden durchaus interessiert an, danach erlischt der Reiz des Skurrilen aber schnell. Der große Wurf dieses Minispiel leider nicht.

  • Ein Bild aus dem Videospiel Tekken 8, es zeigt einen Mann im Charaktereditor mit rotem Bart.
  • Ein Bild aus dem Videospiel Tekken 8, es zeigt einen Panda mit Sonnenbrille.
  • Ein Bild aus dem Videospiel Tekken 8, es zeigt eine Frau im Charaktereditor, die einen grünen Mantel trägt.
  • Ein Bild aus dem Videospiel Tekken 8, es zeigt zwei Figuren am Strand, die Ball spielen.
  • Ein Bild aus dem Videospiel Tekken 8, es zeigt die Jukebox des Spiels, wo man sich Musik anhören kann.
  • Ein Bild aus dem Videospiel Tekken 8, es zeigt ein Artwork das man freischalten kann.

Fazit

Tekken 8 ist ein im Kern sehr gutes Prügelspiel mit starker Technik, sehenswerter Grafik und einem üppigen Kämpfer-Feld mit 32 Charakteren. Die Fights gehen flott von der Hand – Einsteiger freuen sich über die neue Simpel-Steuerung, Profis gehen wochenlang auf die Suche nach den besten Kombos. Das Grundgerüst ist also da, und es funktioniert klasse. Überhaupt nicht begeistert hat IMTEST dagegen die trashige Geschichte und der infantil wirkende Arcade-Quest-Modus. Tekken 8 kann sich nicht entscheiden zwischen betont cool und bonbon-bunt – und fährt damit schlecht.

Die vielen Verkleidungen sind ein netter Bonus, ähnlich gut und unterhaltsam wurde so ein Charakter-Editor aber schon vor fast 15 Jahren bei SoulCalibur angeboten. Im Duell mit Street Fighter 6 zieht das neuen Tekken 8 daher eindeutig den kürzeren – sowohl was die reine Spielbarkeit betrifft als auch hinsichtlich der angebotenen Modi. Auch Mortal Kombat 1, das ebenfalls 2023 erschien, macht seine Sache besser – hier trumpft vor allem der Story-Modus auf.

  • PRO
    • Über 30 Kämpfer dabei, sehr gutes Kampfsystem, tolle Grafik, technisch sehr ausgereift, kein Echtgeld-Einsatz.
  • KONTRA
    • Design nicht sonderlich stimmig, Tutorial-Arcade überflüssig, sehr schlechte Story, Bonus-Modi etwas einfallslos.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,1