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9 Antivirenprogramme im Test: Der beste Virenschutz 2023

Für PCs unverzichtbar schützen sie persönliche und wichtige Daten.

Monitor und Smartphone vor grünlichem Hintergrund
© Getty Images

Es kann nicht oft genug betont werden: Jeder Computer braucht ein aktuelles Antivirenprogramm. Denn die Cyberkriminalität ist weltweit auf dem Vormarsch. Allein im Jahr 2020 stieg die Zahl der Vorfälle um 358 Prozent im Vergleich zu 2019. Dieser starke Anstieg innerhalb nur eines Jahres hängt sicherlich mit der Pandemie zusammen, aber auch 2021 setzte sich der Trend mit einem Plus von 125 Prozent fort.

Endgültige Zahlen für 2022 liegen zwar noch nicht vor, aber es ist wahrscheinlich, dass die Cyberkriminalität weiter zunimmt und Unternehmen, Regierungen und Privatpersonen weiter in Atem hält. Grund genug für IMTEST sich die gängigsten Antivirenprogramme in einem Test genau anzusehen und von Experten prüfen zu lassen.

Antivirenprogramme im ewigen Katz-und-Maus-Spiel

Cyberkriminelle und Antiviren-Hersteller liefern sich einen endlosen Kampf: Die Kriminellen entwickeln ständig neue Viren und andere Gemeinheiten, um Computer zu infizieren oder Nutzer online anzugreifen. Die Entwickler von Virenschutzlösungen wiederum arbeiten stetig an Antiviren-Programmen, um diese Bedrohungen zu erkennen und unschädlich zu machen. Neu entwickelte Schädlinge sollen möglichst schon vor ihrer massenhaften Verbreitung erkannt und abgefangen werden. Übersieht ein Programm nur einen einzigen Schädling, sind die Folgen Datenverlust oder finanzieller Schaden.

AV-TEST hat untersucht, wie gut Programme schützen. In sorgfältig konzipierten Testreihen haben die Experten alle Waffen auf die Schutzprogramme abgefeuert, die auch zum Arsenal der Cyberkriminellen gehören. Erstmals prüften die Experten die Schutzwirkungen nicht nur auf Windows-10-PC, sondern auch mit Windows 11. Dadurch ergeben sich im Test der Antivirenprogramme zwei verschiedene Bewertungen. In einer großen Tabelle finden Sie die Windows-11-Noten, in einer kleineren die für Windows 10.

Internetschutz durch Antivirenprogramme

Bei Computerviren handelt es sich um Miniprogramme, die in der Lage sind, sich selbst zu vervielfältigen und sich auf diese Weise schnell zu verbreiten. Früher gelangten sie meist über infizierte Disketten auf die PCs, heute ist das Internet der häufigste Übertragungsweg. Moderne Schädlinge wollen Zugangsdaten ausspionieren (Trojaner), PCs in Spam-Schleudern verwandeln (Botware) oder Daten „kapern“, die der Nutzer nur gegen Lösegeld zurückerhält (Ransomware). Um entsprechende Schädlinge auszuschalten, gibt es Antivirenprogramme. Entdecken diese eine gefährliche Datei, wird eine Warnmeldung angezeigt, und der Eindringling unschädlich gemacht.

Wie gut erledigen Antivirenprogramme diese Aufgabe? Um das herauszufinden, haben die Experten von AV-TEST alle Geschütze gegen Schutzprogramme aufgefahren, die auch zum Rüstzeug der Cyberkriminellen gehören, wie zum Beispiel:

  • Zero-Day-Malware (aktuelle Bedrohungen)
  • Drive-by-Attacken (Viren, die auf Internetseiten lauern)
  • Downloads von Webseiten
  • Angriffe über verseuchte E-Mails und vieles mehr
Blick über Schulter von Mann der vor Computer sitzt
AV-TEST führt seit über 15 Jahren Prüfungen von Sicherheitsprodukten durch. © AV-TEST

So testet IMTEST Antivirenprogramme

IMTEST stützt sich bei der Beurteilung der Virenschutzprogramme auf seinen Sicherheitspartner AV-TEST. Mit selbst entwickelten Analysesystemen und ausgeklügelten Testverfahren garantiert AV-TEST unabhängige und zuverlässige Prüfungen der Antivirenprogramme.

