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Wer jeden Tag läuft, wird endlich fit. Ein Leben lang.

Mike Kleiß läuft dem schnellen Altern davon.

Joggende Beine
© Daniel Reche / Pexel

Unser Kolumnist wurde schon oft gefragt, wovor er eigentlich davonläuft. Einfach nur, weil er täglich läuft. Seit einiger Zeit hat er die perfekte Antwort: Ich laufe vor Krankheiten und dem schnellen Altern davon, und die Wissenschaft gibt mir sogar Recht!



Als ich mit dem Laufen 2012 wieder anfing, und ich wirklich jeden Tag lief, schüttelten meine Freunde und meine Familie den Kopf. Einige waren einfach nur besorgt, andere belächelten mich, sie taten es als Auswirkungen der Midlife-Crisis ab, was sogar ein wenig stimmte, das wurde mir allerdings erst viel später bewusst. Vielmehr ging es mir damals darum, endlich wieder fit zu werden, nachhaltig etwas zu verändern, gesünder zu werden. Ein befreundeter Orthopäde witzelte damals: “Lauf ruhig jeden Tag, irgendwann kriegen wir Euch alle”. Auch damit sollte er Recht behalten, allerdings hatte das nichts damit zu tun, dass ich jeden Tag die Laufschuhe schnürte. Der eingerissene Meniskus war Jahre zuvor beim Fußballspielen entstanden.

Nach und nach fühlte ich mich wirklich deutlich besser. Ich verlor massig Gewicht, meine Werte wurden besser und besser, und ich sah jünger und frischer aus, was von außen auch so wahrgenommen wurde. Ich war erfolgreicher und leistungsfähiger in meinem Beruf, und so rannte ich einfach weiter. Ich lief täglich, und ab und an fragte ich mich, ob man nicht irgendwie nachweisen konnte, dass diese Art des Laufens gesund ist. Also, wissenschaftlich belegbar.

Täglich laufen – die Wunderwaffe

Vor kurzer Zeit, nachdem ich nach einer Zwangspause wieder täglich auf der Straße bin, bekam ich endlich meinen Beweis darüber, dass tägliches Laufen im Körper offenbar Prozesse in Gang setzt, die sich positiv auf Schlaf, Stimmung und Konzentration auswirken. In einer recht kleinen Studie teilten Forscher 51 Jugendliche in zwei Gruppen auf. Gruppe eins joggte drei Wochen lang bei mittlerem Tempo jeden Morgen. Die andere Gruppe ging nicht laufen. Und schon nach drei Wochen erhielten die Wissenschaftler ein verblüffendes Ergebnis: Die Jogger schliefen deutlich besser! Sie schliefen schneller und besser ein, ihr Tiefschlaf zeigte große Verbesserungen.

Subjektiv fühlten sich die Läufer deutlich konzentrierter, ihre Stimmung schien besser, sie fühlten sich weniger müde während des gesamten Tages. In einer anderen Studie mit 486 Schülern konnten sogar Leistungssteigerungen in anderen Bereichen nachgewiesen werden! Die Schüler liefen jeden Tag 15 Minuten, und durften dabei ihr Tempo frei wählen. Ihre Leistungen beim 6 Minuten Lauf wurden besser, aber auch ihre Power beim Weitsprung erlebte eine Steigerung. Forscher sagten klar, dass – würde man diesen 15 Minuten Lauf in den Schulalltag integrieren – diese Schüler deutlich gesünder durch den Alltag kommen würden. Immer mehr Untersuchungen zeigen ähnliche Ergebnisse. Die Voraussetzung ist allerdings, dass man maßvoll läuft. Dann geht das in der Tat auch jeden Tag.

Eine Frau schnürt sich die Laufschuhe
Maßvolles Laufen heißt das Zauberwort. © Tirachard Kumtanom / Pexel

Vorsicht! Die Intensität macht das Gift!

Um es aber an dieser Stelle gleich klar zu sagen: All diese Studien haben alle einen wichtigen Basispunkt: Die Rezipienten liefen alle nicht jeden Tag einen Marathon, auch keinen Halbmarathon, nein auch keine schnellen 10 Kilometer. Damit es gesund bleibt, ist langsames Laufen angesagt, und auch maximal eine Stunde pro Tag. Denn sonst dreht sich das ganze natürlich schnell ins Negative. Der Körper reagiert dann mit Symptomen der Überbelastung, und diese können verheerend sein. Dann sind selbst Ermüdungsbrüche keine Seltenheit, abgesehen von Gelenkschäden und anderen Blessuren.



Um jeden Tag laufen zu können, muss man schon sehr fit sein. Und diese Fitness muss man sich langsam aufbauen. Wer glaubt, gleich aus dem Stand jeden Tag Kilometer fressen zu können, der irrt. Es braucht unter anderem einen richtigen Laufstil, und auch dieser muss erlernt werden. Wer das Ziel hat, täglich laufen zu wollen, braucht am Anfang Regenerationstage. Der Körper muss sich an die neue Struktur erst gewöhnen. Und dafür ist die Regeneration elementar. Selbst Profis machen lange und intensive Pausen.

Aktive Regeneration als Aufbau

Hat man sich wirklich das Ziel gesetzt, das Laufen wie das Zähneputzen in den Alltag zu integrieren, braucht es eine gute Basis. Der Körper braucht unter anderem sehr viel Stabilität. Innerhalb des Aufbaus der Form, sollten Sie an aktive Regeneration denken. Das bedeutet nicht, nur auf der Couch zu liegen. Andere Sportarten wie Yoga oder ein leichtes Fitnesstraining sind Gold! Sie stabilisieren den Körper, man setzt neue Impulse, auf die sich der Körper einstellen muss, ohne dass man ihn wieder faul werden lässt. So gewöhnt man ihn mehr und mehr daran, auf verschiedene Arten aktiv bleiben zu müssen, ohne in die Überbelastung durch einseitiges Training zu geraten. Wer sich so nach und nach die perfekte Basis angezüchtet hat, kann ein Lebensläufer werden. Einer, der Tag für Tag läuft, um ein fittes und gesundes Leben zu führen. Legen Sie los!