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5 Over-Ear-Kopfhörer im Test: Privatkonzert für unterwegs

Imtest nimmt fünf Bluetooth-Kopfhörer unter die Lupe.

Fünf Over-Ear-Kopfhörer vor weißem Hintergrund-
© IMTEST / Technics, Sony, Soundcore, Bose, Teufel

5 Over-Ears im Test // IMTEST

Imtest nimmt fünf Bluetooth-Kopfhörer unter die Lupe.

Dem Siegeszug der In-Ear-Kopfhörer mit True-Wireless-Technologie zum Trotz sind Over-Ears noch immer relevant, wenn es um hochwertigen Musikgenuss für unterwegs geht. Die ohrumschließenden Muscheln mit guter Isolierung sorgen schon ohne aktive Geräuschunterdrückung für noch mehr gefühlte Privatsphäre in öffentlichen Verkehrsmitteln – und sind dabei gerade bei stundenlangem Einsatz oft bequemer als ihre kleinen Earbud-Gegenstücke. IMTEST hat fünf Over-Ear-Kopfhörer zwischen 99 und 350 Euro unter die Lupe genommen. 

Over-Ear-Kopfhörer: Langläufer dank großem Akku

Over-Ear-Kopfhörer haben sich in den letzten Jahren vom reinen Ausgabegerät zum mobilen Musik-Gadget gemausert. So sind die Kopfhörer längst Telefonie-fähige Headsets, die ihre Mikrofone geschickt in den Hörern verstecken. Natürlich sind die kabellosen Geräte auch über Bluetooth mit dem Smartphone verbunden – auch wenn die meisten Hersteller eine Anschlussmöglichkeit via 3,5-mm-Klinkenkabel ermöglichen. Das ist praktisch, denn es gestattet den Weiterbetrieb der Kopfhörer, falls der Akku auf langen Reisen doch mal nicht ausreichen sollte.

Bose Quiet Comfort 45
Das hat Tradition: Bose entwickelt die Quiet-Comfort-Reihe vorsichtig und mit Detailverbesserungen. © IMTEST

Das dürfte allerdings nur den Fall sein, wenn vor dem Start vergessen wurde, das Ladekabel anzuschließen. Durch ihre Bauform können in Over-Ears recht große Akkus verbaut werden, welche lange Spielzeiten ermöglichen. Im Test lieferte kein Hörer weniger als 20 Stunden, die Technics EAH-A800 sogar stolze 60, wenn die aktive Geräuschunterdrückung (ANC) ausgeschaltet ist. Selbst bei häufigem Betrieb müssen die Over-Ears also selten mehr als einmal die Woche an den Strom. Für viele Nutzer dürften die Ladepausen sogar noch deutlich weiter auseinanderliegen. Zum Vergleich: Wer am Tag eine Stunde zur Arbeit pendelt, muss den Kopfhörer nur alle sechs Wochen an den Strom hängen.

Bedienung und Komfort

Sehr wichtig sind heutzutage auch Bedienung und Zusatzoptionen. Bei der Steuerung am Gerät gibt es bei Over-Ear-Kopfhörern zwei Varianten, die meist sogar kombiniert werden. So finden sich bei den meisten Geräten Tasten am Rand der Hörer-Schale, die mit berührungsempfindlichen Flächen auf den Hörern kombiniert werden. Die Technics EAH-A800 legen etwa Lautstärkeregelung, Play/Pause sowie ANC-Umschaltung auf einzelne Tasten. Das funktioniert ordentlich, allerdings können die kleinen Schalter etwas fummelig zu bedienen sein. Sony setzt hingegen auf eine Steuerung mit wenigen Tasten, dafür wird vieles über Wischgesten auf den Touch-Flächen gesteuert. Das funktioniert gut, kann aber bei feuchter Oberfläche (Nieselregen) etwas ungenau werden.

Sony WH-1000XM5
Design verpflichtet. Die schicken Sony WH- 1000XM5 sind auch ein modisches Statement. © IMTEST

Ebenfalls Relevant ist der Tragekomfort der Over-Ears. Hier spielt auch das Gewicht eine Rolle, das sich aber bei allen Modellen zwischen 250 und 300 Gramm einpendelt. Wichtiger sind aber die Einstellbarkeit und das Material der Ohrmuscheln. Während Sony, Bose und Technics hier auf hochwertige Stoffe oder Kunstleder setzen, fühlt sich die Oberfläche bei den Space One von Soundcore etwas zu billig an. Zudem besteht die Füllung aus einfachem Schaumstoff, während die Sony-Kopfhörer sich mit Memory-Foam an den Kopf schmiegen.