Blick über Schultern von zwei Männern, die am Computer sitzen
Eine der größten Malware-Datenbanken der Welt ermöglicht praxisnahe Tests. © AV-TEST

Die Malware-Experten von AV-TEST untersuchen die Schutzleistung gegen aktuelle Malware (Real-World-Test) sowie gegen weit verbreitete Schadprogramme (AV-TEST Referenz-Set). Für den Test zählen vorrangig die aktuellen Ergebnisse von September und Oktober 2022 Dazu kommt das Langzeitergebnis, das sich aus den Schutzwirkungstests von August 2021 bis August 2022 zusammensetzt (nur Windows 10).

GeschwindigkeitWie sehr beeinflusst der Einsatz eines IT-Sicherheitsproduktes die Geschwindigkeit des zu schützenden Systems? Die Experten der AV-TEST-Labors untersuchen Auswirkungen auf die Performance mit ausgefeilten Tests unter realistischen Bedingungen.

Um den Einfluss von Schutzlösungen auf die Geschwindigkeit zu untersuchen, werden für die tägliche Arbeit an Computern typische Aktionen ausgeführt, gemessen und analysiert. Dazu zählt etwa der Aufruf von Webseiten, der Download von Programmen und anderen den täglichen Einsatz abbildenden Prüfszenarien.

Ob und in welchem Umfang der Einsatz getesteter Produkte die Benutzbarkeit durch Fehlalarme beeinträchtigt, steht ebenfalls auf dem Prüfstand. Dabei steuert das Testsystem eine Auswahl von mehreren Hundert viel besuchten Webseiten an. Es erfasst automatisch, ob und wann ein Schutzprogramm fälschlicherweise Warnmeldungen ausgibt oder gar den Zugriff aufgrund eines Fehlalarms blockiert.

Zudem erfasst der Fehlalarm-Test die Quantität fälschlicher Erkennungen von ungefährlichen Dateien durch die Schutzprogramme. In Hunderttausenden Testfällen müssen die Produkte eine möglichst geringe Fehlalarmquote erzielen.

Wie einfach lassen sich die Programme installieren und deinstallieren? Wie übersichtlich sind die Programme aufgebaut und wie einfach lassen sich Aufgaben wie Scans und das Hinzufügen von Ausnahmen bewältigen? Und werden Abos automatisch verlängert? Das spiegelt die Note „Bedienung“ wider.

Die Hersteller garnieren ihre Lösungen zunehmend mit Extras, die die Sicherheit zusätzlich erhöhen sollen. IMTEST kontrolliert, welche Zusatzfunktionen an Bord sind.

Screenshot von AV-TEST mit Testdetails
AV-TEST setzt bei Produktprüfungen auf eine selbst entwickelte Analyse-Software, die ständig der
aktuellen Bedrohungslage angepasst wird. © AV-TEST

Defender schwächelt unter Windows 11

Erstmals kamen im Test mit den Antivirenprogrammen auch Testrechner mit Windows 11 zum Einsatz. Selbst die Experten von AV-TEST hatten erwartet, dass Microsofts interner Schutz, der Windows Defender, ähnlich zuverlässig wie unter Windows 10 arbeitet. Doch dem ist nicht so. So zeigte das Microsoft-Produkt Schwächen bei Zero-Day-Malware. Eine 100-prozentige Erkennung leisteten dagegen die Schutz-Pakete von Avast, AVG, Avira, Bitdefender, G DATA, McAfee, und Norton.

Wie stark die Antivirenprogramme Windows 11 ausbremsen, untersuchten die Experten ebenfalls. Dafür führten sie auf einem Standard- und einem High-End-PC mit und ohne eine Schutzlösung jeweils definierte Aktionen durch: Internetseiten öffnen, Programme installieren und starten, Dateien herunterladen und Daten kopieren.

