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Amazfit Active im Test: Wie gut ist die günstige Smartwatch?

Die neue Amazfit Active bietet jede Menge Fitness-Funktionen für kleines Geld.

Amazfit Active
© Amazfit

Wem eine Apple Watch oder Pixel Watch 2 zu teuer ist, aber trotzdem Sport aufzeichnen und smarte Funktionen am Handgelenk haben will, für den hat Amazfit mit der Active ein attraktives Paket geschnürt. Bei dieser Smartwatch handelt es sich um das neuste Modell im inzwischen beachtlichen Portfolio der chinesischen Marke. Sie funktioniert sowohl mit Androiden als auch mit iPhones und bietet für ihren Preis eine erstaunliche Mischung aus Gesundheits-, Fitness- und Smartwatch-Funktionen.

Amazfit Active auf Stein
Die Amazfit Active könnte man auf den ersten Blick für eine Apple Watch halten. © IMTEST

Amazfit Active: Apple Watch lässt grüßen

Das rechteckige Design der Amazfit Active mit leicht abgerundeten Ecken erinnert dabei auffällig an die Apple Watch. In Sachen Verarbeitung kann sie zwar nicht mit dem Original mithalten, dafür zählt sie mit 35 Gramm inklusive Armband zu den leichtesten Smartwatches auf dem Markt. Drei Farbvarianten stehen zur Wahl. Das von IMTEST getestete blütenrosa sowie schwarz. Dazu gibt es noch lavendelrosa, wobei hier statt Aluminium hochwertigeres Edelstahl zum Einsatz kommt. Das erhöht Gewicht und Preis. Bei der Edelstahlversion ist zudem statt eines (fummligen) Silikonarmbands ein veganes Lederarmband dabei.

Im 42-mm-Gehäuse der Amazfit Active steckt ein 1,75-Zoll-AMOLED-Touchscreen mit einer Auflösung von 390×450 Pixeln. Der Rahmen ist dabei recht breit, was Amazfit durch die überwiegend schwarzen Zifferblätter allerdings gut kaschiert. Ebenfalls nicht gut: Die Smartwatch kann nur zwei Ziffernblätter gleichzeitig speichern, weitere Watchfaces muss man über die Zepp-App laden. Obendrein handelt es sich lediglich um gehärtete Glas, der Kratzerschuss ist nicht der beste. Unabhängig davon ist das Display  angesichts des günstigen Preise vollkommen in Ordnung. Schriften und Symbole sind scharf, die Farben bunt und die ausreichende Helligkeit sorgt auch im Freien für gute Ablesbarkeit. Optional lässt sich auch ein Immer-an-Bildschirm (Always on) aktivieren. Ein intelligenter Modus schaltet ihn aus, wenn Sie ihn nicht benötigen (etwa nachs im Bett). Wer stattdessen den “Aufwachen”-Modus wählt, profitiert von einer deutlich längere Akkulaufzeit (dazu gleich mehr).

Amazfit Active Nahaufnahme
Der Bildschirm der Amazfit Active ist zwar scharf, aber nicht sehr hell. © IMTEST

Amazfit Active: Viele smarte Funktionen an Bord

Die smarten Funktionen für den Alltag können sich bei der Amazfit Active sehen lassen. So ist die günstige Smartwatch sowohl mit einem Mikrofon als auch mit einem Lautsprecher ausgestattet. Das ermöglicht direkt von der Smartwatch aus zu telefonieren, sofern sich das gekoppelt Smartphone in Reichweite befindet. Die Tonqualität ist dabei zufriedenstellen. Hintergrundgeräusche treten kaum auf und die Stimmen gibt die Active klar und deutlich wieder. Die Lautstärke könnte allerdings ein wenig höher sein. Die Smartwatch verfügt darüber hinaus über eine eigene Telefon-App, über die sich  Anruflisten und häufig genutzte Kontakte aufrufen lassen. Zudem lassen sich über die Zepp-App  bis zu 50 Kontakte auf der Smartwatch speichern. Es gibt sogar eine spezielle Tastatur für die manuelle Eingabe von Telefonnummern.

