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Canon EOS R6 Mark II im Test: Vollformat mit Vollgas

Die spiegellose Vollformat-Kamera Canon EOS R6 Mark II im Test.

© Joseph Ford / Canon

Die Canon EOS R6 Mark II tritt in die Fußstapfen der EOS R6. Im Gepäck: ein Vollformatsensor mit 24,2 Megapixeln, eine äußerst hohe Serienbildgeschwindigkeit, ein flotter wie präziser Autofokus mit umfangreicher Motiverkennung sowie 6k-Videoauflösung. Damit möchte sie gleichermaßen Foto- wie Videografen gefallen. Kann sie sich als Alleskönner beweisen, oder will die Canon EOS R6 Mark II zu viel? Der Test hat darauf die Antwort. 

Canon EOS R6 Mark II im Test: Bildqualität

Fast schon als klassisch ist der Vollformatsensor zu bezeichnen, der mit 24,2 Megapixeln eine hohe Lichtausbeute einer noch höheren Auflösung vorzieht. Die Aufnahmen lösen effektiv mit 6.000 x 4.000 Pixeln auf. Das heißt, dass die theoretische Maximalauflösung in der Vertikalen 2.000 Linienpaare pro Bildhöhe beträgt. Die technischen Messungen zeigen, dass die Kamera dieses theoretische Maximum sogar übertrifft. Bis zu 2.290 Linienpaare pro Bildhöhe erreicht die EOS R6 Mark II, bei ISO 100 sind es 2.275 LP/BH. Damit erreicht die Kamera Spitzenwerte bis zu 114 % über der Nyquist-Frequenz. Toll ist auch, dass sie im gesamten bewerteten Bereich bis ISO 3.200 und sogar darüber hinaus über 100 % bleibt, die Bildschärfe somit recht konstant und hoch bleibt. Selbst bei ISO 25.600 liefert sie mit 89 % bzw. 1.786 LP/BH einen noch guten Wert. Die Kantenschärfung der EOS R6 Mark II arbeitet effektiv, allerdings macht sich eine leichte Überschärfung bemerkbar, die sich je nach ISO in dunklen oder hellen Schärfungsflächen zeigt.

Rauschverhalten auf dem Prüfstand

Aufgrund der 5,97 Mikrometer großen Pixel erlangt der Sensor eine sehr gute Lichtausbeute. Das Verhältnis von Nutzsignal und Rauschen liegt mit ISO 100 bei 76, sinkt mit ISO 3.200 auf 61. Auch das visuelle Bildrauschen bleibt bis auf einen kleinen Ausreißer bei ISO 25.600 durchweg unter 1,0. Das ergibt ein klares, nahezu rauschfreies Bild im bewerteten Bereich bis ISO 3.200. Sehr gut sind auch Eingangs- und Ausgangsdynamik. Fast 14 Blendenstufen erreicht die Kamera bei ISO 100, bleibt dann zwischen 11 und 12 Blendenstufen und sinkt erst bei ISO 25.600 unter 10 Blendenstufen. Ein starker Bildkontrast bleibt über alle ISO-Werte bis 25.600 erhalten. Die etwas geringe Farbtreue mit einem Delta E von 11 drückt etwas auf die sonst sehr gute Note, ist aber verkraftbar. Insgesamt liefert die EOS R6 Mark II also ein scharfes, rauscharmes Bild selbst bei ISO 6.400, mit sehr hohem Bildkontrast.  