Eine sehr geringe Systembelastung erzielt dabei kein Produkt. Den Vogel schießt aber der Defender ab, der zum Teil durch einen besonders hohen Bedarf an Systemressourcen unangenehm auffällt. Ein Beispiel: Beim Kopieren von Dateien verlangsamt der Defender das Tempo auf dem Standard-PC um 63 Prozent.

Windows 10: Sieben mal perfekter Virenschutz

Unter Windows 10 schnitt der Defender im Test der Antivirenprogramme dagegen besser ab. Auch wenn er sich im Langzeittest einige Schwächen leistete, reicht es bei der Schutzwirkung unterm Strich noch für ein „sehr gut“. Hundertprozentigen Schutz boten immerhin sieben der zehn untersuchten Produkte: Avast One, AVG Ultimate, Avira Prime, McAfee Total Protection, G DATA Total Security sowie Norton 360 Advanced.

Der Windows Defender, Bitdefender Total Security und F-Secure Total erzielten bei der „Schutzleistung“ zwar ebenfalls die Note „sehr gut“, ließen aber im Laufe der Monate den einen oder anderen Schädling passieren.

Zur „Bremswirkung“ unter Windows 10: Vor allem AVG Ultimate und McAfee Total Protection gehören zu den Antivirenprogrammen, die Computer bei typischen Tätigkeiten stärker verlangsamen. Ein Beispiel: Auf einem Standard-PC öffnen sich Internetseiten mit AVG Ultimate aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen im Schnitt 20 Prozent langsamer. Zum Vergleich: Bei schnellen Lösungen wie Avast One beträgt die Verzögerung nur 13 Prozent. Unter dem Strich bremste Norton 360 Advanced die Testrechner von allen Programmen am wenigsten aus.



Fehlalarme bei Antivirenprogramme im Test selten

Eine der schwierigsten Disziplinen für Antivirenprogramme: schädliche von harmlosen Daten zu unterscheiden. Das ist wie bei einem Elefanten: Jeder Elefant ist grau, aber nicht alles, was grau ist, ist ein Elefant. Im Idealfall muss der Benutzer nur eingreifen, wenn das Programm einen Schädling entdeckt. Umso ärgerlicher ist es, wenn das Schutzprogramm harmlose Dateien oder Programme als Bedrohung erkennt und blockiert. In diesem Fall spricht man von „False Positives“. Solche Fehlalarme können den Arbeitsablauf ebenso stören wie Angriffe durch Schädlinge.

AV-TEST hat daher die Sicherheitspakete auf Fehlalarme überprüft. Dazu mussten die Pakete Millionen von Dateien scannen, Tausende von Internetseiten besuchen und die Installation von Hunderten von sauberen Programmen überwachen.

AV-SUITEN BIETEN IM GEGENSATZ ZUM WINDOWS DEFENDER EINEN GUTEN RUNDUMSCHUTZ.“

Andreas MarxCEO von AV-TEST

Das Ergebnis ist insgesamt erfreulich, und das sowohl unter Windows 10 und 11: AVG Ultimate, Bitdefender Total Security, G DATA Total Security, McAfee Total Protection und Avast One stuften lediglich vereinzelt Programme und Aktionen als gefährlich ein. Als perfekte Türsteher erwiesen sich die Produkte von Avira, F-Secure und Norton. Sie wiesen nicht nur alle Störenfriede ab, sondern ließen auch alle willkommenen Gäste herein. Ebenfalls tadellos in dieser Disziplin, wenn auch ohne hundertprozentige Virenerkennung: F-Secure und der Windows Defender.



Schädlings-Gesamtmenge unter Windows

Über 750 Millionen Viren bedrohen aktuell die Sicherheit von PCs. Hinzu kommen 180 Millionen. sogenannte PUAs, also Potenziell Unerwünschte Anwendungen, die Werbung einblenden oder Daten sammeln.

blaues Balkendiagramm mit Jahreszahlen und wachsenden Balken mit höherer Jahreszahl
© IMTEST

Sicherheitsoptionen bei Virenschutz-Programmen

Die Gretchenfrage für Windows-Nutzer: Braucht man überhaupt noch ein zusätzliches Antivirenprogramm oder reicht der in Windows vorinstallierte Defender aus? Immerhin macht das Bordmittel in Sachen Virenschutz seit Langem eine gute Figur – zumindest unter Windows 10. Ein weiterer Vorteil des Defenders ist, dass er fester Bestandteil des Betriebssystems ist und im Gegensatz zu vielen anderen kostenlosen Lösungen nicht mit Werbung und anderen überflüssigen Meldungen nervt.

