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Keine Angst vor dem Herzinfarkt! Ein Marathon birgt kein Risiko 

Über einen Zusammenhang, den es nicht gibt.

Marathon-Läufer, die auf die Ziellinie zulaufen.
© Unsplash.com / Capstone Events

Knapp vor einer Woche starb der Schweizer Marathonläufer Adrian Lehmann mit nur 34 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Er wollte noch beim Zürich Marathon Starten, um sich für die Olympischen Sommerspiele 2024 zu qualifizieren, einen Tag vorher erlag er dem Infarkt. Adrian Lehmann war ein wahrer Meister. Er holte den Schweizer Meistertitel über 10KM. Er wurde ebenso Meister seines Landes im Halb- und auch im Marathon. Schon einige Tage vor seinem Tod hatte er den Herzinfarkt erlitten, trotz sofortiger Notversorgung, verstarb er dann doch an den schweren Folgen des Infarkts. Gefühlt hört man von solchen Schicksalen rund um jeden zweiten Marathon. Und so entsteht schnell der Eindruck, dass Menschen durch oder wegen des Marathons ihr Leben lassen müssen. Doch sowohl die Zahlen, als auch die Fachärzte sagen etwas anderes.



Die mediale Wirkung macht’s

Jedem, der gerne einen Marathon laufen will, rufe ich schon jetzt zu: Machen! Einfach machen! Der Marathon selbst ist sicher nicht super gesund für den Körper, aber das Training für diese Distanz ist es in jedem Fall. Einen gesunden Menschen bringt ein Marathon nicht um, da sind sich Wissenschaftler und Experten einig. Die Betonung liegt auf gesund! Durch die schnelle digitale Berichterstattung, durch die Fülle der Themen, bekommt man ganz sicher weitaus mehr mit als früher. Verstirbt heute ein prominenter Mensch, dauert es nur Minuten, bis die Meldung Online zu lesen ist. Blitzartig wird zudem alles in den sozialen Netzwerken geteilt. Der Tod wird ganz anders wahrgenommen, weil er nur einen Klick entfernt ist. Beispiel: Vor einem Jahr starb ein Bekannter bei einem Autounfall, er war kein Prominenter. Da der Unfall spektakulär war, wurde nahezu in allen Medien Online berichtet. Vor einigen Jahren wäre es eventuell eine Meldung in einer Zeitung gewesen, wenn überhaupt. Es drängt sich aber die Frage auf: Sterben denn nun wirklich so wahnsinnig viele Menschen bei einem Marathon-lauf?  

Ein Marathonlauf.
Egal ob in Berlin, München oder Hamburg: Jedes Jahr findet in so gut wie jeder großen deutschen Stadt ein Marathon statt. © Unsplash.com Martins Zemlickis

Einige Zahlen

Ganz nüchtern betrachtet, muss man die Frage klar verneinen. Nur eine von vielen Studien dazu wurde in den Niederlanden erarbeitet. Forscher aus Nijmegen wollten wissen: Wie gefährlich sind Massensportveranstaltungen denn wirklich? Die Ergebnisse sind beeindruckend, die Anzahl der untersuchten Fälle sowieso. Eine unfassbar große Zahl von Menschen nahmen an der Studie teil. Im Zuge einer Kohortenstudie untersuchten die Wissenschaftler Daten von 546.876 Teilnehmern und 211.592 Nichtteilnehmern niederländischer Lauf-, Fahrrad- und Walking-Events zwischen 1995 und 2017. Das Durchschnittsalter lag bei 41 Jahren. 23 Sportler starben während des als relevant erachteten Zeitraums 0–7 Tage nach einem Event durch plötzlichen Herztod und 12 während der Referenzperiode nach 14–21 Tagen. Daraus errechnete sich ein nicht signifikant erhöhtes Risiko für die Sportler. Nun gibt es dazu wirklich viele Untersuchungen, die Zahlen ähneln sich sehr. Die Forschung kann klar belegen: Einen Marathon kann man ohne Bedenken laufen, wenn man sich an die Spielregeln hält!  

Keine Experimente – nur die Wahrheit zählt

Ich habe im Laufe der Jahre mit vielen Kardiologen über das Thema gesprochen, und alle sind sich einig: Wer seinem Körper den Stress des Marathons geben will, muss unbedingt gesund sein. Die, die während eines Wettkampfs sterben, hatten – so sagen es die Ärzte – ziemlich sicher eine Vorerkrankung. Eventuell wussten die Betroffenen gar nichts davon. Denn: Eine Herzmuskelentzündung merkt man nicht zwangsläufig, und genau das macht sie so gefährlich. Es mag vielleicht übertrieben klingen, aber: Egal welchen Wettkampf ich gelaufen bin, nie ohne ein Herz-Echo beim Sportarzt, bzw. Kardiologen. Hierbei schaut sich der Arzt das Herz via Ultraschall genau an. Ebenso wird zur Sicherheit ein Belastungs-EKG gemacht. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten meist, und die ganze Angelegenheit kostet einen ungefähr eine Stunde Zeit. Eine Stunde um sicher zu sein, dass man gesund ist? Dass man völlig befreit in den Wettkampf ziehen kann, ohne sich und die Liebsten in Gefahr zu bringen? Ein wirklich überschaubarer Invest, finde ich.  



Um noch etwas klarer zu werden: In der Abwägung sprechen die Zahlen wieder eine deutliche Sprache: Die Forscher aus den Niederlanden konnten zu 100% nachweisen, dass die langfristigen Gesundheitsvorteile die eine Teilnahme an Wettkämpfen mit sich bringen, etwa das Training, oder das hohe Maß an Bewegung, dass diese Vorteile deutlich überwiegen, als das Risiko, einen plötzlichen Herztod zu erleiden. Viel Freude bei Ihrem nächsten Lauf!