Nach dem Gang in die Apotheke kann man sich mitunter schlechter als vorher fühlen- die hohen Preise für Medikamente können einem ganz schön auf den Magen schlagen. Eine qualifizierte Beratung tröstet da nur wenig. Wer darauf verzichten kann, sollte einmal die Preise bei Internet-Apotheken vergleichen, 30 Prozent und mehr Ersparnis gegenüber der Apotheke vor Ort sind möglich. DocMorris machte vor rund 20 Jahren den Anfang, inzwischen kaufen immer mehr Bundesbürger ihre Medikamente in einer Online-Apotheke. Im Zuge der Coronakrise dürften es noch mehr geworden sein. Doch wo gibt es die besten Preise? Und welche Internetapotheken bieten guten Service? Und lohnt sich immer der Kauf von Medikamenten im Web? Um diese Fragen zu klären, hat IMTEST die fünf umsatzstärksten Internet-Apotheken Deutschlands unter die Lupe genommen.
So günstig sind Internet-Apotheken
Gerade bei rezeptfreien Medikamenten ist das Sparpotenzial von Internet-Apotheken enorm. Denn stationäre Apotheken orientieren sich in der Regel an den unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller (UVP) oder den Apothekenverkaufspreisen (AVP), also den Preisen, zu denen sie Arzneimittel mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen könnten. Online-Apotheken hingegen werben damit, die unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller systematisch zu unterbieten.

IMTEST hat untersucht, wie viel günstiger Internet-Apotheken tatsächlich sind. Dazu stellten die Redakteure einen Warenkorb mit 25 beliebten Medikamenten und anderen Gesundheitsprodukten zusammen und verglichen die Preise mit der unverbindlichen Preisempfehlung. Das erstaunliche Ergebnis: Selbst die teuerste Online-Apotheke (Apodiscounter) war im Schnitt 18 Prozent günstiger. Bei einzelnen Produkten sind sogar Rabatte von 50 Prozent und mehr möglich. Zudem bieten einige Internet-Apotheken Neukunden spezielle Neukundenrabatte und Gutscheine an, treue Kundinnen und Kunden profitieren teilweise von Treuepunkten oder Gutschriften. Aber: Die Preise der Internetapotheken schwanken stark, und das sogar täglich. Vergleichen lohnt sich.
Rabatte bei rezeptpflichtigen Medikamenten?
Mit Verweis auf die deutsche Preisbindung für rezeptpflichtige Medikamente wurden den Internet-Apotheken lange Zeit Vergünstigungen im Zusammenhang mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln untersagt. Doch seit Ende 2021 dürfen Versandapotheken gesetzlich Versicherten künftig keine Rabatte mehr auf verschreibungspflichtige Arzneimittel gewähren – selbst, wenn diese im europäischen Ausland sitzen. Das sieht das Gesetz zur Stärkung der Präsenzapotheken vor. Durch die Regelung gilt für gesetzlich Versicherte künftig der gleiche Preis für verschreibungspflichtige Arzneimittel – unabhängig davon, ob sie diese in der Apotheke vor Ort oder über eine EU-Versandapotheke beziehen.

Wann lohnt die Bestellung in einer Internet-Apotheke?
Medikamente nur im Internet kaufen? Das macht keinen Sinn. Das können sich übrigens auch die meisten Deutschen nicht vorstellen. Also lieber zweigleisig fahren.
Bestellen Sie besser in einer Online-Apotheke…
- …wenn Sie das Medikament gut kennen: Wenn Sie ein bestimmtes Medikament schon länger einnehmen und es gut vertragen, spricht nichts dagegen, es online zu bestellen. Im Gegenteil: Sie können damit viel Geld sparen.
- …wenn Sie Ihre Haus- oder Urlaubsapotheke auffüllen wollen: Vor allem bei größeren Bestellungen von Standardartikeln lohnt sich die Bestellung in der Internetapotheke. Denn dann entfallen die Versandkosten.
Besser in der Apotheke vor Ort kaufen…
- …bei akuten Beschwerden: Treten bereits Krankheitssymptome auf, müssen Patienten zu lange warten, bis das Medikament per Post eintrifft. Zwar bieten einige Internetapotheken einen Expressversand an, bei dem die Medikamente noch am selben Abend oder am nächsten Tag eintreffen. Das ist aber meist teuer.
- …ein Rezept haben: Oft ist es wichtig, dass Sie sofort mit der Behandlung beginnen und nicht erst Tage später.
- …wenn Sie nur ein einziges Medikament brauchen: Fast alle Internet-Apotheken liefern erst ab einem bestimmten Warenwert versandkostenfrei. Wer zum Beispiel bei einer Erkältung nur ein Nasenspray oder einen Hustenlöser braucht, muss für die Lieferung einige Euro bezahlen. Da kann die Apotheke vor Ort günstiger sein.
Die besten Apps für Gesundheit und Fitness zuhause
IMTEST zeigt, wie man sich zuhause fit hält, Medikamente und Lebensmittel bestellt oder per App Arzttermine vereinbart.
Tipp: Um unnötige Wege zu vermeiden, gibt es die App “meineapotheke” (kostenlos für iPhone, iPad und mobile Geräte mit Android). Damit können Rezepte bequem eingelöst und Medikamente oder Gesundheitsprodukte direkt in der nächstgelegenen Apotheke zur Abholung vorbestellt werden. Einfach das Rezept abfotografieren oder den Barcode auf der Medikamentenpackung mit der App einscannen und zur Vorbestellung an die Apotheke senden. Sobald das Medikament abholbereit ist, sendet die App eine Nachricht.
Internet-Apotheken: Bestellen leicht gemacht
Die Bestellung von rezeptfreien Arzneimitteln funktioniert wie bei fast allen anderen Online-Shops. Produkte aussuchen, in den Warenkorb legen, Lieferadresse und Zahlungsart angeben, AGB lesen und Bestellung abschicken – fertig. Der Paketbote bringt die Medikamente dann kurze Zeit später nach Hause. Im Test dauerte das zwischen zwei und sechs Werktagen. Was man den Internetapotheken aber zugutehalten muss: Bei allen Testbestellungen, durchgeführt gegen 11 Uhr vormittags, gingen die Pakete noch am gleichen Tag auf den Weg. Wie lange der Transport dann dauert, hängt von Faktoren wie Wohnort und Zustelldienst ab. Das Paket von Shop-Apotheke war tatsächlich sechs Werktage unterwegs. Dafür bietet Shop-Apotheke mit der sogenannten „NOW! Lieferung einen ganz besonderen Service an. Durch die Kooperation mit lokalen Apotheken, verspricht Shop-Apotheke die Lieferung der Bestellung am selben oder am nächsten Tag. Einziger Wehrmutstopfen: Das funktioniert nicht überall, sondern nur in einigen Großstädten.