Die Amazfit Active zeigt außerdem auf dem Smartphone eingehende Nachrichten an und ermöglicht das Lesen von E-Mails. Welche Apps Benachrichtigungen an die Smartwatch senden dürfen, lässt sich individuell über die Zepp-App einrichten. Wer die Active mit einem iPhone koppelt, kann im Gegensatz zu Android nicht mit vorgefertigten Antworten und Emojis reagieren.  Dafür gibt es die Möglichkeit, mit der Active Fotos vom Handgelenk aus zu knipsen.



Amazfit Active mit smartem Assistent

Ebenfalls an Bord ist ein smarter Assistent, konkret Amazon Alexa. Auf diese Weise beantwortet die Amazfit Active beispielsweise Fragen rund ums kommende Wetter, Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe oder aktuelle Börsenkursen. Nicht zuletzt lässt sich sogar Musik im MP3-Fomat auf der Active speichern. Dafür stehen zwar nur 250 Megabyte Speicher zur Verfügung, aber immerhin. Nicht zuletzt gibt es Zugriff auf einen ordentlich bestückten App Store, der aber in Sachen Auswahl und Qualität nicht mit Apple oder Google mithalten kann. Was gänzlich fehlt, ist eine mobile Bezahlfunktion.

Sport & Fitness: Nicht schlecht

Die Amazfit Active bietet eine Vielzahl von Sport- und Fitnessfunktionen. So kennt die Smartwatch mehr als 120 Sportarten und verfügt über eine Vielzahl von Trainingsfunktionen. So kann die Amazfit-Uhr Werte wie Trainingsbelastung und Erholungszeit berechnen. Die Ähnlichkeiten zwischen dem PeakBeats-System von Amazfit und dem bewährten Firstbeat Analytics-Algorithmus von Garmin sind dabei unverkennbar. So entspricht beispielsweise der Wert „Bereitschaft“ der „Body Battery“ von Garmin. Diese Funktion bewertet sechs verschiedene Aspekte des Körpers: körperliche Erholung, geistige Erholung, Herzfrequenz im Schlaf, Herzfrequenzvariabilität im Schlaf, Atemqualität und Temperatur und generiert daraus eine Punktzahl zwischen 0 und 100, die das aktuelle Leistungsniveau angibt.

Zepp-App Auswertung
Die Amazfit Active erfasst beim Laufen sogar Parameter wie die Schrittfrequenz- und -Länge. © IMTEST

Analog zu den „Intensitätsminuten“ gibt es bei Amazfit zudem den PAI-Wert, der die persönliche Aktivität der letzten sieben Tage in eine Zahl packt. Dabei ist ein konstanter Wert von über 100 das Ziel. Während des Trainings kann die Active spezifische Anleitungen geben, indem sie Ziele wie Distanz, Zeit oder Trainingseffekt vorgibt. Die Smartwatch zählt auf Wunsch auch Runden oder hilft dabei eine bestimmte Trittfrequenz einzuhalten, wobei die Optionen je nach Sportart variieren. Dazu lassen sich in der App individuelle Trainingspläne einrichten.

KI und Navigation

Ebenfalls nicht selbstverständlich für die Preisklasse: Nutzer können mithilfe der Zepp-App Routen (etwa mit Komoot erstellte GPS-Dateien), an die Active senden. Wenn dann eine entsprechende Aktivität gestartet wird, lässt sich die Route starten und so navigieren. Echtes Kartenmaterial ist bei der Amazfit Active allerdings nicht an Bord, man kann sich lediglich anhand der als Linie dargestellten Route orientieren – besser als gar nichts. Auch bemerkenswert: Beim Laufen zeigt die erweiterte Metriken wie die Schrittlänge- und Schrittfrequenz an. Was im Vergleich zu höherpreisigen Amazfit-Modelle wie der Balance fehlt? Ehrlich gesagt nicht viel: So gibt es kein Barometer für die Ermittlung von Höhenmetern. Zudem fehlen Profile für Golf und Multi-Sport (Triathlon).

