Veröffentlicht inRatgeber

Bikepacking und -Touring: So packen Sie die perfekte Fahrradtasche

IMTEST verrät Tipps und Tricks für die erste Tour.

Fahrradfahrer hockt neben seinem Rad im Wald, das Rad ist vollbepackt mit Taschen
© Marek-Piwnicki / Unsplash

Bikepacking oder auch -Touring – das bedeutet, alle Klamotten für den (Kurz-)Urlaub in die Fahrradtaschen und auf geht’s. In letzter Zeit gewinnt diese Reiseform immer mehr an Beliebtheit, denn den ganzen Tag durch schöne Landschaften inmitten der Natur zu radeln, macht nicht nur den Kopf frei und entspannt, zeitgleich betätigt man sich auch sportlich. Doch was sollten E-Bike-Fahrer für die allererste Tour dabeihaben? IMTEST gibt einen Überblick.

Unterschied Bikepacking und -Touring

Vorab sei erwähnt, dass Radfahrer sowohl beim Bikepacking als auch beim Bike-Touring eine Fahrradreise unternehmen, allerdings in etwas unterschiedlicher Form. Beim Bikepacking geht es viel mehr um sportlicheres Fahren, gerne auch in unwegsamen Gelände, weswegen der Radfahrer die Taschen ergonomisch und windschnittig platziert. Gepackt wird so minimalistisch wie möglich. Die Ausstattung kommt dabei in eine Lenkertasche, eine Rahmentasche sowie in eine etwas größere Tasche, die am Sattelrohr befestigt wird.

Beim Bike-Touring hingegen geht es etwas gemütlicher zu und die Routen verlaufen weniger durch die Wildnis. Wer besonders lang unterwegs ist, packt sein Fahrrad so richtig voll, Minimalismus spielt hier eine kleinere Rolle. Daher ist die Verwendung von Gepäckträger- und Gabeltaschen hier üblich.

Vorbereitung für die erste Bikepacking-Tour

Bikepacking und -Touring-Neulinge sollten erst mal mit weniger anfangen und an einem Wochenende mit ein bis zwei Übernachtungen proben. Grundvoraussetzung sind ein gutes Fahrrad, beispielsweise ein leistungsstarkes Trekking- oder Gravel-E-Bike, das sich sowohl im urbanen Raum als auch abseits befestigter Wege wohlfühlt, ein Helm sowie strapazierfähige, wasserdichte Packtaschen für Heck, Lenker und den Rahmen. Ortlieb, Thule, Jack Wolfskin oder Vaude haben in ihrem Repertoire ein umfangreiches Sortiment an kleineren und größeren Modellen.

  • Ausgebreitete SAchen, die alle in die die Packtasche für eine Bike-Packing Reise gehören
  • Nahaufnahme Fahrradtaschen an Fahrrad
  • Fahrrad mit Fahrradtaschen an ein Brückengeländer gelehnt
  • Nahaufnahme Rahmentasche FAhrrad
  • Fahrradschlauch auf dem Boden liegend
  • Überblick Werkzeug für Fahrrad

Während IMTEST für die Satteltaschen auf bereits vorhandene Produkte von Ortlieb zurückgegriffen hat, kam bei der Rahmentasche das Modell Morobbia Tube von Jack Wolfskin für knapp 40 Euro zum Einsatz. Mit 700 Millilitern Volumen eignet sich diese Tasche gut für Kleinigkeiten wie Schlüssel, Taschentücher, Snacks oder Reparatur-Zubehör.



Wer zum ersten Mal eine reine Radreise macht, sollte überlegen, welchen Komfortanspruch er oder sie hat. Möchte man gerne in einem richtigen Bett schlafen, kommt ein Hotel als Unterkunft infrage. Das ist zwar teurer, hat aber den Vorteil, dass man eine Menge Gepäck spart. Handtücher, Zelt, Isomatte – all das fällt hier weg, zudem ist Frühstück meist inklusive.

Über verschiedene Reiseanbieter können Tour-Neulinge kürzere und längere Radreisen bequem buchen. Hier braucht man sich weder selbst um die Übernachtungsmöglichkeit noch um die Streckenführung kümmern.

Wer es sowohl minimalistischer als auch günstiger mag, nimmt seine Behausung in den Gepäcktaschen mit. Egal ob Zelt, Isomatte oder auch Kleidung – beim Bikepacking gilt der Grundsatz: je leichter und kleiner, desto besser!



Für einen tiefen Schlaf nach einem langen Rad-Tag: Zelt, Schlafsack und Isomatte

Als Zelt hatte IMTEST das Tarp MT900 (189,99 Euro) für zwei Personen von der Decathlon-Eigenmarke Forclaz dabei. Dieses besticht mit einem geringen Gewicht von nur 1.300 Gramm und einem kleinen Packmaß. Da es sich vorwiegend zum Wandern eignet, benötigt man zusätzlich Trekking-Stöcke, die zum Stützen des Zelts eingesetzt werden müssen. Bei einer kurzen Bikepacking-Tour passen die Stöcke problemlos noch mit ins Gepäck, der Aufbau ist selbsterklärend und geht schnell.

