Veröffentlicht inEinzeltests

Insta360 Go 3: Kompakte Fun Action-Cam im Test

Macht die flexible Insta360 Go 3 gute Videos? IMTEST hats getestet.

Insta360 Go 3 am Baby
© Insta360

Das soll eine echte Action-Cam sein? Angesichts der lächerlichen Größe eines Lippenstifts und eines Fliegengewichts von gerade einmal 36 Gramm eine berechtigte Frage. Tatsächlich ist die Insta360 Go 3 sogar ein wenig größer und schwerer als ihr Vorgänger. Dafür ist sie mit einem besseren Bildsensor ausgestattet, der die maximale Videoauflösung von 2K auf 2,7K (2.720 x 1.536 Pixel) bei 30 Bildern pro Sekunde (fps) erhöht. Und während die zweite Version nur über 32 Gigabyte internen Speicher verfügte, bietet die Go 3 maximal bis zu 128 Gigabyte. Die größte Änderung ist jedoch der sogenannte Action Pod. Damit funktioniert die Go 3 wie eine GoPro, ohne ihre einzigartige Flexibilität zu verlieren. Wie gut sich die Insta360 Go3 mit den neuen Features gegen den Platzhirschen GoPro Hero 12 Black schlägt, klärt der Test.

Go 3 GoPro 12 Größenvergleich
Die Insta360 ist zwar einen Tick größer als der Vorgänger, im Vergleich zur GoPro Hero 12 Black aber immer noch ein Winzling. © IMTEST

Insta360 Go 3: Cleveres 2in1-Konzept

Dreh- und Angelpunkt der Funktionsweise der Insta 360 Go 3 ist der neue Action Pod. Dabei handelt es sich um ein Kameragehäuse, in das die Go 3 magnetisch eingeklinkt werden kann. In der Ladeschale verhält sich die Go 3 dann wie eine vollwertige Action-Cam samt diversen Bedienelementen und ansprechender Akkulaufzeit. Was den Action Pod von seinem Vorgänger unterscheidet, ist der Touchscreen auf der Rückseite, der sowohl als Sucher als auch als Schnittstelle für die Kameraeinstellungen dient. Der 2,2-Zoll-Touchscreen ist zwar recht klein, bietet aber genug Platz, um bequem auf Symbole zu tippen und Einstellungen zu ändern.

Go 3 Action Pod
Eingeklickt ins Action Pod-Gehäuse funktioniert die Go 3 fast wie eine ausgewachsene Action-Cam. © IMTEST

Der Clou ist aber, dass der Action Pod  auch nach dem Abnehmen der Kamera kabellos verbunden bleibt und so ein Live-Bild des Go 3 liefert, ohne dass ein Smartphone benötigt wird. So lässt sich die Go 3 an ausgefallenen Orten platzieren und die richtige Einstellung per Action Pod überprüfen. Außerdem ist er mit einem 180°-Scharnier für Vlogging ausgestattet. Der Action Pod ist darüber hinaus magnetisch und funktioniert mit der gleichen Clip-Halterung wie das Kameramodul. Und nicht zuletzt ist das Klappdisplay so konstruiert, dass es auch als Stativ verwendet werden kann. Damit nicht genug: Ausgestattet mit einem 1270 mAh- Akku kann sie den 310-mAh-Akku des Go 3 bis dreimal wieder voll aufladen.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von VideoPress, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Mit der Insta360-App lassen sich in wenigen Minuten ansehnliche Clips erstellen.

Insta360 Go 3: Unendliche Möglichkeiten

Alternativ lässt sich die Go 3 aus dem Action Pod entnehmen. Dann mutiert sie zur superleichten Mini-Action-Cam, die nahezu überall hinpasst und verrückte Einstellungen erlaubt. Ein großer Vorteil dabei: Die Go 3 ist magnetisch. Dadurch lässt sie sich zum einen schnell und einfach an vielen metallischen Gegenständen befestigen und zum anderen ganz einfach mit dem mitgelieferten Zubehör koppeln. Dazu gehören im getesteten Action Kit (469 Euro) eine Art magnetische Halskette, eine Clip-Halterung, zum Beispiel für Helm und Rucksack,  eine Drehhalterung und eine Schnellspann-Halterung. Dieses Zubehör ist genial:

