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Tomb Raider 1-3 Remastered im Test: Willkommen zu Hause, Lara Croft

Für wen lohnt sich der Retro-Ausflug?

Titelbild des Videospiels Tomb Raider 1-3 Remastered
© Aspyr

Eine Action-Adventure-Legende ist zurück! Mit Tomb Raider (1996) bis Tomb Raider 3 (1998) schufen Core Design in den Neunzigern eine Croftsche Dynastie. Der erste Ausflug der britischen “Archäologin” begründete genau die Form des 3D-Action-Adventures, welches bis heute in der Uncharted-Reihe nachklingt. Auf den Spuren ihres Kollegen Indiana Jones tauschte Frau Croft dabei Hut und Peitsche zwar gegen Hotpants und zwei 9-Millimeter-Pistolen, erforschte Gräber, Höhlen und Dschungel aber genauso offensiv wie ihr männliches Vorbild. Jetzt ist unter Führung des Studios Aspyr eine Remaster-Trilogie erschienen, welche die ersten drei Tomb Raider-Teile in ein modernes Licht rückt. Für wen sich der nostalgische Ausflug lohnt, klärt der Test.

Produktdetails

  • PC, PS5, Xbox Series S|X, Switch, PS4, Xbox One
  • Action-Adventure
  • 29,99 Euro
  • 60 Stunden (Alle Spiele plus Erweiterungen)
  • Ab 18 Jahren
  • 3,5 Gigabyte

Tomb Raider 1-3 Remastered: Eine Reise in die Videospiel-Vergangenheit

Wie der Titel verrät, ist die recht umfangreiche Spielesammlung ein sogenanntes Remaster. Im Videospiel-Kontext bedeutet das normalerweise: Technisch wurden Dinge überarbeitet, spielerisch aber überwiegend im Originalzustand gehalten. Und diese Faustregel gilt auch hier. Spielerisch ist Tomb Raider 1-3 Remastered nämlich ein Ausflug in die Videospiel-Vergangenheit. Als Lara Croft 1996 das erste Mal auf Schatzjagd ging, waren Analogsticks auf Gamepads nämlich noch Zukunftsmusik. Entsprechend ungewöhnlich steuert sich die Archäologin auch.

Alt trifft neu: Der direkte Vergleich zeigt den großen Unterschied zwischen Original-Look (links) und Remaster (rechts). (Tomb Raider 2)

Lara wird mittels einer sogenannten Panzer-Steuerung über den Bildschirm bewegt. Das heißt, dass sie sich nicht automatisch in die Richtung bewegt, in die man den Stick oder das Digipad drückt, sondern immer nur in Blickrichtung. Seitlicher Input dreht Ms. Croft hingegen – was allen in den letzten 15 Jahren gelernten Steuerungs-Konventionen widerspricht, die Spielern in Fleisch und Blut übergangen sind. Dazu kommt, dass die Bewegungen von Lara komplex sind. Die Grabräuberin beherrscht kurze und weite Sprünge, die vom Anlauf abhängen.

Das Steuerungs-Hindernis

Sie kann sich an jeder geeigneten Kante auf Tastendruck festhalten und hochziehen. Dazu ist die Archäologin erstaunlich akrobatisch. So sind seitliche und Rückwärtssaltos möglich, Lara kann sich sogar in der Luft umdrehen oder von Schrägen erneut mit einem Salto abspringen. All diese Fähigkeiten sind auch notwendig, denn an vielen Stellen ist Tomb Raider ein mit tödlichen Fallen gespickter Puzzle-Plattformer, der perfektes Timing, pixelgenaue Sprünge und minutiöse Planung im Vorgehen benötigt. Dazu kommen fiese Gegner, vom Wolf bis zum T-Rex, die mit Pistolen, Schrotflinte und Co. bearbeitet werden wollen.

Screenshot aus dem Video-Spiel Tomb Raider Remastered 1-3
Der urplötzlich aus dem Nebel auftauchende T-Rex ist heute fast genauso beeindruckend wie 1996. (Tomb Raider) © Aspyr / IMTEST

Besonders retro: Anders als in vielen modernen Spielen muss der Spieler all diese Aktionen zudem manuell auslösen. Wer die Original-Spiele also zuletzt in den Neunzigern gespielt hat oder vielleicht noch nie mit Ms. Crofts Ursprungs-Abenteuern in Kontakt gekommen ist, wird sich umgewöhnen müssen. Dabei ist die Steuerung aber auch für eingefleischte Kenner nie wirklich komfortabel. Zusammen mit der sehr störrischen Kamera, die oft den besten Blickwinkel verhindert, stellt sie aus heutiger Sicht sogar einen wesentlichen Teil des hohen Schwierigkeitsgrades der ersten Tomb Raider dar.



