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Körperwaagen im Test: Wie hilfreich sind die smarten Geräte?

Körperanalysewaagen zeigen neben dem Gewicht auch die Zusammensetzung des Körpers. IMTEST hat 5 Waagen getestet.

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Körperwaagen im Test © IMTEST

Smarte Körperwaagen: Mehr als nur Gewichtsanzeige

Der erste Schritt auf eine Körperwaage mit Analysefunktion erfordert Mut. Wenn das Messinstrument in großen Lettern vermeldet, dass mindestens 25 Kilo zu viel auf den Rippen lagern, ist das kein Stimmungsaufheller. Wenn außerdem zu wenig Muskelmasse attestiert wird sowie ein Body-Mass-Index (BMI) nahe der Fettleibigkeit, kann es schlimmer kaum kommen. Aber sind die Angaben überhaupt korrekt? IMTEST hat fünf smarte Körperanalysewaagen mit den dazugehörigen Apps auf den Prüfstand gestellt.

1 Gewicht, BMI, Wasser, Körperfett: Abweichung von Referenz

Körperwaagen messen mit Strom

Alle der getesteten Körperwaagen ermitteln ihre Werte durch die Bioelektrische Impedanz-Analyse (BIA). Dabei wird von Kontakten auf der Oberfläche der Waage nicht spürbarer Strom durch den Körper gesendet und wieder empfangen. Die verschiedenen Körperbestandteile wie Knochen, Muskeln, Fett und Wasser Strom leiten unterschiedlich gut. Folge: Der elektrische Widerstand („Impedanz“) schwankt. Vereinfacht gesagt wird der Strom von den verschiedenen Gewebearten im Körper gebremst – mal mehr, mal weniger stark. Strom im Körper bedeutet aber auch, dass Herzschrittmacher oder Defibrillatoren negativ beeinflusst werden könnten. Körperanalysewaagen sind also für Träger solcher Geräte tabu.

Das braucht und misst die Körperwaage

Um die smarten Körperwaagen zu Höchstleistungen zu bringen, benötigen die Geräte vorher Angaben zu Alter, Geschlecht und Körpergröße. Letzteres ist in Verbindung mit dem gemessenen Gewicht etwa nötig, um den BMI zu errechnen. Wenn alle Daten eingegeben sind, errechnen die Waagen den Körperfettanteil, manche geben sogar den Anteil des im Bauchraum angelagerten Fettes an. Auch die Menge des im Körper enthaltenen Wassers sowie die Knochen- und Muskelmasse zeigen die smarten Körperanalysewaagen. Bei den Angaben zur Muskelmasse haben die Hersteller allerdings unterschiedliche Wege eingeschlagen, die eine Vergleichbarkeit verhindern: Hier stehen sich die angegebene Skelettmuskelmasse (Beurer, Soehnle) und die Gesamtmuskelmasse (Huawei, Xiaomi, Withings) gegenüber.

Große Ziffern auf großem Display wie bei der Waage von Soehnle erleichtern das Ablesen deutlich.
Soehnlein Körperwaage mit Anzeige © IMTEST

Körperwaagen richtig nutzen

Damit die Waagen korrekt arbeiten, sind ein paar Details zur Nutzung wichtig. Das Wichtigste: Der Stromfluss wird von sehr trockenen Füßen behindert. Frisch eingecremt sollten die Füße aber auch nicht sein. Auch dürfen die Füße nicht zu dicke Hornhäute aufweisen. Zudem darf der Strom keine Möglichkeit haben, an Knien oder Oberschenkeln auf die andere Körperseite zu gelangen.

Für vergleichbare und aussagekräftige Werte gilt zudem, was bei jeder Körperwaage gilt: Am besten stellt man sich morgens nach dem Aufstehen und nach dem ersten Toilettengang auf die Waage, damit die Ergebnisse nicht vom Essen oder einer vollen Blase verfälscht werden. So kann man die Werte Tag für Tag gut miteinander vergleicht.

Körperwaagen ohne Handsensoren

Alle Körperwaagen im Testfeld schicken den Strom durch die Füße. Profi-Exemplare nutzen dafür spezielle Handsensoren und sind schon deswegen genauer: „Bei Waagen ohne Handelektroden fließt der Strom in einem Bein hoch und nimmt den kürzesten Weg im anderen Bein direkt wieder zurück. So wird also nur die Zusammensetzung der unteren Körpersegmente gemessen. Wird dann die Körperzusammensetzung auf den ganzen Körper hochgerechnet, kann dies zu stark verfälschten Ergebnissen kommen, wenn z. B. das Fett vor allem im Bauch sitzt, die Beine aber schlank sind.“, erklärt Dr. Michael Johannes Maisch, Chief Medical Advisor des Messsystem- und Waagenherstellers Seca.

Die Referenzwerte hat IMTEST darum auch bei Seca mit dem Profi-Modell „mBCA 555“ erfasst. Resultat: Alle Körperanalysewaagen zeigen fast immer Abweichungen vom Referenzwert. Außerdem wichtig zu wissen: Alle Funktionen der smarten Körperwaagen sind meist nur mit einer App nutzbar. Die Waage von Xiaomi etwa kann ohne App nicht mehr als das Gewicht vermelden, Beurer oder Soehnle zeigen hingegen mehr Angaben. Immerhin klappt die Bedienung über die App bei den letzteren Modellen und der Huawei-Waage sehr gut. Bei Xiaomi und Withings ist die Bedienung dagegen ein wenig umständlich.

Die App von Soehnle zeigt wichtige Infos wie das Gewicht übersichtlich und grafisch ansprechend.

FAZIT

Soehnle hat sich im Test der smarten Körperwaagen mit den genauesten Messwerten und einer ansprechend gestalteten und übersichtlichen App den Testsieg gesichert – dicht gefolgt von Huawei und Withings. Der Preis-Leistungs-Sieger Xiaomi hat im Test die ungenauesten Werte gezeigt, hier besticht allein der extrem niedrige Preis.

Fotos: IMTEST, Hersteller