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IFA 2023: Zwischen Showbühne und Zukunftsmusik

IMTEST berichtet: ein Tag auf der internationalen Funkausstellung.

Gelbe Rohre winden sich durch das Gelände der IFA. Im Hintergrund ist der Funkturm zu sehen.
IFA-Gelände © IMTEST

Jedes Jahr lädt internationale Funkausstellung (IFA) Besucher aus aller Welt ein, neuste Technik zu bestaunen rund um Computing, Haushalt und Kommunikation. IMTEST war vor Ort, hat live berichtet und bilanziert nun: Was kann die Messe, wie faszinierend und sinnvoll ist sie noch für private Besucher? Einerseits lassen sich auf der IFA neue Start-ups entdecken. Andererseits besteht die Möglichkeit, großen Herstellern, wie Bosch, Miele oder Samsung einmal ganz nah zu kommen. Die Messe ist ihre Showbühne.



IFA: Von Giganten und Newcomern

Im IFA-Showbusiness ganz vorn mit dabei ist das chinesische Unternehmen Honor. Sein neustes Smartphone, das Honor V Purse wird im Rahmen einer Modenschau vorgestellt. Junge Frauen in glitzernden Kostümen präsentieren das Handy im Handtaschenformat. Der Slogan lautet: “Mode wird digital”. Nach praktischem Nutzen fragt hier niemand.

Honor V Purse ist beige und ähnelt einer kleinen Handtasche.
Das Honor V Purse soll eine Handtasche ersetzen.
Honor präsentiert das V Purse in einer Modenschau.
Honor präsentiert das V Purse in einer Modenschau zusammen mit Gucci, Burberry, Tom Ford und Givenchy.

Im starken Gegensatz dazu stehen Start-ups wie Repartly. Eher am Rand von Halle 5.2 angesiedelt, hat das noch junge Unternehmen weder Scheinwerfer noch Werbepartner. Hier steht Geschäftsführer Dr. Lennart Osthoff persönlich am Stand und erklärt: “Wir reparieren Haushaltselektronik. Eine neue Waschmaschine zum Beispiel kostet um die 300 Euro. Dabei ist ein Neukauf meistens gar nicht notwendig.” Er zeigt auf einen Bilderrahmen, in dem ein Stecknadelkopfgroßes Metallstück ausgestellt ist. “Oft liegt das Problem nur an so kleinen Teilen.”

Hardware, Software, wir machen alles, freut sich Osthoff, dabei leuchten seine Augen. Nur um den Transport müssen sich Kundinnen und Kunden selbst kümmern. Aber: “Wir stellen Tutorials bereit, wie man zum Beispiel eine Waschmaschine selbst ausbauen kann. Dann lassen wir uns die Maschine zuschicken, checken sie durch, reparieren, was nötig ist und am Ende hat der Kunde Kosten von 80 bis 100 Euro, also mindestens zwei Drittel weniger, als wenn er ein neues Gerät gekauft hätte”. Obendrein kommt das Verfahren der Umwelt zugute. Ohne den Neukauf werden ordentlich Ressourcen gespart.

Anspruch vs. Realität: Nachhaltigkeit und Transparenz

Um Nachhaltigkeit geht es auch im Sustainablity Forum in Halle 2.2. Der “Wertgigant” dominiert die kleine Halle, ein sechs Meter hoher Mann, zusammengeschweißt aus alten Laptops von Hans Jürgen, alias HA Schult. Um die Stahlkonstruktion gruppieren sich Stände von Miele, Cleanr und der Dyness Renewable Energy Group.

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Auch das Bundesministerium für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) ist vertreten. Es klärt auf über sein IT-Sicherheitskennzeichen. Das bietet zwar keine Sicherheit in Datenschutz-Fragen, bestätigt aber immerhin, dass ein Gerät vom Hersteller transparent erklärt wird. Beispielsweise muss von vornherein klar sein, ob der Staubsaugerroboter über Kamera und Mikrofon verfügt. Wie weitreichend er die dann nutzt und was mit den Daten passiert, steht aber auf einem anderen Blatt.

Samsung hat im City Cube ein gigantisches Puppenhaus nachgebaut.
Samsung hat im City Cube seine eigene Area eingerichtet. © IMTEST

Transparenz ist auch beim Thema Nachhaltigkeit ein gutes Stichwort. Die Ressourcen sind endlich, der Klimawandel bereits in vollem Gange. Das ist hier prinzipiell allen klar. Entsprechend bemühen sich Unternehmen jeder Größenordnung, ökologisch einen guten Eindruck zu hinterlassen. Stolz präsentiert etwa Tech-Riese Samung im City Cube seine Lösungen zu nachhaltigen Verpackungen und recycelten Materialien. Eine Fernbedienung läuft mit Solarstrom, der dazugehörige Neo Qled Fernseher aus dem Jahr 2023 ist CO2-reduziert. Um wieviel Prozent geht aus der Präsentation zwar nicht hervor, doch auf Nachfrage bestätigte eine Sprecherin, dass die Reduktion zwischen 16 und 22 Prozent im Vergleich zum Vorgängermodell betrage. Das entspräche den Rahmenbedingungen von Carbon Trust. Das Zertifizierungsunternehmen unterstützt nach eigenen Angaben Konzernen bei der Umsetzung ihrer Klimaziele. Bekannte Partner und Kunden sind neben Samsung beispielsweise auch Kelloggs, Amazon und Thyssenkrupp.