Wer seinen Windows-10-PC also in erster Linie vor Infektionen mit Trojanern, Würmern und anderen Schädlingen schützen will, macht mit dem Defender nichts falsch. Nutzer von Windows 11 sollten dagegen – aufgrund der aktuellen Schwächen beim Virenschutz – mindestens kurzfristig auf eine andere Virenlösung zurückgreifen. Zu einem rundum guten Antivirenprogramm gehört aber mehr als nur ein Basisschutz gegen Eindringlinge:

Der Defender bietet keinen Passwort-Manager, keinen Bank- oder Zahlungsschutz, keinen Spamschutz und keinen Software-Updater. Die großen Antiviren-Suiten bieten dagegen meist einen Rundumschutz gegen alle möglichen Gefahren. Viele Suiten enthalten auch VPN-Dienste, Back-up-Software oder sogar Schutz vor Identitätsdiebstahl.

Der Defender kümmert sich nur um Windows und schützt keine anderen Geräte wie das Smartphone oder das Heimnetzwerk.

Der „Smartscreen-Filter“ des Defenders warnt vor betrügerischen Internetseiten, die geheime Zugangsdaten entlocken wollen, sogenannte Phishing-Seiten. Ebenso schlägt er Alarm, wenn sich hinter einer Internetseite Schädlinge verstecken, die den Computer angreifen wollen. Aber: Er überwacht nur den hauseigenen Browser Edge. Wer Chrome oder Firefox nutzt, surft ungeschützt.

Im Gegensatz zu den übersichtlichen Oberflächen der Antivirenprogramme präsentiert sich das Menü „Windows-Sicherheit“ eher unübersichtlich.

Reizthema Abo-Verlängerung von Antivirenprogrammen

Ein heikles Thema bei allen zahlungspflichtigen Antivirenprogrammen im Test: Bei der Installation aktivieren die Hersteller eine automatische Abo-Verlängerung („damit der Schutz nahtlos weiterläuft“). Das bedeutet: Wer nicht kündigt, zahlt ein weiteres Jahr für die Lizenz. Das wäre an sich kein Thema. Zumal sich die Abo-Verlängerung natürlich auch nachträglich wieder abschalten lässt – was sich, abgesehen von McAfee, auch leicht bewerkstelligen lässt. Aber man muss es wissen.

Macht man es nicht oder vergisst es, bestrafen die Hersteller treue Kunden. Denn während Neukunden mit Schnäppchenpreise gelockt werden, verlangen bei einer Abo-Verlängerung alle Anbieter den viel höheren Normalpreis.

Screenshot Norton Aboverlängerung
Gute Antiviren-Suiten (wie hier Norton) schützen nicht nur den Computer vor Gefahren. © Norton, IMTEST

Beispiel Norton 360 Advanced: Im ersten Jahr kosten 10 Lizenzen faire 39,99 Euro. Im zweiten Jahr sind es dann (Stand Anfang Februar) mit 134,99 gleich 100 Euro mehr. Einen ordentlichen Zuschlag verlangen auch G DATA (erst 81,95, dann 249,75 Euro), und Avast (erst 35,88, dann 89,99 Euro). Ebenso fragwürdig: Die Preise schwanken wie an der Zapfsäule, manche Hersteller ändern ihre Preise im Wochentakt.

Screenshot Norton Aboverlängerung
Im zweiten Jahr wird es im Falle einer Aboverlängerung bei allen Herstellern deutlich teurer. © Norton, IMTEST

Tipp: Am besten gleich nach Abschluss kündigen, sich rechtzeitig vor Ablauf des Abonnements über die aktuell besten und günstigsten Produkte informieren und ein neues Abo abschließen. Das dauert keine 10 Minuten und spart jede Menge Geld. Noch ein Tipp: Über Preissuchmaschinen wie idealo.de finden Sie häufig sogar noch weitaus bessere Preise als auf den Internetseiten der Hersteller.