Leichte Abzüge bei visueller Beurteilung

Der visuelle Bildeindruck durch die Tester verpasst den Messergebnissen dann doch noch einen Dämpfer. Die Aufnahmen wirken nicht so knackscharf und präzise gezeichnet wie erhofft. Das war bereits beim Vorgänger so, der EOS R6. Grund dafür ist der integrierte optische Tiefpassfilter. Dessen Aufgabe ist es, einfach formuliert, hochfrequente Bildsignale herauszufiltern, um Moiré-Artefakte zu unterbinden. Das geschieht auf Kosten der Auflösung. So erreichen Kameras ohne Tiefpassfilter in der Regel eine höhere Detailauflösung, da sie ungefiltert alle Frequenzbereiche zulassen, was den Kontrast verstärkt und somit auch die Bildschärfe. Hingegen können ohne Tiefpassfilter Moiré-Artefakte auftreten, wenn der Sensor sehr feine Details auflöst, etwa ein filigranes Siebgitter, feine Textilstrukturen und Ähnliches. Bei der Sichtung der Fotos macht sich genau diese leichte Unschärfe bemerkbar. Allerdings ist es auch logisch, dass die 24,2 Megapixel der EOS R6 Mark II nicht das extrem scharf gestochene Bild einer EOS R5 zeigen, welche zwar ebenfalls mit Tiefpassfilter arbeitet, jedoch mit 45 Megapixeln fast doppelt so hoch auflöst – und eine ganze Ecke mehr kostet.

Canon EOS R6 Mark II im Test: Schnell bei der Sache 

Eine neue Modell-Generation bringt oft nicht nur einen verbesserten Sensor mit höherer Auslesegeschwindigkeit, sondern auch einen schnelleren Prozessor. Beides wirkt sich auf die Geschwindigkeit für Serienbildaufnahmen aus, die die Canon EOS R6 Mark II im Test im Vergleich zum bereits schnellen Vorgänger verdoppelt hat. Die 20 Bilder pro Sekunde der EOS R6 toppt sie mit rasanten 40 Bildern pro Sekunde. Der Wert gilt natürlich nur für Aufnahmen mit elektronischem Verschluss, mit mechanischem sind es weiterhin 12 Bilder pro Sekunde. Laut Hersteller hält die Kamera die Geschwindigkeit über 1.000 JPEGs beziehungsweise 110 RAWs. Die kürzeste Verschlusszeit beträgt 1/8.000 mechanisch und 1/16.000 Sekunde elektronisch. Auch mit dem neuen Phasen-Autofokus ist die EOS R6 Mark II im wahrsten Sinne schnell bei der Sache. Der Dual Pixel CMOS AF II stützt sich dabei auf per Deep Learning gewonnene Informationen, verfügt nun über eine umfangreiche Motiverkennung von Menschen, Katzen, Hunden, Pferden, Vögeln, Autos, Motorrädern, Eisenbahnen und Flugzeugen. Wie auch bei der EOS R5 berücksichtigt der Autofokus Posen und Bewegungen, um die Fokussierung nicht zu verlieren. Insgesamt 4.897 Messfelder stehen zur Verfügung, die Lichtempfindlichkeit reicht bis -6,5, was dunkler Nacht entspricht. Die Messung bescheinigt eine sehr hohe AF-Geschwindigkeit von durchschnittlich 0,11 Sekunden. Das ist bemerkenswert flink. Eine so hohe Geschwindigkeit erreichen nur wenige Kameras auf dem FOTOTESTPrüfstand. Die hohe Geschwindigkeit des Autofokus und seine bereits erwähnte umfangreiche Motiverkennung kommen auch dem Videodreh zugute.  

Der Sucher löst sehr scharf und brillant auf, das 3-Zoll-Display lässt sich neigen und schwenken. © Joseph Ford / Canon

Verbesserte Videofunktionen 

Die maximale Videoauflösung der EOS R6 Mark II ist 4K bei 60 Bildern pro Sekunde und 10 Bit Farbtiefe. Über einen externen Rekorder sind auch Videoaufnahmen in 6K bei 60 Bildern pro Sekunde möglich (Pro- Res RAW). In Full-HD sind bis zu 180 Bilder pro Sekunde drin, ebenso Zeitlupenaufnahmen. Die HDMI-Buchse Typ D hätte auch Typ A, also Standardgröße, sein dürfen. Dafür gibt es zwei Klinkenbuchsen für Kopfhörer und Mikrofone. Über den Multifunktionsschuh und einen XLR-Adapter lassen sich auch leistungsstärkere Mikrofone anschließen. Die Autofokusfelder betragen im Videomodus 4.067 Messpunkte bei manueller Wahl, 1.053 bei automatischer. Eine verbesserte Kühlung soll mit bis zu sechs Stunden für eine längere Videoaufnahmedauer sorgen. Canon Log 3 für einen verbesserten Dynamikumfang ist mit an Bord, auch HDR- und HDR-PQ- Aufnahmen unterstützt die EOS R6 Mark II.  

