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Gesünder leben 2024: Wie man Arthrose und Meniskusschäden in den Griff bekommt

Eine persönliche Geschichte darüber, warum man bei Schmerzen nicht aufgeben sollte.

Älterer Mann mit schmerzendem Knie auf Holzbalken.
© Freepik

Der Anruf seines Vaters hat unseren Kolumnisten zunächst sehr traurig gemacht. Doch zusammen mit einem befreundeten Orthopäden gab es zunächst wieder Hoffnung. Wie die Diagnose Arthrose zu einer Chance wurde. 



Nicht aufgeben! 

Wer viel läuft, wer immer viel Sport getrieben hat, kommt eventuell um Verschleiß-Schäden nicht herum. Machen wir uns nichts vor: Im besten Fall werden wir gesund alt, aber die Zeit geht an keinem vorbei. Ein Orthopäde hat mir vor Jahren einmal gesagt: Läufer mag ich wirklich gerne, wir kriegen sie eines Tages alle. Mich machte dieser Satz damals echt sauer. Denn dahinter steckte genau das, was ich immer vermutet habe: Das Geschäft mit künstlichen Kniegelenken und Meniskus-OPs muss verdammt groß sein. Und immer schon hatte ich die Ahnung, dass viele dieser OPs eine reine Gelddruckmaschine sind. Und leider bin ich über die Jahre immer wieder bestätigt worden. Zuletzt durch die Geschichte meines Vater, der immer der sportlichste Mensch war, den ich kenne. Früher Sprinter, dann Langstrecken-Läufer. Und in der Rente Spaziergänger mit Hund. Mein Vater war immer in Bewegung. Heute ist er mit seinen 74 Jahren noch unfassbar fit. Was ein Problem seit längerer Zeit ist, ist sein Knie. 

Ein Läufer legt auf einer Brücke eine Pause ein.
Viel Sport treiben bedeutet auch, dass die Gelenke irgendwann schmerzen können. Doch das ist kein Grund zum Aufgaben. © Pexels.com / Pixabay

Ein Computer-Scan sagt einfach zu wenig aus

Bei seinen letzten Besuchen fiel mir immer wieder auf, dass er immer schlechter laufen konnte, kaum noch ohne Schmerzen aus dem Auto kam. Seine Kniebeschwerden waren inzwischen so stark, dass er bei bestimmten Bewegungen beinahe ohnmächtig vor Schmerz wurde. Und ich wurde dabei fast ohnmächtig vor Sorge um ihn. „Ganz schön beschissen, alt zu werden. Zu merken, wie der Körper nachlässt. Das tut noch viel mehr weh“, sagte er oft. Und beichtete mir dann: „Der Orthopäde sagte mir, dass es nur eine Lösung gibt: Ein künstliches Knie. Wir haben einen MRT gemacht. Die Bilder sind eindeutig.“ Leider ist es der selbe Orthopäde, der auch schon meiner Stiefmutter vor Jahren dazu geraten hat. Sie legte sich sofort unters Messer. Ich redete lange und oft auf meinen Vater ein, von dem ich wusste, dass er vor dieser Operation Angst hatte. Ich bettelte mehrere Wochen darum, eine Zweitmeinung einzuholen. Am Ende willigte er ein, denn eines habe ich über die Jahre bei diesem Thema gelernt: Ein MRT und die daraus gewonnenen Bilder lassen einiges an Raum für Interpretation. Ein Scan ist ein Anhaltspunkt, aber oft nur ein gutes „Beweismittel“ für den Orthopäden, um eine Operation zu rechtfertigen. 