Virenschutz für Windows 10

Nutzen Sie einen Windows-10-Computer? Dann sieht das Ranking der Antivirenprogramme marginal anders aus als in der Windows-11-Tabelle.

Antivirenprogramme für Mobilschutz

Vor allem Android-Smartphones sind ein beliebtes Ziel für Cyberkriminelle, dementsprechend hoch ist die Anzahl an Viren, Hacks und Malware. Das ist angesichts des hohen Marktanteils keine große Überraschung, wohl aber die Zahl der Android-Schädlinge. Experten schätzen, dass jedes Jahr mehr als drei Millionen neue Schädlinge auftauchen. Dazu versteckt sich Malware zunehmend in Apps, von denen mittlerweile Millionen im Umlauf sind. Deshalb sind auch für Smartphones Antivirenprogramme gefragt.

Hände halten Smartphone an Tisch vor Fenster mit grafisches Schloss über Display
Auch das Smartphone muss vor Viren geschützt werden. © Getty Images

Zwar gab es auch beim iPhone in der Vergangenheit immer wieder Sicherheitsvorfälle, diese lassen sich aber an zwei Händen abzählen. Hinzu kommt, dass Apple und Google ihre Betriebssysteme sehr unterschiedlich konzipiert haben. Apple hat iOS weitgehend abgeschottet, kaum konfigurierbar gestaltet und nur wenige Schnittstellen geöffnet. Google hingegen hat Android auf maximale Transparenz und Flexibilität getrimmt. Jeder (auch ein Hacker) kann den Quellcode einsehen und Schwachstellen entdecken. Das macht Android-Smartphones verwundbarer.

Updates als Sicherheitsfaktor bei Smartphones

Auch bei der Update-Politik sind die Unterschiede eklatant: Apple versorgt iPhones in der Regel fünf Jahre lang mit neuen Updates. Bei Android gibt es – je nach Hersteller – teilweise schon nach rund zwei Jahren keine Updates und damit auch keine Sicherheitsupdates mehr. Für viele Besitzer ist dies jedoch kein Grund, ihr Gerät durch ein neues zu ersetzen. Entsprechend groß ist die Fragmentierung der Android-Versionen.

Das aktuelle Android 12 läuft nur auf sehr wenigen Geräten, die meisten nutzen deutlich ältere Versionen. Google ist sich der Problematik bewusst und verspricht mit dem hauseigenen „Play Protect“ kostenlosen Virenschutz. Mittlerweile läuft das Programm auf jedem neueren Android-System ab Werk. Allerdings können sich Nutzer nicht auf den Google-eigenen Schutz verlassen.



Google Play Protect im Test mit Tausenden Schädlingen

Das hat IMTEST in Zusammenarbeit mit seinem Sicherheitspartner AV-TEST herausgefunden. Dazu bombardierten die Experten verschiedene Antivirenprogramme mit Tausenden infizierten Apps. Im ersten Schritt kamen mehr als 3.000 brandneue Schädlinge zum Einsatz, die nicht älter als 24 Stunden waren. Zusätzlich mussten die Schutz-Apps besonders verbreitete Apps abwehren, die bereits bis zu vier Wochen im Umlauf waren. Auch hier setzte das Labor mehr als 3.000 gefährliche Apps ein.

Smartphone zeigt geöffnete Play Protect App mit grünem Haken
Play Protect: Auf die Ergebnisse des Schutzprogramms von Android darf man sich nicht verlassen. © Google, IMTEST

Das ernüchternde Ergebnis: Play Protect erkannte nur knapp 84 Prozent der aktuellen Schädlinge. Das heißt im Umkehrschluss: 532 von 3.327 durften passieren und Schaden anrichten. Bei weit verbreiteten Schädlingen war die Erkennungsrate mit 96 Prozent zwar besser, aber immer noch schlecht. Ärgerlich ist zudem, dass Play Protect (genau wie der Windows Defender) keinen Zusatzschutz gegen andere Gefahren an Bord hat. Datensicherung, Anrufblocker, Browser-, Identitäts- oder WLAN-Schutz? Fehlanzeige.