Immer noch richtig gute Action-Adventure

Und trotzdem – oder gerade deswegen – lohnt es sich, dranzubleiben. Denn die klassischen Tomb Raider sind nach wie vor hervorragende Action-Adventure, die ein spannendes Vordringen ins Unbekannte inszenieren. Vor allem Tomb Raider 1 ist hier besonders: die ersten Schritte in den Höhlen und Tempelanlagen von Tibet verheißen auch nach fast 28 Jahren immer noch Abenteuer und den Aufbruch ins Ungewisse. Schon hier beginnt Laras Jet-Set-Leben beginnt, dass sie mit den weltumspannenden Abenteuern in den Nachfolgern fortsetzt. Kaum ein Schauplatz von der Arktis über Venedig, in die Südsee bis Griechenland, London und Nevada bleibt in den ersten drei Tomb-Raider-Teilen von Laras Entdeckerdrang unberührt.

Croft Manor ist immer eine Reise ert: Laras Anwesen ist in allen drei Spielen das Steuerungs-Tutorial samt einsperrbarem Butler (Remaster links, Original rechts, Tomb Raider)

Jedes der drei vertretenen Spiele setzt dabei trotz aller Ähnlichkeiten eigene, spielerische Akzente. Steht Lara im Erstling noch hauptsächlich im Konflikt mit komplexen Sprüngen, Fallen und aggressiver Fauna, ist Tomb Raider 2 geprägt von Auseinandersetzungen mit menschlichen Gegnern. Tomb Raider 3 ist in dieser Sammlung dabei das besondere Kind. Eigentlich als Add-On zu Teil 2 geplant, brauchen Spieler ab dem ersten Schritt im Dschungel von Indien Nerven wie Drahtseile. Schon das zweite Level des dritten Abenteuers reiht sich mühelos in eine Topliste der schwersten Abschnitte der gesamten Spielreihe ein.

Insgesamt überzeugen alle drei Spiele immer noch mit interessantem Level-Design, fies platzierten Fallen, anspruchsvollen Sprungpassagen und der immerwährenden Gefahr, die Lara bei halsbrecherischen Sprüngen im Nacken sitzt. Schön: Die Remaster-Sammlung umfasst auch die drei PC-Erweiterungs-Packs “Unfinished Business” (Tomb Raider), “Golden Mask” (Tomb Raider 2) und “The Lost Artifact” (Tomb Raider 3). Damit sind diese sogar erstmals auf einer Konsole spielbar.

Und was ist jetzt neu?

Aber was ist jetzt eigentlich neu am Remaster? Tatsächlich wurde hauptsächlich die Optik der drei klassischen Action-Abenteuer angefasst – das aber ordentlich. So hat natürlich die Hauptfigur ein neues Modell spendiert bekommen, dass die alte Polygon-Kanten in weiche Rundungen übersetzt. Gleichzeitig wurden alle Oberflächen mit scharfen Texturen versehen, dank derer man Felsen, Dschungel und Co. endlich klar erkennen kann. Zudem wurden viele neue Details wie Gras, Blätter und Co. hinzugefügt.

Screenshot aus dem Video-Spiel Tomb Raider Remastered 1-3Screenshot aus dem Video-Spiel Tomb Raider Remastered 1-3
Schauplätze wie die Südsee profitieren enorm von der neuen Kulisse im Remaster (links). (Tomb Raider 3)

Dazu kommen frische Lichtstimmungen, die besonders viel zu einem moderneren Look der Umgebungen beitragen. Dazu kommen herrlich flüssige 60 Bilder pro Sekunde, die sich endlich auch modern anfühlen. Schade ist, dass es keinen Helligkeitsregler gibt. So sind einige Bereiche im neuen Look schlicht zu düster, gleiches gilt für andere Umgebungen im Original.

Tomb Raider 1-3: Erkennbar alte Spiele

Allerdings kann auch diese wirklich gute Überarbeitung nicht verschleiern, dass die ersten Tomb Raider richtig alte Spiele sind. Und das soll sie auch nicht – immerhin haben die Entwickler nicht nur minutiös an der blockigen Level-Architektur festgehalten, sie setzen sogar auf die alte Engine der ersten Lara-Abenteuer. Dies ermöglicht unter anderem das nahtlose Umschalten zwischen neuem und altem Look, was vor allem bei älteren Zockern wunderbar nostalgische Momente erzeugt.

