Veröffentlicht inPflege/Vorsorge

Demenz: Tipps vom Pflegeprofi

Demenz ist kompliziert. Doch auch hierfür gibt es einfache Tipps.

Zwei Menschen in einem Garten
Pflegeprofis haben einfache Tipps, auch für schwere Fälle. © Getty Images

“Wir lassen unsere Bewohner morgens ausschlafen”, erklärt Pflegedienst-Leiter Holger Carstensen. “Beim Wachwerden ist erst einmal wichtig, dass wir wahrgenommen werden”, ergänzt Johannes van Dijk, Fachkraft für Gerontopsychiatrie. Diese drei Minuten, in denen der Pfleger auf der Bettkante sitzt und langsam Kontakt aufnimmt, wirken Wunder. Zum Ritual gehört der Hinweis auf frische Brötchen und Kaffee. Das ermöglicht einen entspannten Start in den Tag. Die Bewohner haben dann mehr Lust und Kraft aufzustehen, sich zu waschen und anzuziehen. So wird die Selbstständigkeit gefördert. Wenn es zum Frühstück geht, finden einige Bewohner den Weg sofort. Andere verlaufen sich, finden ihr Ziel aber trotzdem. Geholfen wird nur, wenn sich ein Bewohner gar nicht mehr zurechtfindet.

Ein junger und ein alter Mann kochen gemeinsam.
Es ist wichtig, dass Menschen mit Demenz noch das Gefühl haben, einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten zu können, etwa beim Kochen, Tischdecken oder Abwaschen. © Pixels / Kampus Production

Die Lust auf den Tag wecken trotz Demenz

Bei fortgeschrittener Demenz sind einige Menschen mit einem fertig gedeckten Frühstückstisch überfordert. “Das Brötchen landet in der Tasse, die Milch auf dem Brot”, erklärt van Dijk, “wir übernehmen dann die Koordination und sind die Schutzengel.” So wird zunächst nur der Brötchenkorb gereicht, danach die Butter, der Käse, die Wurst oder die Marmelade. Diese Übersichtlichkeit ermöglicht, sich das Frühstück selbst zuzubereiten. “In der Gruppe hilft man sich gegenseitig”, ergänzt Carstensen. Außerdem gehören das Tischdecken und der Abwasch zum Tagesablauf. Beide Tätigkeiten ermöglichen Erfolgserlebnisse: “Das kann ich noch, ich habe etwas für die Gemeinschaft getan.”



Angehörige sind schnell überfordert, wenn ein Familienmitglied tüdelig geworden ist. Doch wer das Prinzip der Krankheit verstanden hat, kann den richtigen Umgang mit Demenz lernen. Regine le Francois arbeitet als Fachkraft für Gerontopsychiatrie (Psychiatrie für ältere Menschen) im Altenheim und gibt vier Tipps.

Demenz-Tipps der Pflegefachkraft

Zu Beginn einer Demenzerkrankung haben die Menschen häufig Probleme mit dem Denken, dem Kurzzeitgedächtnis oder sie können nicht mehr rechnen. Aber der Antrieb, etwas tun zu wollen, und die Gefühle sind noch da. Und so erleben die entsetzten Angehörigen oft, dass der Demenzkranke unruhig ist, ständig seine Sachen packt und weglaufen will. An diesem Punkt kommt es nun darauf an, einen Zugang zu diesem Menschen zu finden. “Wenn ein demenzkranker Bewohner bei uns eingezogen ist und wegläuft, um in seine alte Wohnung zu kommen, unternehme ich mit ihm gemeinsam einen Rundgang im Stadtteil. Wenn wir zurückkommen, ist derjenige froh, sich hinsetzen und erholen zu können.”



Tipp1: Bewegung gegen Unruhe

Spaziergänge sind ideal, um Bewegungsmangel und innere Unruhe zu bekämpfen. Wenn der Therapiehund ins Altenheim kommt, stehen die Bewohner auf und wollen ihn streicheln. Es ist kaum zu erklären, warum die Menschen nach einer Stunde mit dem Hund ruhig und ausgeglichen sind.

Tipp 2: Tiere beruhigen die Patienten

Gehen Sie mit einem Demenzkranken dorthin, wo Tiere sind. Zu Freunden, die eine Katze haben, oder in einen Streichelzoo. Es geht nicht um die Heilung dieser schweren Erkrankung des Gehirns, sondern darum, den Moment zu genießen.

Eine jüngere und eine ältere Fraue sitzen zusammen im Park und schauen auf ein Smartphone.
Musik und Bilder wecken Erinnerungen. © Andrea Piacquadio/Pexel

Tipp 3: Musik und Fotos wecken Erinnerungen

Schöne Erinnerungen können mit einfachen Mitteln geweckt werden, zum Beispiel mit Musik oder einem Fotoalbum. Sie werden sehen, worauf Ihr Angehöriger positiv reagiert. Regine le Francois versucht, die Gefühle ihrer Bewohner zu teilen, Misstrauen abzubauen und sich Vertrauen zu erarbeiten.

Ein Mädchen umarmt seine lesende Oma.
Nähe ist auch bei Demenz wichtig. © Pixels / Andrea Piacquadio

Tipp 4: Berührungen tun gut

Auch Menschen, die ihr Leben lang immer etwas distanziert waren, mögen im Alter oft körperliche Nähe. Eine Umarmung wirkt oft Wunder. Dabei ist aber wichtig zu beachten, dass auch Berührungen Erinnerungen wecken können. Außerdem fällt es Demenzpatienten mitunter schwer, Situationen und eigene Reaktionen richtig einzuschätzen. Beispielsweise könnte ein Patient versuchen, sich zu wehren, wenn er die Umarmung missversteht und sich bedroht fühlt.

Das soll aber nicht heißen, dass Berührungen keine gute Idee wären. Lediglich ist es bei Menschen mit Demenz besonders wichtig, darauf zu achten, dass sie die Situation richtig verstehen. Dann kann eine Berührung auch beruhigen und sanfte Nähe erzeugen.

Jetzt kostenlos zum IMTEST-Newsletter anmelden!

Unsere besten News, Ratgeber und Kaufberatungen der Woche für Sie per Mail und kostenlos.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

*Pflichtfeld. Eine Abmeldung ist jederzeit über einen Link im Newsletter möglich.