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Heute schon geploggt? Wie das Laufen der Umwelt einen Dienst erweisen kann

Wieder nur so ein Modebegriff? Das steckt hinter Plogging.

Person in Fitnessklamotten und Müllbeutel in der Hand.
© Freepik

Plogging ist der ganz heiße „Läufer-Scheiß“, seit ungefähr fünf Jahren wird darüber berichtet, und dieser Trend ist gerade in Großstädten für viele Läufer und Läuferinnen eine Art Pflichtprogramm geworden. Was aber meint „Plogging“ genau? Das Wort setzt sich zusammen aus Jogging und „plocka“, der schwedische Begriff für „etwas aufheben“. In den sozialen Netzwerken ist der Hashtag längst nicht mehr zu übersehen. Überall sieht man wild gewordene Läufer, die beim Joggen Müll sammeln. Erik Ahlström ist so etwas wie der Erfinder dieser Laufbewegung. Er gründete die Plattform „Plogga“, eine Art Community für alle Müll-Jogger. 



Ein tolles Beispiel aus Köln

Alter Schwede, warum so fern wenn doch auch so nah? In meiner Heimatstadt Köln gibt es seit sechs Jahren die kleine aber feine Läufer-Community „Plogging Cologne“. Und stetig werden es mehr laufende Müllschlucker. Dahinter stecken Anita Horn und Caro Köhler. Beide arbeiten beim WDR, beide sind passionierte Läuferinnen, beide lieben die Natur. Und beiden hat es echt gestunken. Denn wer durch Köln läuft der weiss: Diese Stadt ist mal richtig dreckig! Aber so richtig. Leider wird es gerade jetzt, im Frühling, richtig wild. Sobald die Menschen wieder in öffentlichen Parks grillen, feiern, Spaß haben, fallen regelrecht Müllberge an. Wir alle haben nach diesem langen Winter eine große Sehnsucht danach, endlich wieder draußen sein zu können, Sonne zu tanken, das geht mir nicht anders. Was ich nicht verstehe ist das Phänomen, dass Menschen ihren Müll einfach nicht entsorgen. Das fällt jedem von uns auf, „Plogging Cologne“ ist an die Öffentlichkeit gegangen.

Warum Plogging, warum in Köln?

 „Das geht echt gar nicht. Ich wollte gerade am Rhein joggen, und hier am Strand sieht es aus wie Sau. Ich krieg da ne richtige Krawatte. Hier wird der Müll vom Wind in den Rhein geweht, weiter unten geht alles ins Meer. Das ist unsere Stadt, das muss doch nicht sein“, sagte Anita, als ich sie fragte, wie es dazu kam, dass sie den Entschluss fasste, aktiv werden zu wollen. Inzwischen ist das Projekt gewachsen. Überall in Deutschland hat das Thema Fuss gefasst. Immer mehr Menschen tun etwas für ihre Stadt, übernehmen mehr Verantwortung. Als Läufer liegt das irgendwie auch nah. Wer viel durch die Natur läuft, wird automatisch sensibler für die Umwelt. So wie vielen Organisationen in Deutschland, geht es Plogging Cologne nicht darum, oberlehrerhaft Menschen zu missionieren. Alles startete allerdings erst so richtig damit, dass Anita im Zug von Köln nach Berlin unterwegs war. Eine Frau die ihr gegenüber saß, trank auf der Fahrt sechs Kaffees. Aus sechs einzelnen Pappbechern. „Ich dachte mir: Das kann so nicht sein. Da läuft grundsätzlich was schief. Caro und ich hatten von Plogging was gehört. Wir laufen beide gerne, aber wir sehen auch den ganzen Dreck überall. Und haben einfach angefangen. Einfach gemacht.“ 

Eine Plastikflasche auf einer Wiese: Leider kein seltener Anblick. © Unsplash.com / Kathrina Grabowski

Und so läuft es

Von der AWB (Abfallwirtschaftsbetriebe Köln) bekommen sie die großen Müllsäcke, bei jedem Plogging-Event kommen zwischen 10 und 15 Leute, und dann wird gesammelt. Babywindeln, Computer-Tastaturen, einfach alles. „Es wäre toll, wenn es einfach nicht nur ein Trend bleibt, der dann irgendwann wieder vorbei ist. Es sollen gerne immer mehr Menschen mitmachen, wir wollen schlicht mehr Bewusstsein schaffen. Wir müssen das Thema weiterhin auch journalistisch spielen. Damit Politik und Gesellschaft das Plogging mit auf den Weg nehmen.“, hofft Anita Horn. Oft wird sie gefragt, ob das denn überhaupt noch Sport sei, was sie und ihre Leute da machen. Denn schließlich würden bei jedem Lauf ja nur vier bis fünf Kilometer zusammenkommen. Diese Frage stellt man einer Triathletin nicht ganz ungestraft: „Man bückt sich ständig, und läuft weiter. Die Säcke werden immer schwerer, am Ende habe ich oft 6-8 Kilo zu schleppen. Sicher ist das kein Marathon, und nicht mit einem Wettkampf zu vergleichen, aber ganz ehrlich? Und das kann man den ständigen Meckerern mal sagen: Lieber vier Kilometer Plogging, als faul auf der Couch rumhängen und den Arsch nicht hoch kriegen.“ Ich habe inzwischen einen regelmäßigen Plogging-Lauf in mein Training eingebaut. Zugegeben: Es kommen wirklich nicht viele Kilometer zusammen. Aber es ist wirklich anstrengend. Was da alles zusammenkommt, das ist schon verrückt. Und wenn jeder Läufer, jede Läuferin auch nur einmal im Monat ploggen würde, die Welt, wenigstens die Stadt, wäre eine etwas andere.