Ein Garten macht Arbeit, und das lässt sich auch nicht ändern. Bäume und Sträucher beschneiden sich nicht von allein, und unerwünschte Gewächse im Rosenbeet springen ebenfalls nicht selbstständig aus dem Erdreich. Umso sinnvoller ist, dort, wo es möglich ist, das Gärtnern etwas smarter zu machen.
Beim Mähen fängt der smarte Garten an
Die offensichtlichste Form der automatisierten Gartenpflege, also ein erster Schritt zum smarten Garten, ist vermutlich der Mähroboter, der sich zeitgesteuert und regelmäßig darum kümmert, dass der Rasen nicht irgendwann ein Fall für den Balkenmäher und anschließend den Heuwender wird. Doch wie unsere Tests immer wieder zeigen, ist diese Form der Automation nicht ganz ohne Tücken. Denn wie auch im Hausinneren, müssen idealerweise zunächst ein paar Voraussetzungen geschaffen werden, damit das Mähen wirklich so funktioniert, dass anschließend keine Nacharbeiten nötig sind. Das betrifft vor allem die Rasenkanten, die so ausgestaltet sein sollten, dass der Mäher sie überfahren und damit auch wirklich das Gras am äußersten Rand der Fläche schneiden kann.

Zwar gab es das Problem auch schon bei den konventionellen Mähern, aber wer hier ohnehin schon die Maschine alle ein oder zwei Wochen aus dem Gerätehaus holt, ist eher bereit, anschließend auch noch zum Trimmer oder zur Kantenschere zu greifen. Immerhin haben moderne Mähroboter ohne Begrenzungskabel wie der Ecovacs Goat O800 RTK oder andere Modelle immer weniger Probleme mit nicht ganz klar definierten Rasengrenzen, die fließend in Beete übergehen. Hier funktioniert das automatische Mähen immer besser.
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Der smarte Garten gießt sich selbst
Seit einigen Jahren kommt es zu immer längeren Phasen ohne ausreichend Niederschlag. Wird der Garten zu trocken, ist der Griff zum Schlauch angesagt. Gerade in dem Bereich gibt es allerdings schon sehr lange die Möglichkeit der Automatisierung. Gardena beispielsweise bietet seit vielen Jahren Bewässerungscomputer an, also komplexere Zeitschaltuhren, die zwischen Wasserhahn und Rasensprenger platziert werden.

Mit dem Smart System ist Gardena aber längst ein paar Schritte weiter. Denn das steuert die Bewässerung abhängig vom Wetter, den zu gießenden Pflanzen und der tatsächlichen Bodenfeuchte, die mittels Funksensoren gemessen werden kann. Allerdings gilt auch hier: Richtig automatisiert funktioniert das Konzept nur, wenn der Garten entsprechend vorbereitet wird. Das bedeutet, dass man dort, wo nötig, entsprechende Regner oder Tröpfchenbewässerung im Boden installiert, die Zuleitungen dorthin möglichst im Boden verlegt und dann die Wasserversorgung herstellt, die auch mittels Pumpe über einen Regenwassertank realisiert werden kann. Wer auf solch eine Bewässerungsinfrastruktur verzichtet, muss entweder mit ein paar Gartenschläuchen leben, die dann offen herumliegen oder aber während des Gießens den Rasensprenger ein paar Mal umsetzen.

Neben Gardena bietet zum Beispiel auch eQ-3 einen smarten Bewässerungscomputer für das Homematic IP-System an und auch Osram/Ledvance hat ein ähnliches Gerät im Sortiment. Noch weitere Bewässerungslösungen für den smarten Garten finden sich hier.
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Mit smarten Zwischensteckern schalten
Wer schon eine fest installierte Gartenbewässerung besitzt, die womöglich sogar noch aus einer Zisterne oder einem Brunnen gespeist wird, kann diese auch smart nachrüsten. Und sogar sehr günstig und einfach mit einem smarten Zwischenstecker, über den die Pumpe dann eingeschaltet wird. Das kostet nur ein paar Euro und kann, je nach System, auch über verschiedene Parameter gesteuert werden. Solche Zwischenstecker gibt es von zahlreichen Anbietern, darunter Ledvance, eQ-3, Shelly, Hama, Brennstuhl, Meross oder eben auch Gardena. Einige dieser Hersteller (Shelly, eQ-3, Meross) haben übrigens auch Schalter für die Markisensteuerung im Sortiment.

Diese Zwischensteckern können aber letztlich nicht nur Pumpen, sondern zum Beispiel auch Lichterketten schalten oder auch die Poolheizung und damit den Garten ebenfalls viel smarter machen. Wobei es hier immer häufiger zu einem Problem kommt, weil immer mehr Elektrogeräte für den Außenbereich mit einem im Stecker integrierten FI-Schalter versehen sind, der zunächst durch Drücken aktiviert werden muss. Sobald diese Stecker durch eine Zeitschaltuhr oder eben einen smarten Zwischenstecker stromlos geschaltet werden, muss die Aktivierung erneut manuell vorgenommen werden.
Empfehlenswerte Lösungen, die nichts mit potenziell halbgarer Elektrobastelei zu tun haben, gibt es hier leider nur wenige. Wer hier etwas sucht, sollte sich in eimem Fachgeschäft für Pooltechnik beraten lassen. Allerdings lohnt sich das kaum für einen eher preiswerten Aufstellpool aus der Liga bis 500 Euro, der dann auch nur während der Sommermonaten im Betrieb ist. Smarte Pumpen, smarte Poolheizungen und auch smarte Poolroboter kostem schnell 1.000 Euro und mehr.
Licht im smarten Garten
Licht kann im Garten zwei Funktionen haben: Es sorgt für Ambiente und dafür, dass man nicht im Dunkeln sitzt. Um die Beleuchtung im Garten smart zu gestalten, gibt es unzählige Optionen. Neben den bereits genannten Zwischensteckern in Kombination mit Lichtgirlanden können auch vorhandene Lampen mit austauschbaren Leuchtmitteln problemlos umgerüstet werden, indem eben jene Leuchtmittel durch solche ausgetauscht werden, die WLAN- oder ZigBee-fähig sind. Die lassen sich dann nicht nur per App bedienen, sondern können auch durch andere Auslöser wie erkannte Bewegungen, das Öffnen des Garagentors oder das Einschalten des Springbrunnens im Gartenteich ausgelöst werden.