Etwas komplizierter wird es bei verschreibungspflichtigen Medikamenten. Egal ob Kassen- oder Privatrezept, der Patient muss es vorher per Post an die Internetapotheke schicken. Dazu muss er sich zunächst registrieren, einen Bestellschein ausdrucken und dem Rezept beilegen.
Für die Einführung des sagenumwobenen E-Rezepts (rund 20 Jahre in Planung) sind die meisten Internetapotheken zwar bereits vorbereitet. Es ermöglicht die Verwendung eines Codes auf dem Smartphone anstelle des „rosa Rezeptzettels“. Das bedeutet: Der Informationsaustausch zwischen Arzt, Patient, Apotheke und Krankenkasse soll elektronisch statt auf Papier erfolgen. Die Bestellung von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln wird dadurch erheblich vereinfacht und beschleunigt.
Die bundesweite Einführung lässt aber weiter auf sich warten. Eigentlich war der Start schon für 2022 geplant, wäre da nicht die schleswig-holsteinische Datenschutzbehörde, die dem Projekt einen Strich durch die Rechnung machte. Gesundheitsminister Lauterbach will das E-Rezept nun trotzdem schnell an den Start bringen. Neben der speziellen App für Smartphones befürwortet er auch die Übermittlung der Rezeptcodes per E-Mail oder SMS. Über Datenschutzfragen sei man bereits im Gespräch. Im Laufe des Jahres sollen E-Rezepte auch mit der elektronischen Gesundheitskarte eingelöst werden können.
Knackpunkt Beratung
Fast alle Internet-Apotheken bieten über kostenlose Telefonnummern Beratungsgespräche an, die das persönliche Gespräch in der Apotheke vor Ort ersetzen sollen. Die Qualität dieser Beratung hängt in erster Linie von der Kompetenz der Gesprächspartner ab, muss aber nicht schlechter sein als beim Apotheker vor Ort. Dennoch: Wer sich mit Arzneimitteln nicht auskennt, läuft bei Internet-Apotheken Gefahr, das falsche Medikament einzunehmen.

Umtausch ausgeschlossen?
Rezeptpflichtige Produkte sind vom Umtausch ausgeschlossen. Für alle anderen Produkte gelten die Regeln des Fernabsatzgesetzes. Das heißt, Sie können sie ohne Angabe von Gründen innerhalb von 14 Tagen zurückgeben und bekommen den Kaufpreis erstattet. Allerdings ist der Rückversand nicht bei allen Apotheken kostenlos. Im Testfeld müssen zum Beispiel Kunden von „Medikamente per Klick“ die Rücksendekosten tragen.

Diese Internetapotheken sind empfehlenswert
Klarer Testsieger: „Medikamente per Klick“. Die Preise sind mit Abstand am günstigsten, der Testwarenkorb war im Schnitt um satte 44 Prozent billiger als die unverbindliche Preisempfehlung. Dahinter folgen DocMorris (-32 Prozent), Shop-Apotheke (-28 Prozent), Medpex (-24 Prozent) und Apodiscounter (-18 Prozent). Erstaunlich dabei: Bei allen 25 überprüften Medikamentenpreisen zeigte „Medikamente per Klick“ den günstigsten Preis an. Allenfalls die unübersichtliche Internetseite könnte einen neuen Anstrich vertragen. Wer es besonders eilig hat, sollte auch die „Shop-Apotheke“ auf dem Zettel haben, die mit ihrer schneller NOW! Lieferung hervorsticht. Tipp: Wenn Sie nur ein einzelnes, teures Medikament benötigen, nutzen Sie eine Preissuchmaschine wie www.medizinfuchs.de. Sie zeigt Ihnen schnell und zuverlässig den besten Preis inklusive Versandkosten von über 180 Internet-Apotheken.

Fazit
Wer Zeit, Wege und Kosten sparen will, profitiert von den günstigen Preisen der Internetapotheken. Das gilt aber in erster Linie für Menschen mit planbarem Medikamentenbedarf, zum Beispiel chronisch Kranke. Das Gleiche gilt für denjenigen, der seine Hausapotheke auf Vordermann bringen will oder die Reiseapotheke für den Urlaub plant. Auch Patienten, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und sich vor sozialen Kontakten schützen müssen, bleibt der Weg zur Apotheke vor Ort erspart.