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Tank-Apps im Test: Den besten Spritpreis finden und sparen

IMTEST klärt, welche Tank-App die günstigsten Tankstellen findet.

Hand mit Smartphone und Tank-App vor Tankstelle
© IMTEST

Die besten Apps für günstiges Tanken // IMTEST

Die Spritpreise steigen, Autofahren wird immer teurer. Damit Sie immer die günstigste Tankstelle finden, hat IMTEST die beliebtesten Tank-Apps geprüft. Das Ergebnis zeigt: Nicht jede App gibt Preise korrekt an. Welche ist die beste?

Die Spritpreise bewegen sich seit Monaten auf Rekordniveau. 2,20 Euro für den Liter Super sind seit Beginn des Ukraine-Krieges keine Seltenheit an Deutschlands Tankstellen. Zwar soll der von der Bundesregierung beschlossene Tankrabatt für vorübergehende Entspannung sorgen, ob die Senkung der Energiesteuer aber vollständig an die Verbraucher weitergegeben wird, bleibt abzuwarten. Mittel- bis langfristig müssen wir uns wohl mit hohen Benzinpreisen anfreunden. Mit einer Tank-App finden Sie im besten Fall aber stets die günstigste Tank-Gelegenheit in Ihrer Nähe. IMTEST hat fünf solcher Apps getestet.

Spritpreisentwicklung
Die Spritpreise bewegen sich seit Monaten auf einem historisch hohen Niveau. © ADAC

Spritpreise schwanken – Tank-Apps helfen

Überdies schwanken die Preise an den Tankstellen wie ein betrunkener Matrose. An ein und derselben Tankstelle sind laut Kartellamt Preisunterschiede von acht bis 13 Cent pro Liter am Tag die Regel. In einer Stadt oder Region erreichen die Preisunterschiede demnach 18 bis 24 Cent pro Liter. Das mag sich zwar nicht gigantisch anhören, wer aber sein Auto mit 50 Litern betankt, kann demnach bis zu 12 Euro sparen – das kann sich lohnen. Wer fünf Mal pro Monat diese Menge tankt, zahlt bis zu 60 Euro weniger. 



Dazu müsste man allerdings genau wissen, welche Tankstelle wann den Sprit am günstigsten anbietet. Genau diese Infos wollen Spritpreis-Apps fürs Smartphone liefern. Ein kurzer Blick auf den Bildschirm reicht, und der Nutzer weiß, wo es den billigsten Kraftstoff in der Umgebung gibt. Auf den ersten Blick versprechen alle Apps das Gleiche: Preise in Echtzeit, beste Abdeckung und viele praktische Extras. Der IMTEST-Test von fünf beliebten Spritspar-Apps zeigt aber: Die Unterschiede sind zum Teil gewaltig.

So funktionieren Tank-Apps

Die Spritpreise erhalten die Apps von der ans Bundeskartellamt angeschlossenen Markttransparenzstelle für Kraftstoffpreise (MTS-K). An diese müssen die Tankstellenbetreiber die aktuellen Preise und alle Preisänderungen melden. Denn Tankstellen sind verpflichtet, Preisänderungen bei den gängigen Kraftstoffsorten „in Echtzeit“ (also spätestens 5 Minuten nach der Änderung) an die MTK-S zu melden, damit diese die Daten an Anbieter von Verbraucher-Informationsdiensten zum Zwecke der Verbraucherinformation weitergeben. Allerdings gilt diese Regelung lediglich für die gängigen Kraftstoffsorten Super E5, Super E10 und Diesel.

iPhone 12 mit Screenshot der App Clever Tanken

Die Bertha-App von Mercedes Benz ermittelt nur die Preise von Super E5, Super E10 und Diesel. © Apple, IMTEST

Tank-Apps: Große Unterschiede

An diesem Punkt trennt sich bereits die Spreu vom Weizen: Bertha von Mercedes Benz zeigt zum Beispiel allein diese drei Spritsorten an. Bei ADAC Spritpreise sieht es nicht viel besser aus, hier kommen noch die Erdgassorten LPG und CNG dazu. Ein deutlich breiteres Spektrum bieten clever-tanken und mehr-tanken, die darüber hinaus auch Normalbenzin, viele Premiumsorten, Autogas, Wasserstoff, AdBlue und sogar Strom abdecken.

Dazu kommen signifikante Diskrepanzen bei der Tankstellenabdeckung. Zwar sprechen alle Anbieter von nahezu hundertprozentiger Marktabdeckung, bei genauerer Betrachtung sind mehr-tanken, clever-tanken und TankenApp in diesem Punkt allerdings deutlich besser als ADAC Spritpreise und Bertha aufgestellt. Dazu prüfte IMTEST an jeweils zwei Standorten in Hamburg und Düsseldorf, wie viele Tankstellen die Apps im Umkreis von 10 Kilometern berücksichtigen. Während ADAC Spritpreise zum Beispiel nur 98 und 39 Tanken (= 137) fand, waren es bei Mehr-tanken mit 136 und 54 (= 190) deutlich mehr. Auch Bertha machte in diesem Punkt mit 110 und 40 (= 150) keine gute Figur. Dabei spielt die Abdeckung eine wichtige Rolle: Fehlen Tankstellen in der Auflistung, verpasst der Nutzer womöglich den günstigsten Preis und / oder muss längere Anfahrten in Kauf nehmen.

iPhone 12 mit Screenshot der App Mehr Tanken
mehr-tanken deckte im Test die meisten Tankstellen ab. Nervig aber: Die Werbung. © Apple, IMTEST

Günstigere Tankstelle: Lohnt der Umweg?