Screenshot aus dem Video-Spiel Tomb Raider Remastered 1-3
Venedig sehen und sterben: Tomb Raider 2 führt Lara in eine Mafia-Hölle in der Lagunen-Stadt. © IMTEST / Aspyr

Leider ist die alte Kulisse allerdings auf 30 FPS limitiert, zudem setzen die Entwickler hier auf die pixelige Kulisse der PlayStation-Versionen. Am PC gab es schon in den Neunzigern Varianten mit 3D-Beschleunigung, welche gefilterte und damit deutlich hübschere Texturtapeten zuließen. Warum sich diese Varianten nicht wenigstens zuschalten lassen, bleibt offen. Nett: Natürlich sehen auch die Zwischensequenzen besser aus – zumindest die in Spielgrafik. Die vorgerenderten Sequenzen wurde, vermutlich in Ermangelung des Original-Materials, hingegen nur mit KI hochskaliert. Und das sieht teilweise richtig gruselig aus. Hier wäre eine aufwendige, von Grund auf neu gestaltete Sequenz schöner gewesen.

Tomb Raider 1-3 Remastered: Ein Schnitzer bei der neuen Steuerung

Zusätzlich haben Aspyr eine neue Steuerung eingebaut, welche auf Wunsch die ursprüngliche Panzer-Steuerung ersetzt. Dann lässt sich Lara wie in jüngeren Serien-Teilen direkt mit dem Analog-Stick kontrollieren, was die Spiele für viele Neu-Zocker deutlich zugänglicher machen dürfte. Allerdings hat diese Steuerung einen nicht nachvollziehbaren Schnitzer: Es gibt nicht alle Bewegungen, die im Original wichtig sind.

Zum Verständnis: die Bewegung in Tomb Raider ist auf die blockige Umgebung abgestimmt. Viele Bewegungen von Lara sind auf die Quadrate und Quader zugeschnitten – etwa, wenn sie für einen Sprung Anlauf nimmt. Im Original kann sie auf Tastendruck nach hinten hüpfen, was ungefähr einem Block entspricht. Zudem gibt es Seitschritte, die für das Navigieren in vielen Momenten unheimlich hilfreich sind. Diese wurden in der neuen Steuerungs-Varianten ersatzlos entfernt. Das wiederum macht aber viele Sprungpassagen schwerer als sie eigentlich sind, da Tomb Raider eben um seinen digitalen Steuerungsinput herum designt wurde. Hier sollten die Entwickler weitere Konfigurationsmöglichkeiten nachliefern, um altes und neues Schema miteinander zu vereinen.

Fazit

Tomb Raider 1-3 Remastered ist eine wunderbare Zeitreise, die sich vor allem an Fans der Originale richtet. Mit seinem fast perfekten Grafik-Update, das jederzeit den Charakter des Ausgangsmaterials erhält, ist diese Version die vermutlich beste, um die klassischen Lara-Abenteuer erneut zu genießen. Dabei ist aber längst nicht alles perfekt: Die beste Überarbeitung kann nicht verschleiern, dass Tomb Raider 1-3 richtig alte Spiele sind. Zudem ist die klassische Steuerung heute teilweise noch genauso haarsträubend kompliziert wie damals, während die Kamera in vielen Situationen nach wie vor ein störrisches Eigenleben aufweist. Ein Schnitzer bei der neuen Steuerung, fehlender OpenGL-Look im klassischen Modus sowie schwache Hochskalierung der alten Zwischensequenzen lassen zudem weitere Luft nach oben. Trotzdem ist Tomb Raider 1-3 Remastered eine liebevoll überarbeitete, wunderbar nostalgische Sammlung von Action-Adventure-Klassikern, die einen Platz im Herzen jedes Tomb-Raider-Fans verdient hat.

  • PRO
    • Klassische Lara-Abenteuer in toller, überarbeiteter Kulisse, alle PC-Erweiterungen vorhanden, Foto-Modus, flüssige 60 Bilder / Sekunde
  • KONTRA
    • Fehlende Optionen bei der neuen Steuerungs-Variante, klassisch hakelige Steuerung, störrische 90er-Kamera, nur 30 FPS beim Umschalten auf alten Grafikstil

IMTEST Ergebnis:

gut 1,9