Die App macht den Over-Ear-Kopfhörer

Eine passende Smartphone-App gibt es bei allen Herstellern. Dieser Teil wird für die Audio-Gadgets immer wichtiger, da sich hier relevante Funktionen wie Tastenbelegung und ANC-Steuerung, aber auch Equalizer-Einstellungen oder persönliche Konfigurationen finden lassen. Zum Teil haben die Hörer hier auch umfangreiche Zusatzfunktionen verstekct: Sony setzt etwa auf visuelle Ohrvermessung für den 3-D-Sound der WH-1000 XM5. Auch Einstellungen für die automatische Regelung der Geräuschunterdrückung finden sich hier.

Soundcore liefert zum günstigen Preis sogar optimierte Equalizer nach einem „Hörtest“, dazu wird die Lautstärke innerhalb der Kopfhörer angezeigt. Das ist für die Ohrgesundheit relevant und in der günstigen Preisklasse unter 100 Euro längst kein Standard. Auch Teufel bietet einen Hörtest zur Optimierung des klangs der Real Blue Pro an. Der Nutzer kann hier zudem umfangreiche Einstellungen und Equalizer-Presets auswählen . Einzig Bose zeigt sich in seiner Begleit-Anwendung etwas spartanisch. So wurde selbst ein Equalizer erst per Update nachgereicht.

Klangqualität und Noise-Cancelling

Während der Betrieb per Klinkenkabel auch der Klangqualität zugutekommt, ist hochwertiger Sound bei modernen Hörer auch problemlos via Bluetooth möglich. Alle Geräte im Test unterstützen neben dem Standard-Codec AAC auch hochauflösende Varianten wie AptX oder den Sony-Codec LDAC. Diese ermöglichen annähernd verlustfreien Klang, der vor allem mit hochwertigem Musik-Ausgangsmaterial hervorsticht. Gerade Nutzer von Streamingdiensten wie Tidal oder in verlustfreien Formaten gespeicherten Audio-Dateien sollten an ihren Android-Smartphones also auf die besseren Codec-Alternativen umschalten.

Apple unterstützt auch auf dem neuen iPhone 15 nach wie vor nur die Übertragung via AAC. Grundsätzlich klangen aber alle Kopfhörer im Test solide. Am schwächsten präsentieren sich die günstigen Space One von Soundcore, die zum Preis von 99 Euro aber immer noch befriedigend aufspielen. Überraschend ist der kleine Klang-Rückschritt bei Sony. Die neuen 33-Millimeter-Treiber der WH-1000XM5 präsentieren sich nicht ganz so dynamisch und druckvoll wie die etwas größeren des Vorgängers XM4. Zwar liegen die aktuellen Sony-Kopfhörer noch immer auf einem richtig starken Klangniveau, müssen sich aber den Technics EAH-A800 geschlagen geben.

Technics EAH-A800, gehalten in Händen.
Schlicht und ergreifend: Der Testsieger EAH-A800 von Technics überzeugt mit einem Paket aus langer Laufzeit und tollem Klang.

Beim ANC sind Technics, Sony und Bose richtig stark. Alle drei Hörer liefern eine sehr effiziente Reduzierung der Umgebungsgeräusche. Alle Over-Ears ermöglichen zudem einen Ambient-Modus, der die Umgebung über die Außenmikros nach innen hörbar macht.

Fazit

Moderne Over-Ear-Kopfhörer sind gute Sound-Allrounder, die neben gutem Sound auch als vollwertige Bluetooth-Headsets funktionieren. Den Testsieg holt der Technics EAH-A800 dank langer Akkulaufzeit, tollem Klang und einer starken App. Zwar ist der Allrounder mitunter etwas fummelig zu bedienen und nicht ganz so bequem wie der Bose QC45, liefert insgesamt aber die rundeste Leistung ab. Die soliden Space One von Soundcore liefern erstaunlich viel Kopfhörer für wenig Geld. Zwar muss man sich beim Preis-Leistungs-Sieger auf etwas schwächeren Klang als bei der Over-Ear-Elite einstellen, ingesamt bekommt man für 99 Euro aber viele Funktionen, die selbst in höheren Preiskategorien nicht selbstverständlich sind.