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Epik im Test: KI-App generiert persönliche High School Bilder

Wie aus Highschool Musical: Das sind die Jahrbücher von KI-App Epik.

Ein blonder Tomboy schaut verträumt in die Kamera
© Epik / IMTEST

Man nehme eine arrogante Schulkönigin (meist Cheerleaderin), ihren unverschämt gut aussehenden Sportlerfreund, einen schüchternen Hauptcharakter und dessen nerdige Freunde, fertig ist der amerikanische High-School-Film. So überholt diese ewig gleichen Rollenklischees auch sind, Filme wie High School Musical erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Vielleicht ist auch das der Grund für den Erfolg von “Epik“. Die Foto-App verwandelt Selfies mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) in Aufnahmen, die so aus dem Jahrbuch einer stereotypen 90er-Jahre-Highschool-Klasse stammen könnten. IMTEST hat sich die App genau angeschaut und hält fest: Epik macht beispielsweise im Vergleich zum letzten Trend, der Bildbearbeitungsapp Retrato, einiges besser.



Epik arbeitet schon mit acht Selfies

Zum ersten ist zu bemerken: Epik fordert im Gegensatz zu Retrato keine 20 bis 25 Selfies ein, um seine Bilder zu generieren. Stattdessen reichen schon acht bis zwölf. Anschließend müssen Nutzerinnen und Nutzer auch hier angeben, wen das Bild zeigt, damit die KI einen klaren Arbeitsauftrag erhält. Allerdings fällt hierbei positiv auf, dass es neben den Kategorien “Male” (englisch: männlich) und “female” (englisch: weiblich) auch die Kategorie “other” (englisch: andere) gibt. Das ist nicht nur im Sinne der Gendergerechtigkeit ein absoluter Pluspunkt, sondern ermöglicht es Nutzerinnen wie Nutzern auch, Bilder zu generieren, die weniger geschlechtsspezifische Stereotype erfüllen. Mit anderen Worten: Die App, die konzeptionell mit Klischees arbeitet, ist stärker für das Thema sensibilisiert als beispielsweise die reine Bildbearbeitungsapp Retrato.

Ein klarer Minuspunkt ist jedoch, dass die App nur in englischer Sprache verfügbar ist. Grundlegende Kenntnisse sind daher erforderlich, etwa: “Upload” (hochladen), “male” (männlich), “female” (weiblich), “Yearbook” (Jahrbuch), etc..

Drei Geschlechter, sechs Typen, 60 KI-Bilder

IMTEST hat in eine Selbstexperiment sowohl die selben elf Bilder mit allen drei Filtern bearbeiten lassen. Dabei stellte sich heraus: Unter den Other-Bildern waren einige, die entweder in der Female- oder der Male-Kategorie bereits vorgekommen waren. Allerdings wurden hier auch einige Tomboy-hafte Bilder gezeigt, die weder klar dem biologisch männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen waren. Die Fotos aus der Male-Kategorie waren dagegen weitgehend deutlich als männliche Stereotype zu erkennen – und das obgleich auf den Originalbildern eine Frau zu sehen war. Aus der testenden Redakteurin wurden hier Sportler, Rocker und Wissenschaftler.

Links ein Junge als Forscher, rechts als Skater
Der Male-Filter macht einiges aus. Im Original wurden hier Frauenbilder eingespeist. © Epik / IMTEST

Die Styles orientieren sich dabei an typischen Kategorien, wie sie in vielen Jahrbüchern von Schulklassen zur Abstimmung stehen. Schülerinnen und Schüler wählen hier oftmals die besten Sportlerinnen und Sportler des Jahrgangs, die bestgekleideten Mitschülerinnen und Mitschüler, die Klügsten, etc. Dabei sind die Styletypen anhand derer die Bilder entwickelt werden in Epik für alle drei Geschlechtskategorien dieselben:

  • Basic (Grundlegend)
  • Most likely to Succeed (Am wahrscheinlichen erfolgreich)
  • Most Athletic (Am sportlichsten)
  • Most Intellectual (Am intelligentesten)
  • Most Musical (Am musikalischsten)
  • Best Dressed (Am besten gekleidet)

Für jede Typ generiert die KI hinter Epik verlässlich zehn Bilder. Die unterscheiden sich teilweise in ihrem Format, sind aber ausnahmslos gut ausgeleuchtet, zentriert und selten abgeschnitten. Zudem geizt die App nicht mit Schönheitsfiltern. Die KI sorgt ganz von allein für glatte Haut und glänzende Haare. Doch immerhin: Im Gegensatz zu anderen Bildbearbeitungsprogrammen, sind die Personen hier meist noch einwandfrei als sie selbst zu erkennen.

Blonde Cheerleaderin und blonde Basketballerin
Mitunter sehen die generierten Bildern der Person auf dem Original verblüffend ähnlich. © Epik / IMTEST

Von Püppchen bis Boxerin

Inhaltlich bedient die KI die versprochenen Stereotype. Trotz derselben Typ-Kategorien fällt beispielsweise auf, dass die intellektuellen Jungs mitunter um Arztkittel oder mit Wissenschaftspokal gezeigt werden, während die Mädchen eher Bücher als Gadget bekommen. Auch beim Sport wirken die männlichen Darstellungen kämpferischer, doch es gibt Ausnahmen. Weibliche Boxerin? Gar kein Problem! Männlicher Cheeeleader? Nun, der fehlt noch.

Links Boxerin in rot, rechts Hipphopper in rosa
Frau als Boxerin? Kein Problem. Doch die männliche Sparte ist noch sehr viel stärker an ihre Klischees gefesselt. © Epik / IMTEST

Da es sich aber um ein klassisches 90er-Jahre-Jahrbuch handelt soll, fallen diese Feinheiten bei der Bewertung nur wenig ins Gewicht. Entscheidender ist da schon, dass die weiblichen Darstellungen tendenziell deutlich kindlicher wirken als die männlichen. Allerdings das mag auch von individuellen Faktoren wie der Gesichtsform abhängen.

Zwei sehr junge, blonde Mädchen
Die Highschool betritt man etwa mit 14 und beendet sie ungefähr mit 18. Ob diese Kinder hier wirklich ins Bild passen? Die KI sagt: Ja! © Epik / IMTEST

Auf der nächsten Seite finden sich Tipps zur weiteren Bearbeitung mit Epik und IMTEST verrät, was die App noch kann.