Besonders stolz ist Amazfit aber auf den Zepp Coach. Er soll mit Hilfe von KI maßgeschneiderte Trainingspläne erstellen und dabei helfen, Aktivität und Erholung in Einklang zu bringen. Dazu schlägt er Ruhephasen vor und erstellt individuelle Trainingspläne. Diese basieren auf Faktoren wie dem aktuellen Laufniveau, den individuellen Zielen und der zurückgelegten Distanz und werden wöchentlich angepasst. Dabei kommt eine Chatbot-Funktion zum Einsatz, die über die App aufgerufen werden kann. Blöd nur, dass Amazfit für den KI-basierten Personal Trainer Geld verlangt, konkret in Form eines Abonnements für 30 Euro pro Jahr.

Damit nicht genug. Zusätzlich zur Kasse gebeten wird, wer Zepp Aura nutzen möchte. Diese ebenfalls KI-basierte Funktion wird als Relax- und Schlafservice beworben und kostet stolze 50 Euro pro Jahr. Der Assistent soll dabei helfen, mit individuellen Einschlaf- und Soundkulissen zu entspannen und zu relaxen. Darüber zeigt die Balance weiterführende Schlafmetriken an, wie tägliche, wöchentliche und monatliche Analysen. Aus Sicht von IMTEST sind beide Abo-Funktionen überflüssig.

Amazfit Active: GPS- und Pulsmessungen

In Sachen Genauigkeit muss sich die Amazfit Active nicht verstecken. Im höheren Regal gibt es zwar sicher Smartwatches, die genauer Puls und Strecke erfassen, für den Einsatz im Breitensport ist die Messgenauigkeit aber vollkommen ausreichend. So fiel die Herzfrequenz im Vergleich zum Referenzbrustgurt (Wahoo Tickr) meist einige Schläge niedriger aus. Und bei der Streckenaufzeichnung kürzte die Active gerne einmal ein paar Ecken ab. Negativ dagegen: Bei mehreren Aktivitäten brach die Aufzeichnung mitten im Training abrupt ab.

Amazfit Active Abbruch
Es kam im Test mehrmals vor, dass die Aufzeichnung während eine Aktivität unvermittelt abbrach. © IMTEST

Ansprechende Akkulaufzeit

Amazfit gibt für die Active eine Laufzeit von bis zu 14 Tagen bei normaler Nutzung oder 10 Tagen bei intensiver Nutzung. Realistisch ist: Mit aktivierten Always-On-Bildschirm (tagsüber) sind rund 5 Tage drin, ohne 8 bis 9 Tage. Was die Ladezeiten angeht, so kommt die Smartwatch innerhalb von 15 Minuten von 0 auf 30 Prozent und erreicht nach etwa 30 Minuten 50 Prozent. Eine vollständige Ladung dauert ungefähr 90 Minuten. Das Aufladen erfolgt über ein proprietäres Ladepad, das magnetisch an der Unterseite des Active befestigt wird. Kabelloses Laden über den Qi-Standard unterstützt die Active leider nicht.

Fazit

Wer eine günstige Smartwatch wie die Amazfit Active kauft, muss natürlich mit Einschränkungen leben. Diese sind in diesem Fall aber überschaubar. Die Wichtigsten: kein Barometer, keine mobilen Bezahlmöglichkeiten und keine Offline-Kartennavigation. Unabhängig davon sind Hardware und Funktionen für diese Preisklasse sehr gut. Vor allem preisbewusste Sportler sollten zugreifen.

  • PRO
    • Ansprechende Sport- und Fitnessfunktionen, gutes Preis-/Leistungsverhältnis.
  • KONTRA
    • Wenig Speicher, kein Barometer, keine Bezahlfunktion, erweiterte Funktionen nur im Rahmen eines kostenpflichtigen Abos.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,4