Alle Sicherheits-Apps der großen Hersteller wie Avast, AVG, Avira, Bitdefender, F-Secure, G DATA, McAfee und Norton, die auch in den getesteten Antiviren-Suiten enthalten sind, bieten dagegen perfekten Schutz.

smartphone mit geöffneter Bitdefender App die grünen Haken zeigt
Den Schutz-Apps der großen Hersteller entgeht dagegen kein Schädling. © Bitdefender, IMTEST

Sicherheitslücke E-Mails

Wenn es um Spam- oder Phishing-Attacken geht, gehören deutsche Nutzer zu den beliebtesten Zielen von Cyberkriminellen. Diese Gefahr hat sich durch die Corona-Pandemie verstärkt. Der Hintergrund ist immer der Gleiche: Kriminelle versuchen, auf einfache Weise an das sauer verdiente Geld der Opfer zu kommen. Dazu bedienen sie sich verschiedener Maschen. Mails über Potenzpillen, Fußpilz und Partnersuche werden zunehmend von Nachrichten mit kriminellem Hintergrund abgelöst. Ziel ist es, persönliche Daten abzugreifen, Schadprogramme auf dem Computer zu installieren oder diesen zu kapern und Lösegeld zu erpressen.

Frau in blauem Sweater sitzt an grauem Notebook an Tisch
E-Mails stellen ein Risikofaktor da und sollten nicht leichtfertig geöffnet oder bearbeitet werden. © Getty Images

Dabei gehen die Spammer immer professioneller und trickreicher vor. Inzwischen schreiben sie ihre Opfer beispielsweise persönlich an („Sehr geehrter Herr Meier“), verwenden vertrauenswürdige Absenderadressen (z. B. „service@paypal.de“) und achten auf einwandfreie Rechtschreibung und Gestaltung.

Andere Cyberkriminelle zielen mit Kettenbriefen auf die Aufmerksamkeit möglichst vieler Empfänger. Die gefälschten Aufrufe und Warnungen werden von gutgläubigen Empfängern weitergeleitet und verstopfen weltweit elektronische Postfächer. Aber auch technisch rüsten die Betrüger immer mehr auf und setzen zum Beispiel auf gültige Zertifikate auf, sodass im Browser trotzdem das Sicherheit suggerierende Schloss-Symbol erscheint.



Phishing-Mails enttarnen

Wie erkennt man Phishing? Das wichtigste Merkmal: Phishing-Nachrichten folgen immer einem Schema F. Der Aufhänger ist in der Regel ein Sicherheitsproblem oder ein anderes Problem, das angeblich dringend gelöst werden muss. Um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen, folgen meist Drohungen wie die Sperrung von Konten, wenn der Empfänger nicht sofort handelt. Um das Problem zu lösen, sollen die Opfer ihre Daten preisgeben. Dazu genügt ein Klick auf einen in der E-Mail enthaltenen Link, der auf eine Internetseite führt, auf der das Opfer seine Zugangsdaten eingeben soll.

Screenshot von Mail mit Postbank Logo
Phishing-Betrüger versenden gefälschte E-Mails, die die Opfer auf Internetseiten locken sollen. © IMTEST

Regel Nummer eins: Banken, Bezahldienste und andere Unternehmen fragen NIE per E-Mail oder Telefon nach Passwörtern, Zugangsdaten oder anderen persönlichen Daten. Wer diese Regel beherzigt, ist eigentlich schon auf der sicheren Seite. Aber Menschen sind Menschen. Da kann es passieren, dass man mal nicht genau hinsieht. Und schon ist es passiert. Beachten Sie deshalb folgende Tipps:

Wer glaubt, dass an einer Warnmeldung etwas dran sein könnte, sollte nicht auf den Link in der E-Mail klicken, sondern sich in einem neuen Browserfenster manuell bei dem betreffenden Dienst anmelden und selbst nachsehen, ob etwas nicht stimmt.