Zwei Personen finden gut Platz darin, kleines Gepäck kann am Fußende verstaut werden. Größere Taschen kann man praktischerweise unter das Überzelt stellen, diese haben dabei aber nur Schutz von oben, nicht von unten. Etwas störend waren bei diesem Modell jedoch zwei Faktoren: Zum einen knistert das Überzelt bei jedem kleinsten Windstoß, sodass man nachts stets eine Art Regengeräusch hörte. Und die Tatsache, dass es weiß ist, ist zwar bezüglich der Produktion nach Angaben von Decathlon umweltfreundlicher, da auf Färbemittel verzichtet wird, bietet aber keinerlei Verdunklungsschutz.

Die Isomatte Performance 7 L (180 Euro) und der Schlafsack Meglis 300 (150 Euro), beide von Vaude, vervollständigen die Übernachtungsausrüstung. Die Isomatte verfügt über eine Primaloft-Isolierung und ist aufgeblasen sieben Zentimeter dick. Nach einer Tour erfordert das Aufblasen etwas Anstrengung, wird aber mit einem angenehmen Liegekomfort belohnt. Auch der Schlafsack fühlte sich dank seiner zwei-Lagen-Konstruktion und Kunstfaserfüllung kuschelig, warm und weich an. Vaude gibt für den Komfort-Temperaturbereich neun Grad an. IMTEST hat die Testtour bei frühlingshaftem Wetter gemacht, die Außentemperaturen tagsüber betrug etwa 22 Grad, nachts um die elf Grad. Für diese Gegebenheiten war die Ausrüstung optimal.

  • verpackte Isomatte in einem weißen Beutel mit Infos, Anschnitt einer Hand, die diesen Beutel hält
  • rote Isomatte auf einer wiese liegend
  • Nahaufnahme zusammengepackter Schlafsack in braunem Beutel
  • Nahaufnahme Tasche eine Schlafsacks mit Infos zum Produkt
  • roter Schlafsack auf einer Wiese liegend, daneben ein Sack

Kleiner Tipp: Wer für die erste Tour nicht direkt so tief in Tasche greifen und überhaupt erstmal schauen möchte, ob ihm Bike-Packing-Touren gefallen, kann bei Vaude Zelte und Radtaschen mieten, die Rücksendung der Produkte ist nach eigenen Angaben sogar kostenfrei.

Diese Kleidung darf beim Bike-Packing nicht fehlen

Jeder Hersteller von Funktionskleidung bietet für die verschiedenen Jahreszeiten passende Produkte an. IMTEST gibt in diesem Ratgeber Empfehlungen für wärmere Sommertage. Und auch wenn die Wetterprognose auf Sonne steht, empfiehlt es sich, immer eine Regenjacke dabei zu haben. Eine wärmende Zwischenschicht für die frühen Morgen- oder späten Abendstunden sollten auch nicht fehlen.

Zum Test hatte die Redaktion die leichte, wasserdichte und windabweisende Jacke Morobbia 3L jkt von Jack Wolfskin für 299,95 Euro. Passend zum Fahrradfahren, ist diese im Rückenbereich etwas länger geschnitten, hat reflektierende Elemente am Rücken und an den Armen, Ventilationsöffnungen unter den Armen und ein Gummi am Ärmelbündchen, das für einen angenehmen Abschluss sorgt.

  • Frau mit Regenjacke fürs Fahrrad, Fokus auf der Jacke
  • Nahaufnahme auf Belüftungsschlitz einer Jacke
  • Nahaufnahme Frau von hinten, trägt jacke, Fokus auf Jacke
  • Nahaufnahme Ärmelbündchen einer JAcke
  • Nahaufnahme Ausschnitt Fahrradtrikot
  • Frau von hinten Fokus auf das T-Shirt, welches sie trägt, Fahrrad im HIntergrund
  • Nahaufnahme Weste auf dem Boden liegend
  • Frau von hinten mit Fahrradweste von Jack Wolfskin, Fokus auf der Weste

Die Morobbia Wind Vest von Jack Wolfskin (99,95 Euro) ist ideal, um sie über das Trikot beziehungsweise T-Shirt zu ziehen. Sie ist so dünn wie ein Müllbeutel, hält Wind zuverlässig ab, ohne dass man ins Schwitzen kommt. Dafür sorgen integrierte Belüftungseinsätze. Das Trikot Morobbia FZ T (79,95 Euro) von Jack Wolfskin hat gegenüber einem T-Shirt den Vorteil, dass es atmungsaktiv, schnell trocknend und geruchshemmend ist. Kommt der Radler ins Schwitzen, kann er den Reißverschluss etwas öffnen.