Daneben bietet der Handel zahlreiche Varianten von LED-Leuchten und Leuchtbändern an, die mit einem Controller ausgestattet sind, der zu einem der gängigen Smarthome-Systeme kompatibel ist. Besonders flexibel sind solche Modelle, die zudem den neuen Quasi-Standard Matter unterstützen.

Der smarte Garten: Grillen
Tatsächlich gibt es inzwischen auch einen Bereich des smarten Gartens, den man so vielleicht erst einmal nicht erwarten würde: das Grillen. Zwar kann man schon seit einigen Jahren WLN-fähige Steuerungen für Holzkohlegrils kaufen, die über einen regelbaren Lüfter für konstante Temperaturen sorgen, aber das war und ist ein Thema für eine sehr kleine Zielgruppe.

Deutlich populärer sind dagegen Thermometer, die per App ausgelesen werden können und darüber informieren, wenn das Grillgut fertig ist. The MeatStick, Meater oder auch Inkbird bieten Modelle, bei denen auch der Temperturfühler selbst ohne Kabel auskommt und die via Internet auch aus der Ferne abgefragt werden können. Einige Grillhersteller, darunter Napoleon oder Weber verbauen inzwischen in ausgewählten Modellen per App abfragebare Thermometer fest.

Längst kann man aber auch Grills kaufen, die komplett per App steuerbar sind. Bei Pelletsmokern oder Elektrogrills geht das schon etwas länger, weil die ohnehin über eine Regelelektronik verfügen, auf sich die Funksteuerung recht einfach aufsetzen lässt. Seit etwa zwei Jahren lassen sich aber auch Gasgrills smart bedienen. Santos beispielsweise bietet nachrüsbtare Regler, aber einge Grillmodelle unter anderem von Weber oder Char-Broil, haben die entsprechende Technik schon werkseitig verbaut.
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Den smarten Garten steuern
Eine gewisse Herausforderung besteht darin, den smarten Garten zu kontrollieren, insbesondere dann, wenn kein einheitliches Smarthome-System Verwendung findet. Die einfachste und aktuell beste Möglichkeit sind die gängigen Sprachassistenten. Und hier allen voran Amazon Alexa oder Google Assistant, weil die meisten Geräte zu diesen kompatibel sind. Nur – wie kommt Alexa nach draußen? Es gibt die Smartphone-App und auch einige Smartwatches können den Dienst bedienen. Das hat aber nach wie vor immer etwas von Agenten-Thriller, sobald jemand beginnt, mit seiner Uhr zu reden.

Tatsächlich lässt sich das Ganze aber auch so realisieren, wie man es aus dem Haus kennt, also mittels Smartspeaker. Sonos beispielsweise hat mit dem Roam 2 oder dem Move 2 gleich zwei Alexa-fähige, Akku-betriebene Smartspeaker, die mindestens wasserfest sind und daher problemlos sogar auch direkt in der Nähe von Pool oder Planschbecken stehen können. Gleichzeitig sorgen sie auf Wunsch noch für guten Sound. Auch andere Hersteller wie JBL oder Bose haben entsprechende Smart Speaker im Sortiment.
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Ohne WLAN wird der smarte Garten nichts
Die smarte Gartenwelt hat allerdings einen großen Haken: Ohne WLAN läuft nichts. Und das wird mit zunehmend größerer Distanz zum Haus ein Problem. Lösen lässt es sich mittels eines oder mehrerer WLAN-Repeater für den Außenbereich. Von TP-Link gibt es sogar für das Deco Mesh-System mit dem X50 einen Outdoor-Mesh-Repeater. Zu bedenken ist, dass so ein Funknetzverstärker zwar recht frei platzierbar ist, aber nicht ohne Stromversorgung auskommt.

Ein Tipp: Wer zum Beispiel auch die Bewässerung im Schrebergarten smart gestalten möchte, kann auf einen LTE-Router zurückgreifen. Das ist eine gute Lösung, wenn es dort kein Internet gibt. Für die in der Regel nicht allzu großen Parzellen benötigt man auch keine weiteren Repeater. Und auch kein immens hohes Datenvolumen auf der SIM-Karte.
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Auch ohne Stromanschluss: Mit Mini-Solaranlagen, Powerstations und Solar-Trackern wird der Garten flexibel, unabhängig und komfortabel mit Energie versorgt.
Fazit
Der smarte Garten ist leider noch nicht ganz so weit, wie man das aus dem Hausinneren womöglich kennt. Dort reinigen Roboter sämtliche Arten von Böden sowie auch die Fenster. Und im Prinzip kann auch die ganze übrige Haustechnik smart gestaltet werden. Dennoch lassen sich gerade zeitraubende und häufig wiederkehrende Aufgabe wie Rasenmähen und Gießen sehr gut und intelligent automatisieren. Voraussetzung ist aber eine vernünftige Planung und Ausgestaltung des Gartens und/oder der smarten Systeme. Ganz so simpel wie das Austauschen von ein paar Heizkörperthermostaten ist die Umsetzung im Garten also nicht.