Bedienung und weitere Ausstattung 

Mit 588 beziehungsweise 670 Gramm inklusive Akku und Speicherkarte wiegt der Body nicht gerade wenig. Das Design entspricht weitgehend dem des Vorgängers. Außenteile bestehen aus verstärktem Kunststoff, Polykarbonat mit Glasfaser. Gummierungen sorgen für eine hervorragende Griffigkeit. Das darunterliegende Gehäuse besteht aus einer Magnesiumlegierung. Die Kamera liegt dank ausgeprägtem Handgriff sehr gut in der Hand. Die zahlreichen Tasten sind alle gut erreichbar platziert und lassen sich wie auch das nützliche Quickmenü umfangreich individualisieren.

Der Sucher löst auf 0,5 Zoll Diagonale mit 3,69 Megapixeln hoch auf und liefert dank OLED ein brillantes Bild bei 0,76-facher Vergrößerung und 100 % Bildfeldabdeckung. Das Programmwahlrad beinhaltet die Modi Manuell (M), Zeitautomaik (Av), Blendenautomatik (Tv), Programmautomatik (P) und Flexible Automatik (Fv). Letzterer erlaubt, Verschlusszeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit jeweils manuell oder automatisch einzustellen. Das erspart den Wechsel zwischen den anderen Modi in Momenten, wo es auf jede Sekunde ankommt. Die Funktion ist Canons EOS-R-Kameras vorbehalten. Hinzu kommen Kreativfilter, auf die damit schnell zugegriffen werden kann. Das rechts daneben liegende Daumenrad ist eines von drei Einstellrädern, die allesamt präzise und knackig reagieren. Auch ein Fokus-Joystick findet Platz. Ein weiteres Einstellrad befindet sich hinter dem Auslöser vorne, das dritte rechts neben dem Bildschirm. Die Navigation durch die Menüs erfolgt damit einfach und schnell, die Menüführung ist logisch und nachvollziehbar, sodass Funktionen und Einstellungen schnell gefunden werden.

Das LC-Display hat 7,5 cm (3 Zoll) Diagonale und eine Auflösung von 1,62 Megapixeln. Die Bildstabilisierung kompensiert laut Canon Verwacklungen bis zu acht Belichtungsstufen. Neben dem erwähnten Typ- D-HDMI-Anschluss gibt es noch eine USBTyp- C-Buchse (Version 3.2), Wi-Fi 4 und Bluetooth 5.0. Die beiden Speicherschächte unterstützen Karten mit den Standards SDXC, SDHC, SD und UHS-II. CFExpress wird von der Canon EOS R5 Mark II nicht unterstützt. Die Akkulaufzeit beziffert der Hersteller auf 760 Aufnahmen bei Verwendung des LC-Bildschirms und auf 450 Aufnahmen bei Nutzung des Suchers. Erhältlich ist die Canon EOS R6 als Body für 2.899 Euro, im Kit mit dem Objektiv RF 24-105mm F4-7.1 IS STM für 3.259 Euro (unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers).  

Technische Daten

Fazit

Sehr gut ausbalanciert: Der Canon EOS R6 Mark II gelingt mit dem 24,2-Megapixel-Sensor der Spagat zwischen Bildschärfe und hoher Lichtausbeute. Die Aufnahmen sind durchweg detailliert und weisen ein sehr geringes Bildrauschen auf, selbst bei höheren ISO-Werten. Auch wenn die absolute Schärfe nicht mit höher auflösenden Vollformaten mithalten kann, ist das eine starke Leistung. Die neuen Videofunktionen und der schnelle Autofokus sind ein großes Plus. Erfreulich wäre aber eine Videoauflösung von 6K ohne Notwendigkeit von externem Zubehör.

  • PRO
    • Sehr hohe Bildqualität, hohe Auflösung, geringes Bildrauschen, gute Bedienung, schneller Autofokus.
  • KONTRA
    • Videoauflösung ohne Zubehör nur 6K, Bildschärfe nicht so hoch wie bei höher auflösenden Vollformat-Sensoren.
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