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Lauftipps: Laufen mit Hund

Laufen mit Hund bringt gleich viel mehr Spaß als ohne. Von seinen Erlebnissen mit Hunden als Laufpartner erzählt Mike Kleiß.

Weshalb laufen mit Hund so toll ist
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Es geht nicht um Zeiten, es geht nicht um Rekorde, es geht um Sie. Egal ob Laufeinsteiger oder ambitionierter Läufer, mit diesen Lauftipps machen wir Sie fit für das ganze Leben.

Laufen mit Hund ist praktisch

Als ich vor sieben Jahren wieder mit dem Laufen begann, nahm ich meine Hunde mit. Ich fand das zunächst einfach praktisch. Sie mussten sowieso raus, brauchten per se viel Bewegung, so konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Damals waren es Dante und Spagna, die ich aus einem Tierheim in Italien adoptierte. Leider hat mich vor 3 Jahren Dante verlassen. Er starb viel zu früh, mit nur 8 Jahren. Spagna hat nun den jungen Pelle und dazu auch Bilbo an ihrer Seite, wie Dante ein Maremmano.

Diese Rasse ist eigentlich eher dazu da, Schafsherden vor Wölfen zu beschützen. So wachsen diese Hunde bereits in der Schafherde auf. Als erwachsene Hunde liegen sie eher auf Anhöhen, damit sie alles im Blick haben. Sie liegen, sie laufen – wenn überhaupt – nur um Wölfe zu vertreiben. Ich bin mir also durchaus darüber bewusst, was für einen großen Gefallen mir Bilbo jeden Tag tut. An der Elbe gibt es recht wenige Wölfe, und auch Schafe sind eher selten.

Schöne Momente beim Laufen mit Hund

Über die Jahre habe ich unendlich viele Momente mit den Hunden erlebt. Sie waren stets an meiner Seite, in schier allen Laufsituationen die man sich vorstellen kann. Bewundernswert ist so oft ihr Instinkt gewesen. So spürten sie zum Beispiel genau, wenn etwas nicht mir stimmte. Sie trödelten derart, dass ich gezwungen war, langsam zu laufen. Erst später merkte ich, dass eine schwere Grippe im Anmarsch war. Und es war daher klug, nicht Vollgas zu geben. Die jedoch wirklich berührenden Momente waren immer die, die mich zum Anhalten gezwungen haben. Wie am vergangenen Wochenende.

In einen schlechten Tag gestartet

Ich war nicht wirklich motiviert. Ich war recht übertrainiert, hatte zu viele Läufe in den Beinen und zu wenig für meine Regeneration getan. Mein Knie meckerte, mein Rücken zwickte, meine Laune war nicht gut. So lief ich in Hamburg an der Elbe entlang. Selbst diese Strecke machte mich an diesem Tag nicht wirklich glücklich. Und das will wirklich viel heißen. Plötzlich tauchte vor mir eine Frau auf, die einen Rollstuhl durch den Sand schob.

Im Rollstuhl saß ein wirklich alter Mann. Er war nicht in der Lage, auch nur irgendein Körperteil zu bewegen. Er war nicht in der Lage die Mimik zu verändern. Er wirkte nicht mehr so ganz auf dieser Welt. Aber er war auch noch nicht so ganz von dieser Welt gegangen. Es ist dieser Zwischenzustand. Zwischen Leben und Tod. Ich weiß wie sich das anfühlt, jeder von uns erlebt das eines Tages. Weil Familienmitglieder oder Freunde in diesem Stadium sind. Schwer zu ertragen, finde ich. Weil es schmerzt.

Eine wundersame Begegnung

Als ich mit Bilbo und Spagna vorbeilief, kämpfte sich die Pflegerin weiter durch den Sand. Sie wollte wohl unbedingt ans Wasser mit dem Rollstuhl. Plötzlich veränderte der Mann seinen Blick. Der Kopf war zwar weiterhin sehr gesenkt, aber die Augen bewegten sich in Richtung der Hunde. Die Pflegerin blieb stehen. Ich blieb stehen. Und rief die Hunde zurück. Eine Stimme in mir sagte: „Bleib stehen. Ruf die Hunde zurück. Schick sie zu dem Mann. Er wünscht sich das. Sein Blick verrät das. Es könnte wichtig sein.“ Ich rief die Hunde. Bilbo lief ohne zu überlegen auf den Rollstuhl zu. Vorsichtig legte er seinen Kopf auf den Schoß des Mannes im Rollstuhl.

Spagna schmiegte sich an seine Beine, die er nicht bewegen konnte. Wind kam auf, ein recht eisiger Wind. So, dass dem Mann die Tränen in die Augen schossen. Mir auch, aus völlig anderen Gründen. Die Hunde bewegten sich nicht, sie suchten die Nähe. Und plötzlich, kaum sichtbar, entschloss sich der Mann zu einem Lächeln. Es wirkte so, als ob er mit letzter Kraft die Mundwinkel bewegte. Für einige Sekunden hatte er diese Kraft, bevor das Gesicht wieder in eine Art Neutralität verfiel. Es war ein Moment der Stille. Es wurde nicht gesprochen, weil es ein Moment war, der keine Worte brauchte. „Danke“, sagte die Pflegerin leise.

Dankbarkeit und Motivation durch Laufen mit Hund

Und wir wussten beide, dass sie sich dafür nicht hätte bedanken müssen. Dass das was dort passierte genau richtig so war. Ich half ihr die letzten Meter durch den Sand. Ich verabschiedete mich nicht. Es gibt Momente, in denen das sehr in Ordnung geht, weil es um viel mehr geht. Als wir weiter an der Elbe liefen, lief es viel besser für mich. Denn wieder einmal mehr wurde mir klar: Was für ein Segen es ist, dass ich überhaupt laufen kann und darf.

Und was für ein noch größerer Segen es ist, mit Bilbo und Spagna laufen zu können. Ohne sie hätte ich diesen wundervollen Moment nie erleben dürfen. Wenn es wirklich ein Wunsch ist, einen Hund anzuschaffen, dann tun sie es. Laufen Sie mit ihm. Diese Tiere werden Sie mit ihrer Dankbarkeit auf eine ganz besondere Art belohnen. Und sie sind wahre Lauf-Motivatoren.

Im nächsten Teil vom IMTEST-Lauf-Special verrät Mike Kleiß das Geheimrezept, um gesund und lebenslang zu Laufen.

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