WLAN-Steckdose: Vernetzung auf allen Ebenen

Weit mehr noch als das Thema Nachhaltigkeit steht die smarte Vernetzung im Mittelpunkt. Längst gehören nicht nur Smartphone, Laptop und Fernseher zum digitalen Alltag. Kühlschrank, Staubsauger, Rasenmäher und Küchenmaschine lassen sich ausnahmslos miteinander verbinden. Der neue Matter-Standard ermöglicht die Integration in ein einziges Smart-Home-System, unabhängig von Modell, Hersteller oder Anschluss. Und auch für nicht Internet-fähige Geräte gibt es Lösungen. So stellt etwa Zubehörhersteller Hama auf der IFA seine erste Matter-fähige WLAN-Steckdose vor. Zwischengeschaltet zwischen eine normale Steckdose und eine herkömmliche Stehlampe regelt sie den Stromzufluss wahlweise per App oder Sprachmodul.



Vollständig analoge Geräte sind auf der IFA selten. Eine Ausnahme bildet der Elektronikhersteller Lenco. Neben smarten Weckern und Musikanlagen bietet der Hersteller CD-Player an, die den 2.000ern entsprungen scheinen. Ein CD-Laufwerk, eines für Kassetten und okay, ein USB-Anschluss, das muss reichen. Keine Siri, keine Alexa, kein Internet.

Smarte Küche dank Samsung

Zwei Menschen schauen auf ein Smartphone auf dem die Samsung Food App geöffnet ist.
Samsung Food soll zum ultimativen Küchenhelfer werden. © Samsung

Das ist in der Küche der Zukunft kaum denkbar, jedenfalls nicht mit Samsung Food. Der Tech-Riese präsentiert die gleichnamige App als zentrales Kücheninstrument. Sie liefert Rezeptvorschläge, schickt Anweisungen an den Ofen sowie die Küchenmaschine und übernimmt den Einkauf, sofern eine entsprechende Partnerschaft zu Lieferdiensten besteht.

Damit soll es in den USA bereits möglich sein, Kochen auf ein Umschichten von Lebensmitteln zu reduzieren: aus dem Paket in den Ofen und auf den Tisch. Den Rest übernimmt die Software. Bis Ende des Jahres soll es dabei möglich sein, die Rezepte auf individuelle Vorliebe anzupassen und etwa mit der App Samsung Health zu verbinden. Eine gesunde Ernährung könnte so zum Kinderspiel werden.



Gaming hält Einzug auf der IFA

Apropos Spielen… Auch das Thema Gaming gehört in diesem Jahr zentral mit zur IFA. Unter anderem laden MSI, Bohemia Interactive und Huzaro dazu ein, neuste Hardware, Gamingstühle und Co. auszuprobieren. Im Zentrum stehen dabei Virtual-Reality-Brillen (VR-Brillen). Alle, die neugierig sind, können am Stand von PlayStation mit Hilfe der Brille in einen Sportwagen steigen und in einer BMW-Arena Runden drehen. Stilecht gibt es dazu ein fest montiertes Lenkrad sowie Pedale und einen Fahrersitz. IMTEST hat die Station ausprobiert und hält fest: Die VR-Simulation lässt sich zwar durch den Mangel an Fliehkräften von einem realen Wagen unterscheiden. Trotzdem kneift man bei einem Unfall reflexhaft die Augen zu; auch, weil die VR-Brille den Aufprall durch Vibration simuliert.

Aus alt mach neu: Futuristische Murmelbahnen

Ungefährlicher geht es dagegen bei der Carera-Bahn und bei der Self-Made-Murmelbahn zu. Erstere ist ein klassisches Modell mit Matchboxautos. Viele dürften es so oder so ähnlich noch aus Kindertagen kennen. Die Murmelbahn hat sich dagegen deutlich weiterentwickelt. Was früher ein starres Holzgebilde war, lässt sich heute bei Gravitax aus Türmchen, Schienen und Wendekreisen selbst zusammen stöpseln. Das Ergebnis wirkt futuristisch und funktioniert doch genauso wie das Holzgerüst aus dem Kinderzimmer. Am Ende findet die Murmel ihren Weg.

Ein rotes Auto ist flitzt über eine Carerabahn.
Die Carrera-Bahn ist ein zeitloser Kassiker.
Eine selbst zusammengepuzzelte Murmebahn aus grauen Schienen, grünen Drehkreuzen und weißen Sechsecken ist zu sehen.
Mit Gravitax lassen sich ganze Murmelbahn-Städte bauen.
Eine Carerabahn mit zwei Toren
Die erste Carrera-Bahn wurde 1963 hergestellt.

Fazit

Wer sich für Technik und oder für das große Wort Zukunft interessiert, kann auf der jährlich stattfindenden IFA auch ohne Extra-Programm spannende Tage verbringen. Zwar ist die Messe an sich eher auf Branchentreffen ausgelegt, doch zwischen Metallmann, Modeschauen und Wohnung der Zukunft erhalten private Besucher und Fachleute faszinierende Einblicke, in eine Welt zwischen Tüfteln und Vernetzen, zwischen Hochglanz-Fassaden und echter Zukunftsmusik.

Die IFA feiert 2024 ihr 100jähriges Bestehen und will laut dem neuen Geschäftsführer Leif-Erik Lindner viele Aussteller aus dem Sound-Bereich zurückgewinnen und Hersteller aus dem Photo-Bereich für einen IFA-Auftritt begeistern. Ob das gelingt, wird man im nächsten Jahr sehen, wenn sich die IFA-Tore öffnen, der Sommergarten vielleicht mit einem Konzert von Helene Fischer wiederbelebt wird und die Verantwortlichen mehr Zeit für die Organisation haben als in diesem Jahr….

Ein rundes Gebäude mit dem IFA-Banner, im Hintergrund ist der Funkturm zu sehen.
Samsung hat sich im City Cube eine eigene Area eingerichtet. © IMTEST

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