Apropos Anfahrt: Es lohnt sich nicht, einen großen Umweg für ein paar Cent günstigeren Sprit in Kauf zu nehmen. Denn das kostet neben Kraftstoff auch wertvolle Zeit. „In der Regel rechnen sich Umwege fürs Tanken nicht”, meint auch Vincenzo Lucà vom Tüv Süd. „Extreme Preisunterschiede im Einzelfall und starke Preisgefälle etwa in Grenzgebieten einmal ausgenommen”. Faustregel: Ein Umweg für den günstigeren Spritpreis lohnt sich meist nur, wenn für jeden gesparten Cent nur ein Kilometer mehr gefahren werden muss. Also wenn der Sprit an einer Tankstelle 6 Cent billiger ist, darf der Umweg auch nicht länger als 6 Kilometer ausfallen.

iPhone 12 mit Screenshot der Tanken App
Einmalig: Der “Best Deal” der TankenApp ermittelt das beste Angebot auf Basis von Preis und Distanz. © Apple, IMTEST

Anstatt sich aber Faustformeln merken zu müssen, sollten diese Aufgabe eigentlich die Spritspar-Apps übernehmen. Doch keine App zeigt in der Übersicht weder die voraussichtliche Fahrstrecke und Fahrzeit zur Tankstelle (nur die direkte Distanz) an und nur eine, welches Angebot die beste Kombination aus Distanz und Preis darstellt. Dabei handelt es sich um den „Best Deal“ der TankenApp. Der schlägt prominent die Tankstelle vor, die laut Berechnung die beste Kombination aus Spritpreis, Entfernung und Verbrauch aufweist. Zusätzlich zeigt die TankenApp bei allen Einträgen an, wie hoch die Ersparnis im Vergleich zur teuersten Tankstelle in der Umgebung ausfällt, wenn der Nutzer 40 Liter tankt. Sehr praktisch.



Tank-Apps: Nicht hundertprozentig zuverlässig

Die Apps erhalten die Preise wie beschrieben im Minutentakt von der Markttransparenzstelle für Kraftstoffpreise und anderen Datenbanken. Eigentlich sollte es also keine nennenswerten Unterschiede bei den Preisangaben geben, oder? Weit gefehlt. Die Stichproben von IMTEST ergaben: Es gibt vereinzelt deutliche Abweichungen von den tatsächlichen Preisen, hundertprozentig darf man sich auf keine der getesteten Spritspar-Apps verlassen. Schon ärgerlich, wenn man vor Ort einen deutlich höheren Kurs bezahlen muss, als die App anzeigt. Als am zuverlässigsten erwies sich im Test mehr-tanken, die bei 10 Stichproben (von jeweils 10 Tankstellen) lediglich zweimal danebenlag. Als Schlusslicht in dieser Kategorie entpuppte sich die TankenApp, die immerhin 9-mal einen falschen Preis anzeigte.

Update: Nachtest von Spritradar

Auf eigenen Wunsch ist Spritradar in den Test nachgerückt, laut Herstellerangabe die „mit Abstand übersichtlichste und schönste App”. Und tatsächlich entpuppte sich die App als übersichtlich. Das liegt aber vor allem daran, dass sie funktional zu den Schwächsten zählt. Unterm Strich sind kaum nennenswerte Extras an Bord, selbst viele Standards wie Sortierfunktionen und eine Preisprognose fehlen. Damit nicht genug: Spritradar deckt allein Super E5, Super E10 und Diesel ab. Noch viel schlimmer aber: Die Tankstellenabdeckung ist löchrig wie ein Schweizer Käse. Während die besten Apps bei den Stichproben in Hamburg und Düsseldorf die Preise von bis zu 190 Tankstellen anzeigten, waren es bei Spritradar nur mickrige 30. Da sich auf Basis dieser dünnen Datenlage kein sinnvoller Preisvergleich durchführen lässt, ist die App allein aus diesem Grund nicht empfehlenswert.

Fazit

Hundertprozentig überzeugte keine Tank-App im Test. Das beste Gesamtpaket und damit den Testsieg verdient sich aber mehr-tanken. Der Dienst hat die meisten Extras an Bord (etwa Preisalarm, Preisprognose, Routenplaner, Verbrauchsrechner), deckt viele Kraftstoffsorten ab und lässt sich einfach bedienen. Darüber hinaus erzielte mehr-tanken Bestnoten in den Disziplinen Tankstellenabdeckung und Preisgenauigkeit. Nicht so gut: Die aufdringliche Werbung und die verbraucherunfreundlichen AGB.