Go 3 Zubehör
Im Action-Kit ist jede Menge Zubehör enthalten: magnetische Halskette, Clip-Halterung, Drehhalterung und Schnellspann-Halterung. © IMTEST
  • Die Halskette (Magnetanhänger) eignet sich erstklassig für unkomplizierte POV-Videos. Einfach Kette unterm Hemd oder dem Pullover anziehen, Go 3 dranpappen und losfilmen. Wird die Action-Cam richtig herum befestigt (gilt auch für die Schnellspannhalterung), hält sie bombenfest.
  • Die Schnellspannhalterung funktioniert ähnlich. Sie lässt sich beispielsweise an Caps befestigen und ermöglicht ebenfalls POV-Aufnahmen – hier aus einer leicht erhöhten Perspektive – bei denen beide Hände frei bleiben. Ideal beispielsweise für Erklär- und How-to-Videos.
  • Die Drehalterung ersetzt die Pivot-Halterung von der Go 2. Dank eines Klebers, der sich durch die Reinigung mit Wasser immer wieder erneuert, lässt sie sich nahezu überall bombenfest befestigen. Durch das Drehgelenk sind in diesem Fall Perspektiven aller Art möglich. Bei der Go 3 ist die Konstruktion wesentlich massiver und stabiler. Auch die Kontaktfläche ist größer geworden. Dadurch bietet die neue Halterung nicht die Flexibilität des Go 2-Halters. Dafür hält die neue Drehalterung definitiv bombenfest, davon konnten sich die Tester beim Mountainbiking auf schroffen Alpen-Trails überzeugen. Dazu kann der Kugelkopf mit einer Standard ¼-20 Schraube mit einer beliebigen Anzahl von Befestigungslösungen kombiniert werden.
  • Die Clip-Halterung dient schließlich zur Verbindung mit klassischen Action-Cam-Halterungen mit Drehverschluss. Da auch diese magnetisch funktioniert, ist das Anbringen und Abnehmen im Gegensatz zum klassischen Schraubverschluss in Sekundenschnelle erledigt.
Drehhalterung am Skateboard
Die Drehhalterung lässt sich auf nahezu allen glatten Flächen befestigen, zum Beispiel auf diesem Skateboard. © Insta360

Alles in allem ermöglicht das magnetische Mini-Design der Go 3 einzigartige Videos, die mit Smartphones oder schweren Action-Cams nicht möglich sind. Zum Beispiel an einem Messer befestigt, das Gemüse schneidet. Oder unten am Fahrradrahmen bei einer Tour. Oder am Halsband eines Hundes beim Gassigehen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Go 3 Perspektive
Die neue Drehhalterung ermöglicht ungewöhnliche Perspektiven. Im Test hielt sie am Fahrradrahmen angebracht selbst ruppigen Mountainbike-Trails stand. © IMTEST

Abstriche bei der Videoqualität

Doch wie ist es um die Videoqualität bestellt? Im Vergleich zum Vorgänger hat die Insta360 Go 3 zugelegt: Videos gibt es in der höchsten Einstellung mit 2,7K (2.720 x 1.536 Pixel) und maximal 30 fps. Außerdem möglich: Aufnahmen in 2K (3.560 x 1.440 Pixel) und Full HD (1.920.x.1.080 Pixel) – mit jeweils bis zu 50 fps. Für flüssige Aufnahmen im Zeitlupenmodus sind bei Full HD sogar 120 fps möglich. Als Formate stehen 16:9 oder das im Social-Media-Bereich beliebte 9:16-Format zur Auswahl. So weit zu Theorie. Im direkten Vergleich zur Videoqualitätskönigin GoPro Hero 12 Black zieht die Go 3 aber deutlich den Kürzeren:

