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Weiterlaufen! Obwohl Dante schon lange tot ist

Mit Dante fing Mike Kleiß wieder das Laufen an. Nun erinnert er sich daran.

Ein Mann rennt gemeinsam mit einem Hund.
© IMTEST, Getty Images

Noch immer begegne ich ab und an Dantes Hunde-Freunden, und ihren Besitzern. All denen, die natürlich wissen, dass es ihn schon lange nicht mehr gibt. Unfassbar, aber bei den Hundebesitzern ist dieser Hund noch immer im Herzen, vielleicht weil er einfach ein besonderer Hund war. Ein Herdenschutzhund-Mix aus dem Tierschutz in Italien. Unglaublich groß, unheimlich lieb, eine Seele von Hund.



Giro: Der beste Freund

Dante hatte einen besten Freund, den Hovawart Giro. Immer wenn sich die beiden sahen, bebte der Wald. Immer wenn ich wagte alleine ohne Dante zu laufen und Giro traf, suchte er Dante. Winselte, weil er gar nicht fassen konnte, dass sein Dante nicht doch noch um die Ecke bog. Er beruhigte sich meist schnell, denn er wusste ja: Beim nächsten mal würde er seinen Freund wieder begrüßen können. Als ich das erste Mal nach Dantes plötzlichem Tod, Giro und seiner Besitzerin begegnete, war es anders. Denn ich wusste, dass der Wald nie wieder beben würde. Und da steht man dann da als erwachsener Mann, weinend im Wald. Und umarmt Hundebesitzerinnen, die ebenfalls weinten, als sie von Dantes Ableben von mir erfuhren. So wie Andrea, Frauchen von Bascha, eine Ridgeback Hündin, die sehr in Dante verliebt war. Ich erinnere mich noch genau an den Wortwechsel zwischen uns. „Ich hatte gehofft, dass es noch ein paar Tage dauert bis ich Dich wieder treffe. Ich bin extra früher mit Bascha gegangen“, sagt Andrea leise. Und wischte sich die Tränen von der Wange. Es hatte sich schnell herumgesprochen, daß ich nun alleine laufen musste.

So geht es seit Jahren, immer wieder

Dante fehlt. Selbst nachdem so viele Jahre vergangen sind. Immer wenn ich in meiner alten Heimat laufe, begegne ich Menschen, die ihn kannten. Die ihn wie ich in Erinnerung haben. Er fehlt überall. Letzte Woche war ich wieder auf der alten Route, hatte so viele Laufmomente mit Dante im Kopf, ich konnte die Tränen einfach nicht unterdrücken. Ich habe mich dabei natürlich gefragt: Ist das okay? Als erwachsener Mann mitten auf der Laufstrecke zu weinen? Ich habe eine klare Antwort gefunden: Es ist nicht nur okay. Es ist ein großes Geschenk, wenn man es tut. Wenn man es zulassen kann, wenn man einfach auch nach Jahren um einen Hund trauern kann. Ich habe erfahren, dass es möglich ist Schmerz zu teilen. Einfach so. Ohne viel Worte. Und es tat gut, auch nach sieben Jahren, mit anderen Hundebesitzern, die ich während des Laufs traf, nochmals über Dante zu sprechen.

Es muss laufen

Eines ist und war mir bei all der Trauer, trotz des Verlustes klar: Es muss weiterlaufen. Ich muss weiterlaufen. Und ich gebe es gerne zu: Ich hatte damals keine Kraft mehr dazu. Und ja, ich hatte mir kurz überlegt ob es überhaupt noch Sinn macht zu laufen. Sicher ist jedoch: Dante hätte mir nie verziehen, wenn ich das Laufen an den Nagel gehängt hätte. Das hätte er niemals akzeptiert. Jeder Läufer ist irgendwann einmal an einem solchen Punkt, da will einfach nichts mehr gehen. Da ist die Motivation weg, oder die Lust. Vielleicht fehlt auch einfach die Kraft, eventuell quält eine Verletzung. Dantes Tod hat mich etwas gelehrt: Wer nicht weiß wie es weiterlaufen soll und ob, muss den Schmerz zulassen, ihn mit anderen teilen, sich auffangen lassen. Wer selbst nicht die Kraft hat, bekommt Kraft von anderen. Wenn man es ihnen zeigt. Jede einzelne Träne, jede Form der Anteilnahme ist angekommen, und hat mein Herz tief berührt. Letzte Woche habe ich einige von Dantes Freunden bei diesem Lauf wieder getroffen. Einige sind inzwischen sehr alt geworden, etwas grau um die Nase. Und ich wünschte mir, dass Dante mit ihnen alt hätte werden können. Der Trost war, die Hundekumpels laufen weiter. Ihre Besitzer ebenfalls, und ich…ich habe nicht aufgegeben. Danke, lieber Dante. 


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