Der Weg führt nach Köln

Ich holte meinen Vater vom Zug ab. Für die Zweitmeinung vertraute er sich einem Freund von mir an, dem ehemaligen Vereinsarzt des Fussball Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen. Burak Yildirim hat für mich vor allen Dingen die Fähigkeit, Menschen mit den Händen so zu berühren, dass er die Defizite ertasten kann. Besser als jeder Computer Scan es auch nur im Ansatz kann. Das macht sicher seine lange Erfahrung im Umgang mit Spitzensportlern. Vater war fertig. 3 Stunden Bahnfahrt, und dazu die Angst vor einem erneuten Arztbesuch. Er lies sich in meinen Arm fallen, atmete durch, ein leises „Hallo“, mehr nicht. Ich drückte ihn fest, setzte ihn in mein Auto, nun konnte er endlich entspannen. Wir machten uns unverzüglich auf den Weg nach Pulheim bei Köln, um Burak Yildirim aufzusuchen. Dort angekommen bekam Vater einen Rede-Flash. Das ist immer so, wenn er aufgeregt ist, oder er Angst hat. Burak legte Vater nach einem langen Gespräch auf die Bahre. 10 Minuten lang tastete er Vater Knie ab. Immer wieder dieselben Fragen: „Tut es hier weh? Und wie ist das? Und das hier? Hier ein Schmerz? Und jetzt?“. Jeder Millimeter wurde ertastete. Dann ging es an den Bildschirm. Und es folgte die große Überraschung. 

Fit in 2024: Alles machbar, man muss es nur wollen

„Schauen Sie mal hier, Herr Kleiß. Ja, auf den Bildern sieht man, dass Sie Arthrose haben. Da hat der Kollege Recht. Das ist aber nicht das Problem. Denn die Arthrose macht nicht die Schmerzen. Schauen Sie mal hier, gaaaanz klein. Da ist der Meniskus etwas gerissen, und nach dem genauen Ertasten sage ich Ihnen: Darauf reagieren Sie. Das ist der Übeltäter. Und den kriegen wir hin. Eine OP wegen Arthrose, oder gar ein künstliches Kniegelenk, ist Stand jetzt völlig unnötig.“, sagte Burak Yildirim. Mein Vater hatte Tränen in den Augen, Tränen der Erleichterung auf der einen, der Wut auf der anderen Seite. An dieser Stelle sei klar gesagt: Es gibt Ärzte, die verlassen sich einfach auf die Wahrheit der Bilder. Meiner Meinung nach reicht das nicht aus. Teil des ärztlichen Handwerks muss es sein, Dinge zu ertasten, und gemeinsam mit dem Patienten eine präzise Diagnose zu erarbeiten. Es stellte sich heraus, dass es eine große Chance gab, mit entsprechenden Übungen beim Physio, das Knie zu stabilisieren. Dazu wird ein individuelles Übungs-Programm erstellt. Ziel ist es, entsprechend Muskeln um die Region aufzubauen, um die Entzündung zu eliminieren, den Schmerz aufzulösen. Man heilt so weder den Meniskus, noch die Arthrose, aber man nimmt den Schmerz weg. So ist eine Operation dann zunächst vom Tisch. Das ist natürlich mit Arbeit und Disziplin des Patienten verbunden. Aber doch allemal besser, als ein künstliches Kniegelenk. 

Eine Frau fasst sich an die Knie.
© Pexels.com / Ketut Subiyanto

Die Geschichte meines Vaters ist selbstverständlich kein Einzelfall. Immer wieder gibt es Studien aus denen hervorgeht, dass teilweise sogar Operationen am Meniskus nur vorgetäuscht wurden, und Patienten hinterher durch den Palcebo-Effekt und entsprechende Übungen keine Schmerzen mehr hatten. Dies belegen unter anderem Versuche und Studien aus Finnland und den USA. Mein Vater hat sich inzwischen leider doch für die Operation und das neue Kniegelenk entschieden. Er hat nicht die Disziplin, seine Übungen zu machen, die er jeden Tag hätte absolvieren müssen. Es wäre durchaus auch ohne OP und Kniegelenk gegangen, aber am Ende hat er sich nun für diesen Weg entschieden. Und ich höre wieder den Satz des Orthopäden: Eines Tages kriegen wir sie alle. 


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