  • Auflösung: Zunächst kann die Insta360 Go 2 keine 4K, geschweige denn 5,3K-Videos aufnehmen. Auf kleinen Bildschirmen können sich die Aufnahmen zwar sehen lassen, auf großen Fernsehern wird der Auflösungsunterschied aber sehr deutlich.
  • Winkel: Selbst im höchsten Modus „Ultra“ (siehe Bild unten links) bietet die die Go 3 nicht den Blickwinkel von GoPros „Hyperview“ (siehe Bild unten rechts), geschweige denn die Weitwinkelfähigkeit der GoPro 12 mit aufgesetzter Max Lens Mod 2.0-Linse.
  • Generelle Bildqualität: Zwar überzeugen die kräftigen Farben, insgesamt wirkt das Bild aber auch bei weitem nicht so kontrastreich. Bei genauer Analyse zeigen sich vor allem am Rand kleine Unterschiede, beispielsweise bei der Kantenglättung. Und wer in aus Videos extrahierte Bilder hineinzoomt, erkennt sehr deutliche Kompressionsartefakte. Farbton und allgemeine Bildkonsistenz sind bei der GoPro 12 mindestens ein Regal höher angesiedelt.
  • Videos bei Dunkelheit: In diesem Bereich sind die Go 3 und die GoPro 12 ähnlich schlecht. Die DJI Osmo Action 4 produziert dagegen noch akzeptable Videos.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von VideoPress, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Bei Dunkelheit schneidet die Osmo Action 4 klar besser ab.

Zusammengefasst ist die Aufnahmequalität der Insta360 Go 3 alles andere als schlecht. Aber wer auf beste Videoqualität großen Wert legt, ist mit aktuellen GoPro- oder Osmo Action-Modellen definitiv besser beraten.

Go 3 Kompression
Wer ins Bild hineinzoomt, entdeckt bei 2,7K und Standardbitrate starke Kompressionsartefakte. © IMTEST

Ausdauer und Bedienung

Apropos Akku: Angesichts des Mini-Gehäuses sind keine gigantischen Laufzeiten drin. Immerhin sind sie besser als beim Vorgänger: Abseits der Ladeschale sind rund 45 Minuten mit 1080p und 40 Minuten bei 2,7K realistisch. Steckt die Kamera im Action Pod, verlängern sich die Aufnahmezeiten auf maximal 150 beziehungsweise 140 Minuten. Auch wenn die Ausdauer in Ordnung ist, sollte man bedenken, dass der nicht austauschbare Akku der Go 3 zweifelsfrei eine Einschränkung darstellt. Erstens kann man ihn unterwegs nicht gegen einen Ersatzakku austauschen. Zweitens nimmt die Akkulaufzeit mit der Zeit immer mehr ab. Das Gleiche gilt für den Speicher. Auch dieser ist fest verbaut und lässt sich weder erweitern noch austauschen. Im Testmodell standen 64 Gigabyte zur Verfügung, wobei einen kleinen Teil die Systemsoftware belegt. Laut Go 3 bietet die Action-Cam im Auslieferungszustand Platz für:

  • Video (2.7k, 30 fps) = 2 Stunden und 35 Minuten
  • Video (Full HD, 50 fps) = 3 Stunden und 4 Minuten
  • Fotos = 3.074 Aufnahmen

Die Bedienung des Go 3 ist im Prinzip einfach, da es nur einen Knopf gibt. Mit diesem kann man durch einmaliges Drücken die Aufnahme starten und stoppen. Im Test kam es allerdings allzu oft vor, dass die Taste versehentlich aktiviert wurde, etwa beim Herausnehmen aus einer Halterung. Zudem ist die Ein-Tasten-Bedienung alles andere als intuitiv, da sie nicht nur zum Starten und Beenden von Videos, sondern auch zum Wechseln der Modi und zum Aufnehmen von Fotos durch verschiedene Kombinationen dient.

Action Pod als Fernbedieunng
Der Action Pod dient auch als Fernbedienung, wenn die Go 3 zum Beispiel in einer Halterung steckt. © IMTEST

Fazit

Die enorme Vielseitigkeit gepaart mit ordentlicher Videoqualität, Mini-Maßen und geringem Gewicht machen die Insta360 Go 3 zu einem Unikat unter den Action-Cams. Sie ist sicher nicht perfekt, aber keine andere Action-Cam macht so viel Spaß, ist so unkompliziert und bietet so viele Möglichkeiten. Der nicht erweiterbare Speicher und der fest eingebaute Akku sind allerdings zwei dicke Minuspunkte.

  • PRO
    • Klein, leicht und vielseitig – keine andere Action-Cam bietet so viele Einsatzmöglichkeiten.
  • KONTRA
    • Speicher und Akku fest verbaut.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,2