Veröffentlicht inPflege/Vorsorge

Konflikte vermeiden: Pflege und Hilfe für die Eltern

Pflegebedürftig? Diese Frage birgt Potenzial für Konflikte.

Eine Tochter mit ihrer älteren Mutter.
Die Kinder wollen meist nur das Beste für ihre Eltern. Doch was wollen die? Gerade beim Thema Pflegebedürftigkeit kann es leicht Konflikte geben. © Andrea Piacquadio/Pexels

Immer wieder sehen Kinder, dass ihre Eltern im Alltag zunehmend schlechter zurechtkommen. Doch alle gut gemeinten Vorschläge und Unterstützungsangebote werden abgelehnt und Konflikte stehen an. Warum ist das so?

Die 47-jährige Annalena Peters macht sich beispielsweise große Sorgen um ihre Eltern. Das Ehepaar lebt im eigenen Haus und ist bereits überfordert. Denn das Schlafzimmer liegt im ersten Stock und die 74-jährige Mutter ist schon mehrfach auf der Treppe gestürzt. Zum Glück hat sie sich dabei bisher nichts gebrochen. Als nach langer Diskussion und Streit die Tochter eine Entscheidung traf und gemeinsam mit dem Bruder das Ehebett im Wohnzimmer aufgestellt hatte, hing anschließend über Wochen der Familiensegen schief. Der Vater sah zwar ein, dass damit weitere Treppenstürze verhindert werden können – er fühlte sich jedoch übergangen und bevormundet.



Unabhängigkeit für die Eltern schaffen und erhalten

Auch wenn nicht mehr alles so klappt wie früher, die Menschen wollen ihre Selbstständigkeit nicht verlieren. Dahinter steht die Angst, auf fremde Hilfe angewiesen zu sein und in die Abhängigkeit zu geraten. Hilfsangebote werden deshalb abgelehnt. “Wenn ich mich auf die ambulante Pflege in der vertrauten Häuslichkeit einlasse, muss ich den Mitarbeitern meine Hilfebedürftigkeit offenbaren”, erklärt beispielsweise Diplom-Psychologin Sigrid Jaacks. Da ist es leichter, so ein Angebot abzulehnen. Zur Begründung heißt es dann oft: “Waschen kann ich mich noch allein. Die vom Pflegedienst machen ja eh nur den Fußboden schmutzig.”

Manchmal wird sogar die vorübergehende Unterstützung nach einer Krankenhausbehandlung durch einen ambulanten Pflegedienst abgelehnt. Eine ältere Patientin hat nach ihrer Entlassung aus der Klinik die Pflege durch eine Sozialstation kurzfristig abgesagt und meinte, sie würde das allein schaffen. Jetzt heißt es abzuwarten: Entweder berappelt sich die Dame in den nächsten Tagen und schafft die eigene Pflege selbst – von der Körperpflege über das Wechseln von Verbänden und das Zusammenstellen und Einnehmen der Tabletten bis zum Haushalt –, oder sie wird schnell an ihre Grenzen stoßen. Mit dieser Erfahrung im Hinterkopf kann sie die Leistungen der ambulanten Pflege womöglich bei einem zweiten Anlauf eher annehmen.

Eine junge Hand berührt eine ältere, die einen Apfel hält.
Pflegebedürftig? Ist Hilfe nötig? Diese Frage kann zu Konflikten mit Eltern oder anderen Angehörigen führen. © Matthias Zomer/Pexels

Angst vor sozialen Kontakten

Mit einem Problem haben viele Menschen zu kämpfen, die allein in der vertrauten Häuslichkeit leben, nämlich mit der Einsamkeit. Um dem ständigen Alleinsein zu begegnen, lässt sich die Pflege zu Hause gut mit den Angeboten einer Tagespflegeeinrichtung kombinieren. Doch wenn die Angehörigen vorschlagen, regelmäßig die Tagespflege zu besuchen, stoßen sie auf Ablehnung. Denn viele Senioren haben regelrecht Angst vor sozialen Kontakten. Meist wird dabei befürchtet, keinen Kontakt in der Gruppe zu finden. “Die anderen kennen sich alle, und ich sitze mit einer Dame zusammen, mit der ich nicht ins Gespräch komme”, heißt es dann beispielsweise.

Einige Kinder meinen es gut, wollen aber zu viel übernehmen. Einige von ihnen entwickeln sich zu regelrechten Helikopter-Kindern. Sinnvoll ist es, die Eltern mitentscheiden zu lassen, welche Pflege- und Betreuungsangebote nötig sind.

Der vorliegende Text stammt aus dem Ratgeber “Der Pflegekompass” von Jochen Mertens e.K., erstmals erschienen 2021 bei der Funke Mediengruppe.

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