Hosen mit hohem Stretch-Anteil für maximale Bewegungsfreiheit

Als Hose eignen sich zum Radfahren Modelle, die einen hohen Stretch-Anteil besitzen, damit der Radfahrer maximale Bewegungsfreiheit hat. Ob enganliegend, locker, kurz oder lang obliegt dem Radfahrer, worin er sich am wohlsten fühlt.

Um Poschmerzen vorzubeugen, empfiehlt es sich, eine gepolsterte Radlerhose zu tragen, entweder als kurze Hose solo oder unter einer anderen Hose. Die Adventure-bib-II-Gravel-Trägerhose von Rose Bikes beispielsweise besteht aus elastischen und atmungsaktiven Materialien. Dank der Träger sitzt wie angegossen und der Po war bei Testfahrten bestens gepolstert. In den seitlichen Eingriffstaschen finden Smartphone & Co. Platz. Der Preis beträgt 84,95 Euro.

Productshot Fahrradhose mit Trägern in schwarz
Die Adventure-bib-II-Gravel-Trägerhose von Rose polstert den Po durchaus angenehm und ist für 84,95 Euro zu haben. © Rose Bikes

Als Hobbyradfahrer sind die meisten vermutlich nicht mit Klickpedalen ausgestattet. Das braucht es bei einer ersten Bikepacking-Tour auch gar nicht. Wichtig ist vor allem festes Schuhwerk, wie beispielsweise das Trekkingmodell 9.81 Hi-Ride von Garmont für 140 Euro, mit dem man nicht von den Pedalen rutschen kann. Laut Hersteller besteht die Oberschicht dieses Paars aus abriebfestem, recyceltem Ripstop-Nylongewebe, die Zwischensohle soll aus biobasiertem Zuckerrohr hergestellt sein.

Vorteilhaft ist es zudem, wenn die Schuhe wasserdicht sind, so spart man sich Fahrrad-Gamaschen, die man bei Regen alternativ über die Füße ziehen kann.

Energie tanken: Trinken & Essen für unterwegs

Ohne Verpflegung keine Energie fürs Radeln. Aber was nimmt man auf eine Bikepacking-Tour mit, was kauft man unterwegs? Wer plant, überwiegend durch die Natur zu fahren und sich nicht abhängig von Geschäften machen will, sollte eine Grundausstattung für den Tag mitnehmen. Obst oder ein kleiner Salat lassen sich optimal in Thermobechern, beispielsweise von Hydro Flask mit knapp 600 Millilitern Fassungsvermögen für 45 Euro, mitnehmen, hinzu kommen belegte Brote oder ähnliches. Abends kann man es sich dann in einem Restaurant gutgehen lassen. Für die darauffolgenden Tage macht es Sinn, sich morgens in einem Supermarkt für den Tag einzudecken, je nachdem, was geplant ist.

Wasserflaschen lassen sich am besten mitnehmen, in dem man sie am Rahmen befestigt. Das spart Platz in den Taschen und man kann schnell einen Schluck nehmen, ohne zu stoppen. Das System von Fidlock erweist sich als besonders praktisch, da die Flasche per Magnet festgehalten wird. Der Fahrer braucht nur eine Vierteldrehung zu machen und schon hat er die Flasche in der Hand.

Viel mehr braucht es für eine erste Tour nicht, obwohl die Produktpalette für eine minimalistische Outdoor-Küche groß ist. Wer öfters eine mehrtägige Radreise machen möchte, kann sein Sortiment sicher mit Kocher, Geschirr, Wasserfiltern, Messer und vielem mehr nach und nach erweitern.

Die kleinen Helferlein: Navi, Werkzeug & Luftpumpe

Für einen Kurztrip von zwei bis drei Tagen braucht man keine Werkstatt mitnehmen, aber ein paar Utensilien sollte der Radfahrer für den “Fall der Fälle” schon dabeihaben. Pannenspray und ein Ersatzschlauch, eine Luftpumpe und Werkzeug wie ein Multitool inklusive Reifenhebern sind hilfreich, wenn das E-Bike doch mal einen Platten hat. Ein Erstes Hilfe Pack sollte nie fehlen, falls man selbst oder jemand anderes stürzt.

Um die ganze Tour auch genießen zu können, empfiehlt es sich, die Strecke vorher zu planen. So weiß der Radfahrer, wo er gegebenenfalls sein E-Bike wieder aufladen kann, wie weit es bis zur Unterkunft oder dem Campingplatz ist oder wo sich ein Supermarkt in der Nähe befindet. Daher sollte man entweder eine entsprechende App wie komoot oder ein Fahrradnavigationsgerät nutzen und realistische Ziele vorab definieren.



Lesen Sie weiter auf Seite 2: Packliste im Überblick