Dateianhänge von E-Mails unbekannter Herkunft sollten auf keinen Fall unbedacht geöffnet werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um scheinbar harmlose Dateien wie Bilder, Dokumente oder andere Dateien handelt.

Reagieren Sie niemals auf Phishing oder Spam, indem Sie etwa erbost antworten: Dadurch erfahren die Cybergangster, dass die E-Mail-Adresse tatsächlich im Einsatz ist. Dadurch hagelt es noch mehr nervige Mails.

Antivirenprogramme vs Phishing

Auch Virenschutzprogramme helfen bei der Erkennung von Phishing-Mails. Bis auf Microsoft Defender bieten alle Antivirenprogramme im Test einen entsprechenden Zusatzschutz. Diese blockieren Phishing-Mails entweder direkt im Postfach oder warnen vor dem Öffnen gefährlicher Internetseiten und infizierter Dateianhänge.

Hilfreich ist auch der Einsatz eines Passwort-Managers, den außer Microsoft, Avast One und AVG Ultimate alle Antiviren-Suiten an Bord haben. Denn wenn der Passwort-Manager die gespeicherten Zugangsdaten etwa beim Besuch einer Online-Bank nicht anbietet, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine gefälschte Internetseite.

Screenshot von Bitdefender Meldung über blockierte Seite
Gute Antiviren-Programme erkennen den Betrug und warnen den Benutzer vor der Gefahr. © Bitdefender, IMTEST

In die Phishing-Falle getappt? BSI hilft

Wer auf eine Phishing-Falle hereingefallen ist, sollte sich auf der Internetseite des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) informieren. Hier steht seit Kurzem eine Checkliste des BSI und der Polizei zur Verfügung. Diese gibt Phishing-Opfern erste Sofortmaßnahmen an die Hand und dient als Leitfaden.

Fazit

Benötigt man überhaupt noch ein Antivirenprogramm? Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: Ja, jeder sollte ein Virenschutzprogramm installiert haben. Vielleicht haben Sie schon Argumente gehört, dass, wenn Sie vorsichtig sind, wo Sie im Internet surfen und was Sie herunterladen oder anklicken, alles nicht so gefährlich ist. Bis zu einem gewissen Grad stimmt das auch.

Aber auch bekannte Internetseiten können gelegentlich Opfer von Angriffen werden und dann über Werbung Schädlinge verbreiten. Unabhängig davon, wie vorsichtig und technisch versiert Sie sind, lohnt es sich, ein Antivirenprogramm als Notfallschutz zu haben.

Die gute Nachricht: Virenschutzprogramme werden immer günstiger und die kostenlosen immer effektiver. Wie der Windows Defender unter Windows 10, der die grundlegenden Aufgaben zum Schutz des Computers mehr als ordentlich erledigt. Premium-Virenschutzprogramme bieten jedoch zusätzliche Funktionen, die weit über die Basisfunktionen hinausgehen.

SELTEN GING ES AN DER SPITZE SO ENG ZU WIE IN DIESEM TEST.“

Nils Matthiesen
Nils MatthiesenIMTEST-Experte

Testsieger 2023: Norton 360 Advanced. Egal ob aktuelle Bedrohungen (0-Day-Malware) oder weit verbreitete Viren: Norton 360 Advanced ließ weder unter Windows 11 noch Windows 10 einen einzigen Schädling durch. Darüber hinaus bietet es eine sehr einfach aufgebaute, leicht verständliche Programmoberfläche und zählt auch in Sachen Funktionsumfang zu den Besten: So sind in der Suite enthalten:

  • ein Passwort-Manager
  • ein spezieller Banking-Browser
  • Cloud-Speicher für Backups
  • eine VPN-Funktion zum verschlüsselten Surfen

Auch der Preis ist mit 34,99 Euro für 10 Lizenzen fair. Aber: An der Spitze geht es unglaublich eng zu. Die Produkte von Avast, Bitdefender, G DATA, McAfee und Avira sind ebenfalls nahezu uneingeschränkt empfehlenswert.

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